Die Verhältnisse, sie sind nicht so

5. Dezember 2014. Der Mülheimer Ringlokschuppen, eine der wichtigsten Spiel- und Produktionsstätten für freies Theater im Ruhrgebiet, steht vor der Insolvenz. Im laufenden Jahr hat sich nach Angaben des Hauses eine Liquiditätslücke von rund 400.000 Euro aufgetan, die bis zum Jahresende geschlossen werden müsse. Andernfalls drohe das Aus. Der bisherige kaufmännische Geschäftsführer Peter Krause und der Künstlerische Leiter Holger Bergmann sind bereits zurückgetreten.

Wie die Westdeutsche Allgemeine Zeitung auf ihrer Website berichtet, ist die Deckungslücke dem Beirat des Ringlokschuppens (dem Politiker der Fraktionen des Stadtparlaments angehören) erst mit einiger Verspätung mitgeteilt worden. Jetzt läuft die Zeit davon. Als neuer kommissarischer Leiter verhandele der Dramaturg Matthias Frense (seit 2006 am Ringlokschuppen) aktuell mit Geldgebern aus Stadt und Land.

8 von 18 Mitarbeitern müssen gehen

Die Kostenstruktur des 1995 als Verein gegründeten Ringlokschuppens sei von Anfang an prekär gewesen, erläutert das Haus in einer Pressemitteilung. "Die Aufwendungen für Gebäudemiete, Unterhalt und festes Personal übersteigen seit langem den Betriebskostenzuschuss, den die Stadt mit jährlich 555.000 Euro leistet, und mussten entsprechend immer durch Projektmittel ausgeglichen werden." Durch Drittmittelanwerbung von Stiftungen, dem Land NRW, dem Bund und der EU sei der Etat auf bis zu 1,5 Mio. Euro jährlich aufgestockt worden. "Allerdings wurde auch in den Jahren des Mülheimer Stadtjubiläums (2008) und der Kulturhauptstadt Ruhr.2010 Personal aufgebaut, das in keinem auskömmlichen Verhältnis mehr zur institutionellen Förderung steht." Aus dieser Entwicklung resultiere das Defizit.

Im Konsolidierungsplan von Matthias Frense ist vorgesehen, dass die Fixkosten von Personal und Miete zukünftig "durch den städtischen Zuschuss gedeckt werden und nur noch punktuell und in Projektmitteln abgerechnet werden", heißt es seitens des Ringlokschuppens. "Dies bedeutet, dass der Ringlokschuppen sein festes Personal von 18 auf 10 Mitarbeiter/innen reduzieren muss."

(derwesten.de / Ringlokschuppen Mülheim / chr)

In Zusammenarbeit mit dem Ringlokschuppen schuf René Pollesch seine Ruhrtrilogie: Teil 1: Tal der fliegenden Messer (2008), Teil 2: Cinecittà aperta (2009), Teil 3: Der perfekte Tag (2010).

Zuletzt besprach nachtkritik.de die Koproduktion des Ringlokschuppens mit dem Theater Oberhausen: die 54. Stadt.

mehr meldungen

Kommentare  
Ringlokschuppen Mülheim vor dem Aus: Aufruf
Liebe Netzgemeinde,

auf der Seite des Ringlokschuppen Ruhr gibt es eine Erklärung zur Lage mit Aufruf zur Solidaritätsbekundung.

Bitte unterstützt das Team des Ringlokschuppen, damit dieser fantastische Produktionsort für Kunst nicht in eine Partylocation oder Firmenweihnachtsfeierbude umgewandelt wird!

