Huuuuch!!!???

von Michael Laages

Berlin, 26. Juni 2015. Im Ernst, und kurz und grob: Text und Inszenierung wären jedes für sich kein Wort weiter wert. Aber "Der neue Himmel", das szenische Geschreibsel der Herren (Jakob) Nolte und (Michel) Decar, nahm offenkundig die Hürde der Jury-Auswahl für die Autorentheatertage am Deutschen Theater in Berlin. Apropos Jury: Das theatertreffen-typische Jury-Bashing zum Finale sollte jetzt dringend auch hier eingeführt werden... Außerdem übergab die Leitung von Bühne und Festival die Uraufführung zum Finale des Neue-Stücke-Marathons mit Sebastian Kreyer einem noch jungen Regisseur, der sich schon an einigen Bühnen (Bonn, Bremen, Hamburg) bewährt zu haben schien. Und weil beides nun mal so ist, muss bedauerlicherweise doch noch Text und Lebenszeit auf diese polternd-präpotente Peinlichkeit verwendet werden.

Explosion im Briefkasten

Also: Herr Nolte und Herr Decar reisen durch die Welt im ersten Teil des Werkes. Zunächst nach Neuseeland und zu den Maori. Dort treffen sie (beziehungsweise eine nicht näher definierte Ermittlerin samt Übersetzerin) Häuptling Macky Tulu, vor dessen Küste gerade eine Yacht in Flammen aufging. Aber keiner hat was gesehen, schon gar nicht Macky Tulu. Das Damen-Duo beamt sich flugs weiter nach Kolumbien und fährt Omnibus in den Vorstädten der Hauptstadt Bogota. Während sich neben ihnen zu Shakira-Gelärme eine kleine Liebesgeschichte entspinnt, fliegt der Bus in die Luft – erstaunlicherweise in einem Tunnel. Kluge Bombe! Tolle Fernsteuerung!
DerneueHimmel1 560 Tanja Dorendorf xWo bitte geht's hier zum Zwergflusspferd? Miriam Maertens, Julia Kreusch, Benedict Fellmer, Lisa-Katrina Mayer © Tania Dorendorf / T+T Fotografie

Genau darum scheint's zu gehen: um ferngesteuerte Killer-Drohnen, Lieblingsspielzeug vor allem amerikanischer High-Tech-Krieger. Die nächste erwischt chinesische (!) Antarktisforscher im ewigen Südpol-Eis, die gerade über kluge Bücher und verbotene Liebe diskutieren. Dann treffen wir (in Eisbär-Kostümen!) ein sonderbares Hippie-Mädchen-Pärchen in Kanada. Hier passiert eigentlich gar nichts – nur der Papa der einen hat sich als Mama verkleidet, und im Briefkasten explodiert's ein bisschen. Getanzt wird auch. Tja. Irgendwo dazwischen sucht noch eine Forscherin in Afrika nach Zwergflusspferden, eins steht auch auf der Bühne rum. Und der schmucke Assistent der Forscherin (gern knackig nackt obenrum) entdeckt in der Video-Kamera die Aufnahme der Explosion eines weiteren Drohnenopfers. Da will er prompt die Chefin entleiben ... oder vielleicht doch lieber sich selber? Aus Angst?

Wackelpetergötterspeise

Was für ein fürchterlich haltloses Durcheinander. Teil 2 verspricht Aufklärung – und spielt auf einem englischen Landgut. Nebenan ist eine Militär-Basis, und eine rätselhafte "Brigitte" sitzt stumm bei der Gutsfrau herum. Tee wird ihr mit Kerosin serviert ... Der (natürlich schwule!) Sohn hat die Fabrik der Gutsherrin zu Grunde gewirtschaftet und fummelt lieber mit dem lokalen Richter herum. Huuuuch! Vor kurzem ist übrigens der Chauffeur samt Fahrzeug in die Luft gesprengt worden – und ein Kommissar, der die dämliche Kostümierung aus alten Nick-Knatterton-Zeiten trägt, klärt nun auf, dass vermutlich Frau "Brigitte“ mit dem Militär hinter allem steckt; und Drohnen um die Welt schickt.

