Wir können uns nicht ins Bett verkriechen

von Jürgen Holtz

19. November 2014. Die Jury der Sektion Darstellende Kunst der Akademie der Künste hat mir den Konrad-Wolf-Preis 2014 zuerkannt. Eigentlich hatte ich vor, einfach Danke zu sagen, aber ich habe mich anders entschieden.

Der Konrad-Wolf-Preis, 1986 in der DDR gestiftet, ist ein politischer Preis, schon deshalb, weil seine Anfangsprämisse mit heutigen Realitäten, Wünschen und Kämpfen nicht oder nur teilweise übereinstimmen kann. Auch aus diesem Grund ist meine Rede, wie auch aus Dankbarkeit gegenüber Konrad Wolf, so politisch wie nötig.

Der Mut des Aufbruchs

Als ich die Nachricht erhielt, dass der Preis in diesem Jahr an mich geht, war ich zuerst betäubt. Ich tauchte in alte Zeiten zurück. Nach der Erstaufführung von Heiner Müllers "Auftrag" 1980 sollte ich den Hans-Otto-Preis bekommen. Ich bekam ihn erst ein Jahr später, weil ich mit Heiner Müller Herrn Pleitgen, damals Korrespondent des WDR in der DDR, ein Interview gegeben hatte. Der damalige Präsident des Theaterverbandes Prof. Wolfgang Heinz überreichte mir den Preis dann mit böser Miene, so als kennten wir uns nicht; und gab mir auch nicht die Hand.

1957, nach zwei Anfängerjahren in Erfurt, in denen ich den Glauben an mein Talent und meine "theatralische Sendung" fast verlor, lud mich Konrad Wolf zu Probeaufnahmen für seinen "Sonnensucher"-Film in die Babelsberger Studios ein. Er ließ mich spielen und ermunterte mich auf eine so leise und freundliche Weise, dass ich meinen Glauben an Talent und "Sendung" zurückgewann. Er nahm mich dann doch nicht. Aber das spielte für mein zurückgewonnenes Selbstvertrauen, mit dem ich dann an anderen Bühnen vorsprach, keine Rolle. Ich gewann den Mut des Aufbruchs durch ihn zurück! Heute bekomme ich den nach ihm benannten Preis und ehre den Mann zugleich, der mir meine Hoffnung zurück gegeben hat.holtz matthes wachowiak konrad wolf preis 2014 560 marcus lieberenz xJürgen Holtz bei der Verleihung des Konrad-Wolf-Preises 2014 in der Akademie der Künste. , begleitet von Jutta Wachowiak und Ulrich Matthes, zwei der Preisjuroren.
© Marcus Lieberenz/bildbuehne.de

Und nichts von dem, was wir sagen, meinen oder tun, verschwindet

Vor wenig Tagen feierten wir den 25sten Jahrestag des Mauerfalls. Ich tauchte wieder in die Erinnerung hinunter und nahm im Galopp die Jahre des Anfangs 1945, die Zeiten meiner Hoffnung und Rückschläge, der Verbote und der schließlichen Aussichtslosigkeit, meine letzte Ausreise über die Bornholmer Straße in den öden Wedding, den tränenreichen Abend des unerwarteten Mauerfalls, das Treffen mit meiner Tochter am Brandenburger Tor am nächsten Tag, die Jahre des Streits um die zu oft beschworene Wiedervereinigung. Und ich feierte den Jahrestag nicht. Ich weinte wieder, wie vor 25 Jahren. Und ich konnte nicht feiern, was wir doch so herrlich weit gebracht hatten. Meine Freude darüber, dass wir wieder zu allen Völkern gehören, ist so untrennbar mit meiner Erinnerung verbunden, dass ich nichts von beidem schwärzen kann. Und das Leben geht weiter und ich habe mich ihm zu stellen, solange ich lebe. Und nichts von dem, was wir sagen, meinen oder tun, verschwindet, sondern wir geben es weiter! Für die, die jetzt in der zweiten und dritten Generation nach mir kommen, ist alles was in mir tief eingeschnitten ist, Geschichte, Blech oder gar nichts, Abfall, Spam. Wenn ich frage, was zu tun ist, fällt mir nur ein, dass ich mich nicht loskaufe, dass ich Verantwortung übernehme. Das sind die Gründe, warum ich mich über den Konrad-Wolf-Preis freue, warum ich ihn gern entgegen nehme, und warum ich mich an Sie wende.

