Presseschau vom 11. Juli 2016 – neue Sparrunden in den Etats der Städte in NRW
Gefahr durch Stärkung
Gefahr durch Stärkung
Stefan Keim nimmt in der Welt (Zugriff 11.7.2016) den Hagener Protestmarsch gegen die bevorstehenden Kürzungen im Theateretat zum Anlass, auf die Lage der Bühnen in Nordrhein-Westfalen zu blicken. Denn nicht nur Hagen sei von Kürzungen bedroht: "die Sparrunden in den Etats der Städte in NRW erreichen eine neue Dimension." Der Hagener sei nur insofern besonders dramatisch, als dass die Stadtverwaltung dort "besonders innovative Pleiten hingelegt hat. Da hat man zum Beispiel mit Derivaten (Zinswetten) gezockt, um die Schulden in den Griff zu bekommen – und 39 Millionen Euro verloren."
Der Hintergrund der Sparrunden, erläutert Keim, sei "eigentlich etwas Positives, der Stärkungspakt des Landes. Er gibt den überschuldeten Kommunen die Möglichkeit, wieder auf eigenen Füßen zu stehen. Die Landesregierung gewährt finanzielle Unterstützung, wenn es die Städte schaffen, ausgeglichene Haushalte vorzulegen. Deshalb wird rigoros gekürzt – besonders gern bei der Kultur." In Bielefeld etwa solle das Theater ab 2018 rund 600.000 Euro einsparen.
Es seien daher "Konzepte für Stadttheater neuen Typs gefragt. Wuppertal wagte vor zwei Jahren das Experiment, sein Opernensemble aufzulösen und nur noch mit Gästen zu arbeiten. Das hatte zur Folge, dass die Bühne oft wochenlang nicht bespielt wurde und kaum eine Inszenierung zustande kam, die etwas mit der Stadt zu tun hatte." Das Wuppertaler Beispiel zeige, "wie viel Schaden durch Sparen ohne Konzept ausgelöst werden kann. In anderen besonders hoch verschuldeten Städten haben Verwaltung und Theatermacher zusammengehalten und gemeinsame Lösungen gefunden. Oberhausen hat weiterhin ein überregional ausstrahlendes Schauspiel und Gelsenkirchen ein ausgezeichnetes Musiktheater."
(wb)
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