Da bringt "Brigitte" vernünftigerweise nach und nach alle um; schlimmstenfalls mit roter Wackelpeter-Götterspeise. Dazu singt sie was Klassisches. Na sowas.

Schade – aber mehr als derart geistloses Runtererzählen ist nicht drin bei diesem Quadrat-, ach was: Kubik-Schmarren. Wenn wenigstens ab und an ein wenig Zusammenhang gestiftet würde – aber dafür ist nichts und niemand zuständig. Geht's vielleicht tatsächlich um kriegerische Drohnen-Strategien, also um Politik? Kaum zu glauben. Der Text sagt: Nein. Schon weil die Sprache aus der alleruntersten Schublade stammt – wird eigentlich so etwas gelehrt im Studiengang "Szenisches Schreiben? Keinem Plattwitzchen gehen die Jung-Stars aus dem Weg, und derart fahl und flach tapst der Text dahin, dass die Mitgliederinnen und Mitglieder aus dem Züricher Schauspielhaus-Ensemble mit der Zeit nur noch zu bedauern sind ... sie müssen das Zeug ja ab September vor heimischem Publikum spielen! Und zwar ohne berufsmäßige Festivaljubler wie in Berlin ...

Halbgar gebrüht

Regisseur Kreyer übrigens macht alles immer nur noch schlimmer – setzt auf ulkige Verkleiderei (beim Maori-Häuptling, den Eisbären, den Chinesen am Pol), knallt die nötige Umkleide-Zeit für die geschundenen Akteure und -innen zu mit halbgar gebrühter Musik und hofft vielleicht tatsächlich, dass er dem zutiefst belanglosen Text mit noch belangloseren Zutaten beikommt.

Es ist schrecklich peinlich, wirklich! Und darum reicht's jetzt auch. Vielleicht hilft bei der Erholung eine kleine Kafka-Variation: Im Theater gewesen. Nicht geschlafen. Leider.

 

Der neue Himmel
von Nolte Decar
Uraufführung
Regie: Sebastian Kreyer, Bühne und Kostüme: Matthias Nebel, Musik: Andreas Seeligmann Choreographie: Sebastian Henn, Licht: Michael Güntert, Dramaturgie: Karolin Trachte.
Mit: Ludwig Boettger, Benedict Fellmer, Julia Kreusch, Miriam Maertens, Lisa-Katrina Mayer, Johannes Sima.
Dauer: 1 Stunde 30 Minuten, keine Pause

www.deutschestheater.de
www.schauspielhaus.ch

 

Kritikenrundschau

Der Abend, der laut Nolte Decar aus einer intensiven Beschäftigung mit Kriegsdrohnen erwachsen ist, birgt so seine Überraschungen, schreibt Christine Wahl auf Spiegel online (29.6.2015). "Die größte besteht darin, dass der junge Regisseur Sebastian Kreyer es tatsächlich schafft, die Ziellosigkeit des Textes in seiner Inszenierung noch zu überbieten." Wo sich die Autoren um den Erdball zoomen, wälzt sich die Aufführung in Klischees, "die gern lustig wären, aber leider nur zum Abwinken müde sind". Es gebe wirklich keinen Grund, die Autoren für ihr Werk übertrieben in Schutz zu nehmen. "Aber dass die Regie - und/oder die Schauspieler - es mit ödesten Genitalwitzchen und Berlin-Ranschmeißer-Kalauern noch weiter verflachen und den Blindgänger so um den Rohrkrepierer ergänzen, haben sie genauso wenig verdient wie das Publikum." Fazit: "Wirklich schwer zu sagen, was man da eigentlich ganz genau gesehen hat an diesem Abend, an dem es im DT seit langer Zeit mal wieder Buhs für den Regisseur und die Autoren gab."

