Offener Brief an den Rechten Krieger

von Tine Rahel Völcker

Eine Fiktion, 24. August 2015

Sehr geehrter Herr Menzel, sehr geehrter Rechter Krieger!

Es ist nun ein halbes Jahr her, seit ich im Spiegel-Magazin das erste Mal Ihren Namen las und noch meinte, Sie nicht zu kennen. Der Artikel handelte von Pegida und seinem Dresdner Umfeld, dem vermeintlich intellektuellen Hintergrund. Ich erfuhr von den Gründen Ihrer politischen Enttäuschung, Ihrem Abfallen vom Demokratieglauben, von Ihrer anschließenden Radikalisierung, die in der Gründung des rechten Jugend-Magazins "Blaue Narzisse" mündete. Sie lobten den friedlichen Charakter von Pegida, und ich wurde allmählich stutzig.

Als ich dann noch Ihr Foto sah, Ihr Portät vor dem Ernst-Jünger-Porträt, wusste ich mit einem Mal, dass Sie eine Theaterfigur sind, und welche.

Aus meinem Theaterstück herausgesprungen

2011 kamen Sie aufs Papier und ein Jahr später auf die Bühne des Düsseldorfer Schauspielhauses. Sie sind der rechte Krieger, einen Namen haben Sie leider nicht, für das Stück war allein Ihr politisches Handeln von Interesse.

Die Handlung gestaltet sich, was Ihre Figur betrifft, nun folgendermaßen (obwohl ich Ihnen das eigentlich nicht zu sagen brauch): ein zorniger junger Mann fühlt sich wegen seiner rechten Ansichten ausgegrenzt, er hegt einen nachvollziehbaren Hass auf den Marktstalinismus (Mark Fisher), aber legt die Misere seiner konservativen Ideologie gemäß fremden- und frauenfeindlich aus, er formiert im Lauf des Stückes einen Chor hinter sich, den Kampfbund für Europa, der eine konservative Revolution herbeisehnt – und schließlich herbeiführt. Eine Dystopie in meinen, eine Verheißung wohl in Ihren Augen.

Nun sind Sie vor einem halben Jahr aus meinem Theaterstück heraus auf den Dresdener Opernplatz gesprungen. Ich sah Ihr Foto in der Zeitschrift und habe in Ihnen den Schauspieler erkannt, Sie sahen ihm zum Verwechseln ähnlich.

Die Normalität der Gewalt

Ein halbes Jahr ist vergangen und Ihre Strategie ging auf. Nicht, dass man das nicht schon im Januar sehen konnte: Mit Ihrem überzeugenden Reden von friedlichen Absichten haben Sie eine bis dahin unübertroffene Menge an Menschen für Ihre Ansichten gewinnen können. Dass es bald darauf wieder weniger wurden, war nicht wichtig, eine neue Normalität war gesetzt. Und dann geschah das, was Sie als rechter Krieger ja schon angekündigt hatten – womit Sie in dieser Dynamik aber vielleicht selbst nicht gerechnet haben.

Der rechte Krieger bittet am Ende des ersten Akts seine Schläger, auf Gewalt und primitive Hetze so lange zu verzichten, bis die Stimmung in der Bevölkerung dazu bereit ist und Gewalt gegen die Fremden als bloße Gegenwehr aufgefasst wird.

Ein halbes Jahr später zeigen sich die Früchte. Die Gewalt kann langsam kommen. Sie ist schon da. Und die von Ihnen vielgescholtene Politik schlägt nicht Alarm, sondern reagiert mit verschärften Asylgesetzen (über die Sie natürlich nur lachen können).

Kaum besprochen werden Vorfälle wie jener, der sich vergangenen Monat im hessischen Mengerskirchen ereignete, wo im Hauseingang einer geplanten Flüchtlingsunterkunft zwei Schweineköpfe deponiert wurden, rings um das Haus Schweineschwänze und Innereien gelegt, go home stand an der Hauswand.

Menschen, die sich für Flüchtlinge einsetzen oder ein Verbot der Hetze in Freital fordern, werden eingeschüchtert, mit Morddrohungen verfolgt, die – ein so feiges wie altbewährtes Mittel des politischen Terrors – auf Familienangehörige zielen. Dies ist auch ein Teil des Schweigens, über das geschwiegen wird: die Angst vor Ihnen und Ihrem anonymen Heer.

Oder der Fall eines Hamburger Finanzbeamten, der im Februar in einer geplanten Flüchtlingsunterkunft Feuer legte. Aus Selbstschutz, wie er sagte. Selbstschutz, das heißt hier, dass der Mann sich gegen zwei syrische Familien verteidigte, die in dem Haus nun vorübergehend wohnen. Er sagt vor Gericht, er habe mit einer Gruppe irakischer Männer gerechnet, als würde das die Tat rechtfertigen. Warum hat ein Mann wie er solche Angst vor Männern, die womöglich anders sind als er, oder vielleicht auch gerade, weil sie gar nicht so anders sind? Warum hat man Angst vor Menschen, die noch nicht einmal da sind?

Weil die Angst sich an ihrem eigenen Wahn nährt und sattfrisst – ?

Ich weiß, Herr Menzel, dass Sie sich selbst als einen sehr zufriedenen Menschen bezeichnen. Sie haben Familie, Beruf und Freundschaften, und vor allen Dingen haben Sie eine Sache, an die Sie glauben.

Goldener Reiter 560 c Makrodepecher pixelioKriegerverherrlichung: Der Goldener Reiter in Dresden © Makrodepecher / pixelio.de

Aus Bequemlichkeit wurde Ihr Kampf lange Zeit verniedlicht, Politiker sprachen von den "Sorgen der Bürger", was Ihnen natürlich missfällt, da es unheroisch und banal klingt, auf der anderen Seite jedoch eine willkommene neue Akzeptanz Ihrer Feindbilder bedeutet. Der Wahn wird normal, nicht wahr, das wurde in Ihren Augen auch Zeit? Zu bedauern bleibt nur, dass nach wie vor sich so wenige trauen, die Angst vor dem Verlust von Privilegien beim Namen zu nennen. Stattdessen heißt es: die Sorgen der Bürger ernst nehmen. Aber es meint, dass nicht alle gleich viel verdienen, es meint, dass man kraft seiner Geburt mehr verdient als andere. Sie gehen das alles naturgemäß sehr sachlich an, so sachlich wie ein Werner Best nicht wahr? (Es gab bei den Nazis bekanntlich einige Juristen, die nur von den "Fakten" her dachten und auch der ein oder andere Medienwissenschaftler war dabei).

Furcht und Ekel vor der Mittelmäßigkeit

Nun kann ich mich beruhigen: Sie sind ja bloß ein Hirngespinst von mir, Sie entspringen einer verantwortungslosen Kopfgeburt und – einem viel zu linear erzählten Stück!

Aber warum schreibe ich Ihnen das alles, sehr geehrter Krieger, Herr Menzel und malträtiere Sie so mit meinen Reden von Möntschen, wie es in Ihren Kreisen heißt?

Nun weil ich inzwischen wieder fast ein dreiviertel Jahr mit Ihnen zubringe und Ihnen als Ihre Autorin zwei drei Dinge zu Ihrer Darstellung und Ihrem Pathos zu sagen habe. Als Erstes will ich Sie loben: Sie beherrschen die Rolle, die ich Ihnen schrieb natürlich einwandfrei. Ihre Furcht und Ihr Ekel vor der Mittelmäßigkeit kommen auf der Bühne des Spiegel-Artikels – aber noch viel besser und ungehemmter in Ihrem eigenen kleinen Theater, dem Online-Magazin "Blaue Narzisse" – auf ganz ergreifende und bedrückende Weise zum Ausdruck. Es ist nur ein Jammer, dass Ihre persönliche Leistung in der Öffentlichkeit so wenig Anerkennung findet, aber der Chor wird das schon erledigen.
Wie das so ist bei jeder noch so gelungenen Theateraufführung, es geht nicht ohne Kritik.
So weichen Sie an einigen Punkten von meinem Stücktext ab und improvisieren auf eine Weise, die ich nicht nachvollziehen kann, bzw. wo ich das Gefühl habe, dass Sie uns Zuschauer für dumm verkaufen: Da ist zum einen Ihr Sprechen über Gewalt.
Im Stücktext sagen Sie:

Entscheidend ist die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt für offene Gewalt.
Der richtige Zeitpunkt ist dann gekommen, wenn die Gewalttat von einem großen Teil
der Bevölkerung akzeptiert wird. Bis es soweit ist, bleibt uns nichts, als den Kampf weiter mit Worten zu führen. Uns ist dafür eine große
und anspruchsvolle Sprache gegeben.
Machen wir uns immer wieder klar, was Worte als unsichtbare Geschosse in Menschen bewirken können.
Reden ist nur dann ein fauler Kompromiss, wenn es euch nicht gelingt, eure Gegner bis ins Mark zu treffen. Es muss knallen bei euren Worten!
Warum soll das Volk uns vertrauen? Weil wir die Wahrheit sagen und vor nichts Angst haben.
Wir dürfen uns jetzt zu keinen kopflosen Aktionen hinreißen lassen. Keine primitive Hetze. Keine Schlägereien, kein albernes Reden von Exekutionen. Die Voraussetzungen für eine konservative Revolution in Europa waren nie so günstig und wir dürfen es uns jetzt nicht verscherzen.

Nun konnte ich in den letzten Monaten beobachten, wie Sie zwar nach dieser Anleitung handeln, dabei aber, selbst in Ihren Monologen, jegliche Gewalt von sich weisen, also dass Sie uns Ihre Macht, die große Verheißung der kommenden Stärke, nach der Sie sich als Figur sehnen, vorenthalten. Warum? Wenn Sie plötzlich Ihre Kameraden, die wie gewohnt von Einwanderern als kriminellem Pack und Schmarotzern sprechen, mit einem Mal der Ausländerfeindlichkeit bezichtigen, hat das zwar etwas Ehrenhaftes im alten Sinn, aber dieser alte Sinn ist hinfällig, der Chor hat Sie ja schon eingeholt, autonom zieht er los in dem von Ihnen ausgerufenen Feldzug gegen die "Überfremdung".

Nein, Sie sind kein Nazi. Das ist ja das Wunderbare: man muss kein Nazi mehr sein, um gegen Flüchtlinge zu hetzen. Und sogar um ein Flüchtlingsheim anzuzünden, muss man kein Nazi mehr sein. Das ist wirklich eine Leistung Ihrer Figur, auf die sie ganz und gar stolz sein darf, und jetzt bloß nichts zurücknehmen oder relativieren sollte, sie wird sonst unglaubwürdig und fürchten sollen wir uns doch wenigstens vor ihr!

Entmenschlichung wird in Kauf genommen

Also bitte, lassen Sie sich wieder vom grässlichen Jugendüberschuss der Entwicklungsländer reden, denn das heizt den Chor an und treibt die Handlung voran. Sie bedienen sich damit lediglich einer seit Sarrazin ohnehin salonfähigen ökonomischen Terminologie, einer Kosten-Nutzen-Rechnung und nehmen somit die Entmenschlichung und Entwürdigung der betreffenden Subjekte in Kauf. Das ist ja beinah schon harmlos langweilig. Tatsächlich wissen wir beide, geht es einem Krieger um nichts anderes: um das Austreiben aller Empathie für markierte Andere, um handlungsfähig zu sein. Die notwendige Konsequenz einer solchen Begriffsverschiebung vom Subjekt zu einem störenden Etwas ist aber seine physische Beseitigung. Das schwingt natürlich immer mit bei solch einem Sprechen, da liegt in Deutschland die Krux, und deshalb haben Sie vielleicht zuletzt Abstand von solch scharfen Begriffen genommen. Sie nehmen allerdings Ihrer Figur die notwendige Tiefe, wenn Sie hierüber nicht ab und an laut nachdenken und uns Zuschauer an diesem Konflikt teilhaben lassen.

Sie könnten erst laut verkünden, – weil Sie das in der Öffentlichkeit tun müssen –, dass Sie gegen Gewalt sind, um danach in einem zur Seite gesprochenen Monolog uns vertraulich zuzuflüstern, dass Sie im Grunde genommen ja wirklich gegen Gewalt sind, jedenfalls gegen eine formlose Gewalt, also dass Sie kein Rüpel sind, sie haben nicht umsonst Ihren Carl Schmitt gelesen; und dass es nun aber so ist, dass Sie leider durch die deutsche Geschichte mit manchen Wörtern immer wieder ein Problem bekommen, und Ihnen etwas falsch ausgelegt wird. Das ist natürlich ungerecht, das werden wir als Zuschauer verstehen. Wir werden verstehen, dass die Nationalsozialisten ironischerweise allen nachfolgenden rechten Bewegungen in Deutschland viel vermasselt haben mit ihren Wörtern wie "Sonderbehandlung". Wir werden verstehen, dass es deshalb notwendig ist, sich als moderner Rechter von den alten Nazis zu distanzieren, da darin ihr eigentliches Vergehen lag: dass sie es ihren Enkeln und Urenkeln so unnötig schwer machen, das Natürlichste von der Welt, nämlich rechts zu sein.

