Sohn einer Theaterfamilie

1. März 2017. Christopher Schmidt, der Literaturchef der Süddeutschen Zeitung, ist tot. Das berichtet die Süddeutsche Zeitung, wo Schmidt vor sechzehn Jahren als Theaterkritiker begann.

1964 in Hilden als Sohn eines Bühnenbildners und einer Kostümbilderin geboren, und in Düsseldorf aufgewachsen, studierte er erst an der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität und später an der FU Berlin Philosophie und Germanistik. Lange war Schmidt freier Kritiker der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der Zeit und der Berliner Zeitung, bevor er 2001 in die Feuilletonredaktion der SZ wechselte. Im Alter von 52 Jahren ist Schmidt überraschend in München gestorben. Er hinterlässt eine Frau und zwei Kinder.

(SZ / sle)

Hier der Nachruf von Christopher Schmidts Kollegin Sonja Zekri in der Süddeutschen Zeitung.

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Christopher Schmidt: Erinnerungen
"Christopher ist heute Nacht überraschend von uns gegangen…", als ich das Mail seiner Frau Milkana las, dachte ich eine Sekunde, sie hätte etwas ganz anderes gemeint. So stark war das Entsetzen, dass ich mich wehrte, die Nachricht wirklich zu verstehen. Christopher Schmidt war ein naher Freund. Er war es geworden in mehr als zehnjähriger Jury-Zusammenarbeit bei der Vergabe des Jürgen Bansemer & Ute Nyssen Dramatiker Preises. Neun mal hat er eine Laudatio geschrieben, die in fast allen Fällen dann auch gedruckt erschien (Theater heute, Theater der Zeit, Sprache im technischen Zeitalter, u.a.) und mit der er nicht nur die jeweiligen Auror/Innen oft zu Tränen rührte, sondern ebenso ein sehr heterogen zusammengesetztes Publikum in Begeisterung versetzte. Er trug das Meiste zu der wunderbaren Stimmung bei, die sich nach seiner Lobrede einstellte, wenn sich die Empfindung verbreitete, man habe einem bedeutenden Augenblick beigewohnt. Mit präziser Textanalyse und dennoch vor echter Freude am Gegenstand überschießenden Freude, gelang es ihm, das spezifische Talent eines jeden Autors ins Licht zu rücken. Christopher Schmidt war ein fast schüchterner, aber emotionsfähiger Mensch und in den zehn Jahren, in denen wir uns auch zu anderen Anlässen sahen, gab es keine Sekunde der Mißstimmung, immer nur gute Laune und viel Witz. Ich habe ihn noch im Garten vor Augen, wo er im Mai – in diesem Monat wird der Preis immer gefeiert und nachgefeiert – seiner späteren Frau verliebt die Hände küsste. Ein schönes, ja rührendes Bild, das ich nicht vergessen werde.
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