Im Park des Unvergnügens

von Georg Kasch

Berlin, 18. Februar 2016. Man müsste diesen Ort erfinden, gäbe es ihn nicht: der ehemalige Spreepark Plänterwald, früher der einzige ständige Vergnügungspark der DDR. Heute rotten die Fahrgeschäfte vor sich hin, wuchern Pflanzen in den Schwanenbooten, quietschen die Gondeln des Riesenrades. Ein Ready-Made-Bühnenbild, das das Theater mehrfach genutzt hat – vor ein paar Jahren etwa das HAU mit seinem Lunapark-Projekt, bei dem das Areal angenehm gespenstisch wirkte.

Diktat des Freiheitszwangs

Man sollte annehmen, dass die Spreepark-Ruinen ein gefundenes Fressen wären für Anna Viebrock, die vor allem für Christoph Marthaler immer neue Ungemütlichkeitscollagen bröckelnder Bürgerlichkeitsidyllen schuf. In der Berliner Volksbühne aber reibt man sich verdutzt die Augen: hier ein umgestürzter Dino, da eine karge Brücke, ein paar Absperrungen und Parkbänke, ein Ticketcontainer. Hinten leuchtet weiß der Rundhorizont, dazwischen gähnt das Nichts. So wenig Atmosphäre war selten bei Anna Viebrock.Hallelujah1 560 Walter Mair hSehnsucht nach Dimension: Umgestürzter Dino vor dem Kassenhäuschen. © Walter Mair

Und bei Christoph Marthaler. "Hallelujah (Ein Reservat)" versucht, die DDR-Sehnsucht nach dem Wilden Westen mit der gesamtdeutschen Liebe zu Winnetou und Country-Songs zusammenzudenken – und zwar unter dem Diktat des Freizeitzwangs. Was hier vor allem darauf hinausläuft, dass Texte von Dean Reed, Pierre Brice und Karl May auf Passagen über Fahrgeschäfte, Raketen und Schatten treffen. Was in der Beschreibung auf der Volksbühnen-Homepage noch ganz gut zusammen geht , wirkt auf der Bühne, als hätten sich Regie, Dramaturgie und die Schauspieler noch gerade so auf ein paar skurrile Typen einigen können, aber auf keine zwingende Struktur. Zumal etliche von ihnen – man muss das so deutlich sagen – ihre Texte in einem trockenen Stadttheatermonolog-Duktus vortragen, der bei Marthaler verwundert und entsetzlich ermüdet.

Mit Leidenschaft fluten

Gut, die Stimmen: Gesungen wird in "Hallelujah" wunderbar, das ist Marthaler-Ehrensache. Auch, dass die Musik ernst genommen wird, so banal sie auch sein mag. Tora Augestad flutet die Country-Klassiker mit Leidenschaft, Clemens Sienknecht an den Tasten und Hardy Kayser an der Gitarre begleiten hinreißend, und äußerst beeindruckend ist, wie das Ensemble vollkommene Chorklänge in den Raum setzt.

Natürlich gibt's auch ein paar dieser großartig skurrilen Marthaler-Momente, etwa wenn Marc Bodnar auf Französisch Karl May zitiert und alle an die Rampe laufen, um dort die deutsche Übertitelung zu lesen. Oder wenn Hildegard Alex schön sperrig den Text einer indianerbegeisterten DDR-Frau spricht, die versuchte, in die USA auszureisen, um dort in einem Stamm aufgenommen zu werden. Die Stasi war dagegen.

Das Feixen der Machos

Aber die meisten Szenen dehnen sich und finden nicht zusammen. Selbst das übliche Gänsemarschgetrippel, diesmal in Regencapes und -jacken, war selten so müde. Ausgerechnet die Marthaler-Stammtruppe enttäuscht, wenn Ueli Jäggi spannungsarm über Vergnügungsparks fachsimpelt oder Olivia Grigolli daran scheitert, ein Iglu-Zelt wie ein Tipi aufzubauen, begleitet vom Feixen der Machos.