http://www.ringlokschuppen.de/ringlokschuppen/das-haus/zur-aktuellen-lage/
Ringlokschuppen Mülheim vor dem Aus: Verlust wäre verheerend
Um den Appell von Jörg Albrecht zu bekräftigen: Es gibt nur äußerst wenige Freie Produktionshäuser in NRW vom Format des Ringlokschuppen Ruhr. Der Verlust wäre verheerend, für die Theaterlandschaft der Region, aber auch als regionaler Knotenpunkt für bundesweite und internationale Kooperationen, die der Ringlokschuppen mit vielen Künstler*innen und Gruppen seit vielen Jahren unterhält. Daher schickt bitte Eure Soli-Bekundungen direkt an den Ringlokschuppen, um positive Stimmen in der Diskussion um die Existenz dieses wichtigen Ortes gesammelt präsentieren zu können! SOLIDARITÄT JETZT, RINGLOKSCHUPPEN RUHR MUSS BLEIBEN!
Ringlokschuppen Mülheim vor dem Aus: Frage ans Controlling
Solidarität gerne. Weiterleiten gerne.
Nur bitte: Auch mal aufklären wie ein Defizit von 400.000 zu stande kommt. Der Schaden entsteht nicht bloss für die 8 Mitarbeiter die gehen müssen, sondern auch für die gesamte Szene selbst. Das Vorurteil, daß man "Künstlern besser kein Geld geben sollte" wird verstärkt. Plötzlich stellten wir fest, daß wir ein Loch von 400.000 in der Kasse haben? Dass erklärt sich nicht bloß aus struktureller Unterfinanzierung. Bei solchen intransparenten Erklärungen wird das Verursacherprinzip pauschal den Zuwendern zugeschoben. Das Defizit verursacht haben sie wenn überhaupt indirekt. Insofern sind die Zuwender auch falsche Adressaten für den Protest. klar sollte man den Ringlokschuppen retten, vor allem vor einer Geschäftsführung, die ihn sehenden Auges zugrunde gerichtet hat. Gibt's da kein controling in Mülheim? Mal in Berlin nachfragen und dass CIK-System der Kulturverwaltung installieren. Das mag nerven - aber wenigstens weiss man alle drei Monate bei der Abgabe, ob man Schulden hat.
Ringlokschuppen Mülheim vor dem Aus: wäre schwerer Schlag
Es gibt in Deutschland und letztlich in Europa nur wenige Häuser, die wirklich relevant und unverzichtbar für die freie Theaterszene sind. Der Ringlokschuppen Ruhr ist in den letzten Jahren dank Holger Bergmann, Matthias Frense und eines großartigen Teams zu so einem Ort geworden. Das Engagement des Ringlokschuppens und das anspruchsvolle Programm mit seiner großen Qualität strahlen weit über Mülheim/Ruhr aus. Für zahlreiche freie Theatergruppen ist das Haus ein verlässlicher Koproduzent und Wegbegleiter.
Auch für das Impulse Theater Festival ist der Ringlokschuppen nicht einfach nur eine sehr schöne Spielstätte, sondern ein sehr enger künstlerischer und inhaltlicher Partner.
Wir bitten alle Verantwortlichen und Beteiligten nachdrücklich, alles zu tun, um den Ringlokschuppen Ruhr in dieser sehr schwierigen Situation zu unterstützen: Dieses Theater, sein Programm und seine künstlerische Ausrichtung sind nicht ersetzbar. Ihr Ende wäre nicht nur für Mülheim und Nordrhein-Westfalen, sondern für die freie Theaterszene in ganz Europa ein schwerer Schlag.
Ringlokschuppen Mülheim vor dem Aus: Online-Petition
Es gibt jetzt auch eine online Petition, um den Ringlokschuppen zu unterstützen. Bei den negativen Reaktionen der Politiker ist das eine sehr wichtige Aktion. Lassen wir den Ringlokschuppen nicht hängen: https://www.change.org/p/rettet-den-ringlokschuppen-jetzt
Ringlokschuppen Mülheim vor dem Aus: Solidarität
Kann 1,2,4 und 5 nur unterstreichen!! SOLIDARITÄT JETZT, RINGLOKSCHUPPEN RUHR MUSS BLEIBEN!
Ringlokschuppen Mülheim vor dem Aus: Aber
Retten? - schön und gut..aber!
Wie kann man als Geschäftsführer und der künstlerische Leiter eine so hohe Nachforderung verursachen?
(...) Wieso erfährt man sowas als Mitarbeiter zuerst aus der Zeitung?
(...)
Schade um die Leute, die sich Tag ein Tag aus für diesen Verein den Arsch aufgerissen haben!
Das ist wirklich zu bedauern! (...)

(Werter Gast!
wir möchten hier keine unüberprüfbaren Tatsachenbehauptungen veröffentlichen, deswegen haben wir Teile Ihres Kommentars eingekürzt, auch jene, die zur persönlichen Beleidigung tendierten.
MfG, Anne Peter / Redaktion)
Kommentar schreiben