Wie will man mit einem Du-losen sprechen?

Ich weiß nicht, ob Ihnen schon aufgefallen ist, was für ein komisches Bild man von Ihnen in der Öffentlichkeit hat (sofern man Sie überhaupt wahrnimmt). Es heißt immer wieder, man muss mit Ihnen reden, es heißt, man kann mit Ihnen reden. Sie und ich wissen natürlich, dass das Unsinn ist. Paul Celan nannte die Nazis die Du-losen.

Wie will man mit einem Du-losen sprechen?

Einem Du-losen einen Brief zu schreiben, ist entweder Unsinn oder eine Aporie, und dass es sich bei dem Adressaten um meine Stückfigur handelt, macht die Angelegenheit nicht weniger weglos. Ohne ein Du gibt es keinen Weg, jedenfalls keinen, den ich gehe.

Es ist klar, ich schreibe Ihnen, um Sie zu provozieren. Weil es kaum eine Person geben dürfte, die mir fremder und ferner wäre als Sie. Und weil es genau darum geht, um das Fremde. Und da Sie damit vermutlich keine Erfahrung haben, sag ich's Ihnen halt: Wo man sieht, wie sich Eigenes und Fremdes ständig mischen, kann das eigene Urteil (sofern's denn ein eigenes ist!) vom Zweifel nicht mehr lassen. Und der Zweifel ist eine puritanische Nahrung: Man muss das Unverständliche mit Güte betrachten, ob man will oder nicht.

Was das politisch heißt, ist klar. Die rechte Maxime von der Eigentlichkeit ist ein Phantom.

Die besorgten rechten Bürger wünschen, dass man ihre Ängste ernst nimmt.

Und ich wünsche mir, sie würden ihre Ängste selbst einmal ernst nehmen und sich auf die Couch legen. Ja genau, sich in die jüdische Psychoanalyse begeben.

Denn der Kampf gegen "die Ausländer" und alles Fremde gilt bekanntlich einem selbst.

Zum Glück gibt's die Islamisten, die einem die inneren Mauern festigen. Zum Glück leben in Deutschland Muslime, so kann man doch von einer Bedrohung sprechen. Zum Glück gibt's aber wiederum nicht so viele in Sachsen, weil man sonst ja im Alltag etwa im Kontakt mit Eltern in der Kita mitkriegen würde, dass Muslime Individuen wie alle andern auch sind.

Carl Schmitt ließ gerade die Ähnlichkeit zwischen den assimilierten Juden und den nicht-jüdischen Deutschen (wohlbemerkt den Deutschen, wie er sie sich wünschte: intellektuell und distinguiert) keine Ruhe, und gerade das Verbindende und die verwischte Grenze schien ihn zu quälen, als er schrieb: Der Feind ist unsere eigene Frage in Gestalt.

Die Ideologie des "Ethnopluralismus"

Obwohl Sie es ja längst kennen und danach agieren, schicke ich Ihnen trotzdem nochmal meine aktuelle Stückfassung. Nachdem es nun ein halbes Jahr im deutschen Repertoire läuft – und dabei phantastischerweise ganz ohne Bühnentechnik auskommt –, habe ich es nochmal umgeschrieben und aktualisiert, Sie haben mir durch Ihre Darstellung zu wichtigen Einsichten verholfen, dafür bedanke ich mich. Lesen Sie sich und geben uns allen eine Kritik, sozusagen aus innerer Kennerschaft. Ich bin gespannt auf die Saltos, die Sie schlagen und insbesondere, wie Sie um die deutsche Geschichte herumtanzen, hoffentlich ohne große Patzer wie den folgenden: Auf der Internetseite der Identitären Bewegung, für deren ideologische Schulung Sie verantwortlich zeichnen, heißt es, die Neue Rechte unterscheide sich von der alten Rechten (und damit von allen nazistischen und rassistischen Konzepten) durch ihren neuen "Ethnopluralismus". Da sprechen Sie von der "Anerkennung und Achtung einer jeden Ethnie und Kultur und ihrer Souveränität auf ihrem geschichtlich gewachsenen Gebiet". Was daran neu sein soll, können Sie vermutlich selbst nicht sagen.

Damit machen Sie Ihre Figur aber schon wieder unnötig dumm und lächerlich. Sie sollten schon wissen, dass Hitler sich je nach außenpolitischer Lage ebendieser Argumente bediente. Und beim Juristen und Heydrich-Stellvertreter Werner Best war ebendas Kern seiner "nüchternen" nationalsozialistischen Überzeugung, nämlich das Völkerrecht lebensgesetzlich darwinistisch auszulegen. Aber das wissen Sie natürlich, denn Ihre Figur ist weder blöd noch lächerlich und vermutlich können Sie zu Recht darauf bauen, dass Sie es bei der Identitären Bewegung mit lauter Ahnungslosen zu tun haben, die sich peinlicherweise eine Argumentationslinie als die Überwindung nationalsozialistischen Denkens verkaufen lassen, die nun gerade das Gegenteil bezeugt.

So vorhersehbar und streckenweise langweilig Ihr Spiel inzwischen geworden ist, so wenig kann man Ihnen den Erfolg streitig machen. So lange vor allem Männer aus der bürgerlichen Mitte Ihnen applaudieren, kann man sagen, Ihre Figur überzeugt.

Ich verbleibe, mit gänzlich fremden Grüßen,

Tine Rahel Völcker


Mehr zum Themenkreis: Im Januar 2015 interviewte nachtkritik.de die Dresdner Theaterleiter Wilfried Schulz (Staatsschauspiel) und Dieter Jaenicke (Hellerau) zur Pegida-Bewegung in Sachsen.

 

 

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Kommentare  
Völckers Offener Brief: Wer entmentschlicht wen?
Einerseits geht es ihr um „das Fremde“, dessen Bekämpfung „einem selbst“ gelte, anderseits gibt es „kaum eine Person“, die der Autorin „fremder und ferner wäre“ als Herr Menzel – leider gewährt sie nicht, was sie von ihm fordert: „das Unverständliche mit Güte (zu) betrachten.“

Der „Feind“, dem Frau Völckers "Frage in Gestalt" gilt, ängstigt sie offenbar derart, dass sie sich einen Popanz zusammenbastelt auf den sie dann nach Belieben eindreschen kann. Das Verfahren, dem real existierenden Felix Menzel Zitate einer Bühnenfigur unterzuschieben ist in seiner infantilen Bosheit schlicht albern (und verharmlost Felix Menzel), der Gestus der ganzen Einlassung wird denunziatorisch, der unbefangene Leser fragt sich leider, wer hier wen „entmenschlicht“.

Bekommt Felix Menzel von „Nachtkritik“ eigentlich die Chance zu einer Entgegnung?
Völckers Offener Brief: von der Couch?
Warum redet eigentlich – überaus eigentlich - die Dramatikerin T.R. Völcker nicht bereits 2011 so wie hier offen mit dem von ihr erfundenen Rechten Krieger Tacheles? Nein, jetzt, ausgerechnet, wo seine von ihr erfundene Figur mit allem Drum und Dran sich so schnell und erfolgreich verwirklicht hat? Warum empfiehlt sie ihm, dem Du-losen, ihr fremden Du-anverwandten Erfundenen die, speziell jüdische, Couch wenn sie die Psychoanalyse meint? Auf der ihm gewiss klar werden würde, was ihr selbst offenbar schon über die Muttermilch eingesaugt sonnenklar ist: dass „der Kampf gegen … und alles Fremde“ bekanntlich einem selbst gelte? Warum hat sie bei so viel Klarheit dann so offen gegen offenbar sich selbst geschrieben? Und von wo aus? Von der Couch? Wieso zieht sie ein Stück mit einer so offensichtlich vorhersehbaren und über ganze Strecken langweilig agierenden Figur nicht einfach zurück??? Vor allem dann, wenn ausgerechnet so eine Figur auch noch Erfolg hat und bevorzugt vor anderen menschlichen Lebensformen Männer der bürgerlichen Mitte überzeugt??? So viele Fragen – eines lesenden Arbeiters… Vielleicht mag die Dramatikerin darauf in einem ganz offenen Brief aus gegebenem Anlass ironiefrei antworten?? Sie darf bestimmt auch Du zu ihm sagen- Da bin ich eigentlich überzeugt davon.
Völckers Offener Brief: Was wird hier eigentlich ausgefochten?
@ Stritter: Und es geht weiter. Ich kann nur den Kopf schütteln. Heisst Pegida unterstützen also, den Arbeiter zu unterstützen? Oh je. Es gibt ja tatsächlich Leute, welche meinen, auf den Pegida-Demos liefen Leute mit, welche nachvollziehbare Ansichten hätten. Weil sie als Arbeiter des ehemaligen Arbeiter- und Bauernstaates vom "bösen, kapitalistischen Westen" abgehängt wurden. Bei aller Kritik an Frau Völcker, so banal und pauschal vereinfachend, wie Sie es hier tun, verhält es sich doch aber auch nicht. Was wird hier eigentlich die ganze Zeit über nachtkritik.de ausgefochten? Pegida und/oder AfD-Anhänger sind und bleiben inakzeptabel. Und das ist auch nicht zu rechtfertigen mit irgendwelchen Arbeiterfragen von annodazumal.
Völckers Offener Brief: einerlei wie das Theater heißt
Hier wird Theater ausgefochten, liebe(r), verehrte(r), nimmermüde(r) Inga. Und da ist das ganz einerlei, ob das Theater Pegida oder AfD (ich weiß spontan nicht einmal, wie das abgekürzt geschrieben wird übrigens) ichDemofür, ichDemogegen, ichsowasvonoffen, ichgezwungenermaßenzu, ichDramatiker, ichStückeschreiber, ichInga, ichmartin usw. heißt.
Völckers Offener Brief: poetische Erhöhung
Das ist krasse poetische Erhöhung!
Völckers Offener Brief: bleiben inakzeptabel
@ Stritter: Ich verstehe Sie nicht. Pegida und die AfD sowie Ableger sind kein Theater. Sondern eine Partei bzw. eine politische Bewegung, welche inakzeptabel bleiben.
Völckers Offener Brief: Staats-Demokratietheater
Was ist daran so schwer zu verstehen? Wenn eine Partei als Partei gegründet und nicht verboten ist/wurde und die Demonstrationen und öffentliche Repräsentationen von politischen Bewegungen (was immer DAS definitiv ist?), die eher inhumane Inhalte verlautbaren lassen, genehmigt und darüberhinaus polizeilich geschützt werden, haben wir sie ja als Wähler in gewählten Demokratien zu akzeptieren. Wenn wir das dennoch nicht tun, müssen wir sie entweder wirksam bekämpfen oder eine andere Staatsform wählen. Wozu im Falle von undifinierbaren "politischen Bewegungen" zählt, dass wir sie zunächst konkret definieren. Was mich interessieren würde - also so konkret - ist, was aus dem Finanzbeamten wurde, der tatsächlich eine Flüchtlingsunterkunft angezündet hat. War das wirklich ein verbeamteter Beamter oder ein Angestellter?? Das ist ja bedeutsam. Wenn es ein verbeamteter Beamter war, dann gehört der doch ganz klar unehrenhaft aus dem Staatsdienst entlassen. Entweder hat der den Staat, den ich gewählt habe dann nämlich nicht nur nicht gedient, sondern ihm Schande bereitet. Oder der Staat, der den dann nicht entlässt auf der Stelle, bereitet mir als Bürger Schande. Dass das Ganze dann auch noch einen zivilstrafrechtliches Nachspiel haben muss, steht auf einem gesonderten Blatt. Und der Beamte könnte ja als Ex-Beamter auch gegen seine Entlassung, im mindesten aber schmerzvolle Strafversetzung klagen... Und so lange da nicht eindeutig staatlich gehandelt wird, sind solche Parteien und offenbar geduldete Handlungen so auffällig vieler Einzelner, dass z.B. Sie sie als "politische Bewegung" ausmachen können, Theater. In dem Fall ein Staats-Demokratietheater. Der Staat kann ja mithilfe seiner sichtbaren Politik für mich -ja, nur für mich, das genügte mir schon - den Gegenbeweis antreten. Das bleibt ihm ja unbenommen. Ich hoffe, Sie verstehen mich nunmehr etwas besser, das können Sie dann der nk-Redaktion danken, die das semi-öffentlich macht.
Völckers Offener Brief: mit eigenen Dämonen umgehen
Der Teufel ist natürlich kein guter Mensch. Nur das hätten wir auch ohne Tine Rahel Völcker gewusst. Leider steckt er in jedem von uns. Und so kann man auch an diesem Brief fein ablesen, wie eine Autorin das Fremde, ähnlich wie Gabriel, einfach auf die nächste soziale Gruppe verschiebt und dabei mit handverlesener seelischer Grausamkeit, garniert mit ein paar Bildungshappen, vor geht.