Ich hätte mehr für Kunst tun wollen, als ich habe tun können

Ich habe in den letzten Jahren viel von Politik, Kriegen, Zerstörungen, Ignoranz, Dummheit, Lügen, Unverständnis und Versagen gehört, gesehen und gelesen. Es war mir nicht möglich, das was ich las, sah und hörte, auf einen Nenner, – von Verstehbarkeit oder Übereinstimmung – zu bringen. Vertrauen in die Welt und ihre Regierungen haben sie mir nicht gebracht, sondern sehr prinzipielles Unverständnis.

Die Kultur, ihre Einrichtungen und Aktivitäten leiden unter mangelnder Sicherheit, äußerer und innerer. Kunstaktivitäten und Kunstqualität leiden unter vielen Beeinträchtigungen. Die wichtigsten sind Mangel an Zeit und Mangel an Geld. Die sind austauschbar und sind dasselbe. Sensationen sind z.Z. – und schon eine Weile – dafür gefragt und hoch in Mode. Ich hätte als Theatertier, das ich bin, mehr für meine Kunst tun wollen, als ich habe tun können. Umstände verhinderten dies in zwei Theater-Zeiten und -Orten meines Lebens.

In meiner ersten Theaterzeit, am Theaterort DDR, in deren ästhetische und ethische Auffassungen ich hineingewachsen bin und hinein verwickelt wurde, kämpften zwei Grundpositionen gegeneinander, die Brecht'sche, die, als Fortsetzung deutscher Theatergeschichte seit Lessing, die Politisierung der Kunst gegen die Ästhetisierung der Politik setzte, die die Nazizeit und den sowjetischen Kulturimport kennzeichneten. Aber die Schule Brechts hat, obwohl sie die schönsten Kunsterfolge an ihre Fahne heftete, von den Kulturbehörden der DDR geschmäht und unterdrückt, den Kampf verloren. Und ich habe, nach achtundzwanzig Jahren Untersagungen und Verboten, die Aussichtslosigkeit des Unterfangens einsehend, diese Gegend verlassen (1983, im Juni), enttäuscht, und unter Zurücklassung von sechsunddreissig Jahren Hoffnung.

Seit meiner Ankunft in der Bundesrepublik 1983, litt ich dann einige Jahre nicht mehr an dieser politischen Krankheit, die meine Begabung so lange beeinträchtigt hatte. Es waren Jahre mit überwiegend glücklichen Erfahrungen, zuerst mit Schleef, dann mit Eschberg als Ermöglicher.

Aufblähung der Medien-, Kommunikations- und Finanzindustrie

Seit ein paar Jahren ist die Europäische Union in die Krise gekommen. Die gigantische Aufblähung der Medien-, Kommunikations- und Finanzindustrie und unsere Verstrickung in ihre Belanglosigkeiten wurden sehr vielen von uns bewusst. Etwa zugleich oder schon früher entstand Unglaube an die Künste, Unglaube an die Schönheit und an den gemeinschafts- und gesellschaftsstiftenden Sinn der Kunst.

Museen, Orchester, Schauspiel, Ballett und musikalische Theater sind unter dem Hinweis auf Krisen und Knappheit inzwischen so geschmälert worden, dass sie auf Kante genäht arbeiten. Sie nehmen dies mit Geduld, Scham und Furcht auf sich, Schließungen, Personalabbau, Kostendämpfung.

Das ist das äußere Bild. Es wird gerade darum beschworen. Es wird so oft und heftig beschworen, dass die bohrenden Tatsachen schließlich zu den unumstößlichen Wahrheiten werden. Ich werde immer wieder gefragt, ob ich nicht wüsste, dass es doch überall genauso sei! Wir hielten uns wohl für Ausnahmen? Gespart würde überall! Zu diesen Feststellungen wird wissend in sich hinein gelacht.