Andreas Klaeui schreibt anlässlich der Zürcher Premiere in der Neuen Zürcher Zeitung (14.9.2015,): Das Böse komme von den Drohnen, oben im Himmel, so viel werde klar, sonst bleibe das meiste unklar, "Vor allem, was das Ganze eigentlich soll". Dabei fange das "fade Textlein" mit sechs Knotenschürzungen viel versprechend an, inhaltlicher Sprengstoff liege genug herum. Aber die Autoren zündeten ihn nicht. Regisseur Kreyer, ein "Mann für's Grobe", beweise guten Willen reichlich- "Ihm ist nichts zu schade, kein Kalauer zu öde, keine Pointe zu müde" – allein, das Ganze sei nur doof. Das Ensemble sei "formidabel", es ringe dem "dünnen Text, der fadenscheinigen Inszenierung" sogar noch so etwas wie einen "Abglanz von Glamour" ab.

 

Kommentare  
Der neue Himmel, Berlin: Weiß jemand mehr?
Ich fand's erst noch ziemlich lustig, aber leider löste sich diese DrohnenGeschichte überhaupt nicht auf. Was hatte der zweite Teil mit dem ersten zu tun? Hab das Stück nicht gelesen, sonst auch leider wenig gesehen bei den Autorentheatertagen, aber grade noch mal versucht zu verstehen, warum man den Text ausgewählt hat. Und da heißt es im Programmheftchen von Ulrich Khuon, dass dieser Text nur in der "engeren Wahl" war. Versteh ich nicht. Hat das die Jury gar nicht ausgewählt? Wer dann?? Weiß jemand mehr??
Der neue Himmel, Berlin: irrwitziger Theaterspaß
Noch einmal: Natürlich ist das alles ungemein plakativ und auch äußerst einfach gedacht und doch mindestens ebenso wirkungsvoll. Nolte Decar und ihr Komplize Kreyer kalauern und albern sich durch eine Welt, die immer näher zusammenrückt, in Guten wie im Bösen. Wobei letzteres, wie so oft, ein bisschen schneller darin ist, neue Chancen zu nutzen. Alles ist heute global und vernetzt und kaum entwirrter. Da lässt es sich toll mit dem Zeigefinger agieren oder man packt das Ganze in bunt glitzerndes Geschenkpaper, hängt Girlanden auf und feiert Kindergeburtstag. Nichts anderes sind diese gut neunzig Miuten irrwitziger Theaterspaß – was für eine Ensembleleistung im Übrigen! Doch hinter dem Kindergeburtstag werden Wahrheiten sichtbar, die sicherlich nicht das ganze Bild aufdecken, aber doch den Blick weiten für das, was wir in unserem beschänkten Blick viel zu gern nicht wahrnehmen, nämlich, das alles, was wir tun als Gesellschaft Konsequenzen hat und nicht nur in unserem eigenen Hinterhof. Neu ist die Erkenntnis nicht, doch reicht ein Blick in die Zeitung, um zu verstehen, wie wichtig es ist, sich immer mal wieder daran zu erinnern. Und wenn es dann im Rahmen eines solch anarchisch spaßigen Theaterfest geschieht – um so besser. Bei der Premiere gab es viel Applaus und etliche Buhrufe sowie wütende Kritikerreaktionen. Kalt gelassen hat der Abend wenige und das ist ja auch schon einiges.