Das reicht natürlich nicht. Warum sie Frau Oetel nicht ins Vesier nahm, man weiß es nicht. Letztendlich steckt der Teufel ja , wiegesagt, in jedem von uns, und erst, wenn man lernt mit den eigenen Dämonen umzugehen , findet man heraus, dass man allem Fremden freundlich begegnen sollte, vor allem dann, wenn einem vor ihm gruselt.
Völckers Offener Brief: Vorgehensweise des Fremdenfeinds
Wir befinden uns auf dem Weg zu multinationalen Demokratien in Europa. Nirgends kann man das deutlicher spüren als in Berlin. Und ich freue mich darüber. Um so wichtiger wird der Umgang mit dem Empfinden von Fremden. Wenn ich mir einen Fremdenfeind, einen Fremdenhasser vorstelle, dann sehe ich folgendes oder ein ähnliches Bild vor mir.

Zunächst einmal geht der Fremdenfeind von einem vorgefertigtem Bild aus, dass er schon vor Jahren verinnerlicht, innerlich notiert hat. Dieses Bild zielt auf eine Person oder aber eine Personengruppe. Entdeckt der Fremdenfeind diese Person in der Realität, sortiert er ihn sogleich anonym ein. Er nimmt der Person seinen Namen, er entmenschlicht ihn und ordnet ihn, ohne ihn persönlich kennengelernt zu haben, ohne Ansehen der Person, einem Feindbild zu. Dies sind die ersten beiden Schritte.

Jemanden zu finden, der ins Feindschema passt, um ihn dann zu einem Namenlosen zu machen.

Danach folgen zwei weitere Schritte.

Zunächst einmal wird der Feind pathologisiert, danach kriminalisiert. Zunächst erklärt man ihn für krank und dann schließt man aus seiner Krankhaftigkeit, dass er zu illegalen, terroristischen Gewalt bereit ist. Für einen solchen Feind gilt keine Unschuldsvermutung mehr. Er ist im Grunde schon der zukünftigen Tat überführt, auch wenn er sich zur Gewaltfreiheit bekennt und noch zu keiner Gewalttat überführt wurde.

Er wird mit einem sogenannten Belastungseifer überzogen.

So stelle ich mir die Vorgehensweise eines Fremdenfeindes vor.

Was aber, wenn eine deutsche Dramatikern all diese Schritte haarklein vollzieht, um einen rechtskonservativen Medienwissenschaftler bloß zu stellen?

Ist diese Form von passiver Aggression, verbaler Gewalt nun erlaubt, weil es gegen den richtigen Feind geht und nicht gegen den falschen? Oder werden wir einfach zurückgestoßen in alte Muster.

Natürlich ist das keine Verteidigung der neuen Rechte. Nur, was soll ich denken, wenn sich die Strukturen im Denken so sehr ähneln ? Seit Tagen lässt mich dieser Gedanke nicht mehr los.

Es versteht sich von selbst, dass jeder Asylsuchende in Deutschland geschützt werden muss. Aber es muss doch auch klar sein, dass wenn schon eine deutsche Dramatikerin solchen Denkstrukturen aufsitzt, dass auch Asylsuchende aus Krisengebieten in ihrem Denken gefährdet sind. Es reicht doch nicht sie materiell aufzufangen. Es geht um eine geistig moralische Wertegemeinschaft, die man aufbauen sollte. Da reicht es nicht sich gegenseitig die bekannten Vokabeln und Adjektive zuzuschreiben.

Die Aufgabe eine multinationale Demokratie aufzubauen, ist weit aus größer, als unsere Aufarbeitung von Vorurteilen. Wir benötigen eine positive Vision von dem, was wir in der Zukunft leben möchten.
Völckers Offener Brief: Demokratie/Demokratismus
Lieber, verehrter Martin Baucks, ich habe bisher "Demokratie" immer so verstanden, dass da keine multinationale Bevölkerungsstruktur aufgebaut werden muss, sondern dass die einer Demokratie, die wirklich eine Demokratie und kein Demokratismus - also ihre verdeckte diktatorische Scheinvariante ist, immanent sei? Ist das nur eine idealisierte Vision von ganz normaler Demokratie, der ich in meinem namenlosen Wahnsinn aufgesessen bin?? Was soll ich tun?? - Ich bitte um Lebenshilfe.
Völckers Offener Brief: zum Nationalstaat
Liebe namenlose Dramatikerin,

man unterscheidet gemeinhin zwischen dem Nationalstaat, dem Vielvölkerstaat und der Willensnation. Ich meinte, dass wir uns auf dem Weg zu einer Willensnation befinden, in dem sich eben der Wunsch, die Sehnsucht und der Wille zu einem Volk, bestehend aus mehreren Nationen ausdrückt, was dem europäischen Gedanken am nächstem kommt. Hauptmerkmal heutiger Demokratien ist, dass alle Macht vom Volke ausgeht, Was aber das Volk sei und wer dazu gehören darf, soll oder muss, darüber kann man bekanntlich unentwegt streiten.

Leider kann ich ihnen keine echte Lebenshilfe geben. Hierzu wenden sie sich bitte an eine dementsprechende Einrichtung. Wie Demokratien im allgemeinen aufgebaut sind und sich unterscheiden, kann man im Internet oder aber einer guten Bibliothek leicht erfahren.

Für eine herkömmliche Demokratie besteht nicht der Zwang aus mehreren Nationen oder Völker gebildet zu werden. Auch hält man den Begriff Nationalstaat vielerorts für einen konstruierten Begriff, da es eine „reine“ Nation, die aus einem homogenem Volk besteht, nicht geben kann und in der Realität kaum vorzufinden ist. Nichtsdestotrotz halten sich einige Nationalstaaten subjektiv für homogen und kämpfen darum dieses subjektive Nationalgefühl für sich zu erhalten.

Mit freundlichem Gruß

martin baucks
Völckers Offener Brief: Kopf-Salat
Oh, doch, lieber Herr oder liebe Frau Baucks! Sie haben mir eine wirkliche Lebenshilfe gegeben, denn ich weiß jetzt, dass also meine im Wahnsinn idealisierte Demokratie-Vision die einer WILLENSNATION ist. Sie glauben gar nicht, wie mich das erleichtert!!! Denn ich kann das jetzt ausdrucken und allen zeigen, die gerne hätten, dass ich entweder gar nicht existiere oder wenigsten zugebe, wahnsinnig zu sein, damit Sie mich nicht mit einer Autorin verwechseln müssen, die richtige, spielbare Dramatik schreibt! - ich bin gar nicht verrückt, nur extrem willensstark!! - Da habt Ihr Euren eigenen Kopf-Salat. Und Herr - oder Frau - Baucks ist schuld! - Beschwert Euch also bei ihm. Oder Ihr!
Völckers Offener Brief: gelassen
Bitte sehr. Gern geschehen. Beschwerden sehe ich gelassen entgegen.
Völckers Offener Brief: Verfasserin antwortet
Sehr geehrter Martin Baucks,
ich gebe Ihnen Recht darin, dass der Text heikel ist. Ich bin mir über einige Widerhaken darin bewusst und habe lange gezögert. Der Einwand, dass in dem Text einer realen Person im "Belastungseifer" eine Kriminalität bzw. potentielle Gewalttätigkeit angedichtet wird, ist problematisch, das gebe ich zu. Doch die Frage bleibt, was es heißt, dass einer "nur" eine faschistische Grundhaltung zeigt, die eben in einigen Zügen die nazistischen Originale in sich trägt (Argumentations- oder Wortwahl). Und da bin ich überempfindlich, das gebe ich zu. Da sehe ich Gewalt bei einem, wo keine ist, der eben nur - und da kommts, eben "nur" ein intellektueller Faschist ist, der seit Jahren fremdenfeindliche Hetze verbreitet und damit immer erfolgreicher wird. Was heißt jetzt dieses "nur"? Angesichts dessen, was wir gerad erleben? Und angesichts dessen, was diese klugen Menschen auf ihren rechten Internetseiten verbreiten? Lesen Sie das und machen Sie sich ein Bild. Aufgrund einer polemischen Form, die ich gewählt habe, nun gleich meinem Denken ebensolche Gefährlichkeit wie jener des Rechten zu attestieren, finde ich wiederum von Ihnen, Herr Baucks, etwas waghalsig. Es sollten nazistische Denkweisen einfach diskreditiert werden und in meinen Augen kann das nicht scharf genug passieren. Ich nehme Ihre Kritik zur Kenntnis, was den Stil angeht. Tatsächlich hängt es insofern mit dem Inhalt zusammen, als mir nicht einleuchten will, weshalb man sich einem Nazi gegenüber freundlicher und ohne Verachtung (für sein politisches Tun) zeigen sollte. Derrida schrieb, in jedem Text steckt ein Parasit. Nun - wohl mindestens einer! Was ich im Text für Hoffnungslosigkeit hielt (auch die kann man kritisieren, unbedingt, das meine ich ernst), interpretieren Sie als Aggression u.ä. Vielleicht ist es beides. Vielleicht geht es manchmal nicht klarer.
Ich danke Ihnen für Ihre ehrlichen Worte, wenn ich auch nicht allem zustimmen kann.
Zu Ihrem Schlagabtausch mit der oder dem anonymen "Deutsche Dramatikeri" kann ich nichts sagen, weil ich die Einwürfe von Dramatikeri in Syntax wie Wortwahl ziemlich unverständlich bzw. grenzwertig finde.
Mit vielen Grüßen,
Tine Rahel Völcker
Völckers Offener Brief: Zschäpe schweigt
Liebe Tine Rahel Völcker,

„Denken heißt überschreiten. Freilich, das Überschreiten fand bisher nicht allzu scharf sein Denken.“

So steht es im Vorwort zum „Prinzip Hoffnung“ von Ernst Bloch. Ein Buch, dass ich ihnen nur empfehlen kann, denn schon mit den ersten Sätzen des Vorworts rechnet er mit der Hoffnungslosigkeit ab.

„Es kommt darauf an, das Hoffen zu lernen. Seine Arbeit entsagt nicht, sie ist ins Gelingen verliebt statt ins Scheitern“.

Und darum ging es mir, Denkstrukturen bei ihnen zu erkennen, die denen von Fremdenfeinden ähneln.

„Aufgrund einer polemischen Form, die ich gewählt habe, nun gleich meinem Denken ebensolche Gefährlichkeit wie jener des Rechten zu attestieren, finde ich wiederum von Ihnen, Herr Baucks, etwas waghalsig.“ Ebensolche Gefährlichkeit wie jener des Rechten, wie kommen sie darauf Frau Völcker ? Wo soll ich das geschrieben haben? Das haben sie wohl geträumt. Oder es ist Ausdruck ihrer eigenen Ängste. Ich für meinen Teil rücke sie nicht in die Nähe der Rechten. Ich sehe nur auf beiden Seiten vergleichbare, ähnliche Denkstrukturen, und die gilt es aufzubrechen, zu überschreiten.

