Presseschau vom 26. Dezember 2015 – Der Schauspieler Ulrich Tukur sagt der DPA, was er über das Theater denkt
Laut, hohl und blöd
Laut, hohl und blöd
26. Dezember 2015. "Ich bin damals ausgestiegen, als die Regisseure anfingen, sich über die dramatische Literatur zu erheben und in Ermangelung neuer oder eigener Stücke fragmentierten und zerstörten, was mir wertvoll war", sagt der Schauspieler Ulrich Tukur in einem Weihnachtsinterview, das er der Deutschen Presseagentur gegeben hat (und das u.a. das Magazin Focus verwertet). "Und mir gingen die ständigen Anleihen bei Film und Video auf die Nerven."
"Die Regisseure haben der eigentlichen Stärke des Theaters nicht mehr getraut, seinem archaischen Zauber." Sie hätten, so Tukur, Figuren und Autoren nicht mehr ernst genommen "und sich auf eine blasierte Art über vieles hinweggesetzt." Das Theater sei laut, hohl und blöd geworden: "Kaum ein Theater mehr für die Zuschauer, eher zur Befriedigung der Egomanien mittelmäßiger Theatermacher".
"Du brauchst nur eine Glühbirne, zwei gute Schauspieler und einen tollen Text – und du kannst eine Welt erzählen," erläutert der Schauspieler dann seinen archaischen Theaterzauberbegriff. Es müssten nur junge Dramatiker gefunden und auch ordentlich bezahlt werden, die Stücke über unsere Zeit schrieben.
Und schließlich: "Ich möchte gerne wieder ans Theater", sagt Tukur und stellt in Aussicht, 2018 oder gar 2017 schon wieder auf einer Hamburger Bühne zu sehen zu sein. Morgen ist Tukur in der ARD erst einmal als Tatortkommisssar Felix Murot zu sehen.
(sle)
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Und mir gingen die ständigen Anleihen beim Theater auf die Nerven.
Kaum ein Tatort mehr für Zuschauer, eher zur Befriedigung der Egomanien mittelmäßiger Fernsehmacher..... um Tukurs Interview-Worte mal einfach umzudrehen.
Dieser Tatort will anscheinend zum Theatertreffen eingeladen werden. Hilfe!
Ich habe ihn überhaupt nur einmal auf der Bühne gesehen, da hat er den Erzähler in einer semi-konzertanten Produktion von FIDELIO gegeben - das war zum Weglaufen.
Wie im Tatort: Wo Tukur drauf steht, ist Tukur auch drin. Er spielt sich immer selbst und hält sich dabei für grossartig.
natuerlich gibt es ausnahmen, ich kritisiere handschrift-erzwinger und kriecher ... tukur hoffentlich auch.
Brav gebrüllt Menschenfresser. Das Niveau hier ist schon erstaunlich. Zum Weglaufen.
(liebe frau slevogt, der tatort war hervorragend, eben weil er das eigene metier des fernsehens so humorvoll und so inspirierend kritisiert hat; die besten tatorte kommen aus hamburg)
Finde ich ganz und gar nicht. Was Sie als paternalistisch geißeln, ist gang und gäbe an jedem Berufstheater und im (noch weitaus kostenintensiveren) Filmgeschäft. Wenn Sie nicht gerade ein Herr Tukur sind, bilden die RegisseurInnen / IntendantInnen / ProduzentInnen das Nadelöhr, durch welches SchauspielerInnen nunmal müssen, um überhaupt auf der Bühne, dem Fernsehschirm oder der Leinwand zu erscheinen. Darüber kann auch die Simulation noch so "flacher Hirarchien" nicht hinwegtäuschen. Versuche, das zu ändern, sind regelmäßig gescheitert. (Das Frankfurter Mitbestimmungsmodell etc.) Zu Ihrer Beruhigung: Das Ganze funktioniert in Einzelfällen auch in umgekehrter Weise. Ohne einen prominenten Menschen wie Herrn Tukur bekommt man auch schwerlich Film finanziert. Daher suchen sich diese Kollegen auch "ihre Regisseure" aus - oder eben nicht. Fernab organisatorischer Gesetzmäßigkeiten sollte jedoch einer gemeinsamen schöpferischen Arbeit grundsätzlich immer eine gegenseitige künstlerische Liebeserklärung zugrunde liegen - das erleichtert das Gelingen ungemein!
Was Peymann bei anderen einklagt, hätte er selber am BE seit Jahren besser machen können, wenn er es könnte. Dazu müsste er wohl ein wenig auf das Diskurstheater als Künstler zugehen. Die Attacken auf Menschen, die mit Flüchtlingen am Theater arbeiten sind unterirdisch.
Auch Tukur hat alle Möglichkeiten das Theater zu machen, was er will. Er muss sich nur seine Kollegen Koch und Wuttke schnappen, ein wenig Geld beantragen und los geht’s. Stattdessen, wie ich gestern lesen durfte, will er lieber einen Esel in Bulgarien kaufen und mit seinem Freund über die Türkei nach Georgien wandern. Warum nicht?! Aber bitte dann auch nicht rumjammern, ja!
Dieser Kampf darum, welche Theaterkunst die nächste ausschließt ist lächerlich und unwürdig. Das alles kann friedlich nebeneinander bestehen. Es kommt mir vor, als kämpfe jemand nochmal im alten Stil Theaterformen gegeneinander aus. Da kann man nur mit dem Kopf schütteln.
Die Herren Peymann und Tukur engagieren sich einfach nicht mehr genügend im Rahmen ihrer Möglichkeiten und sind deshalb nicht mehr in der Lage sich durchzusetzen am Theater. Das ist alles. Sie leiden unter ihrem Bedeutungsverlust. Was für eine Posse.
Wenn ich mir den Marthalers Faust mit Tukur vor Augen führe, dann war das damals sehr neu und aufregend, darauf hängen zu bleiben und es zu pauschalisieren, macht ihn heute aber zu einem Gestrigen.
Warum nur haben sie es nötig diese Menschen zu demütigen und herabzuwürdigen? Das ist doch die Frage? Und wie kann man der Urteilskraft von jemandem vertrauen, der zu solchen Mitteln greift?