Während da vorne alles auf der Stelle tritt, selbst wenn sich die Bühne dreht, ziehen vor dem inneren Auge die vielen herrlichen Marthaler-Abende vorbei zwischen "Murx!" und "Tessa Blomstedt", die hier und anderswo schon gelaufen sind. Aber es hilft nicht. Wir alle sind mitgefangen in diesem Unterhaltungs-Reservat, in dem sich Zeit und Raum auflösen. Gegen Ende bauen die Schauspieler einmal eine Mauer aus Absperrgittern zum Publikum hin auf und stehen dahinter, als hätten sie Angst, dass wir demnächst die Bühne stürmen. Vollkommen unbegründet. Die Ausgänge genügen.

 

Hallelujah (Ein Reservat)
von Christoph Marthaler und Ensemble
Regie: Christoph Marthaler, Bühne und Kostüme: Anna Viebrock, Musikalische Leitung: Clemens Sienknecht, Licht: Henning Streck, Ton: Klaus Dobbrick, Dramaturgie: Stefanie Carp, Malte Ubenauf. Mit: Hildegard Alex, Tora Augestad, Marc Bodnar, Raphael Clamer, Patrick Güldenberg, Olivia Grigolli, Ueli Jäggi, Hardy Kayser, Katja Kolm, Clemens Sienknecht, Lilith Stangenberg.
Dauer: 2 Stunden 15 Minuten, keine Pause

www.volksbuehne-berlin.de

 

Kritikenrundschau

Die musikalische Kernkompetenz des Regisseurs zeige sich in einer klugen Auswahl und schön interpretierter Musik, findet Eberhard Spreng im Deutschlandfunk (19.2.2016). "Nicht gelungen ist allerdings die dramaturgische Konzeption des Abends." Am Ende verharre ein trauriger Theaterbär hinter der Absperrung. "Noch ein Bild, das irgendwie zum Thema passt und irgendwie auch wieder nicht. Wie auch immer man's wendet, man wird nicht klug draus und weiß nicht, wo dieses sogenannte Reservat zu verorten ist."

"Wunderbar tragikomische Gratwanderungen zwischen Hommage und Persiflage" hat wiederum Anke Dürr erlebt, wie sie auf Spiegel Online (19.2.2016) formuliert. Man kenne diese Figuren seit mehr als zwanzig Jahren, aber Marthaler stelle sie immer wieder in ein anderes Szenario. "Da macht es fast nichts, dass die Thematik inzwischen selbst ein bisschen gestrig wirkt."

Ein Geheimnis umgebe diese Freizeitparkgeister, schreibt Simon Strauss in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (20.2.2016). Zu oft habe man die Bühnenbilder von Anna Viebrock schon "Wartesäle der Einsamkeit" genannt, zu oft ihre klaustrophobische Wirkkraft mit den immer gleichen Worten bejubelt. "Aber die Art und Weise, wie sie hier die Fragmente des (wirklich brachliegenden) Treptower Spreeparks kopiert und zum Leergut einer zersplitterten Szenerie stilisiert, ist mit Sicherheit Teil des Geheimnisses." Dazu komme der gefühlskluge Einsatz von Musik und Gesang. "Marthalers „Hallelujah“-Abend ist nicht zuletzt deshalb ein solches Theaterereignis, weil er an keiner Stelle weinselig wird, sich nie in der reinen Sentimentalität gefällt, sondern immer von scharf umrissener Melancholie gezeichnet bleibt."

Sängerin Tora Augestad bringe "wenigstens etwas Temperament in Marthalers Zombietanz, so hingegen Rüdiger Schaper im Tagesspiegel (20.2.2016). "Typische Marthaler-Tristesse, nur verschärft. Niemand erzählt einen brauchbaren Witz. Niemand dreht mal durch." "Hallelujah" zeige einen müden Marthaler: "Trübsinn, Blues, Phantomschmerz."

Ulrich Seidler von der Berliner Zeitung (19.2.2016) ist durchaus angetan. Das Beunruhigend der "so wonnigen wie giftigen nostalgischen" Marthalerschen Anwandlungen bestehe darin, "dass sie als Metapher für die Gegenwart taugen: Diese Mischung aus Überwachung und Unterhaltung, bei gleichzeitiger Ermüdung, Erstarrung und Massenvereinsamung."