Tatsachen herbeten heißt, mit ihnen einverstanden sein

Es ist alles wahr, was gesagt wird. Und ich weiß das wie alle! Aber nur die Tatsachen herbeten, heißt mit ihnen einverstanden sein, heißt sie für unabänderlich halten. Heißt dann, mit deren Apologeten einverstanden sein, die uns die Unabänderlichkeit der Tatsachen einreden. Das heißt die Schippe in die Ecke werfen und schlafen gehen. Was für ein Trost, wenn es den anderen auch so schlecht geht wie uns! Wenn es den Museen, den Universitäten, der Bahn so schlecht geht, wenn es beim Flughafen oder bei der Polizei, der BVG oder dem Ordnungsamt auch nicht besser ist! Die Wahrheit dieser Einreden ist, dass wir uns nach der Decke strecken sollen. Nach der Decke strecken wir uns seit Anfang der neunziger Jahre! Da wurden die Theater in West-Berlin stillgelegt (fast alle) und es war die Idee eines Kultursenators, alle Theater Berlins bis auf das Deutsche Theater und die Staatsoper zu schließen! Und die sollte der Bund bezahlen!

Tatsächlich arbeiten inzwischen die Museen unterhalb der Möglichkeit ihrer Reproduktion. Tatsächlich arbeiten Ballett- und Schauspielensembles unterhalb der Möglichkeit ihrer Reproduktion. Tatsächlich arbeiten Opernhäuser unterhalb der Möglichkeit ihrer Reproduktion. Alle zusammen unter Bedingungen ihres Verschleißes! Wenn nichts geändert wird. Es wird nichts geändert! Und die Gemeinden schreien, sie sind ruiniert! Sind wir unverschämt, wenn wir um Geld betteln und hören, dass allen, dem Staat und dem Land Berlin und der Eurozone schon die Zunge zum Hals heraus hängt? Wer lügt? Wer hat das Geld versteckt, verjuxt, verschenkt? Ich denke, wir wissen es, so ungefähr.

Die Parlamente und der Staat müssen ihre Ideologie der Versorgung aufgeben

Ich will es deutlich sagen: Wenn von staatlicher Seite, auf der Ebene der Europäschen Union, der EZB, des Euro-Clubs, der Bundesrepublik oder der Länder von Sparen, Einsparen, Sparzwang, Finanzdisziplin die Rede ist, wird noch niemand den Sozialstaat anzutasten wagen, wohl aber die Kulturetats, ob die Filmförderung oder Museen, Theater, Ausstellungen.

Das sind nicht nur ministerielle, sondern Entscheidungen der Parlamente. Und wenn dann der Sozialstaat noch geschützt wird, die Kulturetats nicht mehr, sondern für den Erhalt des Sozialstaates gekürzt werden, ist das keine rechnerische Entscheidung. Sie bedenkt auch nicht, dass der Kulturetat ursächlich zum Sozialstaat gehört. Weil in Wirklichkeit die Allgemeinheit betroffen ist, wenn die Kultur verarmt und genötigt ist, auf Verschleiß zu arbeiten. Oder gehört der Sozialstaat nicht zur Allgemeinheit? Oder die Allgemeinheit nicht zum Sozialstaat? Oder beide nicht zur Kultur?

Die Parlamente und der Staat müssen ihre Ideologie der Versorgung aufgeben. Dann sehen und verstehen sie, dass Kultur und Soziales zwei Seiten derselben Medaille sind, die Allgemeinheit heißt. Sie ist die Waage: Die Allgemeinheit verarmt, wenn die Kultur verarmt, und/oder der Quotenpornografie verfällt!

Privatisierungen sind gewinnträchtig und öden das Leben der Allgemeinheit aus!

Die heute mit der Notwendigkeit drohen, die Privatisierung von allem, was Kultur und Kulturauftrag heißt, voran zu treiben, sagen nicht die Wahrheit über den Erfolg ihrer anderen Privatisierungen! Es war keine Erfolgsgeschichte, als man die staatlichen Dienste Post und Bahn aus der Verantwortung des Staates ausgegliedert und privatisiert hat, die Energie- und Wasserversorgung, die Abwasser- und Müllentsorgung, die Sauberhaltung der Stadt. Von der sukzessiven Privatisierung der Gefängnisse, gewisser Dienste der öffentlichen Sicherheit, der privaten Dienste für das Militär und die Geheimdienste will ich nicht reden. Sie sind Erfolgsgeschichten. Man hatte die Gewinne privatisiert und die Lasten den Kommunen aufgehalst! Das ist ruchbar geworden!

