Aus dispositorischen Gründen

Berlin, 9. März 2017. Ulrich Rasches Inszenierung von Friedrich Schillers Die Räuber am Münchner Residenztheater kann nicht beim Berliner Theatertreffen 2017 gezeigt werden. Wie die Berliner Festspiele mitteilen, sei "trotz intensiver Bemühungen aller Beteiligten in Berlin und München" eine Aufführung der Inszenierung "aus dispositorischen Gründen, insbesondere aufgrund des technisch sehr anspruchsvollen Bühnenbildes, in Berlin leider nicht möglich".

Mit der Inszenierung "Die Räuber" ist der Regisseur Ulrich Rasche erstmalig zum Theatertreffen nominiert.

(Berliner Festspiele / geka)

Alle Einladungen zum Berliner Theatertreffen 2017 lesen Sie hier.

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Kommentare  
"Die Räuber" nicht zum TT17: find ich gut
Ich möchte wirklich niemandem, der die Auszeichnung einer Einladung zum Theatertreffen bestimmt verdient hat, zu nahe treten, aber: find ich richtig gut. Dass Theater so sein kann, dass es nicht Event-kompatibel ist. Dafür noch einen extra-Glückwunsch an Rasche.
"Die Räuber" nicht zum TT17: schade
Sehr schade. Gab's das eigentlich schon öfter, daß man vor dem Bühnentransport kapitulieren mußte? Da frage ich mich ja (etwas bang): klappt denn wenigstens der Transfer von 'Borderline' aus Dortmund?
"Die Räuber" nicht beim Theatertreffen: gab es schon
ja, dabeigewesen, das kommt vor. In Genf konnten 2016 nur 7 der 9 für das Schweizer Theatertreffen ausgewählten Inszenierungen gezeigt werden, weil sich für die restlichen 2 keine Räume fanden. Das ist, wie DR richtig bemerkt, kein Malheur. Problematisch wird es nur, wenn man Inszenierungen wegen des Bühnentransports oder anderer Hindernisse von vornherein gar nicht in Erwägung zieht. Dann werden die Event-Bedingungen zum Zensurmechanismus.
"Die Räuber" nicht beim Theatertreffen: aus jüngerer Vergangenheit
Man muss gar nicht weit zurückgehen, um ähnliche Fälle zu finden: Erst 1990, also vor gerade einmal 27 Jahren, wurden zwei eingeladene Inszenierungen des Burgtheaters nicht gezeigt: Taboris "Othello" mit Voss/Kirchner (man fürchtete damals vermutlich Bühnenwatch) sowie Peymann/Handkes "Spiel vom Fragen" (hier war meiner Erinnerung nach auch schon das aufwändige Bühnenbild für die Absage verantwortlich). Nur zwei Jahre später wurde dann Andrea Breths Inszenierung von "Das Ende vom Anfang" (ebenfalls von der Burg) kurzfristig abgesagt, weil sich Branko Samarovski verletzt hatte. 2005 traf es wieder Frau Breth mit dem "Don Carlos" (erneut von der Burg, war da nicht auch etwas mit dem Bühnenbild?).

Interessant eigentlich, dass es bislang immer das Burgtheater traf. Vielleicht wird es deswegen in jüngster Zeit so selten eingeladen, hihi ... Jedenfalls tritt das Resi mit Rasche so in große Fußstapfen.
"Die Räuber" nicht beim Theatertreffen: eine Aufzeichnung zeigen
Gute Lesart, #1! So ergibt es Sinn.
Schade wäre allerdings, wenn dies dazu führen würde, dass die Inszenierung nicht die Aufmerksamkeit des internationalen und des Berliner Publikums erhielte, die sie verdient hat.
Vielleicht kann man wenigstens eine Aufzeichnung zeigen? Oder das Residenztheater an einem der Theatertreffen-Tage zur Außenspielstätte erklären?

