Presseschau vom 4. Juni 2015 – Das Online-Portal Der Westen scherzt mit Claus Peymann
Thomas Bernhards Witwe
Thomas Bernhards Witwe
4. Juni 2015. "Ich bin neulich mit Norbert Lammert zusammen geflogen. Und da sagt er: 'Was machen wir denn jetzt mit Bochum?' Da hab' ich ihm folgenden Vorschlag gemacht: 'Ich bin ab 2017 frei. Ich komme nach Bochum zurück und bringe den Hausmann und den Hartmann mit. Dann kommen drei Männer und retten das Bochumer Schauspielhaus vor dem Untergang.'", scherzt Claus Peymann in einem Interview mit Lars von Gönna auf dem WAZ-Portal Der Westen.
Auch vermisse er noch immer den 1986 verstorbenen Dramatiker Thomas Bernhard. "Bis heute träume ich von ihm. Und dann sagt Thomas Bernhard im Traum zu mir: 'Ich bin gar nicht tot. Sagen Sie's aber niemandem. Ich bin eine andere Existenz geworden. Treffen wir uns morgen!' Und ich frage 'Wo?' Und er sagt: 'Im Rathauscafe in Gmunden.' Aber dann kommt er nicht. Im Grunde bin ich Thomas Bernhards Witwe."
Ein anderer O-Ton: "Wenn wir Sprache als Fest der Kommunikation nicht schützen, wenn wir diese Schlacht gegen die Eventkultur verlieren, dann ist der Theaterbegriff herkömmlicher Art verloren. Vielleicht werden wir dann wie das Urchristentum in den Katakomben die Fackel der Liebe für die Schönheit der Sprache und des Spiels neu entzünden müssen."
Und dann noch: "Meine schlechtesten Regieassistenten sind heute Professoren und Leiter von Schauspielschulen."
Über Berlins Kultursenator Tim Renner: "Ich glaube, Herr Renner ist schon jetzt ein toter Mann. Er weiß es nur noch nicht. Ich glaube, dass der Regierende Bürgermeister Müller Renner insgeheim längst fallen gelassen hat. So pfeifen es die Spatzen vom Dach." (Mit diesem Spruch hat er es dann natürlich auch sofort in die Schlagzeilen des Berliner Boulevards geschafft.)
(sle)
Rettet Claus Peymann Bochumer Schauspiel vor dem Untergang? | WAZ.de - Lesen Sie mehr auf:
http://www.derwesten.de/kultur/ich-bin-halt-ein-zirkusdirektor-id10741886.html#plx562628738
Wir halten Sie auf dem Laufenden
Wir sichten täglich, was in Zeitungen, Onlinemedien, Pressemitteilungen und auf Social Media zum Theater erscheint, wählen aus, recherchieren nach und fassen zusammen. Unterstützen Sie unsere Arbeit mit Ihrem finanziellen Beitrag.
mehr medienschauen
meldungen >
- 28. März 2024 Berliner Theatertreffen: 3sat-Preis für Jenaer Arbeit
- 28. März 2024 Berlin/Bremen: Geschäftsführer Michael Helmbold verstorben
- 28. März 2024 Neues Präsidium für Deutsche Akademie der Darstellenden Künste
- 26. März 2024 Günther-Rühle-Preise vergeben
- 26. März 2024 Mülheimer Theatertage: Preisjurys berufen
- 26. März 2024 Theatertreffen der Jugend 2024: Auswahl steht fest
- 26. März 2024 Schauspieldirektor Maik Priebe verlässt Neustrelitz
- 25. März 2024 Dramatikerpreis für Correctiv-Autor:innen L. Lax und J. Peters
neueste kommentare >
-
Medienschau Volksbühnen-Chance Basel-Modell statt nur Namen
-
Medienschau Volksbühnen-Chance Dreamteam
-
Biedermann & Brandstifter, Zürich Stemann pur
-
Preisjury Mülheim Zeit für Neuanfang
-
Orpheus steigt herab, Wien Unruhe
-
Medienschau Volksbühnen-Chance Ostereier und gutes Doppel
-
Der große Wind der Zeit, Stuttgart Nachfrage
-
Medienschau Volksbühne Avantgarde und Klassenkampf
-
Orpheus steigt herab, Wien Kassenschlager
-
Auswahl Mülheim Strukturproblem?
Noch schöner, dass er ein typisches Beispiel abgibt dafür, worum es in der Kunst und Kultur tatsächlich geht: Um Hauen und Stechen. Mord und Verrat sind im übertragenen Sinne die Kumpanen der Kulturmächtigen.
Der Ruf von dem Bochum immer noch zehrt macht sich aber auch an der Steckelära fest. Da wurde neun Jahre grossartiges Theater gemacht. Diese Qualität hat weder Haussmann noch Hartman erreicht. Warum wird das immer weggeleugnet?
Unangemessen ist es Theatergeschichte in Intendanzen zu denken. Man kann Andrea Breth nicht Steckel unterordnen. Sie hat in Bochum ein Theaterwunder inszeniert. Ohne "Süden" wäre der Ruf Bochums um einen zentralen Grundton ärmer. Auch muss man an Kirchners "Heilige Johanna der Schlachthöfe" erinnern.
Die Helden in Bochum hießen auch Heiner Müller und Tabori. Man kann nicht alles erwähnen. Aus der heutigen Perspektive muss man einiges anders sehen, vor dem Eindruck der Selbstdemontage die Peymann vornimmt. Denn angesichts dieser Selbstauslöschung möchte man manchmal meinen, Peymann hätte "Iphigenie" gar nicht inszeniert, sondern Kirsten Dene hätte sich diese Inszenierung angeeignet und ihren eigenen Abend daraus gemacht. Selbes gilt für Gert Voss.
Peymann wollte doch nur darstellen (und das immerhin als Witz), dass er (und "seine" Leute) selbstredend die einzigen sind, die noch wissen wie Theater "geht", es ging doch nicht um Bochum!
Und es geht darum, dass auch Peymann all' die Stücke, die er immer so dahininszeniert (hat), letztlich auch nicht kapiert hat. Dort wird nämlich regelmäßig ein Wertekanon propagiert, der eben eine solche hilflose Rufmordattacke wie jetzt gegen Renner *nicht* beinhaltet, und zeigt, wozu es führt, nämlich zu gar nichts.
Und wozu brauchen wir scheinheiliges Theater, das sein eigenes angebliches Anliegen verrät?