Wenn sie einen überführten, geständigen Mörder vor sich haben, nützt es nur wenig ihm seine Tat ewig vorzuhalten. Wenn sie ihn kennenlernen wollen, sollten sie mit ihm reden, wahrscheinlich müssen sie sogar zunächst sein Vertrauen gewinnen. Beate Zschäpe dreht dieser Gesellschaft seit Monaten den Rücken zu und schweigt. Wenn sie eine solche Frau kennenlernen wollen, dann müssen sie ihr Vertrauen gewinnen. Falls sie aus ihr eine Theaterfigur machen wollten, müssten sie in ihr Innenleben eindringen, es vor uns auf blättern. Stattdessen reicht es bei ihrer männlichen Figur nur zu einem Namenlosen, der lediglich politisch interessiert, wie sie meinen.
Völckers Offener Brief: der Mörder als Mensch
Mal abgesehen davon, dass sie eine männliche Figur wählten, wo sich auch weibliche anbieten würden, ich erinnere sie nochmals an Katrin Oertel aus Dresden, interessieren sie sich nicht für den Menschen, sondern nur für seine zu verachtende politische Haltung. Wem wollen sie damit dienen? Wie soll da das Überschreiten sein scharfes Denken finden? Sie bieten uns zur Reflexion eine männliche Figur an, wo sie ein ganzes Spektrum auffächern könnten, auch von weiblichen Gestalten. Sie verstärken ihn durch einen Chor. Ja und ? Glauben sie tatsächlich, die Zuschauer in Düsseldorfer Schauspielhaus müssten darüber aufgeklärt werden, wie heutige Rechte ticken? Glauben sie wirklich, ich müsste auf solche Seiten gehen, um mir ein Bild zu machen ? Ich, dem das Thema Faschismus sozusagen unfreiwillig in die Wiege gelegt wurde? Nie werde ich meinen Großvater vergessen, wie er weinend an einem Waldessrand stand, an dem alle seine antifaschistischen Freunde erschossen wurden. Es ist als Kind schwer alte Männer beim Weinen zu beobachten. Weitere Schilderungen erspare ich ihnen.

Zu deutlich spürt man, sie gehen die Sache nicht beherzt an. Ich empfinde, wie sie die Worte wählen müssen. Waghalsig, ich sei waghalsig. Zumindest bin ich nicht polemisch. Ich versuche zu analysieren. Wenden sie sich gegen die Denkweise, die ich an ihnen entdeckte, und sie finden in mir einen freundlichen Gesprächspartner. Und da sind wir an einem entscheidenden Punkt. Warum sollten sie freundlich sein, wo sie nur Verachtenswertes finden? Wieso reden vereinzelte Opfer der Shoa von Vergebung und versuchen sie sogar zu zeigen? Kann ich ihnen da nur erwidern. Das muss jeder für sich entscheiden. Wenn sie aber mal ein Stück schreiben wollen, auf der Höhe eines Films wie „American History X“ oder gar noch eine viel bessere Verarbeitung eines vergleichbaren Stoffes, dann kann ich ihnen nur empfehlen sich mit dem Mörder als Menschen auseinander zusetzen, wie es vor ihnen schon große Dramatiker wie Shakespeare oder Büchner taten, und nicht die Finger zu spitzen, weil ihnen der Umgang mit solchen Menschen nicht gefällt. Nur so gelangen sie zu Innenansicht, wie sie beispielsweise Edward Norten in genanntem Film zulässt. Und dieses Aufblättern des Inneren eines Konfliktes, führt hin zum Denken und Überschreiten.

Stattdessen ziehen sie eine Polemik vor und versuchen die Worte knallen zu lassen, um es ihnen einmal im Jargon ihrer eigenen Theaterfigur zu entgegnen.

Mit freundlichem Gruß

Ihr
Martin Baucks
Völckers Offener Brief: Gedankenschritt
Das Problem, Martin Baucks, das ich bei Ihrem gut gewählten Beispiel sehe, ist: Wenn Sie das Vetrauen von z.B. Zschäpe gewonnen haben und sie dadurch zum Reden bringen und sie hernach durch Ihr Reden im bestehenden Rechtssystem einer Schuld überführt und entsprechend bestraft würde, dann fühlen S i e sich vermutlich schuldig. Weil Sie g e p l a n t, auf das Ziel ihrer Bestrafung ausgerichtet, das Vertrauen dieser Frau gewonnen haben. Und genau dieser Gedankenschritt unterscheidet einen großen Dramatiker von den heutzutage (und vor allem in Deutschland, wo seit ca. 20 Jahren 8,7 Dramtiker pro Jahr "gemacht" werden durch Verlage und rege Werkstätten-Tätiglkeit) landläufig als solchen bezeichneten: dass er diese Konsequenz für sich vorab denken kann, bestenfalls muss. Und so fallen dann seine Figuren in ihren Handlungs-Spielräumen aus. Der Dramatiker, der diese Berufsbezeichnung nicht nur als Schriftsteller, der er ja immer ist, verdient, ist der autark behauptete Extremfall von Ich, das gegen den gesellschaftlichen Extremfall, also den Staat, steht. Und umgekehrt. Und zwar naturgemäß Unversöhnlich. Und es gibt nur einen einzigen Beruf, der vermittelnd in dieser klar abgegrenzten Unversöhnlichkeit wirken kann. Das ist der des Schauspielers. Und vielleicht gibt es eine Regie, die da hilft. Und vielleicht gibt es einen Verlag, der da eine Regie, die sich als Schauspielerhilfe in erster Linie sieht und versteht, kennt und ihr einen Text anvertraut. Und wenn nicht, das eine nicht, das andere nicht, dann gibt es keine Vermittlung zwischen dem Ich-Hier und dem Alle-Da. Und wer diese angestrengte Unversöhnlichkeit weder will oder aushält, sollte sich nicht Dramatiker nennen lassen öffentlich. Wie Sie, Baucks, schon ins Feld führen: schon wegen Büchner nicht. Nicht wegen Kleist. Nicht wegen Jelinek und nicht wegen Kane - wenn denn auch die Minderzahl in dem Beruf in gleicher Anzahl genannt sein soll - Nicht wegen etlicher anderer in ihrer ungeheuren riskierten Selbstgefährdung aus künstlerischen Gründen...
Völckers Offener Brief: zweierlei Klischee
Sie haben Recht und Unrecht zu gleich, liebe deutsche Dramatikerin. Unversöhnlichkeit gegenüber dem Staat als Grundlage guter Autorenschaft ist ebenso ein Klischee, wie zu meinen, Fremdenfeinde müssen zwangsläufig Rechte sein, wie uns Frau Völcker weiß machen möchte .
Völckers Offener Brief: aus der Seele gesprochen
Sehr geehrter Herr Baucks,

Sie sprechen mir aus der Seele.Danke für die Mühe,so präzise und klug zu argumentieren.Ich hätte es nie so schön schreiben können.
Es sind Menschen wie Sie, die einem Hoffnung geben.
Danke!
Völckers Offener Brief: Offenhalten der Wunde
Lieber Martin Baucks, ich glaube, wir haben uns leider missverstanden: das meint eine andere Art von Unversöhnlichkeit, die nicht ausschließlich das Politische meint. Es geht um das "Ich" als Überlebensprinzip des Einzelnen und das "Alle Ich's" als Überlebensprinzip des Humanen. Das ist natürlich eine dialektische Einheit. Sie Dramatik schreibend zu öffnen entspricht dieser Wunde (das Gras, das ausgerissene, immer und immer wieder, ja), um deren Offenhalten man sich müht. Weil nur durch sie die Einheit des Unvereinbaren sichtbar, erlebbar (?), intellektuell nachvollziehbar bleibt... Und das ist schon an sich eine ziemlich selbstgefährdende Arbeit. Ich sprach speziell von Dramatik als Genre der Literatur. Nur für diese trifft das mit der Unversöhnlichkeit m.E. zu. Sie ist für mich nicht zwangsläufig Grundlage guter Autorenschaft als solcher. Das vermeintliche Klischee haben Sie daraus kurz und bündig gemacht. Ich finde, dass man in der Dramatik die Kraft haben sollte, überhaupt niemanden, dem man, als auch noch von Ferne wirkende Grundlage einer Figur, die Möglichkeit zum gestalteten Menschen gibt, diskreditieren. Erst recht nicht willentlich. Das ist eine persönliche Haltung. Und da sind unsere Haltungen entweder sehr unterschiedlich oder voreinander bisher ungeklärt. - Danke für Ihren Einwand, der mir half, mich zu präzisieren, freundlichst d.o.
Völckers Offener Brief: Riss in der Seele
Ich traf mich einmal mit Ulrich Wildgruber nach einer Boulevard Vorstellung, die er mit Ernst Stankovski in Essen absolvierte. Ausgerechnet Stankovski. Meine Exfrau stellte mich ihm als Theaterautor vor. Großer Fehler, denn Wildgruber erwiderte: Alle guten Dramatiker sind in ihrem Alter schon Tod. Ich zog es dann vor, ihn mit Champagner ab zufüllen, um leichter das Thema wechseln zu können.

Natürlich, das Drama kennt an sich kein Happy End, vor allem, wenn es als Tragödie daher kommt. Aber an sich ist das Hauptmerkmal eines Dramas, dass es die Handlung in Dialogen erzählt.

Heutzutage aber hat sich das Drama schon so sehr von seinem Ursprung emanzipiert, es kennt soviel Gestaltungsformen, dass ich sie doch höflich bitten möchte, liebe deutsche Dramatikerin, ihre Verfasser und Verfasserin älter als dreißig Jahre werden zu lassen.

Der Zweifel hat sich nun schon solange zwischen Finger und Abzug eingenistet, dass sowohl die Protagonisten, wie auch die Urheber von Dramen, gerne einmal aus dem Kreislauf der Verzweiflung über die Einheit von Unvereinbarem aussteigen und die Sache von einem wahrlich postdramatischen Standpunkt ausleuchten. Damit scheint die Hochdramatische Phase beendet. Das Drama findet nicht mehr statt. Sein Protagonist war Hamlet. Seine Urheber ziehen sich aber nur vorläufig vom Kampfplatz zurück und reißen kein Gras mehr aus.

Tatsächlich aber gibt es einfach nur eine Unzahl von multiplen Unschärferelationen, und das gesellschaftlich Drama muss von so vielen Punkten aus ungleichzeitig vermessen werden, um Schärfe zu bekommen, da wäre eine suizitäre, selbst gefährdende Struktur bei den Urhebern und Urheberinnen nicht unbedingt förderlich. Und so gibt es ja auch viele gute Dramatiker, die ein erfülltes Leben hatten, allen voran der ungeliebte Goethe, der zwar von einer gewissen Abgeschnittenheit im Tasso und vor allem mit der Iphigenie zu berichten wusste, aber ansonsten den Riss zwischen ihm und der Gesellschaft gut überspielen konnte, was ihm viele Feinde bescherte. Brecht sagte es im Galileo so: Zum Teufel mit der Perle, ich ziehe die gesunde Auster vor.

Trotzdem stimme ich ihnen zu, der Prozess, aus einem Sandkorn, einem Fremdkörper in einem lebensgefährlich Prozess, eine Perle zu machen kann bedrohlich sein, muss es aber nicht. Für Sarah Kane endete er tödlich. Der frühzeitige Tod mag eine Berufskrankheit sein, zwingend ist er für DramatikerInnen nicht. Wie gesagt, ich zog es lieber vor mit Wildgruber Champagner zu trinken, als auf der Stelle zu sterben. Also seien sie bitte vorsichtig damit eine Wunde künstlich offen zu halten, man trägt schon an dem Riss in der Seele schwer genug.

Was Frau Völker betrifft, auch sie ist eine ernsthaft verwundete. Ihre auf dem Papier entworfene Figur, zeigt im wahren Leben einigen Ungehorsam, wie sie selber sagt. Sie lässt sich nicht nahtlos einsortieren in das Figurenarsenal des deutschen Faschismus aus dem vergangenen Jahrhundert. Die Autorin muss nacharbeiten, aktualisieren. Noch ein paar weitere Monate mit ihrem selbsterkorenem Intimfeind verbringen. Man weiß nicht, was sie mehr quält, die Figur, von der sie anscheinend besessen ist, oder die Eigenmächtigkeit der Gestalt Menzel in der Realität, die einfach nicht dem Drama von Frau Völcker folgen möchte. Letztendlich leidet die Autorin aber unter der neuen Rechten und das will ich ihr gerne glauben. Bedauerlicherweise bleibt es dabei, ihr offener Brief an den Intimfeind trägt stark xenophobische Züge, wie sie ja im letzten Gruß, „Ich verbleibe, mit gänzlich fremden Grüßen,Tine Rahel Völcker.“ offen ausstellt. Das sie einem Namenlosen, Du-losen überhaupt schreibt, beschreibt sie als einen Akt der Vergeblichkeit. Es liegt in der Erotik eines Verhältnisses zu einem Intimfeind, dass einen an ihm das Fremde so sehr anzieht, wie es einen zugleich abstößt und leidend macht. In dem Sinne passt Frau Völcker gut in ihr Bild, liebe deutsche Dramatikern, sie nährt ihre Wunde und hält sie offen. Und dieser Zustand ist in der Tat gefährlich, bedrohlich. Schnell baut man die ganze Drohkulisse einer nahenden Revolution von Rechts auf und malt sie sich ungeheuerlich aus, wo doch in Wahrheit nur eine rebellierende Selbstunterwerfung einiger Bürger zu erkennen ist, die aber ebenso an Eigendynamik zugewinnen kann, in Ungarn bestimmt, in Frankreich wahrscheinlich, aber in Deutschland muss man die Rechten nicht mehr ausgrenzen, sie sind es schon und bleiben chancenlos, nach meinem Ermessen. Ich will die Gefahr nicht herunterspielen, vermisse aber bei Frau Völcker den aufgeklärten sozialpsychologischen nüchternen Blick, der erkennt, dass es sich bei vielen Rechten nur um eine Ersatzhandlung handelt. Sie wollen sich ebenso nicht den Verhältnisse unterwerfen, unter denen sie leiden, und suchen sich einen Sündenbock, lenken all ihre Wut auf ihn um und rebellieren gegen ihn, was letztendlich nur der Selbstunterwerfung unter die verhassten Verhältnisse dient. Natürlich, man geht in der BRD offiziell von 20000zig Tausend Rechtsradikalen aus, von denen ca. 10000 Tausend als gewaltbereit gelten. Das ist eine Gefahr. Aber keine, die man nicht bannen kann, vor allem, wenn man die richtigen Hebel ansetzt und sich nicht in seine Intimfeinde verliebt, verbeißt, verheddert. Kritische Distanz lässt einen die eigene Rolle besser fassen. Und wenn alle Stricke reißen, kann, wie gesagt Champagner hilfreich sein. Nicht umsonst trank Cechov zuvor noch ein Glas mit seinem Arzt als er sich dann zum Sterben auf die Seite legte, leider auch vor der Zeit.