(Eine Aufzeichnung zu zeigen, anstelle der Aufführung haben die Berliner Festspiele angekündigt.
jnm)
"Die Räuber" nicht beim Theatertreffen: Zensurmechanismus
#3: das ist ein überaus interessantes Argument, Herr Rothschild. Ehrlich gesagt beschäftigt mich das gansz allgemein, weil ich das Gefühl habe, dass sich bei Konkurrenz-Auswahlprozedere IMMER früher oder später ein Zensurmechanismus einschleichen kann und man es erst so spät bemerkt, dass es zwischenzeitlich zu erheblichen qualitativen Verlusten im betreffenden Arbeitsbereich gekommen ist. Wenn man Ihr Beispiel weiter denkt, wäre es theoretisch möglich, dass bei einem Festival, das auf Auswahlkritierien basiert zusammengestellt wird, es auch dazu kommen könnte, dass für 7 von 9 eingeladenen/ausgewählten Produktionen keine entsprechenden Räume zur Verfügung stehen oder Transportkosten nicht getragen werden können etc. Das bedeutete, dass - wenn darauf geachtet würde, dass KEIN Zensurmechanismus in die Festival-Struktur Einzug halten sollte, dass die Auszeichnung allein in der Auswahl zur Leistungsschau bestünde und das Festival eigentlich kein Event mehr sein könnte... Ein wirklich interessanter Gedanke. Natürlich wäre nach so einer Erfahrung auch möglich, dass ein (Selbst)zensurmechanismus einsetzte an den Theatern, die um eine Auswahl zur Auszeichnung ringen: Sie könnten sich deshalb z.B. auf kleine Besetzungen, wenig Bühnenaufwand und komplexere Textvorlagen, die den geringeren Bühnen- Besetzungsaufwand rechtfertigen, verlegen, um die Wahrscheinlichkeit für eine Festival-Einladung zu erhöhen? - Das machte, konsequent zu Ende gedacht, Festivals nicht unbedingt überflüssig im Sinne von Leistungsschau. Aber es stutzte den Hype um die Festivals als ausschlaggebende Qualitäts-Bestimmer möglicherweise auf ein Maß zurück, das dem Theater als Ganzem besser bekäme??
Im Übrigen habe ich ähnliche Sachen inzwischen aus Wirtschaftsbereichen (u.a. sog. Kreativ-Wirtschaft, z.B. Zulieferer für Unterhaltungsindustrie, Wohnraumgestaltung usw.) gehört, die fest in jährlichen Messe-Betrieb eingebunden sind. Dass es sowohl wirtschaftlich ineffektiv als auch facherneuernd unbefriedigend geworden ist, sich der internationalen Branchen-Leistungsschau jährlich zu stellen, weil das eigentliche - auch internationale - Geschäft gar nicht mehr dort gemacht wird und die Konzentration auf die Präsentation zum Jahres-Event zu viele betriebliche Ressourcen bindet. Man sagt mir, dass man dies für eine Folge des Internets als Normalität halte. Und weiter, dass zwar die Städte gern mit den Messen weiterhin werben als Tourismusmagneten, die Kultur-Events für zahlende Flaneure versprechen, aber gleichzeitig die Kosten für die Messeausrichtung nur von den Firmen zu tragen seien, die den einstigen Vorteil für internationalisierten Handel und Wissensaustausch auf den Messen gar nicht mehr hätten. Könnte das auch unsere gewohnten Theater-Leistungsschauen in einem gewissen Maße betreffen?