Peter Laudenbach von der Süddeutschen Zeitung (22.2.2016) sieht den Abend als "Abschiedsgruß an die Ära von Frank Castorf". Marthalers Inszenierung werde von lauter übrig gebliebenen Spreepark-Bewohnern bevölkert – "wie eine Art Endlager für schrullige Eigenbrötler auf der Flucht vor der Realität des neuen Berlins." "Ein ehemaliger Fahrgerätespezialist (...) erklärt gerne sehr, sehr ausführlich, was hier mal für tolle Technik stand." So ähnlich würden in ein paar Jahren lauter ehemalige Theaterkritiker den Nachgeborenen erzählen, was für ein grandioses Theater die Volksbühne mal gewesen sei. "Bis es soweit ist, spielen die Vergnügungspark-Insassen schon mal die Zeit nach der Wegrationalisierung des eigenen Biotops durch."

"Eine seltsam apolitische Show, die weder Sinn vermittelt noch Unterhaltung bietet", wundert sich Siegline Geisel in der Neuen Zürcher Zeitung (20.2.2016). "Oder geht es schlicht darum, dass wir Zuschauer die Zwangsbeglückung durch Freizeit am eigenen Leib erfahren? Wir sind zum Zuschauen verdammt, zweieinhalb Stunden, und, ja, uns dämmert allmählich, welch zweifelhaftes Los die Tombola der verlorenen jungen Frau zugedacht hat, die nicht recht weiss, wie sie ihr Glück fassen soll über die Zehn-Jahres-Dauerkarte am Ort der Träume, mit Aufenthaltspflicht."

Ute Büsing vom Info-Radio des RBB  (aufgerufen: 19.2.2016) ist ratlos: "Christoph Marthaler bringt in zweieinhalb Stunden einen melancholischen Abgesang auf die von Anna Viebrock gebaute Bühne. Nur auf was? Den Ablenkungsrummel in einer geschlossenen Gesellschaft? Das Bedürfnis nach dem wilden wilden Westen? Oder doch eher eine Persiflage auf schlechte Casting Shows wie Anfang und Schluss nahelegen?“ Eine Antwort findet Büsing nicht und befindet: "Wirklich durchdrungen wirkt das Puzzle mit vielen hübschen Kabinettstückchen und Gesangseinlagen quer Beet indes nicht."

Oft scheine an diesem Abend das Theater und die historische Verortung nur eine Verbrämung für den Wunsch, sich einen schönen Konzertabend mit Countrymusik zu machen, schreibt Katrin Bettina Müller in der tageszeitung (20.2.2016). "Überraschend ist das alles nicht, sympathisch trotzdem. Und so fühlt man sich bald ein wenig wie die Dauerkartenbesitzerin im Spreewaldpark, die noch 3.508 Tage lang Zuckerwatte essen muss."

