Presseschau vom 11. April 2016 – Der NDR berichtet über schwarze Schauspieler

Die Sehgewohnheiten ändern sich

Die Sehgewohnheiten ändern sich

11. April 2016. Der NDR wirdmet sich schwarzen Schauspielern in Deutschland. "Sie sprechen Deutsch - ohne Akzent und haben eine Schauspielausbildung absolviert. So wie ihre hellhäutigen Kollegen. Aber damit endet auch die Gemeinsamkeit. Ihr Berufsalltag unterscheidet sich“, weiß Heide Soltau zu berichten. Denn schwarzen Schauspielern würden immer noch ganz andere Rollen angeboten als ihren andersfarbigen Kolleg*innen: "Schwarzhäutige Schauspielerinnen und Schauspieler dürfen Putzfrauen, Prostituierte, Müllmänner, Straßenfeger oder eben Flüchtlinge spielen und im Theater die Exoten wie Othello zum Beispiel oder Salomé."

Klassische HeldInnen sind weiß !!!

Die klassischen Theaterhelden stellten sich die meisten Zuschauer immer noch europäisch aussehend vor. "Ein dunkelhäutiges Gretchen würde für Irritationen sorgen. Kaum jemand ist frei von diesen Klischees, auch Künstler nicht." Die Folgen dieses marktkonformen Denkens seien unübersehbar. Als Positivbeispiele werden das Berliner Gorki Theater herangezogen und das Junge Schauspielhaus in Hamburg. Dessen Leiter Klaus Schumacher wird mit den Worten zitiert: "Es kommt darauf an, eine Geschichte gut zu erzählen und sie mit passenden Schauspielern zu besetzen, ob sie nun hell- oder dunkelhäutig sind.“ Bei ihm spielt etwa Florence Adjidome die Klara in Hebbels "Maria Magdalena“. "Das ist überhaupt keine Frage mehr. Wir ändern unsere Sehgewohnheiten und so ändern sich die Sehgewohnheiten des Publikums mit.“

Kulturpolitik unbunt

Die Schauspielerin Isabelle Redfern findet, dass Theater und Film viel mehr als bisher eine Vorreiterrolle übernehmen sollten. Im Vorabendprogramm des Fernsehens habe sich manches getan, da gehe es schon recht multikulturell zu, in der prestigeträchtigen Primetime dagegen kaum, so fasst Soltau die Schauspielerin zusammen, um sie dann zu zitieren: "Ich glaube, dass es in der Kulturpolitik nach wie vor zu wenig bunt zugeht. Da sind immer noch zu viele weiße deutsche heterosexuelle ältere Herren." Und die würden über Fördermittel, Stoffe, Spielpläne und Besetzungen entscheiden, sowohl bei Film und Fernsehen als auch im Theater.

(geka)

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