"Die Räuber" nicht beim Theatertreffen: ganz neues Festival
#5 Auf jeden Fall ein sehr guter Vorschlag, finde ich!
Vor allem aber fände ich sinnvoll, das am Beispiel von genau dieser Rasche-Inszenierung mit Publikum zu diskutieren! Dabei bekäme die Inszenierung gleichzeitig die verdiente überregionale Aufmerksamkeit, die ihr durch die Einladung zustand und außerdem käme einmal die Frage auf einen Tisch, ob - wenn für Berlin schon das Residenztheater in München eine Außenspielstätte ist, nicht prinzipiell dieses Theatersystem, das unsere Theater in den Städten ankernde Schiffe sein lässt, für jeden Menschen potenntielles Publikum nicht eben doch ein aus lauter lohnenswert zu besuchenden Außenspielstätten bestünde? Ich möchte wirklich einmal nicht Kritiker dazu hören, sondern wirklich eher branchenfremde Kartenansteher und -besteller... Am liebsten wäre mir ehrlich gesagt ein ganz neues Festival für Publikum, wo einzelne Leute jedweden Alters eine Woche lang erzählen, wann, warum und wie sie ins Theater herein- oder auch aus ihm herausfanden... Kann das nicht einmal jemand machen bitte? Ich moderiere das auch sieben Tage lang täglich fünf Stunden mit den Leuten und sorg dafür, dass man ihnen zuhört und sie auch ausreden lässt-
"Die Räuber" nicht beim Theatertreffen: wer es wirklich war
Nein, es war nicht Branko Samarovski, der sich verletzt hatte, es war ROLF LUDWIG, der sich am Vormittag bei der Bühnenprobe im Deutschen Theater so verletzt hatte, daß nichts mehr möglich war bei einer Komödie, in der ständig Aktion ist und ständig intensiv mit beiden Händen zu agieren und zu räumen ist.
"Die Räuber" nicht beim Theatertreffen: ohne Aura
Lieber jnm, ist das wirklich eine wünschenswerte (Not)Lösung? Bei Filmfestivals sitzen immer mehr Kritiker im Presseraum und schauen sich die Filme auf dem Computer an. Will man suggerieren, dass Theater als Aufzeichnung stattfinden kann? Kino ohne große Leinwand, Theater ohne Benjamins Aura - ist das eine unterstützenswerte Entwicklung? Ob Stadttheater oder Performance - da gibt es doch etwas zu verteidigen. Fußball protzt neuerdings mit Public Viewing. Sollen Kino und Theater dafür auf das Format von Aufzeichnungen reduziert werden, die man, jedenfalls technisch, einsam bei Kartoffelchips im Wohnzimmer erleben kann? Ich frag ja nur...
"Die Räuber" nicht beim Theatertreffen: nicht auf Aufzeichnung reduzierbar
