Für die künstlerisch Beschäftigten

Köln, 6. März 2017. Die Vergütungen für Mitarbeiter*innen an deutschen Stadt- und Staatstheatern sowie an Landesbühnen steigen an. Das geht aus einer gemeinsamen Pressemitteilung der Tarifparteien DOV (Deutsche Orchestervereinigung), GDBA (Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger), VdO (Vereinigung deutscher Opernchöre und Bühnentänzer) und des Arbeitgeberverbands Deutscher Bühnenverein hervor.

Für Mitarbeiter*innen in Theatern oder Orchestern in Trägerschaft eines Landes steigen die Vergütungen rückwirkend zum 1. Januar 2017 um 2,0 Prozent, für geringe und mittlere Vergütungen jedoch mindestens um 75 Euro pro Monat.

Für Mitarbeiter*innen in Theatern und Orchestern in kommunaler Trägerschaft erzielte die Verhandlungsrunde ein Plus von 2,35 Prozent, das rückwirkend zum 1. Februar 2017 gilt. Der Abschluss steht noch unter Zustimmungs-Vorbehalt der zuständigen Gremien der Tarifparteien.

Der Abschluss entspricht den Lohnerhöhungen des öffentlichen Dienstes. Er gilt für die künstlerisch Beschäftigten an Theatern und in Orchestern, vor allem für Schauspieler*innen, Sänger*innen, Tänzer*innen, Musiker*innen, aber auch für Dramaturg*innen, Inspizient*innen sowie Bühnentechniker*innen mit überwiegend künstlerischen Aufgaben.

(Bühnenverein, DOV, GDBA und VdO / chr)

Kommentare  
Mehr Geld für Mitarbeiter*innen: Frage
Liebe nachtkritiker,

Ist die Einstiegsgage von Schauspielerinnen mitverhandelt und jetzt zumindest deutlich angehoben worden?
Mehr Geld für Mitarbeiter*innen: Einstiegsgage und Mindestlohn
Aus der Realität: Der Intendant eines Theaters einer westdeutschen Großstadt verdient ca.200.000 € Jahresgehalt in seiner letzten Spielzeit. Nun bekommt er zeitgleich außerdem für die Vorbereitungszeit seiner kommenden Intendanz an anderem Ort ein noch höher dotiertes Gehalt dazu, die Doppelbelastung muss schließlich entsprechend vergütet werden. Der Absolvent einer Hochschule für Schauspiel bekommt nach 4jährigem Studium mit Abschluss Diplom seit 2017 laut Normalvertrag Bühne ein Einstiegsgehalt von 1850 € Brutto,und hat dem Theater uneingeschränkt zu Verfügung zu stehen. Karl Marx nannte solche Verhältnisse Feudalismus.Gründen wir vielleicht in Zukunft TheaterGenossenschaften, anstelle von sogenannten Schauspiel-"gGmbHs"?
Quellen:
1.https://www.welt.de/kultur/article138181590/Hier-sehen-Sie-Menschen-ohne-Mindestlohn.html
2.http://www.buehnengenossenschaft.de/mindestlohn-theater
Mehr Geld: Abkehr von prozentualen Erhöhungen
Lieber Verhandler dieser und anderer Tarifparteien, angesichts der sich öffnenden sozialen Scheren ist es toll, dass ihr nicht mehr einfach um Prozentpunkte erhöht (2,0 %), sodass Vielverdiener mehr Zuschlag bekommen als Wenigverdiener, sondern dass ihr einen realen Mindestgeldbetrag festlegt (hier 75 € im Monat) "für geringe und mittlere Vergütungen".

Rechne ich richtig: Wenn 75 Euro zwei Prozent sind, dann reden wir von einem Monatslohn von 3.750 Euro? Alles darunter gilt als "geringe und mittlere Vergütungen"? Wie viel verdienen Schauspieler, Dramaturgen, Orchestermusiker durchschnittlich? Liegen die nicht erschreckend oft weit darunter, gerade Schauspieler in den Anfangsjahren (wo sie besonders verheizt werden)?

Für alle, die weniger als 3.750 € verdienen ist die 75-Euro-Regelung ein Vorteil, und je geringer das Einkommen, desto höher prozentual die Steigerung. Das ist ein guter Weg, danke! Eine Möglichkeit, die Scheren wieder leicht zu schließen statt sie strukturell immer weiter zu öffnen. Habt bitten den Mut, da künftig weiter zu gehen. Warum sollen alle, die über 3.750 € verdienen, eine größere Erhöhung bekommen? Warum nicht einen Festbetrag für ALLE?! Gibt es dafür sinnvolle rechnerische Gründe (Berücktsichtigung der Unterschiede von armen und reichen Häsuern und Gemeinden)?

Sozialpolitisch jedenfalls wird es Zeit für eine Abkehr von den prozentualen Erhöhungen! Und von den öffentlich vertretenen Lügen bzw. Manipulationen, wie neulich z.B. von Matthias Wissmann bei Maybrit Illner. Er behauptet, die Einkommens-Schere gehe seit Jahren zusammen. Mit dem Argument, dass die unteren Einkommen um 6 Prozent gestiegen sind, die oberen "nur" um 2,5 Prozent. Aber natürlich sind 2,5 % von VIEL nicht zu vergleichen mit 6 % von WENIG. Für den, der 1 Million verdient, steigert sich das Jahreseinkommen bei 2,5% um 25.000 Euro. Also um mehr, als ein Schauspieler-Anfänger überhaupt im ganzen Jahr verdient! Dessen Jahreseinkommen stiege selbst bei 6 Prozent lediglich um 1.500 Euro ... Das heißt die Schere geht eben doch weiter auseinander! In realen Zahlen. In realem Geld. Das muss sich ändern, strukturell. Danke an alle, die dazu beitragen.
Mehr Geld: Antwort vom Bühnenverein
@#1 Diese Frage habe ich dem Bühnenverein auch gestellt und bekam diese Antwort: "Für die Solo-Künstler, die bis jetzt nach NV Bühne beschäftigt sind, erhöht sich ihre jeweilige Gage natürlich prozentual; egal, ob sie „nur“ die Mindestgage von 1.850 Euro bekommen oder sowieso eine höhere Gage erhalten.

Die Regelung im NV Bühne an sich ändert sich aber nicht – d.h. für neue Verträge gilt weiterhin die seit 1. Januar 2017 festgesetzte Mindestgage von 1.850 Euro."

Schönstens
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