Presseschau vom 10. August 2016 – Der Schauspieler Ulrich Matthes im Gespräch mit der Berliner Zeitung
"Ich überlege sogar, in eine Partei einzutreten."
"Ich überlege sogar, in eine Partei einzutreten."
10. August 2016. "Ich versuche grundsätzlich, dem allgemeinen Alarmismus, den ich bei erschreckend vielen Leuten wahrnehme, eine Gelassenheit entgegen zu setzen, die zu meinem Charakter gehört," sagt der Schauspieler Ulrich Matthes im Gespräch mit der Berliner Zeitung. "Mich beunruhigt natürlich der weltweite islamistische Terror. Mich beunruhigt aber auch das Aufkommen einer Partei wie der AfD, die sich teilweise erfolgreich bürgerlich verkleidet, sowie anderer rechter europäischer Parteien und damit die Gefahr einer Erosion der Demokratie in Europa."
Diese Erosion der Demokratie beunruhige ihn auch mehr als die Geflüchteten. "Dass unter der Mehrheit von über einer Million Flüchtlingen eine Minderheit einen schlechten Charakter hat, kriminell oder psychotisch ist, liegt in der Natur der Sache und wäre bei über einer Million Deutschen auch so. Ich muss aber gestehen, dass ich wahnsinnig oft auf mein Smartphone gucke, um zu sehen, was in diesen schrecklichen Zeiten vor allem international vor sich geht. Deutschland ist da noch ein Eiland."
Das Gefühl, als Bürger dieses Landes eine Verantwortung für den Zustand dieses Landes zu haben, habe sich deutlich intensiviert. "Ich überlege hin und her, wie ich diesem Gefühl der Verantwortung auch Ausdruck verleihen könnte. Ich überlege sogar, in eine Partei einzutreten."
(sle)
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wunderbar, dieses lautmalerische Paradebeispiel deutscher Sprechkunst.
Es lebe das Sommerloch!
die Gründungsveranstaltung als eine politische Äußerung der Volksbühne zu werten, könnte auch ein falscher Zusammenhang sein. War die Bühne nicht lediglich gemietet ?
Und das ist sehr sehr peinlich.
Es wäre auch den Journalisten selbst peinlich, nähmen sie es wahr und entwickelten ein Bewusstsein dafür. Da bin ich sehr sicher bei den meisten Journalisten, die ihren beruf lieben!
Der Ton und die Ansprache ist primär geworden bei der Nachrichten- und Informationsverbreitung, und die Nachricht wie Information sekundär.
Das ist das Schlimme.
Es geht den Medienkritikern auch in ihren banalsten Sätzen eventuell nicht primär um Haltungsunterschiede bei der Wahrnehmung der Medien.Nach meiner Beobachtung sind für diese Verständnis und auch Neugier immer da und wird vermutlich immer da sein. Dafür sorgt ja die Lust an der individuellen Meinungsbildung...
Es geht primär darum, dass sich jene Leser/Zuschauer/Hörer-Gruppen verarscht bis beleidigt fühlen vom jeweiligen Medium, die gerade offenbar nicht "die Zielgruppe" sind, die da eine Nachricht als Wahrheit und eine Meinung als bedenkenswert abkaufen soll...
Ich gebe gern Beispiele - aber nicht hier. Die personalisierte Nachricht ist die Anmaßung und die Beleidigung. Das ist der Grundirrtum der heutigen Werbung, dass die weitestmögliche Personalisierung von unaufgeforderter Werbung für Waren wie Informations- oder Bildungsangebote ein Entgegenkommen für den potentiellen Verbraucher darstellt. Das mag vor zehn Jahren noch gegolten haben. Da haben sich Verbraucher sozusagen noch App-geehrt gefühlt. Wir sind aber digitaltechnisch heute so weit, dass sich dieser Effekt ins Gegenteil verkehrt hat. Die Verbraucher-Kontrolle durch Appisierung von Konsumtions-Zielen wird von den personalisiert angepeilten mittlerweile durchaus als ekelerregender Misstand empfunden, der Kauflust eher bremst als weckt. Ich würde sagen, auch Wahrnehmungslust überhaupt, was für die Medien als Informations/Nachrichten-Lieferanten und Meinungs-Bildnern nachteilig sein drüfte.
Aus kapitalismuskritischer Sicht ist das freilich gut so. Es bleibt ihnen dadurch keine andere Wahl, als entschieden besser zu werden und enschieden bewusst anders als Waren-Werbung mit ihren Lesern/Hörern/Zuschauern umzugehen.
Das ist einfach so! :)
Nur leider irren Sie in einem Detail:
Derartige Verschwörungstheorien mögen links wirken, kommen aber systematisch von weit rechts. Ganz weit rechts. Ganz braun weit rechts.
