Presseschau vom 6.Mai 2016: Jan Küveler fragt in der Welt: Wozu braucht es noch dieses altmodisches Theater?
Theater ist das neue Wellness
6. Mai 2016 Anlässlich des Theatertreffens hinterfragt Jan Küveler (aufgerufen am 6.5.2016) in der Welt die Bedeutung des zeitgenössischen Theaters: "Was kann ich denn bitte hier kaufen, was ich woanders nicht kriege?" Eine Katharsis, die ohnehin nur ein anderes Wort für "Thrill" sei, erlebe man im Kino viel zuverlässiger.
Während im Theater zu Shakespeares Zeiten "alle Glasfaserkabel der frühen Neuzeit" zusammen liefen, sei es heute "eine Wellness-Oase, in die die nivellierte Mittelschicht geht, wenn sie Heimweh hat nach dem zwanzigsten Jahrhundert". Es revoltiere aus Gewohnheit gegen die ästhetischen Vorlieben eines Bürgertums, das es gar nicht mehr gebe.
Im Jahr 2016 baue Disney den realistischsten 3-D-Dschungel aus Computerpixeln zusammen. Im Gegensatz hierzu müsse ein echter Mensch, der da im Dunkel stehe und zum Geist seines Vaters spreche, den wir nicht sehen, sondern uns nur vorstellen können, als Verfremdungseffekt gelten.
Küvelers Vorschlag für die Zukunft des Theaters präsentiert er in Form eines Werbeslogans: "Theater ist Craft-Bio-Yoga-Virtual-Reality-Entschleunigung." Im Theater dehne sich die Zeit; eine Stunde fühle sich an wie zehn. "Schließlich erreicht man ein Entspannungsnirvana, totale Leere, wie damals im Uterus. Keiner muss mehr zum Yoga gehen und alle nur noch ins Theater."
(miwo)
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