Seit der Wende sind es nun die Kunst- und Kulturinstitutionen auch, die der Staat veräußern will, um den Sozialstaat zu retten! Ich frage mich, welchen? Kultur und Kunst haben nach dem Zusammenbruch der Länder des Real Existierenden Sozialismus und dem Ende des Kalten Krieges plötzlich ausgedient und das öffentliche Interesse verloren? Es handelt sich um die Aktivitäten derer, die ein Interesse an Ausverkauf, Privatisierung und Plünderung öffentlichen Gutes haben, um das Interesse von Kriegsgewinnlern! Das sind Landesparlamente und Regierungen, Private, Experten und Kulturideologen, die in der Privatisierung öffentlichen Gutes und des öffentlichen Raums eine, nämlich ihre Zukunft sehen. Und es ist ihnen, sollten unsere Delegierten wieder zur Besinnung kommen und verstehen, was Gemeingut ist, schwer wieder abzunehmen! Die Privatisierungen sind gewinnträchtig und öden das Leben der Allgemeinheit aus!

Das Theater hat sich in Publikums-ignoranten Experimenten ein wenig festgefressen

Wir verhalten uns wie die Schildbürger, die – allzu oft um ihren weisen Rat gefragt, während zuhause Arbeit, Gut und Familien verkamen – beschlossen, sich dumm zu stellen. Das taten sie. Und da sie klug waren, taten sie es mit Erfolg. Und als sie sich lange genug dumm gestellt hatten, wurden sie es schließlich.

Die Regierung von Nordrhein-Westfalen hat Museums-Eigentum für 150 Millionen Dollar veräußert, um ihre maroden Spielbanken zu retten, ihre staatlichen Einnahme-Quellen. Der neue Staatssekretär beim Regierenden Bürgermeister Berlins hat den Vorschlag unterbreitet, Premieren in Handys zu platzieren, wo schon die gelegentliche TV-Verwertung der Theateraufführungen eine höchst problematische Angelegenheit sind. Sie taugen nicht für die Dokumentation, sondern sind ein magerer Abglanz dessen, was Theater ist und kann. Allzuviele Theateraufführungen sind unbefriedigend. Es gibt Leute, die behaupten das Theater sei tot. Andere sagen, das dramatische Theater sei tot. Das epische Theater hat sich in all seinen Varianten nach Brecht und Müller nicht wirklich entwickelt. Events bringen dem Fortgang oder der Erneuerung der Theaterkunst, dramatisch oder episch, wohl nichts. Sie meinen sich selbst. Das Theater hat sich, sichtbar in seinen, vor allem Publikums-ignoranten Experimenten, ein wenig festgefressen. Theater und Publikum, und die Kritik, wissen nicht recht, was sie von einander wollen.

Unser Leben ist dem Irrationalismus der Zweckpolitik unterworfen

Um meine Rede abzukürzen: Nach der Niederlage des Sowjetblocks, dem Mauerfall, dem Ende des Kalten Krieges, begann die westliche, insbesondere die deutsche als ehemalige Frontkultur zu schwächeln. Ihre Abwehrkräfte ließen nach; es wurde ihr schwer, sich gegen ihren Ausverkauf zur Wehr zu setzen. Unser Leben ist dem Irrationalismus der Zweckpolitik unterworfen, die uns einer neuen Art von Sklavenhaltertum unterwirft, das unser Leben, unsere Sprache, unsere Produktivität dem Macht-Poker von verrückt gewordenen Parasiten unterwirft.

Wir können uns nicht ins Bett verkriechen und feige sein. Sind die Menschen mehr als Endverbraucher, die produzieren um zu konsumieren? Das ist als ein ganzes Menschenleben zu wenig! Und von Leuten erdacht, die außer von ihrem Fetisch Geld nichts verstehen. Und es gibt viele davon!

