Offener Brief zur Krise der Mehrspartenhäuser und des Theaters Plauen-Zwickau
Zur Wahrung des repräsentativen Charakters
Plauen-Zwickau, 22. April 2015. In einem Offenen Brief an die Staatsministerin für Kultur und Medien Monika Grütters sowie Kommunal- und Landespolitiker Sachsens zeigt sich der Generalintendant des Theaters Plauen-Zwickau Roland May besorgt über den schleichenden Abbau von Mehrspartentheatern im Osten Deutschlands, namentlich in Rostock, Dessau und nun auch in Plauen-Zwickau.
Mit der von den kommunalen Gesellschaftern beschlossenen Absenkung der Zuschüsse auf 15 Millionen Euro ab 2018 stünden dem Theater Plauen-Zwickau dann rund 3 Millionen Euro weniger zur Verfügung. Gleichzeitig planten die Gesellschafter ab 2015 den Ausstieg aus den Haustarifverträgen. Damit seien "geschätzt 60 bis 80 Stellen" vom Abbau bedroht, erklärt das Theater Plauen-Zwickau auf Nachfrage von nachtkritik.de. Es widerspricht damit auch Pressedarstellungen vom Anfang des Jahres 2015, die einen von den Kommunen ausgehandelten Kompromiss als Struktursicherungsmaßnahme darstellten. In seinem Offenen Brief geht May von einem Zuschussbedarf von 17,3 Millionen Euro aus. Das "Gespenst von Personal- bzw. Spartenabbau" gehe somit "nun auch durch Westsachsen".
In seinem Offenen Brief unterbreitet May verschiedene Finanzierungsvorschläge, nicht nur sein eigenes Haus betreffend. Unter anderem regt er beim Bund eine Beteiligung am laufenden Spielplan der Häuser an, im Geiste des Fonds Darstellende Künste, aber auf fester Basis: "Gegenwartsstücke und Inszenierungen, die sich speziell zum Beispiel mit der europäischen Integration, mit Asyl- und Migrationsfragen, mit Umweltthemen beschäftigen, sollten ohne langwierige Antragsstellung durch normierte Zuwendungen besonders gefördert werden."
Vor Ort fordert May eine Erhöhung der Zwickauer Zuschüsse über den bereits angehobenen Verteilungsschlüssel hinaus, zur (vorübergehenden) solidarischen Unterstützung der in Finanznöten befindlichen Kommune Plauen. Mit Blick auf die Landeskulturpolitik schlägt er unter anderem vor, ins sächsische Kulturraumgesetz eine "Exzellenzförderung" für Mehrspartentheater im ländlichen Raum einzuführen: "Mindeststandards bei festem Personal zur Realisierung von großen romantischen Opern im Musiktheater und dem klassischen deutschen Repertoire im Schauspiel sollten so erhalten bleiben, um den repräsentativen Charakter und die überregionale Ausstrahlungskraft der Einrichtungen zu bewahren."
(chr)
Hier der Offene Brief von Intendant Roland May im Wortlaut.
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