Komplette Kritik: https://stagescreen.wordpress.com/2015/06/27/die-globalisierung-als-kindergeburtstag/
Der neue Himmel, Berlin: Kappe des Regisseurs
Habe das Stück gelesen und würde gern richtig stellen, dass alle platten Witze und sexuellen Anspielungen auf die Kappe des Regisseurs gehen. Sebastian Kreyer hat den Text einfach nicht ernst genommen, sondern sich darüber gestellt und ihn total entzerrt. Dadurch ging sowohl der Witz, als auch die Tragik, als auch die Dynamik flöten. Schade, denn es hätte ein temporeicher, tragikomischer Abend werden können. Stattdessen wurde "der neue Himmel" im trash erstickt.
Der neue Himmel, Berlin: Literaturopa
Lieber anonym! Steigt da aus den Textseiten eine eigene Inszenierung auf, die ohne Frage gelingt? Oder wie kommen Sie auf die Annahme, dass das Papier funktionieren würde. Sind Sie ein Literaturopa? Oder wie hab ich das zu verstehen?
Der neue Himmel, Berlin: Harald Junkes Hilfe
Das war doch wirklich ein Spaß.
Eine Erzählung mit den Mitteln der deutschen Fernsehunterhaltung aus den 70er und 80er, wie soll man sich der globalen Drohnen-Wirklichkeit denn nähern, wenn nicht über Verfremdung.
Da drängen sich Harald Junke und Edgar Wallace doch einfach auf.
Der neue Himmel, Berlin: springende Dramaturgen
Sehr treffend, danke Michael Laages! Endlich traut sich mal jemand zu sagen, dass der Kaiser gar keine Kleider anhat! Dieses Autorenduo hat vor nicht allzu langer Zeit einen Preis bekommen, warum auch immer, seither springen Dramaturgen und solche die sich dafür halten auf den Zug auf, in der Hoffnung mit dem Hype möglichst viele Kritiker anlocken zu können. Schon TIERREICH war ein uninteressanter und total überironisierter Text ohne jegliche Relevanz. RegisseurInnen, die ihrHandwerk beherschen konnten den Unsinn wenigstens begrenzen, jemand wie Kreyer setzt dagegen noch eins drauf und macht so alles nur noch schlimmer. Eine Bankrotterklärung des Schauspielhaus Zürich. Warum kommt sowas raus?
Der neue Himmel, Berlin: gutes Tierreich
Also TIERREICH habe ich beim Heidelberger Stückemarkt toll in einer Leipzuger Inszenierung gesehen. Allerdings mit einem strengen Regiezugriff und besseren Schauspielern.
Der neue Himmel, Berlin: zuviel Klamauk
Ich war gestern drin und hatte das Gefühl, dass der Text und die Inszenierung in entgegengesetzte Richtungen gehen. Hier handelte es sich um die Uraufführung von einem Stück von zwei jungen Autoren - ich finde, da hätte der Regisseur mehr Veranwortung übernehmen sollen im Umgang mit dem Text. Der Abend war einfach nicht klug genug, um mit dem Text künstlerlisch wertvoll umgehen zu können. Da tut es mir um die jungen Autoren fast schon leid, die ihre Arbeit in so einer schlimmen Inzenierung verwirklicht sehen müssen. Was sollten die Musikeinlagen, die Ausstattung, all diese völlig unwitzigen Sex-witze? So viel Klamauk, wo es doch um etwas ganz anderes gehen sollte. Warum konzentriert man sich als Regieteam nicht mehr AUF DEN TEXT, sondern nimmt die Arbeit von AutorInnen (vor allem von jungen?) als Mittel zum Zweck für eigene (in diesem Fall:schlechte) Ideen? Man kann nur hoffen, dass diese Inszenierung den beiden Autoren nicht einen Strich durch die Rechnung macht.
Der neue Himmel, Berlin: Sinn-Mühen
Was wollten die Veranwortlichen für die Auswahl der Stücke zu den Autorentheatertagen uns mit der Aufführung des Stückes "Der neue Himmel" in dieser Inszenierung dem Zuschauer bloß vermitteln?

