Poetische Mikroskopie

Darmstadt, 28. Juni 2016. Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung hat Marcel Beyer den Georg-Büchner-Preis 2015 zugesprochen. Das teilte die Akademie am Dienstagmorgen mit, wie u.a. Spiegel Online meldet. Die mit 50.000 Euro dotierte Auszeichnung wird im November in Darmstadt verliehen.

In der Begründung heißt es, Marcel Beyer "beherrsche das epische Panorama ebenso wie die poetische Mikroskopie". In seinen Gedichten, Romanen, Essays und Opernlibretti sei für Sprache für Marcel Beyer immer auch Erkundung. Er widme sich der Vergegenwärtigung deutscher Vergangenheit mit derselben Hingabe, mit der er die Welten der Tiere und Pflanzen erforscht.

"Er hat den Sound der Straße im Ohr, er kennt die Testgelände der ästhetischen Avantgarden, er ist vertraut mit der tückischen Magie der Medien. Seine Texte sind kühn und zart, erkenntnisreich und unbestechlich", schreibt die Jury.

Marcel Beyer, geboren am 23. November 1965 in Tailfingen/Württemberg, debütierte als Romanautor 1991 mit dem Buch "Das Menschenfleisch", im selben Jahr erschienen Gedichte unter dem Titel "Walkmännin". Weitere Romane: "Flughunde" (1995), "Spione" (2000) und "Kaltenburg" (2008) , die Lyrikbände "Falsches Futter" (1997), "Erdkunde" (2002) und "Graphit" (2014). Ebenso veröffentlichte er Erzählungen, Essays wie "Nonfiction" (2003) und "Putins Briefkasten. Acht Recherchen" (2012). Aus der Zusammenarbeit mit dem Komponisten Enno Poppe sind bislang drei Opern hervorgegangen ("Interzone" 2004, "Arbeit Nahrung Wohnung" 2008, "IQ" 2012). 2014 schrieb Beyer das Libretto zu Manos Tsangaris "Karl May, Raum der Wahrheit" (Semperoper Dresden). 2009 inszenierte Anna Viebrock Der letzte Riesenalk nach Motiven aus Marcel Beyers "Kaltenburg".

Im vergangenen Jahr erhielt den Georg-Büchner-Literaturpreis der Berliner Schriftsteller Rainald Goetz.

(SPON / geka)

 

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