P.s.: Und sie haben natürlich Recht damit, dass man sich nicht über seine Dramenfiguren erheben sollte. Und auch einen Dank zurück an klara
Völckers Offener Brief: Figuren nicht denunzieren
Liebe(r) Martin Baucks - ich habe das Gefühl, Sie waren von meinem Einwand irgendwie persönlich getroffen - das wäre nicht mein Anliegen gewesen, ich dachte, wir reden über das Verhältnis von Dramatik und Stücktexten und deren Verhältnis zum Schauspieler. Dem Wildgruber hat ja nun das Champagnertrinken mit Ihnen oder anderen Theaterautoren auch nicht bis in ein höheres Alter und nicht-selbstgefährdendes Leben geholfen. Soweit ich mich entsinne. In dem Gespräch, das Sie erwähnen, hat ja der Ulrich Wildgruber also auch "Theaterautor" und "Dramatiker" in eins gesetzt. Das zweite: ich sprach von Selbstgefährdung, nicht von Suizid. Das eine ist ein angestrengt lebendig gehaltenes Risiko, das andere das eigenständige definitive Beenden von Gefährdung. Nicht so das Zwischendurch-Ausruhen, um dann wieder frisch ans Werk des Dramatikers zu gehen... Auch meint das Nicht-Diskreditieren von Figuren inspirierenden Menschen und Situationen nicht dasselbe wie das Nicht-Sicherheben über die eigenen Figuren - Ich meine: ich verlange von Schauspielern, dass die ihre Figuren nicht denunzieren. Gleich, von wem die jetzt erfunden wurden. Und dann ist doch klar, dass ich nicht vorab etwas zur Veröffentlichung bestimmes tue, was ich dann von den Schauspielern verlange, dass die das vor Publikum lassen! Das mit dem Champagner verstehe ich auch nicht. Warum erst Champagner, wenn alle Stricke reißen? Als Trost? Als Hilfe? Trost und Hilfe Wozu? - Ich dachte, den trinkt man aus Lebenslust und purer guter Laune? Auf das Leben als Fest? Ich glaube nicht, dass Cechov den zum Trost brauchte, bevor er sich umdrehte. Auf so viel Selbstbestimmung und Selbstempfinden beim Sterben kann man mit einem Kollegen ganz gewiss anstoßen! - denn das IST ein Grund zum (sich selbst)feiern - wie vorbildlich. Welchen Riss in der Seele meinen Sie? Meinen Sie DEN, den wüsste ich jetzt nicht zu verallgemeinern ohne gründlicher nachzudenken - oder einen, einen eigenen?? Welche "Hebel" meinen Sie? Hilft da Mechanik? Das wäre großartig! Mein Problem ist, dass ich "Rechte" nicht definieren kann. Ich kann und will mit diesem ganzen Linke - Rechte - Zeug/Gerede absolut NICHTS anfangen. Schreibend nicht. Und als Publikum auch nicht. Für mich besteht die Gefahr gerade darin, dass das nicht definiert wird und trotzdem öffentlich behauptet. Ein Faschist ist ein Faschist und ein Nationalsozialist ist ein Nationalsozialist, aber was ist ein "Rechter"? Und meinen Sie, Tine Rahel Völcker hätte da ein erotisches Verhältnis, dem sie ... Was ist ein Intimfeind? Ich wüsste wohl zu sagen, was ein Intim-Feind ist, was ein Intimfeind ist, nicht - So viele Fragen, mit freundlichen Grüßen, d.o.
Völckers Offener Brief: die Mitte ist das Problem
Liebste d.o.,

ich glaube sie wollen mit mir Schlitten fahren und Haare spalten.

Wenn sie den Begriff des "wahren Dramatikers" definieren wollen, dann tun sie es doch einfach.

Aber in einem Punkt haben sie völlig recht: Weder rechts noch links sind das Problem, was immer das auch sei. Die Mitte ist, wie immer, die eigentliche Katasstrophe und versucht als neue Einheitspartei alle Politikfelder abzudecken, um sich lästiger demokratischer Prozesse zu entledigen.

Von daher nehmen sie den Champagner zu welchem Anlass sie auch immer wollen, einmal zum Trost und einmal zum Feiern. Das eine machen und das andere nicht lassen.
Völckers Offener Brief: Einigkeits-Feier
Lieber Martin Baucks - wir sind uns in einem Punkt enig, das muss gefeiert werden. Bei mir ist das so: Zum Feiern durchaus einmal Champagner und zum Trost das "Herzchenkissen". Definition gerne, aber öffentlich nur gegen Bezahlung. Steckt ja wahnsinnig viel Arbeit darin, was definieren zu können, nachdem man sich durch so komplexe Übelegungen gedacht hat. Tina Rahel Völcker und auch Sie werden ja Ihre wertvollen Texte auch nicht einfach verschenken. -
Völckers Offener Brief: kein Pardon
Lieber Stritter,

vom Champagner zurück zu Tine Rahel Völcker. Ich finde die Autorin hat ein Recht darauf, dass man auf ihr „nur“ eingeht. Es handele sich nur um eine faschistische Grundhaltung und einen intellektuellen Faschisten bei Herrn Menzel. Schaut man nun wirklich bei der „Blauen Narzisse“ vorbei, kann man sagen, dass sich Frau Völcker dort an dem polemischen Ton schon infiziert hat. Auch stilistisch würde sie dort hin passen. Nur inhaltlich eher weniger. Wie viel Inhalt aber schon der Still in sich trägt, darüber lässt sich streiten.

„Ich nehme Ihre Kritik zur Kenntnis, was den Stil angeht. Tatsächlich hängt es insofern mit dem Inhalt zusammen, als mir nicht einleuchten will, weshalb man sich einem Nazi gegenüber freundlicher und ohne Verachtung (für sein politisches Tun) zeigen sollte.“ schreibt Frau Völcker und problematisiert selber die Kohärenz zwischen Form und Inhalt. Meinen Vorschlag zur Freundlichkeit schlägt sie brüsk aus und möchte lieber scharf verurteilen und diskreditieren. Kein Pardon sozusagen. Es wäre einfach sich dem anzuschließen. Entsprechende Beschimpfungen kann man sich von Gabriel bis Schweiger über Campino aus dem Netz saugen.

Aber schreiben bei der „Blauen Narzisse“ tatsächlich Faschisten, die eine totalitäre Diktatur einer Herrenrasse anstreben?

Es handelt sich wohl eher um national gesinnte, rechte Konservative, die sich, man höre, über die deutsche Scheindemokratie und die ihr innewohnende Plutokratie beklagen. Was die Plutokratie betrifft dürften sie kleine Schnittmengen mit den sogenannten Linken haben, die, wie man heute in der FAZ lesen kann, mit ihrer Gesellschaftskritik eventuell doch recht haben könnten. Aktuell feiert man auf der Seite Viktor Orban, der den richtigen Weg gehe. Man strebt eine Föderation starker europäischer Nationalstaaten an. Im Ganzen kann man, quer gelesen sagen, gilt für die Autoren dort das Motto: Wie sie mit der Wahrheit lügen.

Oder besser noch, wie man aus Halbwahrheiten die falschen Schlüsse ziehen kann, denn fast alle Artikel enden mit der Sehnsucht nach einem Wiedererstarken des deutschen Volkes. Soweit so unangenehm. Das Volk werde nicht gefragt und man setze sich für die Redemokratisierung der BRD ein, heißt es in einem Artikel, der sich dem „Ossi“ als Feindbild widmet.

Bleibt eben die Frage, wie man mit solchen Rechten tatsächlich umgehen sollte, denn das Schicksal Europas wird stark davon abhängen, in wieweit man zumindest Teile der neuen Rechte in eine europäische und demokratische Politik integrieren kann. Dort entwickeln sich tatsächlich zwei völlig unterschiedliche Bilder, einerseits eine europäische Föderation von Nationalstaaten. ohne jede, oder nur sehr geringe Zuwanderung, und auf der anderen Seite, ein Europa mit einer multinationalen Gesamtbevölkerung von mehr als 500 Millionen Bürgern, dass sich durch Zuwanderung stetig bereichert. Zweite Variante liegt mir sehr, aber man muss sie eben auch demokratisch kommunizieren. Wenn man nun gleich jeden national gesinnten Gegner mit der Faschismuskeule in Tonne kloppt, wird diese humanistische Vision einer Föderation von multinationalen Willensnationen wohl schneller scheitern, als einem lieb sein kann, wie man an der aktuellen Entwicklung der Beziehungen zu Ungarn ablesen kann, denn schon steht die Frage im Raum, warum gehört so ein Staat zur EU?

Tine Rahel Völcker bezieht ihre Legitimation zur Diskreditierung und Ausgrenzung aus der Vermutung, hinter allem „Rechten Tun“ verberge sich eine Verschwörung zu einer rechten Revolution, die uns direkt in den Faschismus führt. Ihre Legitimation bricht aber in dem Moment in sich zusammen, wo man den „rechten“ Menschen genauer betrachtet. Sei es auch nicht freundlich, so doch zumindest analytisch. Und bei dieser Betrachtung muss man feststellen, dass es nicht mehr um die Vorherrschaft einer deutschen Herrenrasse geht und um die Errichtung einer faschistischen Diktatur. Denn wer die Linie überschreitet, ist in der Tat kein „Rechter“ mehr, sondern ein Faschist. Und für den gilt: Alles Weitere regelt das Grundgesetz und die Justiz.

Solange aber diese Grenze nicht überschritten ist, sollte man weiter freundlich für die Vision eines freien Europas vieler Nationen werben.

