von Janis El-Bira
Berlin, 5. Juni 2020. Wie hauchzart ist doch dieses schwache Ding Theater! Kaum pfeift der Wind an diesem trügerischen Vorsommerabend polarkalt durch den riesigen Innenhof im Berliner Haus der Statistik, kaum ziehen ein paar Spaßvögel "Abstand!" brüllend am Aufführungsort vorbei und fährt der Wachschutz ungerührt im Auto um die offene Bühne – schon ist es mit der Konzentration dahin. Als hätten uns die Monate in den eigenen vier Wänden in hyperalerte Nestschützer verwandelt, wird jede Störung wie ein Eindringen ins Privateste von gereckten Köpfen und sorgenvollen Blicken begleitet. Vielleicht müssen wir erst wieder lernen, was Öffentlichkeit heißt und dass nicht alles, was sich in ihr ereignet, unsere Reaktion verlangt.