Selbst den "Schenkelklopfern" gelang nur das verhaltenene Lachen, während ein Großteil der Zuschauer grübelnd nach dem tieferen Sinn dieser Inszenierung suchten, wenn schlichte Unterhaltung schon nicht klappen wollte.
Einige Zuschauer suchten bald das Weite, während ich, noch immer auf die versprochene Erleuchtung wartend, bis zum bitteren Ende durchhielt. Auch der mörderische Rundumschlag konnte der Inszenierung keine positive Wende mehr geben.
Selbst viele junge Menschen verließen nörgelnd, mit enttäuschten Gesichtern das Theater.
Wenn ich jemals erfahren sollte, was die Botschaft der Veranwortlichen des Deutschen Theaters an das Publikum sein sollte, werde ich in Dankbarkeit eine Kerze anzünden.
Der neue Himmel, Berlin: Frage
Ernstgemeinte Frage an den Kritiker: Haben Sie auch nur eine Seite des Stückes GELESEN?
Der neue Himmel, ATT Berlin: wozu DIESE Inszenierung?
Ich habe das Stück gelesen!!
Gerade deshalb frage ich:
Was wollten die Veranwortlichen für die Auswahl der Stücke zu den Autorentheatertagen uns mit der Aufführung des Stückes "Der neue Himmel" in dieser Inszenierung dem Zuschauer bloß vermitteln?

Die Betonung liegt auf: diese Inszenierung!

Es steht zu befürchten, dass alle Zuschauer,denen diese Art der Verwurstung des Stückes widerstrebte, nun als Leseschwache bezeichnet werden.
Der neue Himmel, Berlin: anarchischer Spaß
ein dankeschön an die regie und die tolle truppe! juhu! ich habe mich so gut unterhalten gefühlt, dass ich die frage, ob das stück nun gut oder quatsch ist, ganz unerheblich fande. das war ein freier, anarchischer spass; dem regisseur sind dennoch vielleicht bessere, belastbarerer und widerständigere vorlagen zu wünschen, das kann schon sein.
Der neue Himmel, Berlin: kein Gefallen
Kluges Stück, miese Inszenierung!

Auch ich habe das Stück gelesen und würde gerne betonen, dass alle platten Witze und sexuellen Anspielungen auf die Kappe des Regisseurs gehen.
Wenn man Texte bei der Uraufführung verändert, doch bitte um sie zu stärken, nicht weil man nicht an ihre Kraft glaubt, oder sie nicht verstanden hat(?)

