Presseschau vom 8. April 2016 – Der Wiesbadener Kurier mutmaßt über die Gründe, warum das Staatstheater Wiesbaden den Regisseur für "Die satanischen Verse" austauscht
Mutlos? Krank?
Mutlos? Krank?
8. April 2016. Weil das Wiesbadener Staatstheater eine Premiere der Bühnenadaption von Salman Rushdies Roman "Die satanischen Verse" im Mai um eine Woche verschiebt und den Regisseur ausgetauscht hat – der gebürtige Iraker Ihsan Othmann ersetzt Thorleifur Örn Arnasson, leitender Regisseur des Hauses – vermutet Martin Eich im Wiesbadener Kurier Mutlosigkeit des Theaters. Schließlich sei die islamische Fatwa gegen Rushdie jüngst noch einmal bekräftigt worden.
Deshalb wird Eich generell: "Dem Terror wollen sich die Bühnen, sonst Hochaltäre eines offensiven Allzuständigkeitsanspruchs, partout nicht annehmen. (...) Theatermacher scheuen, sofern es nicht gerade um und gegen die AfD geht, die Totalitarismus-Keule. Aus Angst, dass die Falschen applaudieren, unterlässt man das Richtige." Das Schweigen der Theater sei ein Ärgernis, die Wiesbadener Verschiebung mindestens unglücklich.
In einer gestern im selben Blatt festgehaltenen Reaktion bestreitet Wiesbadens Intendant Uwe-Eric Laufenberg (der das Buch schon 2008 in Potsdam auf die Bühne brachte) den Vorwurf der Mutlosigkeit. Die im Buch enthaltene Religionssatire wie auch der islamistische Angriff auf die Person des Autors werde sehr wohl zum Thema gemacht. Laut Laufenberg habe Thorleifur Arnarsson selbst abgesagt (der, wie der Wiesbadener Kurier anmerkt, wegen Krankheit für eine Nachfrage nicht zu erreichen sei). Othmann habe er gewählt, so Laufenberg, weil dieser das Wiesbadener Haus kenne, Rushdies Buch, die Theaterfassung, den Koran und er ihm zutraue, das Religionsgeschichtliche und Satirische des "Meisterwerks" der "Satanischen Verse" auf die Bühne zu bringen.
(Wiesbadener Kurier / geka)
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