Ich gratuliere Dir ! Wie Du das immer machst ! Andere Schauspieler
machen alles was möglich ist ,um Aufmerksamkeit zu erregen und Du wirst im Sommerloch irgendwas gefragt und antwortest -sommerlochgemäss - irgendwas , und sofort kommen sie alle hinter ihrem Ferienhaus- Ofen hervor und keuchen vor Wut . (Zum Schäumen reicht die Kraft nicht mehr ). Und alles , Deine Aussagen und auch ihre Reaktionen sind vollkommen bedeutungslos. Das ist schon stark !
Wie machst Du das bloß immer wieder ?
Frustriert Dich das nicht irgendwann ?
Ich konnte das nicht ! Zu deprimierend . Obwohl , wenn man es nicht
merkt , ist es auch nicht mehr so deprimierend.
Wie auch immer !
Respekt !
Gruß !
Bekanntlich hat sich Kortner auch bei den Hottentotten entschuldigt.
folgen und an einer sehr erhellenden Vorlesung an einer deutschen Universität teilnehmen.
In einem Punkt allerdings muss ich Herrn Steckel widersprechen: für mein Empfinden ist Herr Matthes kein Großmeister seiner Zunft. Herr Matthes kommt aus dem Theater und das deutsche Stadttheatersystem, welches derzeit in vielen deutschen Standorten seinem Ende entgegensiecht, hat in unserer heutigen gesellschaftlichen Kultur praktisch keine politische Bedeutung mehr. Es erfüllt da, wo es existiert, allenfalls noch seine Funktion als städtische Dekoration, wozu es sich leider in der Regel auch selbst anbietet. Denn diese Existenz als städtisches Möbel ist nicht ausschließlich durch die sicherlich mangelhaft ausgestatteten kommunalen Haushalte begründet, sondern auch durch das Theater selbst, welches sich über die letzten Jahrzehnte nicht mehr als moralische und damit politische Anstalt verstand, sondern auf dem allgemeinen Kurs in die kulturelle Ratlosigkeit mitsegelte. Mir ist unbegreiflich, wie ein Schauspieler, zudem noch ein „großer“ Theaterschauspieler, heute die reale Lebenssituation von Millionen Menschen in Europa nicht mit der herrschenden Politik, die diese Lebensverhältnisse herbeigeführt hat, in Verbindung bringen könnte. Es mag ja bequemer sein, beim Tee mit der netten und tüchtigen Kanzlerin zu plaudern, doch sollte man dann seine ambitionierte Ignoranz gegenüber der millionenfachen Armut, den katastrophalen Zuständen in der Jugendhilfe, dem prekären Arbeits – und Wohnungsmarkt nicht mit seinem Recht auf „freie Meinungsäußerung“ kaschieren, sondern freimütig gestehen:“ Ich bin ganz oben angekommen und da will ich bleiben, da kümmert mich gar nicht, wie es weiter unten aussieht!“ Nur, wie gesagt, für mein Empfinden ist das nicht die Haltung eines Großmeisters seiner Zunft!
Dss tut uns aber leid.
Nur eines: Dass Ihre Einlassungen hier auf nachtkritik.de publik werden und sicherlich auch bleiben BEWEIST den Unfug Ihrer Gleichschaltungsverschwörungstheorie. Hätten Sie recht wäre das längst zensiert worden. Seien wir also froh dass die Presse hierzulande frei ist. In England zum Beispiel ist das nicht garantiert. Was meinen Sie was zu meiner Zeit da los war
Es gibt noch zig andere Themen (bsp. die NATO), die in "unseren" Leitmedien sehr, sehr glimpflich besprochen werden, wenn sie denn überhaupt kritisch angegangen werden. Das hat gute Gründe, und hat nichts mit Verschwörungstheorien zu tun. - Der echte Shakespeare hat Tacitus gelesen, das sollten Sie vielleicht auch tun, anstatt zu pöbeln. Doch wenn Sie glauben, alles sei tutti, dann schlafen Sie ruhig weiter. Good night. "Der schlauste Weg, Menschen passiv und folgsam zu halten, ist, das Spektrum akzepierter Meinungen strikt zu limitieren, aber innerhalb dieses Spektrums sehr lebhafte Debatten zu erlauben." Noam Chomsky
Lieber Exintendant, in Ihrem Fall begrüße ich das "Ex" vor "Intendant" zutiefst.
Und was soll diese dummdreiste Behauptung des "nicht mehr zugelassen"-Werdens? Wie wäre es, vielleicht für solche Kleinigkeiten wie das Leugnen der in Kraft befindlichen hiesigen Verfassung so etwas wie einen Beleg anzuführen? WER genau lässt bitte WAS genau WO genau nicht zu? Und was, wenn die erwähnten Personen und deren Meinungen sehr wohl in den von Ihnen so beschimpften "Qualitätsmedien" auftauchen? nur halt nicht wie von Ihnen kritiklos glorifiziert werden? Zwei Minuten Recherche beweisen mühelos, dass Ihre Behauptungen völlig haltlos sind.
