Kirill Petrenko wird Chefdirigent der Berliner Philharmoniker
Große Dirigententradition
Berlin, 22. Juni 2015. Kirill Petrenko wird neuer Chefdirigent der Berliner Philharmoniker und damit Nachfolger von Simon Rattle, der 2018 aus dem Amt ausscheidet. Das teilten die Berliner Philharmoniker auf ihrer Webseite mit. Der gebürtige Russe (aus Omsk, Jahrgang 1972) war bereits von 2002 bis 2007 in Berlin tätig, als Generalmusikdirektor der Komischen Oper.
Seit der Spielzeit 2013/2014 ist er Generalmusikdirektor an der Bayerischen Staatsoper in München. 2013 und 2014 dirigierte Petrenko bei den Bayreuther Festspielen Richard Wagners Ring des Nibelungen in der Inszenierung von Frank Castorf (der 2017 die Leitung der Berliner Volksbühne abgeben wird). Als "hervorragende Wahl" bezeichnet Berlins Regierender Bürgermeister und Kultursenator Michael Müller diese wie stets basisdemokratisch getroffene Entscheidung der Berliner Philharmoniker: "Ich freue mich mit den vielen Freundinnen und Freunden der klassischen Musik darauf, dass Petrenko ab 2018 die große Dirigententradition der Berliner Philharmoniker fortsetzen und das einzigartige künstlerische Profil dieses großartigen Orchesters weiter schärfen wird. Auch unter dem Dirigat von Petrenko werden die Philharmoniker zu den weltweit renommiertesten Botschaftern der Kulturmetropole Berlin gehören."
(chr)
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Herr Renner, jetzt wäre noch Barenboim auf meiner Liste. Auf Ihrer auch? Seit 1992 Chefdirigent. Das allein macht ihn untragbar, nicht wahr?
Und nachdem wir beide nun vollends "Amtsdauer" als künstlerischen Maßstab etabliert haben: Thomas Ostermeier ist auch schon 16 Jahre vor Ort. So lange wie Rattle. Zeit für einen Kehraus, oder?
Die Kunst ist lang, doch kurz ist unser Leben!
Im Übrigen habe ich mich auch zur Personalie Petrenko geäußert. Wen es interessiert: https://stagescreen.wordpress.com/2015/06/23/ein-aufbruch-und-viele-offene-fragen/
- Kunst
- Geist
- Aufrichtigkeit
- Demut!
(Das scheint Ihnen nicht bewusst.)
Wenn ich Herrn Renner richtig verstanden habe, ist sein Problem an Frank Castorf's Intendanz, dass sie schon 23 Jahre dauert. Und dass das (an sich) wohl der obszönste Maßstab für Kunst ist, ist dem Staatssekretär offenkundig unklar. Da geht es weniger darum, dass ich hier fröne, sondern darum, dass Herr Renner eines der erfolgreichsten Häuser
- vorzeitig
- unnötig
- ohne stichhaltige Gründe selektiv
- anstatt (die vorhandenen!) anderen Rost- und Schwachstellen der Berliner Theaterlandschaft abzuklopfen
- gegen den Willen des Hauses
- ohne öffentliche Debatte
- unter Unterbindung selbiger
- ohne Rücksicht auf öffentliche Äußerungen (auch einiger alter Herren in leitenden Theaterpositionen)
- entgegen der künstlerischen Entwicklung des Hauses
- systemkonform
zerstört. Er zerstört Kunst. (Meinethalben schafft er auch Raum für neue, aber das Abwickeln eines *singulären*, aufstrebenden Hauses - in Bezug auf seine künstlerische Leitung und Entwicklung - ist schlichtweg ein Skandal und überhaupt nicht Teil seines öffentlichen Auftrages!)
Ich denke, dass die Personalie Dercon und auch die Frage nach der Volksbühne nach Castorf und auch die Frage nach der Weiterentwicklung der Berliner Theaterlandschaft absolut drängend sind. Das steht außer Frage. Aber wie dieser Staatssekretär auf unnachahmliche Weise hier eine Entscheidung herbeigeführt hat, ist dermaßen fragwürdig -- und ich habe das hier zum wiederholten Male mit Aspekten dessen belegt -- dass die (Ihnen offenbar entgangen!) sarkastische Frage nach dem Absägen eines anderen epochalen Künstlers und Künstlerischen Leiters doch wohl naheliegt.
