Friedrich-Luft-Preis für Thorsten Lensings "Karamasow"
Überraschende Inszenierung
2. April 2015. Thorsten Lensings Inszenierung von Dostojewskis Karamasow erhält als "Beste Berliner und Potsdamer Aufführung des Jahres 2014" den Friedrich-Luft-Preis der Berliner Morgenpost.
Die Jury überzeugte "die großartige Leistung des Ensembles und die Inszenierung, die immer wieder zu überraschen weiß. Sie atmet den Geist von Tschechow und Beckett und macht den Raum frei für das Wichtigste im Theater: die Schauspieler".
Wiederaufnahme im Juli
Zur Jury des Friedrich-Luft-Preises der Berliner Morgenpost gehören die stellvertretende "Aspekte"-Redaktionsleiterin Luzia Braun, der Gründungsintendant des Deutschlandradio Ernst Elitz, die Autorin Lucy Fricke, der Intendant der Berliner Staatsoper Jürgen Flimm, die Schauspielerinnen Martina Gedeck und Claudia Wiedemer sowie der Morgenpost-Kulturchef Matthias Wulff.
Die Berliner Morgenpost verleiht den Preis seit 1992 in Gedenken an ihren 1990 gestorbenen Theaterkritiker Friedrich Luft. Der Preis ist mit 7500 Euro dotiert. Thorsten Lensing wird den Preis am 4. Juli im Anschluss an die Aufführung in den Berliner Sophiensaelen entgegen nehmen. Preisträger der letzten Jahre waren Falk Richter für For the Disconnected Child und Antú Romero Nunes für Die Räuber.
(www.morgenpost.de / sik)
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Lensing, Team und Ensemble und Haus haben den langen Atem, ihre Arbeit über die Jahre fortzuführen. Das ist selten geworden und umso schöner, dass damit Zeit zum Reifen bleibt. Danke.
Die Leitung des Hauses zögerte den Beginn der Sommerpause um zwei Tage hinaus und reagierte auf die Hitzewelle mit Wasserflaschen, die für das Publikum am Eingang bereit standen. Als die Schneemaschine angeworfen wurde, André Jung seinen Kopf hineinsteckte und seine Kollegen befürchteten, dass sie trotz Wollpullover in der russischen Kälte erfrieren könnten, gluckste das Publikum vergnügt. Die Situationskomik wurde vom Publikum dankbar aufgenommen, das ansonsten damit beschäftigt war, sich etwas Luft zuzufächeln.
Vor allem die prominenten Namen sorgten wohl für ein volles Haus. Wann sieht man schon mal Ursina Lardi, Devid Striesow, Ernst Stötzner und Sebastian Blomberg gemeinsam auf der Bühne? Sie wagten sich an den Versuch, eine komprimierte Fassung des Dostojewski-Wälzers "Brüder Karamasow", die Regisseur Lensing gemeinsam mit dem Theaterkritiker Dirk Pilz verfasst hat, auf die fast leere Bühne zu bringen. Außer der schon erwähnten Schneemaschine gab es nur einige Tische und Stühle, den Rollstuhl, in dem Ursina Lardi über weite Strecken des Abends saß, und ein Krankenlager, das zum Totenbett wurde: fertig ist das Bühnenbild.
Die kurzen Szenen und längeren Monologe sind zugegebenermaßen virtuos. Vor allem André Jung als Hund liefert einige Kabinettstückchen. Und es war auch ein interessanter Kunstgriff, die Figuren gegen den Strich besetzen: Mme. Chochlakowa wird von Ernst Stötzner in Bluse und Rock gespielt, David Striesow gibt einen 19jährigen, den Mönch Aljoscha, und Ursina Lardi darf als 14jährige Lisa fröhlich pubertieren.
Aber über die von einer kurzen Pause unterbrochenen vier Stunden trägt dieses Konzept nicht recht. Wie Armgaard Seegers im "Hamburger Abendblatt" nach dem Gastspiel auf Kampnagel feststellte: “Das ist teilweise unterhaltsam, teilweise aber auch monologisch zerdehnt. Vier Stunden Theater auf einer Bühne mit kupferfarbenem Paravent, an deren Rand Holztische stehen und bei dem ab und an eine Glocke geklingelt wird, können sehr lang werden. Dagegen hilft nur stellenweise das großartige Spiel der Schauspieler.”
http://kulturblog.e-politik.de/archives/25469-karamasow-in-den-sophiensaelen-situationskomik-mit-schneemaschine-in-der-hitze-und-virtuose-kabinettstueckchen-aber-reicht-das-fuer-4-stunden.html