(…)
Sie machen es nicht besser, lieber Felix. Ich zitiere wieder: "...etwas Verteidigenswertes an einem System findet, das in Deutschland und Europa einen nie dagewesenen flächendeckenden Wohlstand ermöglicht, von der Freiheit des Einzelnen ganz zu schweigen,..." Wenn Sie das ernst meinen, ignorieren Sie die Wahrheit, oder Sie erklären sich mit der Unfreiheit und Armut derer, die nicht an diesem "flächendeckenden" (Wo eigentlich befindet sich diese Fläche genau?) Wohlstand teilhaben können. Die bewusste Zurückhaltung bei der Kritik an diesem System, an dem Sie, wie ich natürlich auch, partizipieren, als Stimme der Mäßigung zu bezeichnen, ist nichts weiter als ein stilles Einverständnis mit den Kollateralschäden dieses Systems (Kapitalismus=Demokratie), die man dann mit staatlicher Wohlfahrt und Entwicklungshilfe wieder aufzufangen versucht. Dass dieses System auf Dauer aus dem Gleichgewicht gerät, dürfte auch ohne die Feststellung von Qualitätsmedien seit Hartz 4 und dem globalen Finanzcrash jedem klar sein, der ein wenig mehr wissen will und sich nicht mit Schlagworten wie Freiheit und Demokratie begnügt.
Hinsicht findet dieser Grundgesetzartikel Eingang in die politische Praxis.
Angesichts eines allgemeinen Alarmismus, den die hier kritisierten "Leitmedien" ohnehin schon andauernd verbreiten, stehe ich dem gesteigerten Alarmismus des alternativen Meinungsmacher-Spektrums von ganz links bis ganz rechts geradezu reflexartig skeptisch gegenüber. Ich sehe da nicht viel mehr als ein Bieterwettstreit der Krisenszenarien.
Harz IV ist nicht schön. Aber immerhin viel mehr als fast überall sonst auf der Welt. Die Fläche liegt in Deutschland. Unsere Systeme funktionieren trotz allem Unken immer noch sehr gut. Sogar üppig subventionierte Stadttheater soll es vielerorts noch geben. Ich kann mir weit Schlimmeres vorstellen. Hier verhungert meines Wissens niemand. Es leben noch Menschen unter uns, die den Hungertod im Deutschen Alltag miterlebt haben.
Glauben Sie, ein Hartz 4- empfangener Vater, der am Sonntag mit seiner Familie durch eine Villenlandschaft in Bremen wandert und vor der Entscheidung steht, entweder den Geburtstag seines 6 – jährigen Kindes zu feiern oder ihm die dringend benötigten Schuhe zu kaufen, wäre angesichts dieser üppigen Villenidylle nur froh, nicht verhungern zu müssen oder könnten Sie sich noch ganz andere Gefühle vorstellen, die ihn in diesem Augenblick beherrschen? Könnten Sie sich ähnliche Gefühle bei jungen Menschen in Spanien, Griechenland, und Italien vorstellen, die, mit dem Blick auf den „flächendeckenden Wohlstand in Deutschland“, zu knapp 50% arbeitslos und ohne Perspektive sind? Oder diejenigen der jungen Männer aus einigen afrikanischen Ländern, deren Alternativen im Dasein eines Warlordsöldners oder der Flucht in den „flächendeckenden Wohlstand“ bestehen? Und sind diese Gefühle selbst verschuldet, ist jeder seines Glückes Schmied? Sagen Sie mir bitte, warum können diese Menschen ihr Schicksal nicht ändern? Kenne Sie die Gedanken des Herrn James Madison, des „Vaters der amerikanischen Verfassung“, die des seinerzeit sehr einflussreichen US – Publizisten Walter Lippmann oder die des Edward Bernays, einer der Begründer der modernen Public Relations, also lauter hochangesehener Leute, zur Notwendigkeit einer „gelenkten Demokratie“ und den entsprechenden Methoden der Systemsteuerung über gezielte In- und Desinformation? Wieso erleben Sie nach Ihrer Auffassung den permanenten „Alarmismus“, den die Massenmedien einschließlich der „Qualitätsmedien“ tagtäglich für uns veranstalten? Heute ertrunkene Kinder am Strand von Griechenland, morgen die Gefahr unter den Burkas? Fehlt Ihnen nicht wie mir der Sinn in dieser Flut? Sehen Sie nicht wie ich einen riesigen Elefant im Raum, den niemand zu bemerken scheint? Dieser Elefant der Vermögens – und Einkommensverteilung über den Globus und in unserem Land, die entsprechenden Statistiken dazu werden über die Tagesschau verbreitet? Warum bleiben diese Zahlen ohne politische Konsequenzen und