Der Text lässt Leerstellen, die beim Lesen einen Berg Fragen aufwerfen, nicht über den Text, sondern über den Himmel über unseren Köpfen, Technologie und Verantwortung. Wer das nicht denken will und die Leerstellen mit flachen Schwulenklischees und überzeichneten Figuren zukleistert tut weder dem Text nocht dem Publikum einen Gefallen.
Der neue Himmel, Berlin: Rettungsversuch
Zugegebenermaßen habe ich das Stück nicht gelesen, habe aber nachdem ich die Inszenierung gesehen habe, gelesen was die Kritiker darüber schreiben. Da kommt der Text nicht besonders gut weg und mit den Eindrücken der Inszenierung stelle ich mir daher eher die Frage, ob der Klamauk eigentlich der Versuch ist das Stück in irgendeiner Form zu retten. Das Thema selbst - die Drohnenangriffe - finden in Art und Weise den Weg ins Stück, dass man in keinster Weise mit Betroffenheit konfrontiert wird. Das Stück geht, wie wir in unserem Alltag nach Sichtung der Nachrichten, einfach weiter. Letztlich sind die Kalauer und Klischees in etwa so, als ob die heute show sich dem Thema angenommen hätte. Mir hat das durchaus gefallen. Ernsthaftigkeit und tiefgründiger Umgang mit Schicksalen gab der Text offenbar nicht her und wäre vermutlich auch von den Kritiker als plakative Tränendrüsen-Orgie verrissen worden. Es war unterhaltsam und Humor war noch nie wenn jeder (Kritiker) darüber lacht.
Der neue Himmel, Berlin: noch ein Eisbär mehr
Herr Laages,
ich fürchte bzw. hoffe Ihnen unterstellen zu müssen, dass Sie das Stück nicht gelesen haben und wenn doch: nicht genau genug oder es war Ihnen egal. Nämlich genauso wie dem Regisseur diese unglaublich misslungene Inszenierung. Zürich/Kreyer wer auch immer dafür alles verantwortlich war, haben eben nicht versucht was aus dem Text zu machen sondern sie haben ihn zerstört. Nicht nur, dass sie die plattesten aller Schenkelklopfer in eine Uraufführung (!) reingeschrieben haben, (deswegen meine Vermutung, dass Sie es nicht gelesen haben) sie haben ihn mit ohrenbetäubenden nonsense-Gesangs- und Tanzeinlagen und einer gewollten trashyness (die da auch nicht drinsteht!!!) und die meiner Meinung nach die Inszenierung zusätzlich auch noch rassistisch werden ließ, denn um Klischees zu bedienen bzw. zu bewirken dass man sich selbst in seinen Vorurteilen ertappt, braucht es halt doch auch ein paar Gramm Hirn mehr ODER eine Form von ERNSTHAFTIGKEIT. Keiner hat hier etwas ernstgenommen weder der Regisseur das Stück, noch die Schauspieler ihre Figuren oder wenigstens die Themen ihre Figuren. Nein immer brauchte es noch einen Eisbären mehr, wenns um Langweile geht. Katastrophal. Das fing schon bei den eingesprochenen Regieanweisungen an. Wie öde. Anstatt sich der Herausforderung zu stellen vom Universum auf einen Fleck der Erde zu zoomen- Wie macht man das!? -Langweiliges Gelabber aus Boxen. Generell: Hier wurde dem Text nicht nur nicht vertraut, es machte sogar den Eindruck als hätte sich das Team über ihn lustig gemacht. Mein ausdrückliches Beileid an Nolte-Decar. Denn dabei steckt soviel Zartheit und Humor in der Einfachheit der Dialoge im ersten Teil.. der zweite Teil könnte dann vielleicht sogar so funktionieren, wie die Züricher versuchten (aber bitte ohne das dazugedichtete, oberflächliche Zwischengeplänkel). Wenn wenigstens diese Morde nicht auch noch so billig gewesen wären.. Aber das ist diese Inszenierung: ein billiger Theatertextmord. RIP
Der neue Himmel, Berlin: Abigag
Pardon,
aber Nolte Decar machen einen einzigen Abigag aus dem Theater. Das finden sie ganz geil, das sei ihnen auch zugestanden, aber man kann es nachlesen, und ich sehe keinen großen Unterschied zwischen Text und Inszenierung. Flach und intelligent-doof und angeblich eine Ecke weitergedacht, aber in Wahrheit nur so scheinschlau (...) Dass das früher oder später einfach eine Bauchlandung wird, war klar. War es von vorneherein. Viel Spaß noch.
Der neue Himmel, Berlin: erst anspruchsvollen Text schreiben
Danke #16, da sagt's mal einer. Denn obwohl der gesammelte Freundeskreis der Autoren hier eine Lanze für den Text bricht, kann man sich die Eckpfeiler desselben auch ohne Gags und Sex-Witze vorstellen. Und da fragt man sich als kritische Zeitgenossin, für wen diese jungen, wilden eigentlich ihre Texte schreiben, wenn sie mit solchen Mitteln dem Thema "Drohnen" beikommen wollen und in Interviews noch so tun, als ob sie allen Ernstes ein politisches Anliegen damit hätten? Ich sehe da eher ein kleines aber allgemeines Hype-Thema in eine akademische Boulevardform mit großstädtischem Hipsteranstrich gepresst, über dass dann die DramaturgInnen dieser Welt ganz aufgeregt werden, weil sie mitbekommen haben, dass Noltedecar ja grade von ganz vielen Leuten irgendiwie ganz toll gefunden wird. Wow! Und aus Berlin. Und ich so: Schreibt mal nen anspruchsvollen Text, Noltedecar! Danach reden wir über Regie.
Der neue Himmel, Berlin: gute Texte sind unzerstörbar
Isa? DIE (von Wolfgang Herrndorf) ist sicher schlauer als Nolte Decar. Wenn der Theatertext nämlich interessant wäre, würde man das doch wohl merken! Kein Regisseur kann einen guten Text, WENN er denn wirklich gut ist, so zerstören, dass man ihn nicht mehr wiedererkennt. Oder? Und Isa liest eh nur Klassiker bzw. Karl Philipp Moritz, weil der nicht schön aussieht, ha ha, Scherz, und aber so schön über Theater als Erfahrungsseelenkunde geschrieben hat. Theater als Abbild des Guten, Wahren, Schönen der idealisierten Natur. Nur, dass die Natur (des Menschen) eben oftmals gerade nicht schön ist . Die sind oft alle soo hässlich (auch metaphorisch betrachtet), diese koksverstrahlten (?) Menschen, dass man sich doch lieber auf sich allein zurückziehen möchte, weil man nichts im Leben in der Hand hat.