Nachtrag: Mir ist natürlich klar, dass jnm nicht formuliert hat, was er sich wünscht, sondern was ist. Dennoch: sollte nachtkritik dieses Vorhaben nicht kommentieren? Und: ich habe "Die Räuber" nicht gesehen, aber ich oute mich gerne als Rasche-Fan, und eins weiß ich gewiss: dass seine Inszenierungen nicht auf eine Aufzeichnung reduzierbar sind. Übrigens glaube ich nicht, dass sich die Verhinderungen gegen einzelne Theater - das Burgtheater, das Residenztheater - richten. Ich nehme den Veranstaltern die dispositorischen Gründe ab. Und ich bin auch für Aufzeichnungen, wie Everding sie einst vorgeschlagen hat. Aber für archivarische Zwecke, nicht für Festspiele, die lebendiges Theater, wie immer man die Auswahl beurteilen mag, vermitteln wollen. Uff.
"Die Räuber" nicht beim Theatertreffen: Alternative
wie wärs mit Platz 11 einfach nachrücken zu lassen.
kurzer thrill, und dann wieder die traditionsreiche Ernüchterung.
"Die Räuber" nicht beim Theatertreffen: Beschämung
@8
Verehrter Herr Spitzer, Sie beschämen mich! Dachte ich erst, Sie wollten mich nach Art Ihrer berühmten "Wiener Spaziergänge" auf den Arm nehmen, muss ich nun bekennen, dass das Archiv das ach so unzuverlässige Gedächtnis schlägt. Ich hätte geschworen, dass es Branko Samarovski war, doch tatsächlich berichtet die "Weltkomödie Österreich" unter dem Datum des 18. Mai 1992, dass sich "der Darsteller des Barry Derrill Rolf Ludwig einen komplizierten Trümmerbruch an der Hand" zuzog. Wie konnte ich das nach so kurzer Zeit wieder vergessen? Ich leiste Abbitte …
"Die Räuber" nicht beim Theatertreffen: Abbitte
@12 Einer charmanten Abbitte ist nicht zu widersprechen. Danke!
"Die Räuber" nicht beim Theatertreffen: entlarvend
Mir geht es anders. Ich finde die nicht-Kompatibilität gerade das beschämende. Das Rasches Angeber-Theater, dass auf keiner anderen Bühne gespielt werden kann. Für mich ein Beweis mehr, dass Rasche eben Event theater macht, was auch nur mit viel Geld und viel Aufwand möglich ist. Ich finde es so entlarvend, auch für diese Jury. Ich fand den Abend überdies leer und unerträglich in seinem Pathos und seiner Ästhetik.
"Die Räuber" nicht beim Theatertreffen: frühere Fälle
Gab es nicht vor einigen Jahren schon mal eine große Diskussion um die Kriterien der TT-"Zeigbarkeit" anhand einer Marthaler-Inszenierung in irgendeinem malerischen Schweizer Hotel, das als nicht "verpflanzbar" galt? Und die absurde Frage, ob man dann nicht stattdessen etwas anderes einladen, nachrücken lassen sollte? Und auch Rimini Protokoll war vor zwei Jahren nur mit einer Schaubox beim TT in Berlin vertreten, weil deren Gastspielbetriebsverpflichtungen keinen Berlin-Abtecher mehr zuließen (und es ihnen oberfies egal war, ob sie nun ihre Arbeit bei dem Zirkus in Berlin zeigen oder nicht).
"Die Räuber" nicht beim Theatertreffen: Link
ein wie ich finde wirklich toller Blogbeitrag vom Resi über die Magie der Bühnentechnik bei "Die Räuber"