Kommentare  
Hallelujah, Berlin: erstickte Kunst
Die Dinosaurier werden immer trauriger. Ein bitterer Abgesang auf das was Marthaler an der Volksbühne gemacht hat (Sturm, Eindringling). Traurig auch, wie wenig sich Anna Viebrock mit dem Raum von Bert Neumann auseinandersetzt. Und: Marthalers Problem waren schon immer die Dramaturgen, die seine Kunst mit ihren dünnen Ideen erstickt haben. Hier waren es gleich zwei.
Hallelujah, Berlin: Kritik an Kommentatoren
Machen wir uns keine Illusionen. Das, was sich da versammelt hat, überragt in der Substanz alle Kommentare auf Nachtkritik zusammengerechnet. Ever. Wo bleibt der Respekt? Wer von Euch ist überhaupt noch fähig auch nur annähernderweise auf das Niveau der gemeinsamen Erfahrung der Spieler zu kommen? Auch wenn, eingestanden, einige schmerzlich fehlen.
Hallelujah (Ein Reservat), Berlin: sehr berührt
also ralk, mir fehlt kein spieler.mir hat die illusionslosigkeit, leere und vergeblichkeit sehr berührt.das aushalten einer situation, welcher auch immer.und das der humor verschwunden ist, empfinde ich als konsequent, den darin liegende trost auszusparen ist stark.
Hallelujah (Ein Reservat), Berlin: einschläfernd
... die Musik war schön, wenn jemand auf Country steht, sonst gähnende Stimmung und die Nachbarn in der ersten Reihen schliefen gern partiell ein. Die wenigen geistreichen Momente wurde hart ersessen. Insgesamt schlecht und was Thema und Akteure angeht blieb alles hinter den Möglichkeiten
Hallelujah (Ein Reservat), Berlin: viel gelacht
So viele, verschiedene Wahrnehmungen und Kommentare wie Menschen....
Ich wundere mich...Habe viel, viel gelacht über Marthalers Humor, Regiekunst und punktuell genial gesetzte Pointen,musikalische und choreografische Inszenierungen...oft in einem klugen,sensibel beobachteten,aufmerksam und menschlich kompetent für Lebensabsurditäten und moderne Kommerzfehlentwicklung und amerikanisch inspirierte Vergnügungssucht. Freue mich über jeden Menschen, der herzhaft aus dem Bauch lachen kann über den Irrsinn vor der Haustür! Sehr zeitkritisches Stück, Verarschung der amerikanischen Masken- und Wachsfigurenschönheitskultur....och Marthaler! So Vieles spricht mir so aus dem Herzen....Zum Schluss wurde es mir ein wenig zu lange, zuviel Sehnsuchtsgesang von Tora Torstad. Vermute die Entdeckung der Langsamkeit, des Zuviel des Guten,es ist wie eine Parodierung der Monotonie der immer ähnlich nuancierten Unterhaltung...ja, das ist in unserer High Speed Zeit oft schwer auszuhalten...Danke!
Hallelujah, Berlin: UNTENhaltungsindustrie
Vielleicht sind die oben von mir erwähnten, langanhaltenden Gesänge ohne Sinn stiftende Essenz entsprechend der Dauerberieselung in unseren Radios von sehnsüchtigen Schmelzstimmen,eine ähnlich wie die andere und doch mit stimmungsstimulierender Wirkung, hypnotischer Wirkung, eben" UNTENHaltungsindustrie....
Hallelujah, Berlin: Tanzbär mit Nasenring
Sein schafft Bewusstsein: höhere Töchter müssen ratlos bleiben. Mir geht der überfeinerte Geschmack des vorwiegend verrenteten Publikums aus besseren Kreisen völlig ab, und deshalb konnte mich das Stück berühren - mit dem Holzhammer. In der Anfangsszene musste ich an meine Eltern denken, die sich nach der Wende von ABM zu ABM hangeln mussten, um bei Regenwetter in Blumenrabatten voller Hundekot Unkraut zu jäten. Die verschiedenen Ehemaligen haben sehr gut demonstriert, was mit denen passiert, die aussortiert werden. Und egal, was man unternimmt, um vielleicht durch Leistung vom Tellerwäscher zum Millionär zu werden, wie das Märchen vom Amerikanischen Traum uns weismachen will - man darf sich immer wieder aufs Neue hinten anstellen. Trotz Abitur und Uni-Abschluss wird die freundliche Stimme aus dem Off weiter fördern und fordern. Egal, wie sehr man sich abrackert, man bleibt eben doch nur ein Tanzbär mit Nasenring. Ist ja eh alles genetisch bedingt und so. Dass Liegenbleiben und Ausschlafen alles sind, was sich für mich lohnt, habe ich leider zehn Jahre zu spät begriffen.
Hallelujah (Ein Reservat), Berlin: geschwätzig
Das Konzept ist klar, die Themen gesetzt, doch was machen Christoph Marthaler und Anna Viebrock daraus? Sehr wenig. Viebrocks Bühne ist seltsam unispiriert, sie wirkt lieblos zusammengestückelt und ist weit entfernt von den Verlorenheitslandschaften, die sie sonst für Marthaler baut. Der sich wiederum darauf beschränkt, eine Nummernrevue zusammenzubasteln, deren Hauptfokus darauf zu liegen scheint, möglichst viele Country-Songs zur Aufführung zu bringen. Doch wo in Tessa Blomstedt gibt nicht auf den dort verarbeiteten Schlagern eine gewisse musikalische Würde zugestanden wurde, wird hier meist – mit einigen wenigen Ausnahmen, die vor allem der Stimme Tora Augestads und exzellenten Chor-Harmonien geschuldet sind – persifliert und lächerlich gemacht. Überhaupt ist dies ein eher untypischer Marthaler-Abend: Er ist kaum strukturiert, unangenehm geschwätzig und ungewöhnlich albern. Die Gags zünden nicht (Ausnahme: der verzweifelte und fehlschlagende Versuch von Schlagzeuger Raphael Clamer, der Hank-Williams-Seeligkeit des zombiehaft “tanzenden” Ensembles Leben entgegenzusetzen) oder stehen nur für sich. So ist Marc Bodnars französische Karl-May-Rezitation, bei der die Mitspieler an den Bühnenrand eilen, um die Übertitel zu lesen, ein netter Einfall, der nirgendwo hinführt.