werden gleich wieder vergessen? Sind es nicht 500 börsennotierte Unternehmen, in deren Besitz sich auch sämtliche relevanten Medien einschließlich derer mit „Qualität“ befinden? Bestimmen diese Unternehmen, deren einzelne Jahresbudgets die ganzer Länder teilweise um ein Vielfaches überschreiten, nicht unserer globale Ökonomie? Und sollten sie nur bei den Massenmedien ihre Herrschaft nicht zu ihrem Vorteil nutzen, den Elefant nicht zu verschleiern suchen und als alternativlos wie von Gott gegeben beschreiben? Ist das realistisch? Wie lange also währt nach Ihrer Einschätzung noch unser Dasein in unserem „flächendeckenden Wohlstand“? Ist nicht unser aller Gegenwart auf einem gemeinsamen Planeten, in einer gemeinsamen Umwelt, in Kooperation wie im Konflikt, eine Realität? Stehen wir nicht in der Erkenntnis in die "Ökologie" jeglicher Lebenszusammenhänge und haben wir nicht die Grenzen eines sich diesen Zusammenhangs verweigernden, ihm zuwider handelnden Denkens erreicht? Besteht nicht in Bezug auf moralische Werte und kulturelle Ideale heute ein weltumspannendes, wechselseitiges Aufeinander-Angewiesensein, ist die Glaubhaftigkeit eines eigenen moralischen Standards nicht in dem Maße gefährdet, wie anderswo systematisch Völkermord geduldet oder Hunger und Elend einfach ignoriert werden? Und wäre nicht ein großer Theaterschauspieler, ein Menschendarsteller und Vertreter eines einstmals bedeutsamen Mediums, zur Empathie verpflichtet und müsste er nicht all seine kognitiven Fähigkeiten bemühen, diese Menschen, ihre Lebenssituation und ihr Land zu verstehen und für sie Partei ergreifen? Was meinen Sie dazu?
Uu den letzten zwei gefundenen sage ich: Nein. Ist er nicht. Und wäre er auch nicht unter irgendwelchen anderen gesellschaftlichen Umständen. Er ist als Schauspieler genauso frei sich mit seinen Fähigkeiten oder eben nicht, zum Verständnis oder Unverständnis zur Parteilichkeit oder Neutralität wie jeder andere Mensch auch. Natürlich könnte er dergleichen Empathie, Verständnis für das Menschliche und Parteilichkeit durch Figurengestaltung und kollegiale Arbeitsweisen auf der Bühne zeigen. Ausschließlich dort, durch seine künstlerische Arbeit und durch sonst gar nichts. Und das wäre sehr interessant, wenn ihn einmal jemand danach befragte, vom Ulrich Matthes - aber auch von anderen! - zu erfahren, WARUM er seine künstlerischen, also in dem Fall seines Berufes auch politischen, Haltungen offenbar nicht ausschließlich in künstlerischer Arbeit unterbringen kann undoder will, sondern dafür Pressegespräche benötigt?? Das meine ich probentief ernst. - Vielleicht, das würde mich jedenfalls sehr freuen und meine Aufmerksamkeit durchaus jenseits der Bühnensprache fesseln, macht einmal einer der nk-Redakteure z.B. ein Interview solchen Inhalts mit Großschauspielern (männlich wie weiblich), die wir alle schätzen?? Gab es nicht jüngst einen Neuzugang in der Redaktion, der doch nach so kurzer Zeit der Einarbeitung noch unterbeschäftigt sein müsste??
Auch die Medien sind nur so gut und schlecht, wie wir ihnen gestatten zu sein.
das ist gut getroffen.
Liebe Anstrengung,
nein, ich habe keinen Bedarf mehr an gesellschaftspolitischen Aussagen von Herrn Matthes. Er hat m.E. nicht als Schauspieler, aber als Vorsitzender der Sektion Darstellende Kunst versagt. Ein Schauspieler darf meinetwegen völlig blöde Sachen sagen. Wenn er menschliche Leidenschaften glaubhaft verkörpern kann, hat er vielleicht auch nolens volens mehr getan für die Verbesserung der Welt als viele Andere, indem dieser Schauspieler der zentralen Fähigkeit unserer Zukunft, der Empathie, zugearbeitet hat. Wenn aber ein verantwortlicher Funktionär, und das ist Herr Matthes qua Amt und nicht nur qua künstlerischer Qualität so einen banalisierenden, selbstgenügsamen Krähwinkelkram von sich gibt, dann hat dieser Schauspieler (zugegebenermaßen auf fremden Terrain) versagt - und wenn es zum Beispiel um den von Volker Schmidt beschriebenen Elefanten ginge. Und da möchte ich ungern weiter privatistischen Stuss erdulden.
