Presseschau vom 23. Dezember 2015 – Katharina Stemberger spielt nicht mehr im Salzburger "Jedermann"
Auf dem Shitstorm von Salzburg nach Stockerau
Auf dem Shitstorm von Salzburg nach Stockerau
23. Dezember 2015. Die österreichische Tageszeitung Kurier bringt heute ein Interview mit der Schauspielerin Katharina Stemberger, die im kommenden Jahr aus der Produktion des "Jedermann" bei den Salzburger Festspielen aussteigt. Bei ihrer Entscheidung hätten auch das Verhalten der Festspielleitung in Nachgang einer Aktion des vergangenen Sommers eine Rolle gespielt, bei der die Bühnenmusiker auf den Besuch einer FPÖ-Riege rund um Heinz-Christian Strache einige Takte der Internationale intonierten.
Stemberger berichtet, dass sie nach der Aktion, die sie auf Facebook öffentlich gemacht hatte, mit einem Shitstorm konfrontiert gewesen sei, "wie ich ihn noch nicht erlebt hatte. Von der schwer rechten Szene, auch von der bürgerlichen Mitte. Sogar von Leuten aus der Branche. Ich war fassungslos. Dabei war ich selbst nicht einmal beteiligt." Die Festspielleitung wiederum habe ihr zu verstehen gegeben, "für die politische Haltung der ausführenden Künstler gebe es keinen Platz. Politik ist also Privatsache – das allein ist schon eine politische Ansage. Das größte Festival, das an sich den Anspruch erhebt, nur die spannendsten und besten Leute zu engagieren, distanziert sich von seinen eigenen Künstlern – woher kommt so ein Reflex? Will man ein Kultur-Wellness-Tempel sein?"
Sie sei verblüfft gewesen, "wie sogar Menschen aus der Branche mich über Professionalität belehren wollten. Ich habe oft den Satz gehört: Wer sich eine Karte kauft, hat das Recht, eine Vorstellung ohne Störung zu erleben. Dann soll man doch bitte eine Platte auflegen. Oder eine DVD von einer alten Aufführung in den Computer schieben."
Im nächsten Sommer wir Frau Stemberger nun nicht mehr in Salzburg, sondern bei den Festspielen in Stockerau zu sehen sein. Respekt!
(wb)
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