Kopfgeburten der Nation

6. März 2017. Das Schweizer Bundesamt für Kultur (BAK) kürzt mehreren Theaterverbänden die Fördermittel. Das meldet die Berner Zeitung (4.3.2017) in einem Bericht von Kulturredakteurin Stefanie Christ. Betroffen sind der Berufsverband der Freien Theaterschaffenden (ACT, Association des créateurs du théâtre indé-pendant), die Vereinigung der Theaterschaffenden der italienischen Schweiz (Teatri Associati della Svizzera Italiana), das Syndicat Suisse Romand du Spectacle, der Schweizerische Tonkünstlerverein, der Schweizerische Bühnenkünstlerverband und die Vereinigung Kleinkunst. Der ACT stemmt sich mit einem Aufruf "Wir Theaterschaffenden wehren uns!" gegen die Kürzungen.

In der neuen Förderperiode sollen "nur noch Organisationen unterstützt, deren hauptsächliche Tätigkeit in der Information, Beratung und Interessenwahrung ihrer Mitglieder besteht", erläutert BAK-Pressesprecher Daniel Menna gegenüber der Berner Zeitung die Entscheidung. Zudem sei die Fördervoraussetzung verschärft worden, wonach die Organisationen gesamtschweizerisch tätig sein müssen.

Erzwungene Fusion

Der ACT sei in einem BAK-Schreiben aufgefordert worden, sich mit dem Schweizerischen Bühnenkünstlerverband, dem Syndicat Suisse Romand du Spectacle und mit den Vereinigten Theaterschaffenden der italienischen Schweiz zusammenzuschließen.

Im Tages-Anzeiger (6.3.2017) kommentiert Theaterkritiker Andreas Tobler das Vorgehen des BAK. Das Bundesamt bemühe sich unter Leiter Alain Berset "verstärkt um eine nationale Kulturpolitik". Und dies, "obwohl die Schweizer Bühnenlandschaft sich von jeher stark nach Sprachgrenzen an den jeweiligen Nachbarländern orientiert". Allerdings "scheitert" Berset in seinen Ambitionen "wiederholt", so Tobler. "Kopfgeburten wie das Schweizer Theatertreffen, das während seiner Amtszeit aus der Taufe gehoben wurde, drängen auf eine nationale Verbundenheit, die es so im Theaterbereich nicht gibt – und wirken gerade deshalb arg provinziell."

(bernerzeitung.ch / tagesanzeiger.ch / kunst-und-politik.ch / chr)

mehr meldungen

Kommentare  
Mittelkürzungen Schweiz: Entsolidarisierung?
Gibt es denn keine Solidaritätsbekundungen des schweizerischen Bühnenverbands Präsidenten Märki? Oder läuft alles auf eine Neoliberale Entsolidarisierung hinaus?
Enttäuschend, dass die satten Institutionen und deren Direktoren ausharren und ängstlich warten, bis das Gewitter vorüber zieht. Nur nicht nass machen!
Damit die Händchen immer schön weiß und gepflegt aussehen!
Kommentar schreiben