http://www.residenztheater.de/blogentry/technik-die-begeistert
"Die Räuber" nicht beim Theatertreffen: Kollegialität
Die dispositorischen Gründe sind hier nur vorgeschoben, und ich bin erstaunt, dass alle Journalisten diese kleine Meldung ungeprüft abtippen; wie jeder inzwischen weiss, ist es die Nicht-Bereitschaft der Volksbühne, die hier hindert und die ihre Spielstätte nicht für vier Tage freigeben möchte, weil sie parallel zum Theatertreffen ihr Repertoire spielen möchte. Das ist möglicherweise legitim, und sollte dann ehrlicherweise auch so gemeldet werden.
Theater fordern Transparenz von Politik und Wirtschaft, und sollten diesen Anspruch auch selbst an sich richten und erfüllen. Bitte.
"Die Räuber" nicht beim Theatertreffen. was soll das heißen?
Wer ist jeder und wo steht das?
@Redaktion: Seit wann werden hier Gerüchte unhinterfragt veröffentlicht?
"Die Räuber" nicht beim Theatertreffen: bitte mehr Hintergründe
@17: nk bestätigt die Gültigkeit Ihres Einwurfes, indem sie ihren Kommenter veröffentlicht. So weit, so gut. Dann wäre es aber doch genauso nötig, Bericht über die weiteren Hintergründe zu erstatten, A. Cotard. Oder? Beispielsweise: Warum sollte Rasches Inszenierung nicht in anderen Häusern sondern gerade nur in der Volksbühne spielbar sein? Warum wird sie nicht im Haus der Berliner Festspiele gegeben? Warum nicht im Schillertheater? Wer hat welche Argumente aufgeboten? Die hier (#17) veröffentlichten Feststellungen sind ebenso unzureichend. Wenn schon Prinzipien, dann nicht nur halbherzig. Bitte.
"Die Räuber" nicht beim Theatertreffen: Andrea Breth
@4: Beim Breth'schen 'Don Carlos' hatte die Absage 2005, soweit ich weiß, nicht primär etwas mit dem Bühnenbild zu tun, sondern geschah auf ausdrücklichen Wunsch der Regisseurin, die sich in Berlin ja ohnehin etwas verkannt fühlt und 2003 die Erfahrung machen mußte, daß ihre in Wien vielgerühmten 'Emilia Galotti' den Umzug aus dem intim-charmanten Akadmietheater in die große Freie Volksbühne nicht unbeschadet überlebt hatte.
"Die Räuber" nicht beim Theatertreffen. "Theater mit dem Waldhaus", 2009
@15: Bei der erwähnten Marthaler-Inszenierung handelt es sich um "Das Theater mit dem Waldhaus", eingeladen 2009 aber in Berlin nicht gezeigt.
"Die Räuber" nicht beim Theatertreffen: was wir versucht haben
Auf Nachfrage von nachtkritik.de schreibt Yvonne Büdenhölzer, die Leiterin des Berliner Theatertreffens:
"Wir haben natürlich sämtliche Bühnen, die größenmäßig für die Realisierung der Münchner 'Räuber' in Frage kamen, geprüft. Angefangen von unserem eigenen Haus bis hin zu allen drei Opernbühnen. Die Opernhäuser (Komische Oper, Staatsoper im Schillertheater und Deutsche Oper Berlin) kommen aber für die Produktion aus technischen Erwägungen nicht in Frage, da keines dieser Häuser über eine Zylinderdrehbühne mit Versenkeinrichtungen verfügt. Diese Bühnenausstattung ist Grundbedingung zur Adaption des Bühnenbildes. Auch Häuser außerhalb Berlins z.B. in Potsdam haben wir in die Recherche miteinbezogen. Die Volksbühne verfügt über eine Zylinderdrehbühne mit Versenkeinrichtungen, unterscheidet sich aber in der Menge, den Maßen und den Hubmöglichkeiten der Podien vom Residenztheater. Die Volksbühne hätte zur Einrichtung des Gastspiels inklusive Adaption, Probenzeiten und Vorstellungen zehn Tage schließen müssen und stand aus dispositorischen Gründen nicht zur Verfügung."
"Die Räuber" nicht beim Theatertreffen: mehr Fragen
@22: nk, ihr seid super. Danke für das schnelle Inerfahrungbringen. Bravo.