Ich lege Ihnen mal ans Herz Carl Hegemanns Beitrag im "Freitag" zu studieren:
https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/raus-aus-dem-business-as-usual
"Wenn man die Volksbühne weiterentwickeln will, sollte man deren Substanz nicht zerstören. Das ließe sich vermeiden, wenn man die Dercon versprochenen zusätzlichen fünf Millionen in eine dauerhafte Kollaboration Volksbühne/ Tate Modern investieren würde. Damit würde die ästhetische Spiegelung zweier dem Kapitalismus unterschiedlich entgegentretender Metropolen ermöglicht und Theater und bildende Kunst auf zwanglose Art institutionell zusammengebracht. Dann könnten Castorf und Neumann oder Pollesch oder Fritsch dort mal für ein, zwei Jahre die Leitung übernehmen und die Volksbühne in der durchökonomisierten Tate Modern aufschlagen lassen."
Noch einmal für Sie (und für Teil 1 von #3): Lesen Sie #1 noch einmal. Mit einem Körnchen Salz, wenn Sie mögen. (Setzen Sie mal voraus, dass ich mir über die von Ihnen "richtiggestellten" Tatsachen oder wie Sie schreiben "reinen Fakten" sehr im Klaren bin.) Dann erkennen Sie vielleicht nicht die Absurdität meines Beitrages, sondern die Obszönität der Geschehnisse!
Zu @3 ist zu sagen, dass das natürlich Unsinn ist. Die Philharmoniker wählen natürlich nicht ihren Intendanten, der wird von der Stiftung bestellt (in der das Orchester natürlich vertreten ist). Sie wählen ihren Chefdirigenten. Mir ist kein Sprechtheater bekannt, dass über diese Position verfügt.
lieber Sascha Krieger.
Ja! Kunst muss sich weiterentwickeln und dass hat die Volksbühne in den letzten Jahren getan, als urbanes, einzigartiges Biotop, wie es in der Kulturlandschaft kein weiteres gibt.
Es ist aber absolut konservativ und festgefahren, globalisierte Vernetzungstrukturen zum x-tenmal zu etablieren und dann noch als modern zu verkaufen,
Ja, die Volksbühne ist ein tolles Theater, ich werde Castorf genauso vermissen wie jeder andere. Aber nach 25 Jahren ist durchaus Zeit für Neues. Und ja, es ist etwas Neues, ich kenne ein Konzept, wie es sich bei Dercon andeutet, bislang noch nicht. Vielleicht werden Lilienthals Kammerspiele so etwas ähnliches. Letztlich geht es um Bruch vs. Weiter so. Und Weiter so ist natürlich immer konservativ, das liegt in seiner Natur.
Noch einmal für Sie: Ob sich Kunst entwickelt oder nicht, ist im Einzelfall unterschiedlich. Amtsdauer jedenfalls ist nach Dafürhalten kunstverständiger Interessierter KEIN Maßstab (insbesondere nicht bei der Castorfschen Volksbühne.) Für Herrn Renner schon.
Kunst muss sich weiterentwickeln! Ganz recht. Die Philharmoniker haben für Zeitpunkt und Verfahren und die inhaltliche Entscheidung selbst offenbar das richtige Gespür gefunden. Rattle, Petrenko, die Philharmoniker und auch weite Teile der (interessierten) Öffentlichkeit gehen diesen Schritt mit Freude und Respekt.
Wenn man verstandesgemäß in der Lage ist, hier eine Parallele zu ziehen ... (denn die Parallelität ist schon dadurch gegeben, dass wir über die gesamtkünstlerische Verantwortung einem eminent wichtigen deutschen und Berliner Kunstkorpus sprechen - und dazu möchte ich neben den Philharmonikern und der Staatskapelle auch die Volksbühne zählen. Sascha Krieger, Sie äußern sich allenthalben zu Kultur, aber schaffen den gedanklichen Sprung vom Chefdirigenten eines Orchesters zum Intendanten eines Sprechtheaters nicht? Das wäre schade.) ... dann ist offenbar, wie sich der Fall der Volksbühnenabwicklung als übereilt und autokratisch darstellt. Auch Barenboim wird irgendwann gehen, auch Rattle geht demnächst. Aber niemand käme auf die Idee, die beiden inmitten ihres Schaffens zu liquidieren.
