Ankara entlässt Theaterwissenschaftler per "Säuberungs"-Dekret
"Nicht nachvollziehbar und falsch"
13. Februar 2017. Die türkische Regierung hat sieben Mitarbeiter*innen des theaterwissenschaftlichen Instituts der Universität Ankara entlassen – Grundlage ist das von Staatspräsident Erdogan im Ausnahmezustand nach dem gescheiterten Putsch im Sommer 2015 erlassene Gesetz, das Entlassungen im öffentlichen Sektor von "Personen, die in Verbindung mit terroristischen Organisationen stehen oder Gruppen, Organisationen oder anderen Strukturen angehören, die nach dem Ermessen des Nationalen Sicherheitsrats eine Bedrohung der nationalen Sicherheit darstellen" möglich macht.
Das teilt das theaterwissenschaftliche Institut der Universität Ankara in einer per Facebook verbreiteten Erklärung mit. Es handelt sich um die Professor*innen Selda Berk Öndül, Tülin Sağlam, Beliz Güçbilmez, Elif Çongur sowie die wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen Ceren Özcan und Şamil Yilmaz; zuvor war bereits der Professorin Süreyya Karacabey auf dem selben Weg gekündigt worden.
Seit vergangenem Sommer sind zig tausende Universitätsdozent*innen und Lehrer*innen in der Türkei im Zuge der "Säuberungsaktion" entlassen worden, für die das Gesetz geschaffen worden ist. "Die Entlassung unserer Kolleg*innen, die unschätzbare Arbeit für das Theater der Türkei geleistet haben, ist nach Maßstäben der Gerechtigkeit und Moral nicht nachvollziehbar und falsch", heißt es in der von "Mitarbeiter*innen des theaterwissenschaftlichen Instituts Ankara" ohne Einzelnamen gezeichneten Erklärung. Das Curriculum sowohl im Grundstudium als auch und vor allem in den weiterführenden Studiengängen sei durch den Verlust der Kolleg*innen existentiell gefährdet; damit auch der Ruf der Universität und der türkischen Universitätslandschaft.
"Wir verlangen vom Rektorat der Universität Ankara, die Kündigungen umgehend rückgängig zu machen."
(sd)
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