Die Verteidigung des Guten

Dresden, 12. Februar 2017. Die Intendanten der wichtigsten Dresdner Kultureinrichtungen haben sich in einer öffentlichen Erklärung "gegen die immer aggressiver werdende Stimmung in der Stadt zu Wort gemeldet" und sich mit dem Dresdner Oberbürgermeister Dirk Hilbert solidarisiert. Das schreiben heute die Dresdner Neuesten Nachrichten.

Der Anlass der Erklärung waren Morddrohungen gegen Oberbürgermeister Hilbert und die Umstände bei der Übergabe der Aleppo-Installation des Künstlers Manaf Halbouni, bei der Hilbert am vergangenen Montag auf dem Dresdner Neumarkt von "einem Mob rechter Demonstranten aus dem Pegida-Umfeld niedergeschrien" worden war.

Die gemeinsame Erklärung

"In den Drohungen und in der Hetze gegen den OB Hilbert bricht sich eine Entwicklung Bahn, der wir entgegentreten müssen.
In der Geschichte unseres Landes gab es immer wieder Zeiten, in denen das Gemeinwohl durch engstirnig bornierte Hassredner und Demagogen in Gefahr geriet. Geschieht es heute, in einer funktionierenden Demokratie, muss uns klar sein, dass wir uns deutlich zu den Werten bekennen müssen, die ein gesundes Gemeinwesen am Leben erhalten: Achtung vor dem Anderen, Handeln im Geiste unserer Verfassung, Verteidigung des Guten.
Hass und Verachtung fällt auf die zurück, die eben diese Saat ausstreuen. Sie entlarven sich so als Gefährder unserer demokratischen Gesellschaftsordnung.
Wir solidarisieren uns mit Oberbürgermeister Dirk Hilbert."

Die Unterzeichner

Frauke Roth, Dresdner Philharmonie
Roderich Kreile, Dresdner Kreuzchor
Felicitas Loewe, tjg. theater junge generation
Jürgen Reitzler, Staatsschauspiel Dresden
Wolfgang Schaller, Staatsoperette Dresden
Wolfgang Rothe, Staatsoper Dresden
Jan Vogler und Christian Eckhardt, Dresdner Musikfestspiele
Dieter Jaenicke, Hellerau, Europäisches Zentrum der Künste Dresden
Judith Schinker, Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden
Kati Kasper, Heinrich-Schütz-Konservatorium Dresden
Manfred Breschke und Thomas Schuch, Dresdner Kabarett Breschke & Schuch
Detlef Rothe, Theaterkahn Dresdner Brettl
Andreas Nattermann, Societaetstheater
Ralf Herzog, Mimenbühne
Frank Eckhardt, riesa efau
Rolf Hoppe, Hoftheater Dresden

(Dresdner Neueste Nachrichten / jnm)

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Kommentare  
Offener Brief Dresden: überfällig, aber reicht nicht
Danke. Ist meiner Meinung nach auch leicht überfällig. Wie lange schon hetzt diese heterogene und scheinbar nicht definierbare Pegida Kakerlake in dieser Stadt und nu muss eine Morddrohung gegen den Bürgermeister als Anlass dienen, einen offenen Brief zu verfassen. Wird nicht reichen, ganz einfach. Gerade in Dresden, gerade als Kulturelle Einrichtung ( welcher Art auch immer) hat man dort die Verantwortung, sich der dortigen politischen Situation zu stellen und dementsprechend aufzuarbeiten. Sei es künstlerisch auf den jeweiligen Bühnen. Sei es auf diversen anderen Veranstaltungen wie z.B. Podiumsdiskussionen, zu denen durchaus "besorgte" eingeladen werden sollten. Das passiert auch in Teilen in Dresden, müsste aber unbedingt intensiviert werden und eben tatsächlich zu einem nun festen Bestandteil der Agenden der künstlerisch/ kulturellen Institutionen werden. Anders wird es nicht gehen, wenn nun schon auch Kunstwerke niedergeschrien und beschmutzt werden. Da werden offene Briefe allein deshalb nicht ausreichen, da der größte Teil derjenigen, die es betreffen sollte, wahrscheinlich eh nicht lesen kann.
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