Was das Erzeugen von Bühnenfiguren betrifft, dazu gehört eine grundsätzlich menschenfreundliche, emphatische Sicht auf Menschen, ohne die man keine interessanten Figuren gestalten kann.
Völckers offener Brief: Klageschrift
Alles so weit so weit so unterschreibbar, Martin Baucks, was Sie zu Stritter meinen, aber: Ihnen und Ihrem letzten Satz folgend, hieße das, dass Tine Rahel Völcker - die hier den Willen zur Diskreditierung einräumt, entweder keine Bühnenfigur geschaffen hat und dann das Theater sich geirrt hat. Oder, dass Sie sich irren und es von der Sache her schon möglich ist, auch mit einer tendenziell misanthropischen oder nur speziell emphatischen Sicht für das Theater interessante Bühnenfiguren zu gestalten. Und damit sind wir dann genau bei dieser meiner Ausgangsfrage: Ist ein Stück mit solchen Figuren, selbst wenn es vom Theater ausgewählt und szenisch umgesetzt wird, DRAMATIK? Fragen wir das Goethe-Institut, das im Ausland wirksam verbreitet, was NEUE deutsch(sprachige) DRAMATIK ist. Danach ist Tine Rahel Völcker Autorin NEUER DRAMATIK. Sie finden sich übrigens nicht da eingeordnet, ich mich auch nicht und einige andere Autoren, deren Arbeiten ich gelesen habe oder die ich persönlich einmal kennenlernte, auch nicht. Und da habe ich mich gefragt, was denn nun für das international agierende Goethe-Institut, das also einen Ruf über Dramatik schreibende Autoren international verbreitet, denn nun die Kriterien sind für NEUE DRAMATIK. Ich habe dann nachgesehen, wer aktuell dem Goethe-Institut bei der Beurteilung hilft und habe erstaunt festgestellt, dass nur ganz wenige Leute, mit sehr bestimmten Verbindungen in unserem Land ganz genau wissen, was NEUE DRAMATIK ist und das Auswahl-Geheimnis ihres gesicherten Wissen gleichzeitig offenbar streng hüten. Ich dachte sodann, dass ich dem zuständigen Abteilungsleiter im Goethe-Institut, einmal einen Brief schreiben sollte, und ihn bitten sollte, mir - wirklich nur mir persönlich - offenbar interessiert es sonst ja niemanden weiter, mitzuteilen, was die Kriterien sind, um als NEUE DRAMATIK eingeordnet werden zu können in der zeitgenössischen Deutschen Literatur. Weil ich dann wüsste, was ich schreiben und vor allem was ich NICHT schreiben muss, um da auf die Liste zu kommen. Und wenn ich das erst einmal weiß - hah - dann geht aber die Post ab in der Liste, das kann ich Ihnen aber sagen! Wenn ich Regisseur wäre, würde ich ja im Moment einfach die aktuelle NEUE DRAMATIK-Liste des Goethe-Institutes als Stück inszenieren. Ich bezweifle, dass das wirklich langweilig wäre! Vielleicht könnte man damit sogar eine TT-Einladung bekommen am Ende! Es ist nämlich so: mich stört es überhaupt wenig, wenn also man in D in den Verlagen und Theatern so tut, als hätte es niemals Stücke von mir gegeben. Soviel Freiheit für Theater und Verlage, die abzulehnen muss ja sein. Aber: es stört mich ungeheuer, wenn über das Goethe-Institut international verbreitet wird, dass ich keine NEUE DRAMATIK schreibe. Was es tut, weil ich nicht in der Liste auftauche. Obwohl es mich gibt. Und meine Stücke. Ich empfinde das als rufschädigende Handlung an mir durch das Goethe-Institut. Ich lasse mich gern aus den Theatern fernhalten und von Theaterverlagen meine Arbeit ablehnen - aber ich lasse meiner literarischen zeitgenössischen Arbeit nicht gerne öffentlich nach-zeigen, dass Sie keine Dramatik enthielte... Ich überlege also, das Goethe-Institut zu verklagen.
Auch: Das Grundgesetz und die Justiz kann nur regeln, was zur Anzeige und Anklage gebracht wird. Und sie kann Prioritäten setzen bei der Dauer der Ermittlungen und Prozesse, so dass normale Zeitverzögerungen sich ganz legal hinziehen können, bis sie rechtsbeugenden Charakter annehmen. Da ist es dann schon schwieriger mit dem freundlichen Werben für die freiheitliche Vision eines Europas mit paritätisch miteinander wirkenden Nationen...
Über das Schlittenfahren sollten wir doch reden, wenn Schnee liegt. Möglichst nicht der von gestern...
Völckers offener Brief: Schlimmeres
Allerliebste d.o.,

ich sage es ungerne, aber: Fakk ju Goethe Käseliste! Ist den schon wieder irgendwo in Peking ein Postsack voller Reis umgefallen.

Es gibt wirklich Schlimmeres als dort nicht gelistet zu sein, zum Beispiel , dass der Champagner oder das Eis ausgeht oder beides.
Völckers offener Brief: wie in diplomatischen Vertretungen
Selbstverständlich gibt es Schlimmeres! Deshalb geht ja auch der Champagner für uns nicht aus und das Eis nich, nich.
Aber ich erwarte nun einmal von diplomatischen Vertretungen, auch wenn die nur eine Sprache international vertreten, dass die das dann wie diplomatische Vertretungen machen und nicht mit - wie Recht Sie doch haben! - so einer institutionellen "Käseliste", in der ja auch Stücke und Autoren vertreten sind, die ich durchaus sehr schätze! Wenn die das schon nicht bringen mit der ordentlichen diplomatischen Sprach-Vertretung, WIE soll das dann die deutsche Diplomatie in den gerade anstehenden wichtigen Fragen wie den ordentlich organisierten Einzug der Einwanderer nach Europa schaffen!! - JA - ich habe auf die "Haarspalterei" nicht reagiert, Sie, Sie beleidigter Posts- Sie...:) Und lügen tun Sie auch noch unverschämt - denn Sie haben das seeehr gern gesagt mit dem Goethe Fj!
Völckers offener Brief: Abgrenzungshilfen I
Nehmen wir doch einmal an, dass sich in der Sprache von Frau Völcker der Anspruch des Goethe-Instituts spiegelt, dann kommen wir der Sache doch eventuell näher. Nehmen wir an, es gibt dort eine Entsprechung. Denn Frau Völcker gibt eine Stoßrichtung vor, mit der sich sehr einfach leben lässt und die einen wenig angreift. Denn selber gehört man nicht zum "Pack", dass ist klar. Und diese Abgrenzungshilfen, die Frau Völcker gibt, sind doch einfach und handlich. Der Feind ist männlich, weiß und zornig. Davon kann man sich doch als Institut leicht abgrenzen. Davon kann man selber nicht betroffen sein und von Frau Völcker ist auch keine schärfere Kritik zu erwarten, da sie sich ja in berechenbaren Klischees bewegt. Die Muslime sind alle gut, Charly Hebdo schon länger her, der Feind steht sehr weit rechts von einem und ist der ewig alte Pöbel. Vor der Frau braucht man sich nicht zu fürchten. Man ist unter sich, die Champagnerkiste steht dezent in der Ecke

"So vorhersehbar und streckenweise langweilig Ihr Spiel inzwischen geworden ist, so wenig kann man Ihnen den Erfolg streitig machen. So lange vor allem Männer aus der bürgerlichen Mitte Ihnen applaudieren, kann man sagen, Ihre Figur überzeugt." Bei solchen Sätzen muss man für einen Augenblick aufmerksam sein und an der richtigen Stelle klatschen, um deutlich zu zeigen, zu dieser Sorte Männer gehört man nicht und schon kann man zum fröhlichen Teil des Abends übergehen. So weit so schlicht.

Aber wer sind denn die Männer der Mitte, die Frau Völcker da meint? Ist das nicht eine Aussage, welche die Autorin keineswegs belegt? Aber die sofort einen breiten Scheinkonsens erzeugt?

Sie redet daher, in einem Ton, der aus den Achtzigern stammen könnte, so als ob es keine Erika Steinbach, keine Elke Petry, und wie sie alle heißen, gibt. Ich will die ganzen CSU Frauen erst gar nicht aufzählen. Man könnte ja jetzt der Einfachheit halber sagen, der Frauenfeindlichkeit, die Frau Völcker Herrn Menzel attestiert, entspricht sie ebenso mit einer offenen Männerfeindlichkeit. Aber daran glaube ich nicht. Denn da ist anscheinend etwas ganz anderes geschehen. In ihrem polemischen Eifer erlag die Autorin der Dynamik solcher Empfindungen und ihr ist die Analyse ein wenig aus dem Ruder geraten. Man führe sich nur noch einmal die alten Rentnerinnen in Freital vor Augen, die doch tatsächlich behaupteten, die Flüchtenden seien dort um Urlaub zu machen. Vor solchen Frauen kann einem wahrhaft gruseln. Die schicken auch ihre jungen Söhne vor und applaudieren ihnen bei Gewaltakten. Aber da schaut die Autorin nicht so gerne genauer hin. Gönnen wir ihr ihren unscharfen Blick. Auf dem Frauen Auge leicht erblindet. Was soll´s?

Aber halt! Stopp! Da ist noch etwas. Die Kanzlerin, die Gute, hat geradezu im Alleingang einsam entschieden, dass alle syrischen Flüchtlinge aufgenommen werden und übergeht dabei sogar großzügig das leidige Dubliner Abkommen. Legal, Illegal, scheißegal. Man muss nur im richtigen Moment zu packen und man hat die Welt auf seiner Seite. Obama ruft einen dankend an, nun ist man bald für alle wählbar. Der erste europäische Mauerfall ist im Zentrum der Macht angekommen. Schon applaudiert auch das Zentrum für politische Schönheit. Wirklich?!
Völckers offener Brief: Abgrenzungshilfen II
In den Hinterzimmern aber handelt die mächtigste Frau der Welt ein regressives Paket gegen die Asylsuchenden aus, der Aufenthalt im Erstaufnahmelager wird wieder auf sechs Monate gedehnt, die Residenzpflicht wieder eingeführt, Naturalien statt Geld ausgezahlt. Zwei Fliegen mit einer Klappe, einmal den populären Erfolg und andererseits die knallharte politische Entscheidung. Was für eine Frau! Man sieht schon Frau Völcker am Straßenrand stehen, den "eigentlichen" Feind, den weißen Mann fest im Auge, wie sie zaghaft dieser weiblichen Allmacht applaudiert. Nun gut, dass ist auch etwas polemisch. Aber mit so einer Autorin lässt sich doch am Goethe Institut leicht leben.

Tja, da werden Kriterien erkennbar. Erst macht man aus Herrn Menzel einen Namenlosen, dann dehnt man die Feindschaft auf eine diffuse Gruppe von Männern in der Mitte aus, deren Namen keiner nennt, wozu auch, und in den Hinterzimmern schmiedet man, möglichst am Parlament vorbei mit der mächtigsten Frau der Welt die wahre Politik.

Ach, übrigens, Frau Völcker, gestern Abend konnte man auf ntv gut beobachten, wie Herr Geißler in einem Duell, moderiert von Herrn Bremer, Herrn Gauland von der Afd immer wieder versuchte freundlich in die Mitte zurückzuholen. Das sollten sie einmal studieren, wie das funktioniert. Ich hätte auch nicht gedacht, dass ich Heiner Geißler einmal loben werde, aber er machte sich sogar für ein Asyl für Sinti und Roma stark. Sind das die anonymen Männer der Mitte, die sie meinen?

Nein. Heute kommt man der Politik mit solch einfachen Klischees, wie sie sie verwenden, nicht mehr bei, Frau Völcker. Da müssen sie ihr Blick schon ganz neu justieren.
Völckers Offenenr Brief: Schade
Also wirklich Frau Völcker,

sie wollten Herrn Menzel provozieren und lassen sich nicht einmal selber in einen Dialog hinein ziehen. Wie arm.

So schlecht, wie ich die Arbeit vom Goethe-Institut gemacht habe, ist sie doch gar nicht. Das wissen sie und ich weiß es auch.

Da sind sie wohl mit dieser Provokation ihrem eigenem Narzissmus aufgesessen.

Schade.
Völckers Offener Brief: ernste Gründe
Lieber „martin baucks“,
auch wenn ich offenbar Ihre Allerliebste d.o. bin – ich habe leider zwei schlechte Nachrichten für Sie… Die erste: ich habe Reis-Nachrichten aus Peking, ganz frisch, bezüglich des chinesischen Umganges mit Zweit- und Mehrkindern. Die mein bisheriges Bild von China in dieser Frage abrunden, wenn auch nicht zum Besseren. Vor allem, wenn ich die Konsequenzen dieses Umganges auch für Europa bedenke… Die zweite: Können Sie sich denn gar nicht vorstellen, dass die Tine Rahel Völcker ganz ernste Gründe haben könnte, sich von Ihnen hier nicht in einen Streit-ähnlichen Dialog hinein provozieren zu lassen? Sie könnte beispielsweise Anlass haben zu denken, dies sei Ihrem Verlag nicht recht! Oder den Theatern oder Projekten, die Stücke von ihr produziert haben oder gerade produzieren oder produzieren wollen. Deshalb schlage ich vor, Sie versuchen ihr einfach privat zu schreiben und sich über das, was Ihnen so unter den Nägeln brennt, auszutauschen. Das Goethe-Institut oder ihr Verlag vermittelt das bestimmt gern. Das ist natürlich risikoreich für Sie. Sie könnten sich immerhin eine Intimfeindin machen und müssten höllisch auf der Hut sein, sich nicht in diese zu „verbeißen“ oder ähnliches. Natürlich könnten Sie aufpassen wie Sie wollen: gegen unkontrollierbare Verliebung könnten Sie gar nichts ausrichten. Wer immer Ihnen gut zuredete, dass Sie so etwas wirklich nicht tun sollten…
Es grüßt Sie d.o.
Völckers Offener Brief: Ursachen des Hasses
"Zu Ihrem Schlagabtausch mit der oder dem anonymen "Deutsche Dramatikeri" kann ich nichts sagen, weil ich die Einwürfe von Dramatikeri in Syntax wie Wortwahl ziemlich unverständlich bzw. grenzwertig finde.
Mit vielen Grüßen,
Tine Rahel Völcker"

Da hätte ich dann auch eine weitere schlechte Nachricht für. Ich glaube die Gründe sind einfacherer Natur. Wir genügen Frau Völcker nicht. Sie möchte sich geauso wenig auf unsere niedrige Stufe begeben, wie sie in Wahrheit lieber kein einziges Wort mit Herrn Menzel wechseln möchte. Frau Völcker heuchelt eine Provokation und ihre Dialogbereitschaft ist gering. Wie aber kann man jemanden einen offenen Brief schreiben, seine Antwort erwarten, wenn man gar nicht mit ihm reden möchte?