Interessant an Frau Büdenhölzers Antwort erscheint mir, dass es die Kombination zweier Gründe ist, die final zum Aus führte; nicht aber die Technik allein.

Interessant ist weiterhin, dass eine solche Bühne nicht mit der der Festspielen zur Verfügung steht nachdem dort unlängst eine sehr aufwändige Grundsanierung (insbesondere auch der Bühnentechnik) durchgeführt wurde.

Jetzt Frage an die mitlesenden Fachleute: Über eine Zylinderdrehbühne verfügen meines Erachtens die meisten Berliner Häuser, jedenfalls das BE, das DT, die Volksbühne, sicherlich auch wenigstens zwei der drei Opern. Und Versenkeinrichtungen haben auch die meisten, das BE auf jeden Fall. Damit dürfte es schlussendlich um die Art und Menge der Podien gegangen sein, oder?

Bei aller Fragerei: Dann können die Festspiele doch die durch das nun nicht stattfindende Gastspiel *gesparten Unkosten* in Bahnticketgutscheine ummünzen, die man beim Kauf einer Karte im Resi dazubekommt. Und dann machen wir alle nen Ausflug nach München (während des tt). Oder so in der Richtung. Über welches Finanzvolumen reden wir pro solchem tt-Gastspielen normalerweise?
"Die Räuber" nicht beim Theatertreffen: Zylinderdrehbühne
Eine Zylinderdrehbühne ist eine Drehbühne mit eingelassenen Hubpodien, die sich mit der Drehscheibe zusammen drehen lassen. Die Podien liegen in einem Zylinder. Daher der Name Zylinderdrehbühne. Diese Technik besitzt in Berlin nur noch die Volksbühne. Dort wurde sie vor einigen Jahren mit einem Millionenaufwand saniert. Dass man sie dort zum gegeben Anlass nun nicht nutzen kann (darf), ist also doppelt bedauernswert.
"Die Räuber" nicht zum Theatertreffen: Drehbühnen
@23 Sehr geehrter Herr Zisch! Ihr Vermutung, daß BE habe "jedenfalls" eine Zylinderdrehbühne ist schlicht falsch. Die ganz einfache aufgelegte Drehscheibe im BE wäre für das Bühnenbild der Münchner RÄUBER-Inszenierung völlig unzulänglich.
"Die Räuber" nicht zum Theatertreffen: Bühnen und fehlende Einnahmen
#23 Wenn ich mir das Video zur Aufführung auf der Homepage vom Residenztheater ansehe, dann glaube ich nicht, dass die Bühnen vom DT oder BE dafür groß genug gewesen wären.
Was die gesparten Unkosten betrifft, so denke ich mal, dass das Theatertreffen dafür ja auch ausbleibende Einnahmen wegen des Fehlens dieser Bühnen und UnkostenAufführung haben wird.
"Die Räuber" nicht beim Theatertreffen: Theatertreffen nach München?
Wenn die Räuber nicht zum Theatertreffen kommen, könnte das Theatertreffen doch zu den Räubern kommen. Warum nicht die neun übrigen Auserwählten nach München schicken statt nach Berlin? Das hätte den angenehmen Nebeneffekt, dass sich die Berliner nicht so wichtig nehmen müssten, wie sie es tun, wenn sie annehmen, alle Welt sei erschüttert wegen eines ausfallenden Gastspiels in der Hauptstadt. (Die Frankfurter Buchmesse hat in Erwägung gezogen, in eine andere Stadt umzuziehen, weil die Hotellerie das Ereignis so schamlos ausbeutet. Daraus ist nichts geworden, aber die Idee ist bedenkenswert.)
"Die Räuber" nicht beimTheatertreffen: zu breit?
Hier einmal zum Vergleich was die Volksbühne kann:

Dresdner SBS Bühnentechnik GmbH baut neue Drehbühne für die Berliner Volksbühne

Seit dem 9. März 2009 ist das Haus der Berliner Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz für die Theaterbesucher geschlossen. Diese müssen bis Oktober in den nahegelegenen Prater und ein temporäres Amphitheater auf dem Theatervorplatz ausweichen. Das ambitionierte Ziel der knapp 7-monatigen Schließzeit: Das in den Jahren 1913-14 erbaute Haus innen von der Patina befreien, die Haustechnik auf den neusten Stand bringen und - last but not least - eine neue Zylinderdrehbühne (Durchmesser 18m, Höhe 7m) mit fünf Doppelstockpodien (Plattform 10m x 2m) einbauen. Für letzteres ging der Auftrag an die SBS.