In diesem Klima der allgemeinen Verunsicherung, wo viele in Politikern nur noch Abzocker und Versager sehen, wo allwöchentlich Menschen auf die Straße gehen und "Lügenpresse" skandieren und "Merkel muss weg", da erhebt ein kluger, besonnener Mann seine Stimme und weist darauf hin, dass wir doch noch lange nicht gescheitert sind, dass noch kein Chaos ausgebrochen ist, dass an den allermeisten Orten, auch in Politik, Justiz und Medien, engagierte Menschen stehen und von morgens bis abends tun, was sie können, und dass wir uns nicht irre machen sollten. Er bietet auch an, in eine Partei einzutreten und seinen Teil beizutragen. Das finde ich wohltuend und im Zweifelsfall sogar mutiger, als in das allgemeine Alarmgeheul einzustimmen. Denn auch von ihnen, Herr Schmidt, kommt keine Idee, wie wir diese sich türmenden, weltumspannenden Probleme denn bewältigen könnten. Bevor wir alle mit gezückten Messern aufeinander los gehen, orientiere ich mich lieber an Leuten wie Matthes. Auch das ist eine Haltung. Auch das ist politisch. Uns bleibt nichts, als in kleinen Schritten das Richtige zu tun. Es wenigstens zu versuchen. Im Privaten wie auch im großen. Da können wir uns noch so sehr aufplustern und zeigen, dass wir das Verhängnis erkannt haben.
Im Übrigen gebe ich Frank Patrick Steckel und seinem Castorf-Zitat durchaus Recht. Das ist so, und das ist gut. Nur dürfte man anerkennen, dass dieses Interview von Herrn Matthes grade deshalb, weil es angesichts aktueller Ereignisse im Deutschen Alltag nicht die Sprachregelung des Theaters als moralische Anstalt befolgt, eine eigene, durchaus berechtigte Position darstellt.
Vielleicht redet ja der Ulrich Matthes nur in der Zeitung so genehm anpassungsfähig und dafür in der Sektion der Akademie Tacheles mit den verehrten, hochaufmerksamen Kollegen?
ja die Wahlleute haben versagt. Gründlich. In der Sektion Film, wäre eine derartige Unbedarftheit und Selbstbezüglichkeit - man möchte fast sagen Realitätsverweigerung in der Leitung unvorstellbar. (…) Die Verwechslung der Umstände im Betrieb mit den Ereignissen "da draussen", diese Verwechslung ist der eigentliche Totengräber des Theaters. (…)
§ 5 Mitglieder
(1) Künstler und Künstlerinnen, die in besonderem Maß zur Kunst der Gegenwart beigetragen haben, können als Mitglieder in die Akademie der Künste berufen werden, ebenso Personen, die sich auf einem Nachbargebiet der in der Akademie vertretenen Künste verdient gemacht haben. Es wird von den Mitgliedern erwartet, dass sie an der Arbeit der Akademie mitwirken.
(2) Neue Mitglieder der Akademie der Künste werden auf begründeten und in der Mitgliederversammlung erläuterten Vorschlag der Sektionen oder des Senats von der Mitgliederversammlung mit einfacher Mehrheit der anwesenden Mitglieder gewählt und vom Präsidenten beziehungsweise von der Präsidentin berufen. Die Berufung ist gültig, wenn der beziehungsweise die Gewählte sie annimmt.
Worin besteht für die meisten Kommentatoren hier das Problem? Dass Ulrich Matthes nicht alles Elend der Welt einzeln auflistet, dahinter jeweils ein Häkchen macht (Bin auch dagegen!) und dann einen Schuldigen benennt? Dass er Politiker für Menschen und Kompetenz bei anderen für möglich hält? Dass er Demokratie ernst nimmt?
Oder ist es eher die Tatsache, dass er ein Künstler ist, der nach mehr gefragt wird als nur nach seinen Rollen, der sich ehrenamtlich engagiert (in der Akademie – wo er u.a. für die finanziellen Belange Darstellender Künstler*innen eintritt) und tatsächlich den einen oder anderen Politiker persönlich kennt, ohne ihn oder sie zu wählen?
Ja, ich arbeite in der Akademie der Künste und dort mit Ulrich Matthes zusammen. Dieses reflexhafte und besserwisserische Einschlagen auf Interview-Antworten, deren Qualität genau darin besteht, auf Reflex und Besserwissen zu verzichten, hätte mich aber auch ohne diese Umstände gestört. „Misstrauen ist ein Zeichen von Schwäche“, heißt es bei - wiederum - Gandhi. Herr Steckel, Peter Ries oder Volker Schmidt hätten andere Antworten gegeben, wären sie von der "Berliner Zeitung" gefragt worden. Ulrich Matthes gab diese.
Weitere Verteiler der Rede von meiner Adresse ausgehend waren:
Dramaturgische Gesellschaft
Deutsches Theater - Intendanz
Gesellschaft für Humanontogenetik mit Sitz Humboldt-Universität, drei weitere sind von meiner Seite vorgesehen.