Sascha Krieger, auch in #8 machen Sie eine verzerrte Polarität auf und liegen abermals falsch:
1.) Kunst braucht Abschottung, ja! Nicht endlos, aber eben doch. Subventionen als solche sind ein Teil der Abschottung. Der Probenprozess ist ein anderer Teil. Es braucht Räume, Freiräume. Schauen Sie mal ins Grundgesetz, da ist ein Kernstück von Kunstarbeit formalisiert formuliert. Warum der da steht? Weil es diese Freiheit braucht, um dem gerecht zu werden, was Kunst im besten Falle zu schaffen vermag. Waren Sie einmal künstlerisch tätig? Im Kollektiv? Über Dauer? Dann würden Sie nicht so leichtfertig dahinkommentieren.
2.) Noch einmal: Die Fortentwicklung der Volksbühne und der Berliner Theaterlandschaft und des deutschen Sprechtheaters ist unabwendbar. Das bestreitet niemand. Sie verlagern die Diskussion unredlicherweise! Bei Renner geht es um die Art, den Zeitpunkt, die Inkompetenz. All die guten Gründe, die Sie vorbringen (Dercons Konzept, Weiterentwicklung, ...) sind sehr valide. Aber sie sind mit einer öffentlich geführten Debatte, einem Abklopfen der gesamten Berliner Theaterstruktur und im Benehmen mit der epochalen Intendanz der VB sehr vereinbar. Herr Renner bestreitet dies und ist somit nachgewiesenermaßen ein Besserwisser.
Ostermeier ans DT
Castorf bleibt
Langhoff bleibt
Dercon an die Schaubühne, meinethalben plus Tempelhof
Reese, naja
Damit wären vermutlich alle einverstanden. (Auch Barenboim & Petrenko ;-))
Und dann könnte jeder das tun, was sein Auftrag ist: eine Gruppe Experten damit beauftragen, eine Ivan-Nagel-artige Beschau und Perspektive für die Berliner Theaterlandschaft als Anstoß einer Debatte zu entwickeln. Und dann gehen wir auf die Suche nach zwei Nachfolger/inn/en für VB und BE auf mittlere Sicht. Da wäre dann genug Vorlauf um spannende, radikale, nichtkonservierende(!) junge Leute zu finden (so wie Petrenko im Falle der Philharmoniker!!).
Und im Zweifelsfall übernimmt Jonathan Meese die Volksbühne interimsweise nachdem Castorf einen Zeitpunkt findet, seiner Kunst ein Ende zu bereiten.
Und dann ist auch schon Abgeordnetenhauswahl und die Berliner SPD hätte ein demütiges, kunstförderndes Werk getan. (Was man im Moment wohl kaum behaupten kann.)
http://www.welt.de/regionales/berlin/article143168075/Volksbuehne-ist-Mainstream-geworden.html
«Es reicht nicht, einfach einen feschen Bau mit einem schönen Café hinzustellen.» (TR)
Stimmt. Es reicht auch nicht, autokratische Entscheidungen zu treffen. Es braucht dann noch das angemessen danebengehende Bonmot.
«Man darf sich ein Museum heute nicht mehr nur als Museum denken, sondern als universellen Veranstaltungsort. Und ein Theater darf nicht nur Theater sein, sondern gerne auch mal Club.» (TR)
"Pop is pop and art is art". Gerne mal in der Schaubühne vorbeischauen.
Und waren Sie mal im Roten Salon, Herr Renner? Haben Sie mitbekommen, was in der Volksbühne "Musikbühne" genannt wird?
Verhalten Sie sich endlich zur Frage einer Findungskommission!!
Ich hatte mir erlaubt die Petrenko-Entscheidung zum Anlass für eine Parallelbeobachtung zu nehmen (siehe #1 und #9). Wenn es keine "themennäheren" Kommentare anderer Nutzer gibt, dann bleibt es eben dabei. Es ist vorwiegend ein Theaterportal, wie Sie wissen.
Zuletzt noch einen drauf: Das DSO hat ja die Reihe "Casual Concerts" (im renne(r)den Sinne a-orchestral-clubby), die Philharmoniker das Education Programm. Die Reihe ließe sich fortsetzen. Gleiches gilt für die Berliner Theater (überwiegend). Insofern ist ein "Und ein Theater darf nicht nur Theater sein" schon einigermaßen nassforsch.