So bleibt letztlich alles Behauptung, schlägt Marthaler keinerlei Kapital aus seiner These vom Freizeitzwang, entsteht hier nie die für seine Abende so typische atmosphärische Dichte, weil einfach nur eine Nummer unmotiviert der vorigen folgt. Da ist kein roter Faden, kein bestimmender Tonfall, nur Stückwerk, an dem der Zuschauer schnell das Interesse verliert. Sperrige, nicht passen wollende Textstücke irritieren nicht, sondern erscheinen lediglich als gewollte Brüche an einem Abend, an dem die Mechanik des Marthalerschen Theaters nicht nur offen liegt, sondern auch noch bei jeder Bewegung quietscht und knarrt. Der Abend zieht sich, bis sich der Zuschauer am Ende verwundert die Augen reibt, dass das nur gut zwei Stunden gewesen sein sollen. Es gibt Castorf-Abende, die wirken kürzer. So blutleer, so unambitioniert war lange kein Marthaler-Abend nicht mehr, was umso ärgerlicher ist, als sich aus seiner Grundthese so viel mehr hätte machen können. So aber bleibt eine Leere, die für nichts steht, die nichts bedeutet, sondern nur eines tut: unendlich zu langweilen.

Komplette Kritik: https://stagescreen.wordpress.com/2016/02/28/gansemarsch-ins-nichts/
Hallelujah (Ein Reservat), Berlin: war doch schön
Klar war das Ganze auf eine Art völlig abgehalftert und depressiv. Und zwar nicht poetisch depressiv, sondern richtig depressiv. Herrlich! Wenn man plötzlich Hildegard Alex bekommt, die "Great Balls of Fire" deklamiert oder Lilith Stangenberg die "King of the Road" singt in der schönsten Version, die man je hören wird oder einen Men Strip mit Stiefelwechsel zu "Ohne Moos nix los". Schöner kann man seine Zeit nicht verbringewn. Und wer behauptet, sich auch in den schönsten Theaterabenden nicht mal streckenweise zu langweilien, der lügt.
Hallelujah, Berlin: fade
Fader Abend statt "Hallelujah" an der Volksbühne

"Danke§ seufzte ein Zuschauer, als sich Christoph Marthalers neuer Abend "Hallelujah! (Ein Reservat)" an der Volksbühne nach etwas mehr als zwei Stunden seinem Ende entgegengeschleppt hatte.

(...)

Zu selten gibt es typische Marthaler-Momente zum Schmunzeln wie die Pierre Brice-Imitation von Marc Bodnar oder die mehrfach aus ihrem Kassenhäuschen ein strenges „Hinten anstellen!“ schnarrende Hildegard Alex.

Zwischen den Countrysongs der norwegischen Sopranistin Tora Augestad schleppt sich der Abend uninspiriert dahin. Auch bewährte Volksbühnenkräfte wie Patrick Güldenberg (als „Verirrter“) und Lilith Stangenberg bleiben blass, obwohl vor allem ihre Rolle als „Dauerkartenbesitzerin“ das Potenzial für einen skurril-vergnüglichen Marthaler-Abend gehabt hätte. Ihre Auftritte gehen zwischen den lieblos aneinandergepappten Miniaturen unter.

(...)

Kompletter Text: http://kulturblog.e-politik.de/archives/28055-fader-abend-an-der-volksbuehne-kein-hallelujah-fuer-christoph-marthalers-plaenterwald-reservat.html
Hallelujah (Ein Reservat), Berlin: feinfühlig
Hier wird nichts passieren, das ist schnell klar. Und genau das ist der Stoff: die Endlosigkeit, die Unerträglichkeit der konsumierbaren Freizeit. Daraus wird für die Dauer des Spiels Kunst - dank eines Ensembles, das ungeheuer feinfühlig und absolut tight zusammenspielt. Großartig!
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