Das Theater als Staat der Dichtung - Über Macht und Kommunikationsstrukturen
(Teil 2)
von D. Rust
Sehr geehrte Mitglieder der Dramaturgischen Gesellschaft, sehr geehrte Damen und Herren!
Lassen Sie mich vorausschicken, dass es möglicherweise bedauernswert ist, wenn einem Vortrag, der vor einem interdisziplinären Wissenschaftlerkollegium gehalten wurde, sein zweiter Teil in einem Abstand von sechzehn Jahren folgt. Und ferner Bedauern äußern darüber, dass er in dieser Form erfolgt: Als „Offener Brief“ in einer Zeit in der offene Briefe, so scheint es, Hochkonjunktur haben. Und in der es deshalb eine Zumutung besonders delikater Art ist für sprach- und denkaffine Menschen, wie es Dramaturgen und Theatermacher wohl ohne Ausnahme sind, einen an explizit sie gerichteten vorzufinden. Durchgereicht auf mehreren Wegen. Auch auf diesem Weg, den Sie gerade wahrnehmen. Der direkte Weg, nämlich Ihnen ins Angesicht vorzutragen, was es zu Macht und Kommunikationsstrukturen von mir zu sagen gäbe, wäre der von mir bevorzugte gewesen. Dafür hätte ich jedoch von Ihnen eingeladen werden müssen zu reden, über das, was mich gerade am meisten bewegt. So, wie es seinerzeit das, nicht mehr existierende, Interdisziplinäre Institut für Wissenschaftsphilosophie und Humanontogenetik der Humboldt-Universität getan hat; aus welchem rätselhaften Grund immer. –
Dies war eine lange Einleitung zu einer eigentlich nur sehr kurzen Rede. Einer erstaunlich kurzen Rede eines – nun ja, Erstauntseins. Eines, genau betrachtet – so viel muss als emotionaler Einbruch in die Vernunft bitte gestattet sein, GROSSEN Erstauntseins. –
Jeder Mensch macht bei großem Erstaunen, banal gesprochen, „große Augen“ und das kommt – wer unter Ihnen oft bei Bühnenproben anwesend ist, wird das bestätigen, weil der Staunende – äußerlich wie innerlich – gerade mit Fragen überhäuft ist.
Und zwar in einem einzigen Moment, in welchem sich so viele Fragen gleichzeitig in ihm verdichten, dass es ohne sein sichtbar gewordenes oder werdendes Erstaunen nicht geht. Dass es einfach nicht anders geht, als dass der plötzlich ins Staunen geratene dabei einen mitunter fast irre anmutenden Gesichtsausdruck annehmen kann. Oder zum Beispiel in Stupor fällt… Da haben Sie nun nichts zu befürchten, denn der Sinn meiner Rede besteht genau darin, Sie nicht mit Fragen zu überhäufen, sondern Ihnen nur eine einzige Frage zu stellen, auf die alles da Herumreden hinausläuft…
Ich muss mich kurz vorstellen, denn nur wenige von Ihnen werden meinen Namen kennen oder in irgendeiner Weise schon einmal mit ihm konfrontiert worden sein: Ich schreibe Stücke. Seit 1987 und einer kurzen Karriere der Erfolglosigkeit von bevorzugt verfassten Liebesgedichten, schreibe ich Stücke. Und seit 1992 biete ich diese Stücke dem Theaterbetrieb im weitesten Sinne an. Auf sehr verschiedene Art und Weise. Ich biete sie Verlagen an und Theatern. Intendanten und Dramaturgen. Lektoren und Schauspielern. Im Norden, im Süden, im Osten, im Westen des deutschsprachigen Raumes. Eines der Stücke, gleich das erste, auch in einer u.a. durch das Goethe-Institut besorgten, das ist: finanzierten, englischen Übersetzung.
Ich reiche sie in Wettbewerbe ein und beantrage Stipendien mit ihnen, solange ich das vorgegebene Alter oder sofern ich das erbetene Thema bedienen kann, oder will.
Ich biete sie sehr gezielt ausgesuchten Verlagen, Dramaturgien, Intendanten, Schauspielern und Regisseuren an. Und außerdem nach dem Zufallsprinzip… Sie kennen das, wenn Sie unentschieden sind im Lesen: Augen zu und den Zeigefinger blind geführt über Bücher, bis er irgendwie festgehalten scheint, dann Augen auf und durch. –
Dasselbe kann man auch mit Adressen von Theatern, Regisseuren, Schauspielern, Dramaturgen und mit Verlagen machen. Das ist, die Wissenschaftler unter Ihnen werden das verstehen und auch nicht für ein Unding halten, als würde man Forschung und Lehre gleichzeitig betreiben. Oder halt Theorie und Praxis gleichzeitig; Intendanz und Regie gleichzeitig - oder welche Parallelität zu eigener Erfahrung Ihnen außer dem einfiele...