...und was das Resi kann:
Schritt 1: Die Modellabgabe
Ein Vormittag Anfang Januar 2016, im Büro der Technischen Direktion: Ulrich Rasche, Regisseur und zugleich Bühnenbildner, präsentiert uns – der technischen Leitung des Residenztheaters – vier schwarze Pappröllchen und zwei schwarze Depafitplatten. Als wir langsam begreifen, was sie darstellen sollen, bricht erst einmal Schweigen aus: Die Idee sind zwei überdimensionale Laufbänder, die wie Wippen zu beiden Seiten kippen können und in Geschwindigkeit und Laufrichtung regelbar sind. Jede "Laufband-Wippe" ist auf jeweils einem schienengeführten Mittelbock angebracht, der vor- und zurückfahren kann. Alle Bewegungen sind einzeln ansteuerbar und können in die Bewegungsmöglichkeiten unserer Bühnenmaschinerie eingebunden werden. Das Residenztheater verfügt über eine Zylinderdrehbühne mit drei integrierten Podien. Durch Drehungen, aber auch über Heben und Absenken der zu einer Gruppe zusammengefassten Podien sollen die beiden Laufbänder von allen Seiten sichtbar sein. Die Maße: Beide Bühnenbildelemente sind 10 m lang, das breite Band ist 480 cm, das schmale 360 cm breit. Die großen Antriebswalzen (170 bzw. 130 cm Durchmesser) mit ihrem hohen Umschlingungsgrad sind sehr zielführend, es gibt nahezu keinen Schlupf. Die zwei Bänder sollen unabhängig voneinander die Laufrichtung ändern und in einer maximalen Geschwindigkeit von 2,4 m/s laufen können. Gleichzeitig sollen sie 20° kippbar und horizontal 400 cm fahrbar sein. Nach der Vorgabe des Regisseurs müssen bis zu 8 Personen im Gleichschritt auf jedem der Laufbänder gefahrfrei marschieren können.

Es stehen also, soweit ich das ersehen kann, drei integrierte Podien in München fünf integrierte Podien in der Zylinderdrehbühne in Berlin gegenüber.

Wo also liegt das konkrete Problem? Sind die Laufbänder aus München zu breit? Ich denke nicht, nachdem, wie breit sich der Eingang in die Metro-Station beim Bühnenbild „Faust“ zeigt, müssten die zwei Laufbänder kompatibel sein.

Die technischen Leiter der Häuser sollten sich hier einmal äußern!
"Die Räuber" nicht beim Theatertreffen: Erschütterung?
Hallo Herr Rothschild (#27), wieso glauben Sie, die "Berliner" nähmen an, "alle Welt sei erschüttert wegen eines ausfallenden Gastspiels in der Hauptstadt"? Ich habe diese eine weltweite Erschütterung annehmende Haltung in großen Teilen Berlins jedenfalls bislang nicht beobachten können.
"Die Räuber" nicht beim Theatertreffen: keine sinistren Motive
Danke für die zahlreichen Infos. Ich finde das nachvollziehbar, die Technik ist aufwändig, und offensichtlich ist die Volksbühne als einzige in Berlin in der Lage, diese Räuber zu stemmen. Wenn die dafür 10 Tage ihren Spielbetrieb unterbrechen müssten, kann man doch verstehen, daß sie's nicht tun. Da muß man keine sinistren Motive unterstellen.
Die Fahrkartenidee finde ich lustig. Ich würde dann als Münchener mir schnell mal die Fahrtkosten Berlin-München überweisen lassen, um mir im Resi was anzusehen. Oder sollte das nur für Berliner gelten?
"Die Räuber" nicht beim Theatertreffen: an anderen Orten
ad 27:
"Wenn die Räuber nicht zum Theatertreffen kommen, könnte das Theatertreffen doch zu den Räubern kommen. Warum nicht die neun übrigen Auserwählten nach München schicken statt nach Berlin?" Richtig, und künftig sollte das Theatertreffen an jeweils anderen Orten veranstaltet werden, wie in Hamburg, Frankfurt, Leipzig (oder auch in Wien) u.a. Die Theatertreffen der Bundesländer sind auch nicht auf einen Ort fixiert. Deutschland ist ein Bundesstaat. Die aus den Zeiten des Kalten Krieges stammende Überförderung (West)Berlins sollte längst beendet worden sein.
"Räuber" nicht beim TT: guter Vorschlag
#31: Ein guter Vorschlag. Und ganz ehrlich: Innovatives Theater kommt heute doch gar nicht mehr aus einer Stadt, geschweige denn Berlin.
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