"Im einen Moment denkt man, man hat es. Dann denkt man wieder, man hat es nicht. Und wenn man diesen Gedanken zu Ende denkten will, dreht er sch unendlich im Kreis, und wenn man aus dieser unendlichen Schleife nicht mehr rauskommt, ist man wieder verrückt. Weil man etwas verstanden hat."
Der neue Himmel, Berlin: zerstörbare Texte
An die Nummer achtzehn. Oh da kommt ja ein bisschen Schlamm mit "bösi bösi"! Das mag ich. Ich erspare uns trotzdem darauf einzugehen und versuche, dass was Sie mir inhaltlich mitteilen wollten zu beantworten. Also, man kann einen guten Theatertext nicht zerstören? Sie werden sich denken können was meine Haltung dazu ist. Ich kann darauf nicht mehr sagen außer: natürlich. Wie oft gesehen geht das leicht durch eine ordentlichen Portion Ignoranz, Textverfälschung (!! was mich immer noch am meisten ärgert aber Sie ja haben recht, selbst ohne diese Zusätze wäre das Spektakel immer noch grottig gewesen) oder viel irrer noch durch: Unverständnis? Und das meine ich gar nicht im Sinne von Dummheit. Vielleicht einfach ein Unverständnis oder meinentwegen einer "Zugangslosigkeit" zum Verhandelten. Das ist was ich meine, denke, gesehen habe. Dann glaube ich wollten Sie auch noch darauf hinaus, dass ich nur das "Schöne" am Theater dulde, wie Sie darauf kommen ist mir wirklich ein großes Rätsel aber ich versuch´s mal nachzuvollziehen.. vielleicht weil ich von Zartheit und Einfachheit der Dialoge geschrieben habe? Ja wie geschrieben hätte man sich darauf einlassen sollen, weil nämlich so dann (Sie erinnern sich: die einzelnen Szenen werden ja meistens durch eine mal kleinere, mal größere Katastrophe gesprengt) das in Ihren Worten "Hässliche" oder "Koksverstrahlte" mehr Raum bekommen hätte - z.B. könnte man ja diverse Szenen einfach weiterlaufen lassen, auch wenn da kein Text mehr steht und herausfinden wie die Figuren damit umgehen.. Wie auch immer. So, den Rest Ihres Textes Inga kann ich dann im Bezug auf meinen leider nicht mehr nachvollziehen, denn da kommt bösi bösi oder gerne auch blabla. Machen Sie dafür meine "idealisierte Natur" verantwortlich. Oder mein klassisches Pan-Verständnis für Theaterliteratur, ach Scherz, haha.
Der neue Himmel, Berlin: erwachsene Männer
@ Isa: Ich habe einfach nur die Rezension von Michael Laages gelesen und empfand das, was drin steht, als vollkommen belangos. Daher fragte ich mich, ob es nicht doch am Text liegen könnte. Wenn Sie das Gegenteil behaupten, okay. Alles andere war Philosophiererei anhand Ihrer Namenswahl (Isa) in Bezug auf die meines Erachtens deutlich besseren Texte von Wolfgang Herrndorf. Pan-Verständnis? Männer, die nicht erwachsen werden wollen, sind lächerlich. Es sei denn, sie können gut schreiben. Liebevoller Scherz.
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