Weiter biete ich an mit Vorankündigung und ohne. Mit begleitenden ästhetischen Erörterungen. Oder ohne solche. Mich berufend auf – auch prominente – Empfehlung.
Oder ohne.
Mit Namen versehen oder anonym.
Ich biete sie offiziell auf dem Dienstweg und ausgewählt eher auf privatem Wege an: dem Schauspieler, dem Dramaturgen, dem Intendanten, dem Regisseur.
Ich schicke alte undoder neuere Stücke.
In Prosaform, in Versen, in mixed Art-Form.
Mit der altmodischen Post oder der elektronischen.
Ich biete sie in Abständen den Autorentheatertagen an.
Wenn ein bestimmter Journalist gerade Juror ist oder irgendeiner.
Wenn das Motto „Innehalten“ ist oder gerade nach neuer Politisierung von Texten schreit. Oder nach dem Gegenteil. Oder wenn nunmehr nach einem Einzeljuror, ein Kollektiv Texte aussucht, in dem auch ein Schauspieler mitentscheidet, der immerhin der Sektion der Darstellenden Künste einer Akademie der Künste als Direktor vorsteht…
Ich tausche E-Mails mit durchaus prominenten Lektoren prominenter Theaterverlage. Ich kann alle ihre hervorgebrachten Einwände gegen das eine oder andere Stück argumentativ ausräumen.
Ich habe Stücke für große Besetzung und kleinere.
Solche, mit Rollen für ältere bis alte Spitzenschauspieler und für junge, die eventuell das Zeug haben, einmal alte Spitzenschauspieler, gleich in welchem Körper hausend, werden zu können.
Ich schicke an ältere und an jüngere Dramaturgen; Schauspieler, Regisseure, Lektoren…
An männliche und weibliche.
Bekannte und unbekannte.
Und trotz alledem wird keines, KEINES meiner Stücke in einem deutschsprachigen Verlag gedruckt oder in einem deutschsprachigen Theater auch nur zur Probe angesetzt…
Und ich möchte von Ihnen wissen, wie das möglich ist.
Wie das möglich ist, obwohl Sie – und Sie stehen damit – theaterwissenschaftlich betrachtet – in sehr guter Tradition ihrer eigenen Theaterwissenschaft und Dramaturgie-Lehrer!, Jahr für Jahr in Ihren Jahrestagungen, wie immer das Motto der jeweiligen Tagung lautet, zu dem Schluss kommen, dass der größte Vorteil unserer Zeit und unserer Gesellschaftspolitik genau darin bestehe, dass es so eine erfreulich große, ja, eigentlich bisher - zumindest seit dem besiegten Faschismus, nie dagewesene, Vielzahl von Bühnensprachen, Textformen und Spielweisen gibt.
Dass eben gerade dies der überzeugendste theaterkünstlerische Ausdruck unserer demokratischen Werteskala sei…
Und ich möchte bitte von Ihnen wissen, warum augenscheinlich ausgerechnet m e i n e Stücke, obwohl diese von Ihnen festgestellte und gelobte Text-Formen- und Spielweisen-Vielfalt so groß wie niemals zuvor ist und ich meine Stücke auf so vielfältige Weise dem Betrieb angeboten habe wie wohl kaum in unserer Zeit und in diesem Land eine andere Dramatik dem Betrieb angetragen wurde, nicht in diese Vielfalt integriert werden können.
Warum passe ich mit meinen Stücken und mit meinen Formen des Anbietens dieser Stücke nicht in den bestehenden Theaterbetrieb?
Das möchte ich von genau Ihnen wissen.
Jetzt. – Sie brauchen nicht mir persönlich diese Frage beantworten.
Beantworten Sie sich selbst diese Frage.
Beantworten Sie sie Ihren Oberspielleitern, Ihren Philosophiedozenten, Ihren Intendanten, Ihren Verlagsvorständen, vor allem aber: den Schauspielerinnen und Schauspielern, mit denen Sie arbeiten.
Lassen Sie sie sich von anderen beantworten, sehen Sie selbst sich nicht in der Lage: Von den Zentren für Politische Bildung zum Beispiel, die von den Innenministerien unterhalten werden. Und die so tun, wenn man ihrer bundeszentralen Website in Theaterfragen Glauben schenken soll, als sei die Kunst lediglich der verlängerte Arm der politischen Bildung von Staatsbürgern, anwartenden zukünftigen Staatsbürgern und den Gästen unseres Landes… Fragen Sie.
Jetzt.
Seien Sie bitte schneller als ich, denn über solchem Fragen kann schnell ein Leben vergehn. Ehe man hochsieht und den eigenen Stupor bricht, sind die Bäume vergangen und der gut erzogene Mob hat den ökonomischen Beistand, den er braucht, um der Dummheit die politische Macht einzuräumen die er für sein eigenes Wohlbehagen benötigt; unter unseren eigenen, ungläubig aufgerissenen Augen. Reden Sie nicht so viel von dem, was Sie wissen, stellen Sie besser Fragen.
