Presseschau vom 17. Dezember 2016 – Sibylle Lewitscharoff beschreibt in der NZZ, wie die einzige Ohrfeige ihres Lebens an Christoph Schlingensief ging

Ohrfeige für Schlingensief

Ohrfeige für Schlingensief

17. Dezember 2016. Die NZZ bringt heute einen Schwerpunkt zum Thema Hass, in dem u.a. Sibylle Lewitscharoff erzählt, wie sich in ihrer Pubertät Hass entfachte und die einzige Ohrfeige ihres Lebens an Christoph Schlingensief ging. In dem Text wirkt der Hass auf ihn noch ziemlich lebendig.

Mit der Ohrfeige verhalte es sich so, schreibt Lewitscharoff in der NZZ, dass sie in jungen Jahren ein sogenanntes Schreibbüro betrieben habe. "Wir erledigten alle Aufträge, die uns unter die schreibenden Fingerchen kamen, unter anderem verfassten wir ein Drehbuch. Ein unbekannter Regisseur, etwas jünger als unsere Dreierbande, bekam den Auftrag, das Buch zu verfilmen. Ein höflicher junger Mann kam uns besuchen, der das Skript getreulich umzusetzen versprach. Er hiess Schlingensief. Wir sollten die Dreharbeiten begleiten, damit alles in schönem Einvernehmen vonstattengehen würde. Wir willigten ein." Doch kaum hatte der junge Mann den Vertrag in der Tasche, liess er uns schriftlich mitteilen, wir seien von den Dreharbeiten ausgeschlossen.

Der Film hatte dann mit ihrem Drehbuch nichts mehr zu tun. "Darin floss kein Tropfen Blut, und die Figuren waren völlig anders. Bei der Vorführung des Films packte mich ein solcher Zorn, dass ich dem Mann eine runterhaute. Hart, mit schlagkräftigem Ring am Finger. Das habe ich nie bereut. Unsere erhoffte Filmkarriere war damit zu Ende. Schlingensief trieb fortan sein blödes Theatertrallala, starb später an Krebs, was uns nicht traurig stimmte. Verzeihen mag süss sein. Hass und Rachsucht sind bisweilen jedoch bekömmlich."

(nzz.ch / sik)

 

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