Nur noch Provinz

21. Januar 2014. Im Tagesspiegel fasst Frederik Hansen die desolate Lage der Theaterlandschaft Mecklenburg-Vorpommerns zusammen, falls die Fusionspläne der Landesregierung umgesetzt werden. Sein Beispiel ist das ehemalige Residenzstädchen Neutrelitz, 22.000 Einwohner, das noch ein Vier-Sparten-Haus besitzt: "In Neustrelitz bliebe – fast nichts. Außer den zentralen Werkstätten und 25 Stellen für 'musikalisches Schauspiel', was auch immer die Münchner Unternehmensberatung darunter versteht, von der sich die Landesregierung ihr Konzeptpapier hat entwickeln lassen." 

Wie das mit dem Reisen gehen solle, kann sich Hansen nicht vorstellen. Sein Plädoyer für das Stadttheater alter Schule: "Damit das Prinzip Stadttheater funktioniert, müssen die Künstler vor Ort präsent sein. Damit ihnen die Zuschauer auch mal zufällig auf der Straße begegnen können oder beim Bäcker. Nur dann nämlich werden die Abonnenten sie wirklich als 'ihre' Sänger und Schauspieler anerkennen, deren Entwicklung sie über die Spielzeiten hinweg mitverfolgen wollen. Mit einer Wanderzirkustruppe wird es kaum gelingen, die Leute weg vom Fernseher hin zur Livekultur zu locken."

Natürlich zögen die Bühnen weniger Touristen an als die Schlösser, "weil sie ihre Premieren ja vor allem für die Menschen vor Ort produzieren". Aber sie trügen zur Lebensqualität der Städte bei. "Ohne die Theater wären die meisten von ihnen nur noch Provinz."

(geka)

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