Presseschau vom 21. März 2016 – Neumarkt-Leiter Peter Kastenmüller nimmt Stellung zur umstrittenen Aktion "Schweiz entköppeln"
Alles nur Satire?
Alles nur Satire?
Zürich, 21. März 2016. Der Direktor des Zürcher Theaters Neumarkt Peter Kastenmüller hat in einem Radio-Interview mit dem Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) Stellung zu der umstrittenen Aktion von Philipp Ruch und seinem Zentrum für politische Schönheit (ZPS) Stellung genommen.
In Ruchs Aktion "Schweiz entköppeln" (wir berichteten) sollte dem rechtskonservativen Publizisten und SVP-Politiker Roger Köppel rituell der Geist Julius Streichers, des Herausgebers der NSDAP-Parteizeitung "Der Stürmer", ausgetrieben werden. Bereits im Vorfeld sorgte die Aktion für viel Aufsehen, ausgelöst durch eine Internetseite des ZPS, auf der u.a. zur Verfluchung Köppels aufgerufen wurde.
"Dada-Schwachsinn"
Im Interview zeigte Kastenmüller Verständnis für die heftige Kritik an Ruchs Aktion. Die Leitung des Festivals "Krieg und Frieden", in dessen Rahmen die Aktion stattfand, habe es nicht geschafft, den "klar satirischen Charakter dieser Internetseite" herauzustellen. Mit dieser Internetseite habe das Theater Neumarkt zwar nach Angaben Kastenmüllers "nichts zu tun gehabt", es sei allerdings auch fahrlässig gewesen, nicht genau zu prüfen, ob die Leute "diesen Dada-Schwachsinn" nicht aus den Inhalten heraus lesen könnten. So sei eine eine rote Linie überschritten worden, die Kunst nicht überschreiten sollte.
Seine Entscheidung, Ruch ein Forum in seinem Theater zu bieten, verteidigte Kastenmüller dennoch. In dem Festival sei es um Radikalisierung gegangen. "Ich glaube, dass ich das Zentrum als einzige Position nicht einladen würde. Ich glaube, das sind Aktionisten." Allerdings habe man auch politische Aktionskunst in diesem Festival aufführen wollen.
Subventionen aus der Debatte heraushalten
Kastenmüller beendete die Aktion nach 5 Minuten, sodass die eigentliche Aktion außerhalb des Theaters und jenseits der Verantwortlichkeit seines Theaters stattfand. Es sei aber richtig gewesen, die Aktion nicht ganz abzusagen. "Es war wichtig, dass sich die vielen Pressevertreter über den Charakter des Ganzen ein Bild machen konnten. Sonst wären die Diskussionen über Zensur der Kunst in eine Richtung gelaufen, die ich nicht mehr für gut gehalten hätte."
Auf die Forderungen der SVP, dem Theater Neumarkt seine 5 Millionen Franken Subventionen zu streichen entgegnete er mit dem Hinweis auf einen Kommentar der Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch. "Wenn das schlechte Satire und für sie schlecht Kunst ist, ist das kein Grund an den grundsätzlichen Vereinbarungen zu rütteln. Wir werden weiter für unsere Sache einstehen."
(miwo)
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