Heute schaute ich das Video der grünen Fraktionsvorsitzenden Katrin Görin Eckhardt über ihr facebook Echo und ich wahrlich entsetzt. Doch am Ende der selbe Schluss, wie bei Herrn Gabriel. Das alles sei Dreck und gehöre in den Müll. Dreck, Pack, das werden wohl die gängigen beschreibungen in unserer Gesellschaft werden. Und so stehen sich dann zwei Gruppen gegenüber, die Xenophoben und Xenophilen, die sich gegenseitig mit den selben Schimpfwörtern überziehen.

Das kann nicht die letzte Lösung sein. Und glauben sie mir, dass ist mein einziges Interesse.(...) ich hab ein rein inhaltliches Interesse. Und ich warte auf den Politiker oder die Dramatikern, die sich mit den Ursachen dieses Hasses näher auseinandersetzten.

Für heute habe ich leider nicht mehr Zeit. Aber vielleicht wollen sie ja da etwas einbringen liebe Frau d.o.
Völckers Offener Brief: Charakter zeigen
Die Ursachen des Hasses zu untersuchen, wäre gerade dramaturgisch das Interessanteste. Die Entstehung von Gruppierungen die sich gegenüber stehen. Beide fühlen sich im Recht.
Lieber Herr Baucks, Sie scheinen ein Individualist zu sein und die haben es in dieser Welt nicht leicht.Ich bin dankbar,daß es Menschen wie Sie gibt.
Ansonsten halte ich es mit Viktor Frankl,es gibt die Unanständigen und die Anständigen.Daran wie jemand mit einem vermeintlichen Feind umgeht, zeigt seinen Charakter.
Völckers Offener Brief: Hegemann über Schlingensief
Ich habe auch hierzu noch einmal eine provokante Frage. Kann es sein, dass wir "grenzwertige" bzw. für uns erstmal "grenzwertig erscheinende" Texte nur dann akzeptieren, wenn sie von einer Person stammen, welche öffentlich bekannt ist und der wir dann oft erstmal alles "glauben", im Sinne von gut und richtig und zustimmenswert abnehmen?

Carl Hegemann hat ja auch mal sehr sinnige Worte über Schlingensiefs Zusammenarbeit mit Neonazis geschrieben. Da nehmen wir automatisch an, dass der nicht rassistisch ist/sein kann. Weil wir ihn kennen oder weil seine Argumente gut sind? Ich würde sagen, Letzteres. Hier der Link zur Hamlet-Aktion von Schlingensief bzw. zum Text von Hegemann zum Nachlesen:

http://www.schlingensief.com/projekt.php?id=t034
Völckers Offener Brief: Struktur des Hasses
an klara: Da stimme ich zu. Wobei es für unbewältigten Hass eigentlich immer nur eine einzige Ursache gibt: Das Gegenteil von Liebe. Also Ignoranz. Die dramaturgische Untersuchung müsste demnach der Empfindung einer entgegengebrachten echten und den theatralen Ausdrucksmöglichkeiten einer gespielten Ignoranz gelten. Hass als solcher ist als Betrachtungsgegenstand sehr langweilig m.E.
Der Fall bei den durch Herrn Baucks erwähnten politischen, sich mit "Dreck und Müll" bewerfenden politischen Gegenern ist hingegen sehr einfach: die einen sind gewiss anständig aufgewachsen, sie haben ordentlich gelernt und (aus)gebildet und haben Bücher gelesen, die ihnen empfohlen wurden durch Medien. Sie haben sich gewissenhaft über die angebotenen Medien über die Welt informiert auf dem Weg, der ihnen von Elternhaus und Schulen anempfohlen worden ist. Und trotzdem müssen sie sich dafür gefallen lassen, wenn sie also entsprechend ihrer sich selbst erarbeiteten Meinungen argumentieren, dass sie für rechtsradikal, rückschrittlich, dumm und von Grund auf menschenfeindlich gehalten werden. Und öffentlich so benaserümpft werden. Ihre Gründe - ihre familiären wie gesellschaftlichen - werden einfach ignoriert. Das bringt sie zunächst auf und dafür werden sie dann gleich total "vorgeführt". Der Hass ist erst der nächste Schritt. Wenn er sich gebildet hat und entlädt gegen die also öffentlich gelobten "wahrhaft" Intellektuellen und Guten und Gewissen-haften wird das sehrsehr schlimm. Am schlimmsten für die Schwächsten in der Gesellschaft. Jeder. Und auch der Hass der politischen Gegenpols, der also sich trotz seiner wahrhaft edleren Gesinnung sich nicht scheut, mit präsidialem Charisma mit "Dreck" und "Müll" um sich zu werfen, ist noch kein Hass. DAS ist nur politisch ehrgeiziger Populismus, der die Schwächsten und Ungebildetsten nicht wert befindet, sachlich aufgeklärt zu werden und damit zu stärken. Und der die Stärkeren bei ihrem populistischen Ehrgeiz nach Macht-Teilhabe packen möchte. Populistischer Stimmenfang... Insofern ist ja noch Hoffnung, dass dem schwelenden Hass wirksam begegnet werden kann. Wenigstens in Europa.
Völckers Offener Brief: gegen privilegiertes Naserümpfen
Sie haben Recht. Es ist ein Privileg gebildet sein zu dürfen. Wenn ein solch Privilegierter die Nase rümpft und von "ungebildetem,dreckigem Pack" spricht, so disqualifiziert er sich und seine vermeintlichen Werte.
Anstand und Herzensbildung sind auch nicht das Monopol einer bestimmten sozialen Schicht.Wissen ist auch nicht Weisheit.Es ist eher die Pflicht eines solch Privilegierten, die Hand zu reichen.Es geht nicht um Selbstgerechtigkeit.Eher um die Erkenntnis, daß unser Urteil über andere,in erster Linie ein Urteil über uns selbst spricht.
Völckers Offener Brief: Xenophobie und Xenophilie oszillieren
Der Text von Hegemann bringt die Debatte ungefähr auf die Höhe, auf der sie sich bewegen sollte. Bleibt die Frage, wie man soweit hinter ihn zurückfallen kann? Offensichtlich sind die Rückwirkungen der Hochkultur, selbst in die eigenen Reihen, geringer als man landläufig denkt. Gegen Hegemann wirkt die Haltung von Völcker beinahe regressiv. Sie legt Herrn Menzel völlig fest auf seine Rolle und sieht keine Entwicklungsmöglichkeiten für ihn. Sie erkennt nicht, das „rechts zu sein“ nur ein Rollenangebot dieser Gesellschaft ist, dass zumeist von Menschen wahrgenommen wird, die sich durch strukturelle Gewalt oder empfundene strukturelle Gewalt in ihrem Fortkommen soweit gehindert sehen, dass sie ihre dabei erworbene Frustration in Aggression gegen Fremdes umlenken. Bietet man ihnen andere Chancen für ihre Zukunft und ihr Fortkommen, wählen sie häufig relativ schnell einen neuen Weg, da sie nicht wirkliche Gesinnungstäter sind, sondern die rechte Haltung nur eine ihrer Möglichkeiten darstellt, ihre Lebensenergie umzulenken. Bietet man ihnen andere Möglichkeiten, echte Chancen, nutzen sie sie häufig. Diese Gruppe muss man deutlich trennen von den Überzeugungstätern. Erstere Gruppe Dreck und Pack zu nennen, bestätigt sie nur in ihrer Auffassung, nie eine adäquate Position einnehmen zu können. Die Wahrnehmung der Rolle des „Bösen“ ist weitgehendst unabhängig vom Bildungsstand und kann alle sozialen Schichten umfassen.

Die Xenophobie wie die Xenophilie sind zunächst einmal nur zwei verschiedene Strategien, um ein und das selbe Problem zu bewältigen. Und ein fremdenfreundlicher Mensch kann in einem anderen Zusammenhang ebenso fremdenfeindlich agieren, wie man am Beispiel von Frau Völcker gut ablesen kann. Die Bewältigung des Fremden in der Begegnung ist nicht für immer festgeschrieben in einer Person, sondern faktorenabhängig. Die beiden Strategien sind ineinander verwoben. Wende ich mich dem einen Unbekannten freundlich zu, kann dies zugleich implizieren, dass ich einer anderen Gruppe geradezu zwangsläufig feindlich begegne, weil die Umstände es so fordern. Fremdfeindlichkeit, wie Freundlichkeit sind keine stabile Größen, sondern beide oszillieren von Fall zu Fall. Niemand kann sich sicher sein, wie er in einer zukünftigen Situation agieren wird. Ist das Fremde auch bei freundlichem Begegnen nicht mehr kalkulierbar, kann man schnell in den Zustand der Angst zurückfallen.

Dies nur erste Ansätze und Erklärungsversuche, wie beide Systeme ineinandergreifen. Oft vergessen wir ja auch, wenn wir Fremden freundlich begegnen, dass unser Gegenüber trotzdem weiterhin einen Fremden in uns sieht und die Situation auch von der anderen Seite her kippen kann. Im Verhältniss von Frau Völcker und Herrn Menzel scheint zu mindestens von einer Seite her festgeschrieben zu sein, dass es keine Möglichkeit zu einer positiven Wendung geben kann. Die Haltung von Herrn Menzel kennen wir nicht wirklich
Völckers Offener Brief: Auge-umAuge-Mentalität
Nun aber zu etwas vollkommen anderem. “Von der Diskussion ausgeschlossen sind Kommentare mit rechtswidrigen Inhalten, namentlich beleidigende, verleumderische, ruf- und geschäftsschädigende, pornografische, rassistische, aber auch rechts- und linksradikale Äußerungen sowie Aufforderungen zu Gewalt oder sonstigen Straftaten.“, so heißt es im Kommentarkodex dieser Seite. Ich ging immer davon aus, dieser Kodex gelte auch für die redaktionellen Texte. Ich will nicht nochmal in die Details gehen, aber kann es sein, dass Frau Völcker Herrn Menzel hier namentlich und öffentlich beleidigt und seinem Ruf dergestalt schädigen will, dass er im realen Leben keine seriöse Position mehr einnehmen kann? Will sie ihn nicht sogar öffentlich in die jüdische Psychoanalyse schicken? Ihn indirekt verantwortlich machen für schon geschehene, wie auch zukünftige Straftaten anderer, die er angestiftet haben soll.

Wird Menzel hier nicht an den medialen Pranger gestellt? Ich finde diese Frage stellt sich akut, wenn ich schon an anderer Stelle lese, dass eine Künstlergruppe offen zu einem Mord aufgerufen haben soll. Ist es erlaubt, auf einen Verdacht hin, auf Grundlage von Vermutungen und Indizien solche Äußerungen zu tätigen? Kann ich hier, nur weil Castorf in seinem Baal Carl Schmitt verwendet hat und zumindest eine zeitlang ein Stalin Portrait in seinem Büro hing, von ihm behaupten, er sei einer faschistoider Stalinist? Wird ein Mensch tatsächlich von einem Ernst Jünger Portrait überführt? Ich habe „Auf den Mamorklippen“ auch mit Genuss gelesen. Bin ich jetzt verdächtig?

Ich will hier nicht zu ausführlich werden und im Gegenzug die Redaktion irgendwelcher Verdachtsmomente unterziehen, aber überlegenswert sind die Fragen schon, finde ich.

