Bald nur noch für Oberschicht?

31. Jänner 2015. In Österreich gibt es Streit wegen einer möglichen Steuererhöhung für Eintrittskarten, das meldet unter anderen der Westdeutsche Rundfunk (30.1.2015).

Theater und andere Kultureinrichtungen, so der WDR, wehrten sich gegen Überlegungen der österreichischen Regierung, die Mehrwertsteuer auf Eintrittskarten von 10 auf 20 Prozent zu erhöhen. Die Intendantin des Grazer Schauspielhauses und designierte Leiterin des Wiener Volkstheaters, Anna Badora, sagte, wenn die Ticketpreise erhöht würden, könne sich nur noch die Mittel- und Oberschicht den Besuch von Theatern, Museen und Konzerten leisten. In Deutschland gilt für Kulturtickets der ermäßigte Steuersatz.

Grazer Kultur gegen die Ticketsteuer

Die Intendant*innen der Grazer Kulturorganisationen, darunter auch Veronica Kaup-Hasler (steirischer herbst), Mathis Huber (Intendant Styriarte), Peter Pakesch (Intendant Universalmuseum Joanneum), sprachen von einem "barbarischen Signal mit unabsehbaren Folgen für das Gemeinwesen". Die "horizonterweiternde Auseinandersetzung mit Kulturangeboten" werde dadurch weiter von der Lebenswelt vieler Menschen wegrückt, ein Zeichen dafür, "dass Kultur in der Meinung der österreichischen Bundesregierung nicht zu den lebenswichtigen Gütern" zähle. Die Grazer Amtsträger*innen riefen zur Beteiligung an der Online-Petition Nein zur Ticketsteuer auf.

Wiener Kultur gegen die Steuererhöhung

Die im Wiener Bühnenverein zusammengeschlossenen Direktoren und Intendanten wichtiger Konzert- und Bühnenhäuser in ganz Österreich hatten im Dezember in einem Schreiben vor einer Erhöhung der Steuern gewarnt, schreibt das österreichische Nachrichtenmagazin Format auf seiner Website format.at (15.12.2014). Der "fiskalische Nutzen einer derartigen Maßnahme" stehe in keinem Verhältnis zum "kulturpolitischen Schaden, der damit angerichtet würde". es sei die Aufgabe der geförderten Kultureinrichtungen, Kultur einem "möglichst breiten Publikum" zugänglich zu machen. Durch eine Erhöhung der Steuern auf Eintrittskarten sei diese Aufgabe gefährdet. Und schlimmer: Da die Veranstaltungshäuser sich bereits an der Grenze ihrer finanziellen Möglichkeiten befänden, seien sie durch die geplante Steuererhöhung selbst in ihrer Existenz gefährdet.

Müssten die Theater die Kosten selbst übernehmen, so wären die Folgen: weitere Reduzierung der künstlerischen Budgets und damit des Angebots und der Qualität. Würden die Mehrkosten auf die Besucher umgelegt, seien Besucherrückgänge und "vor allem den Ausschluss einkommensschwächerer Gruppen" vom Kulturangebot zu befürchten.

(WDR / format.at / jnm)

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