Nehmen Sie nicht die üppig vernetzten, aber gut gesicherten Wege. Schlagen Sie sich auch durch den Dschungel der noch unbekannten Städte, wenn Sie Antworten wollen, die Ihnen entsprechen. Die nicht vorgefertigt sind. Die zu allem und allen möglichen, aber nicht zu dem passen, der oder die Sie selbst in Ihrem jeweils tiefsten Inneren sind.
Ich hätte Ihnen gern gedankt für Ihre Aufmerksamkeit, hätten Sie mich gehört. Immerhin bleibt mir so, meiner eigenen Wege gehend, Sie freundlich zu grüßen.
http://www.edition-staeck.de/images/big/zukunft-europa,-2015.jpg
Liebe Frau Kohse, verehrter Herr Matthes -
unter dem oben angegebenen Link finden Sie eine aktuelle Grafik Ihres letzten Akademiepräsidenten mit dem Titel ZUKUNFT EUROPA, auf die ich Ihre Aufmerksamkeit lenken möchte. Sie sehen die Ostseite des Parthenon, der Giebel ist demontiert, an seine Stelle hat Klaus Staeck die Quadriga des Brandenburger Tors gesetzt. Die Quadriga bildet an diesem Platz das Symbol der Merkelschen Vormachtpolitik, die Volker Kauder mit seinem berüchtigten Parteitagssatz von 2011 "Jetzt auf einmal wird in Europa Deutsch gesprochen" auf den Begriff zu bringen versucht hat. Die Siegesgöttin Nike, das Vorbild der Schadowschen Viktoria, kehrt in ihre Heimat zurück - als verwüstende Furie. Der Parthenon verwandelt sich in eine Kopie des Brandenburger Tores, welches doch einst den Tempel auf der Athener Akropolis zur Vorlage hatte. Die grausame deutsche Besatzungspolitik in Griechenland ist noch unvergessen, will Staeck uns sagen, da sind die Deutschen bereits wieder zurück, diesmal mit verheerenden Wirtschaftsdiktaten. Überdies kündigt der Titel (entsprechend dem Kauderschen Diktum) an, daß nicht nur Griechenland ein Opfer dieser Politik geworden ist - das griechische Los soll ganz Europa ereilen. Glauben Sie wirklich, das möchte ich Sie zum Abschluß unserer Diskussion fragen, daß die verantwortliche Kanzlerin "einen guten Job macht"?
Mit Grüßen -
Steckel.
ich finde ihre Analyse spektakulär falsch. Sie versuchen einen direkten Zusammenhang zwischen der „schwarzen Null“, der Kanzlerin und dem „Verfall der Theaterkunst“ herzustellen. Das ist, abgesehen davon, dass der Bund schon längst stützend in die Kulturhaushalte der Länder und Städte hätte eingreifen sollen, Überschüsse sind ausreichend vorhanden, Neuformulierungen von Gesetzen zur Stützung möglich, absoluter Unfug.
Die Theaterkunst hat stetig an Relevanz verloren, trotz jahrzehntelanger außerordentlicher Förderung, weil ihr, ähnlich der Homöopathie, Wirkungen (auch politische) zugesprochen wurden, die ihr nicht zufallen. Und über das Ausbleiben dieser Wirkungen ist eine Frustration entstanden, welche die Theaterkunst zusehends marginalisiert haben.
Wäre es der Theaterkunst gelungen, über den langen Zeitraum der hohen Förderung, sich tatsächlich in der Gesellschaft zu etablieren, wäre die Kanzlerin die Erste, die sich für sie einsetzen und sich mit ihr schmücken würde.
Es ist nun aber eben so, dass diese Kunst sich nicht mehr in der Gesellschaft verfestigen konnte, weil sie fast permanent für etwas in Geiselnahme genommen wurde, was sie nicht wirklich zu leisten im Stande ist. Das heißt nicht, dass man ihr jede gesellschaftskritische Wirkung absprechen muss, im Gegenteil, aber das Zentrum ihrer Wirkungskraft liegt in einem anderen Bereich, in der Bejahung des Lebens, ähnlich, wie es bei der Musik, verkürzt gesagt, der Fall ist.
Sie hatten ihren Anteil daran, dass die Theaterkunst um den Pathos der Gesellschaftsveränderung verkürzt wurde. Und diese Minderung ist der wahre Grund ihres Niederganges.
Ich weiß, dass gefällt ihnen nicht und sie werden bitter schimpfen. Ändern werden sie es nicht. Sie hatten jede Gelegenheit dazu.
bitte folgen Sie dem Link
http://www.nachdenkseiten.de/?p=34985
Danke