Diese ganze Auge um Auge, Zahn um Zahn Mentalität die einem unterschwellig aus dem Text entgegenkommt, riecht doch an sich nach etwas zu lang getragenen Kniestrümpfen. Außerdem möchte ich noch von Frau Völcker wissen, was sie darunter versteht, dass der Zweifel eine puritanische Nahrung sei. Soll ich jetzt über Cromwell reflektieren? Für mich war der Zweifel immer ein Zustand, in dem man zwischen mehreren Annahmen keine herausfinden kann, die der Wahrheit entspricht. Nie aber war der Zweifel ein Produkt der Konfrontation des Eigenen mit dem Fremden. Dies nur am Rande.
Völckers Offener Brief: Rufschädigung
Was Herr Menzel wirklich denkt, weiß ich nicht.
Den Ruf eines Menschen zu schädigen, ist perfide.Vielleicht liegt ja bei "Character Assassination" auch immer etwas Eigenprojektion.
Jemanden auf eine starre Rolle, meist die des Bösen,zu fixieren, ist ein Zeichen der eigenen Beschränktheit, sich in die Lage des Anderen zu versetzen.Man spricht ihm sein Menschsein ab.
Zur Zeit der Inquisitionen hat man ja auch moralische Entrüstung vorgeheuchelt, um sich unliebsamer Konkurrenz zu befreien.Warum wir jemandem gewisse Eigenschaften unterstellen, ohne ihn zu kennen, sagt viel mehr über uns selbst aus. Wir sehen die Welt,nicht so wie sie ist,sondern wie wir selber sind.
Völckers Offener Brief: lassen wir es damit gut sein
Danke klara - ich finde nämlich, dass es nun ja einmal gut sein muss mit der Kritik an Tine Rahel Völcker. Die Frau möchte garantiert noch irgendwie von ihrer Arbeit leben können und gewiss nocheinmal ihren Verlag ermutigen, ihr eine dramatische Arbeit abzukaufen und für sie zu vetreten! Wenn das nun alles solche ideologisch motivierten Texte wären! - Aber mit "Eisvögel" hat sie doch eher keinen intellektuellen Humonculus vorgelegt. Und da fände sie doch bestimmt auch wieder hin zu einem Text, bei dem man das Gefühl hat, das ist nicht Erleben aus Zweit- und Dritt-Hand, was da in die Kunst getrieben wird. Lieber Martin Baucks - so sehr ich Ihre Oszillations-Erklärungen schätze und als Erfahrungswerte bestätigen kann: lassen wir es doch bitte gut sein mit der Kritik! Ich glaube sie ist doch angekommen. Bei der Autorin und gewiss auch bei der Redaktion. Ich fand da übrigens auch das Foto vom "Goldenen Reiter" überaus unpassend. Weil ich in Dresden oft erlebt habe, dass Leute, die die Bombardierung Dresdens und die Zeit danach bis zum Einsturz der Frauenkirche erlebt haben auf dieses Wahrzeichen, hinter dem das durchaus ungeliebte, als der kulturlosere Ersatz entstandene, Neubau-Dresden begann, stolz blicken und nie verabsäumen, ihn einem zu zeigen. Stolz waren und durchaus noch bis in ihre nachrückende Generation hinein sind wie auf eine eigene, unkaputtbare Hoffnung. Die wissen schon, was ihr August abgeliefert hat an Ungutem! Aber sie wissen auch, wie sich die Geschichte in ihrer Stadt ausgedrückt hat durch Jahrhunderte. Sie galt einst verbrieft als schönste Stadt Europas...
Völckers Offener Brief: Verurteilungen sind Sache der Justiz
Liebe Klara,

da mögen sie wohl Recht haben. Und deshalb würde ich gerne fragen, wie man sich den von dieser Perfidie befreien kann? Seinen eigenen Ruf zu stärken, in dem man den eines anderen schädigt?Oder anders gefragt: Warum lässt man sich überhaupt auf diese schwankende Planke eines atavistischen Oszillationsvorganges, wie dem zwischen Xenophobie und Xenophilie ein?

Warum ist ein Flüchtender heute noch auf solche stammesgesellschaftlichen Schwankungen angewiesen, wenn er den Boden europäischer Demokratien betritt? Die freundliche Begrüßung ist doch nur die Kehrseite einer fremdenfeindlichen Handlung und keiner weiß, wie lange diese Art der Freundlichkeit wirklich hält. Zudem, wenn ich die Syrer begrüße und das zugleich heißt, die Albaner und Sinti und Roma auszuschließen, was ist dann eine solche Begrüßung wert?

Was ist ein sich Hinwenden zu den Fremden wert, wenn ich zugleich schon ansässige Bürger dafür am liebsten ausweisen möchte, wie Hegemann zu Recht bemerkt, nur weil sie in meinen Augen unbotmäßig sind?

„Man muss das Unverständliche mit Güte betrachten, ob man will oder nicht.“ sagt Frau Völcker.

Wieso gilt das nicht mehr für Herrn Menzel? Er ist von diesem zwischenmenschlichen Vorgehen ausgeschlossen? Warum? Weil die Amplitude bei ihm falsch ausschlägt, wenn Frau Völcker ihm begegnet?

Was könnte also die Alternative zu diesem stammesgesellschaftlichen Modell sein, zu dessen Subjekt sich auch Frau Völcker macht?

Neutrale Augenhöhe halte ich für eine demokratische Verhaltensweise, die mich von diesem Atavismus erlöst. Solange ich den anderen nicht kenne, begegnen wir uns wie unbeschriebenes Papier, auch wenn jemandem ein guter oder schlechter Ruf vorauseilt. Soviel Zeit muss sein. Denn die Gruppe der Flüchtenden ist genauso heterogen zusammengesetzt, wie die schon ansässige Bevölkerung. Da finden wir Radikale Islamisten, wie jesidische Christen und auch ein Herr Menzel und eine Frau Völcker ließen sich dort gewiss ausmachen. Man kann sich mit positiven wie negativen Vorurteilen begegnen und das mag in bestimmten Fällen auch begründet sein. Jedoch wirklich demokratisch ist zunächst der vorurteilsfreie Weg. Denn echte Verurteilungen bleiben der Justiz in der Demokratie vorbehalten und das ist auch gut so.
Völckers Offener Brief: beziehe mich mit ein
Um es einfach zu machen: Behandeln wir alle Menschen so , wie wir gerne behandelt werden wollen. Aus Prinzip. Von Umständen unabhängig.
Ich versuche es.
Zu d.o Ich unterstelle weder Herrn Menzel noch Frau Völckers irgendetwas. Es wäre auch anmaßend,da ich sie nicht kenne.
Was ich schrieb, bezog sich auf einen generellen Mechanismus unter Menschen. Wie Dinge zustande kommen können,welche Motivationen wir alle unterlegen sein können. Ich beziehe mich da mit ein.Ich versuche zu verstehen. Lösung habe ich leider keine.
Zu Herrn Baucks, Ich persönlich glaube , daß Güte, Respekt und Liebe kein Nullsummenspiel sind.Sondern Fähigkeiten, die mit ihrer Ausübung wachsen.Vor allem sind sie ansteckend. Man muß nur damit beginnen.
Völckers Offener Brief: Vorverurteilungen
Sie sind ein feiner Mensch, Herr Baucks. Was Sie neutrale Augenhöhe bezeichnen,setzt die Fähigkeit selbständig zu denken voraus. Leider lassen sich sehr viele Menschen unterbewußt, von Gerüchten beeinflussen.Es gibt ein Menge an Fachliteratur zu dem Thema.Das ist leider, das Gefährliche an Vorverurteilungen.Wir wissen gar nicht wie sehr wir beeinflußt sind.
Ich hoffe, daß ich nicht allzu sehr an Ihnen vorbei geschrieben habe.
Vielleicht sich selbst immer in Frage stellen,die eigenen Gedanken,könnte eine Alternative sein.
Völckers offener Brief: Brief ist großartig
# 39

Haben Sie sich einmal zugehört, Herr Baucks, dieses Gerede von Entwicklungsmöglichkeiten im ersten Abschnitt Ihres Beitrages? Das ist so unverschämt entschuldigend und entlastend.

Der Essay oder Brief von Frau Völckers ist großartig. Und sie ist eine der besten Stimmen, die es in d gibt. Muss hier alles immer so neidvoll zerredet und zergrübelt werden. Kann man nicht einmal anerkennen, dass es eine hochbegabte Dramatikerin gibt, die sich noch dazu relevant politisch äußern kann.
Danke liebe Rahel Völckers!
Völckers Offener Brief: Gewaltbereitschaft sucht sich Gesinnung
Das kann ich nun wahrhaftig nicht sagen Frau o.d., in wie weit die Kritik bei der Autorin, dem Verlag oder der Redaktion angekommen ist, denn dafür gibt es hier von jener Seite kaum feedback. Leider.

Aber ich muss feststellen, dass das, was ich als Oszillationsvorgang beschrieb, rasanter von statten geht, als ich es selber ahnte. Kaum waren die Grenzen für die Fremden, die Flüchtenden geöffnet, so schnell schließen sie sich auch wieder. Das ist erschütternd.

Während unser Fokus auf den „rechten Krieger“ gerichtet war, haben die wahren EntscheiderInnen ganz andere Haken geschlagen. Sie sammeln sich ihr Volk nach Junkersart zusammen, möchte man fast sagen, so wie es ihnen gerade gefällt. Das Pack und der Dreck als „undeutsch“, wie Gabriel urteilte, raus aus der Gesellschaft und die Zuwanderer, mit ihren „verwertbaren“ Qualifikationen, um einmal das Wort von Claudia Roth aufzugreifen, rein. Und nun doch wieder Grenzkontrollen.

Und selbstverständlich ist vieles an rechten Gesinnungen ethisch und politisch sehr kritisch zu sehen. Es ging ja mehr darum, wie man diese Kritik formuliert und sie produktiv machen kann. Eine Polemik, wie wir sie hier vorfanden, erschien mehr wenig geeignet, weil sie selber strukturell von dem was sie kritisierte infiziert war.

Aber die politische Bewegung der „Rechten“ ganz am Rand dieser Gesellschaft ist ja keine relevante Kraft. Sie war mit einigen Willkommensaktionen bald gänzlich niedergeschlagen. Bedenklich ist eher, dass man die Gesinnung für das eigentliche Problem hält und nicht die kriminelle Energie, die sie verpackt. Da sucht sich doch ein Verbrechertum nur eine Gesinnung, die zu ihrer Gewaltbereitschaft passt. Bei über dreihundert Anschlägen auf Asylheime gibt es kaum Verhaftungen. Wahrscheinlich denkt man, man müsse die Täter nur gesinnungstechnisch umstimmen. Tatsächlich muss man sie für ihre Straftaten verhaften. Danach kann man sie bei Bedarf therapieren. Bei dieser ganzen Fixierung auf die richtige Gesinnung, bleiben wesentliche Vorgänge außen vor, nämlich die konsequente strafrechtliche Verfolgung. Sie schützt uns vor weiteren Taten, nicht aber stimmungsgelenkte politische Debatten, die schon Morgen wieder abklingen können. Wer sagt uns denn, dass da nicht Serientäter oder eine Form von organisiertem Verbrechen einen ganzen Staat in Atem halten. Ich erinnere nur an die NSU und die sogenannten „Dönermorde“. Die Gesinnung von Kriminellen ist dabei nachgeordnet, hier wird sie aber im Vordergrund verhandelt.

Währen dessen wir aber derart abgelenkt sind, wird die wahre Politik im Machtzentrum im Kanzleramt gemacht. Sie präzise abzubilden, wäre eventuell die vorrangige Aufgabe der gesellschaftskritischen Kunst. Traditionell Nebenschauplätze, wie die Rechten zu beackern, wenn diese mal wieder trommeln, das ist doch nur ein Reflex ohne jede Nachhaltigkeit. Seit Jahren wird behauptet, es gäbe geistige Brandstifter. Die hießen mal Schönhuber oder Kühnen. Das Personal wechselt dort ständig. Es kann sich nicht dauerhaft halten, weil die Motivation der eigentlichen Täter eine kriminelle ist und nicht eine organisiert politische. Die Gewaltbereitschaft scheint vielerorts zu erst da zu sein und sie sucht sich je nach Ereignisstand in der Agenda dieser Gesellschaft ihre Möglichkeiten zu agieren und zerfällt danach wieder.

Die gewählten Vertreter machen sich diese Eruptionen jeder auf seine Art zu Nutzen. Das ist häufig ein Schauerspiel, wie es das Theater eigentlich besser erfinden müsste. Unterdessen kann man aber die Politik, die man öffentlich an den Rechten schmäht, insgeheim und weitgehend unentdeckt zu mindestens in Teilen umsetzen.

Wie rechts ist denn eigentlich diese große Koalition ? Das ist die Frage, die am Ende übrig beibt.
Völckers Offener Brief: Regierungsbereitschaft
Ja, das weiß ich auch nicht, lieber Martin Baucks. Wahrscheinllich ist es mit der nachhaltigen Regierungsbereitschaft wie mit der Gewaltbereitschaft: "scheint vielerorts zu erst da zu sein und sie sucht sich je nach Ereignisstand in der Agenda dieser Gesellschaft..." dann ihre Möglichkeiten zu verdienen und zerfällt danach wieder. Das kann kein Theater so gut erfinden, wie es in der Realität funktioniert. Oder? Ausnahmen bestätigen nur die Regel.
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