Unser jetziges Theater in Deutschland hat sich bei seiner Entstehung, vor hundertdreißig Jahren, in bestimmter Einseitigkeit entwickelt. Das hat große Erfolge und die eigensinnigsten Talente hervor gebracht. Es war das Theater sozialer Problematiken, sozialpolitischen Engagements und des Theater-Abonnements. Es hat sich in diese Einseitigkeit dann auch verwickelt. Sie zerstört seine Glaubwürdigkeit, weil es seine Kunst zerstört. Versuche, mit Performances und Events die eigene Glaubwürdigkeit zu retten, sind oft dilettantisch oder der Armut der Theater geschuldet.

Das Theater ist es wert, neu entdeckt zu werden

Aber das Theater ist nicht tot. Es könnte sein, dass eines Tages Dramaturgien so wie jetzt nicht mehr nötig sind, dass Regie, wie sie jetzt praktiziert wird, nicht mehr gebraucht wird. Das Theater, der Ort der magischen Verlebendigung der Toten und der Worte, ist es wert, neu entdeckt zu werden, neu verstanden und neu strukturiert zu werden. Es entsteht und wird unsere Fehler nicht wiederholen, sondern seine eigenen Fehler machen.

Wir sind taub und gleichgültig gegen die tägliche Sturzflut der Bilder von Raub, Gewalt, Lüge, Betrug, Blut und Mord. Wir sind taub, gleichgültig, immun gegen den Diebstahl unserer Lebenszeit und Wert unseres Lebens , immun gegen schlechte Verwaltung, Privatisierungen öffentlichen Eigentums, öffentlicher Mittel und öffentlichen Raums. Wir stellen uns taub gegen diese Plagen, verhalten uns gleichgültig gegen die uns aufgedrungene Wegwerf-Kultur, deren letztes Abfall-Produkt wir selbst wären. Eigentlich wissen wir, dass das Leben, das wir leben, seinen eigenen, nicht vorhersehbaren, nicht schicksalhaft vorgegebenen und nicht planbaren Weg geht.


Jürgen Holtz hielt diese Rede bei seiner Entgegennahme des Konrad-Wolf-Preises 2014 in der Berliner Akademie der Künste. Die Rede ist auf der Website der Akademie als Ton- und Schriftdokument veröffentlicht und wird hier mit freundlicher Genehmigung des Autors und der AdK wiedergegeben.


Der Schauspieler Jürgen Holtz, geboren 1932 in Berlin, studierte in Weimar und  Leipzig. Nach ersten Engagements in Erfurt, Brandenburg/Havel und Greifswald kam er 1964 an die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, wechselte 1966 ans Deutsche Theater und 1974 ans Berliner Ensemble. Im Berliner Ensemble spielte Jürgen Holtz unter anderem in Einar Schleefs und B.K. Tragelehns Inszenierung von Strindbergs "Fräulein Julie" (1975), die nach zehn Vorstellungen verboten wurde. 1977 kehrte er an die Volksbühne zurück. Nach Gastspielen in Hamburg und Bochum verließ er 1983 die DDR. Es folgten Engagements an den Münchner Kammerspielen, am Schauspiel Frankfurt, am Deutschen Theater Berlin, am Nationaltheater Mannheim und am Berliner Ensemble.
Daneben war Jürgen Holtz auch regelmäßig in Film und Fernsehen zu sehen, etwa in "Berlin - Ecke Schönhauser" (1957), "Das zweite Leben des Friedrich Wilhelm Platow" (1973), "Rosa Luxemburg" (1986) oder "Good Bye, Lenin" (2003). Ab 1993 prägte er die Fernsehfigur Motzki. Jürgen Holtz erhielt unter anderem 1993 den Gertrud-Eysoldt-Ring, 2004 den Hessischen Kulturpreis und 2013 den Theaterpreis Berlin.

 

Mehr zum Konrad-Wolf-Preis: Benannt nach dem Filmregisseur und langjährigen Präsidenten der Akademie der Künste der DDR, wird der Konrad-Wolf-Preis jährlich für herausragende künstlerische Leistungen auf den Gebieten der Darstellenden Kunst oder der Film- und Medienkunst vergeben. Preisträger waren zuletzt Simon McBurney (2008), Avi Mograbi (2009), Alvis Hermanis (2010), Béla Tarr (2011), Meg Stuart (2012) und die Fotoagentur Ostkreuz (2013).

 

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