Ältestes freies Theater der ehemaligen DDR

Berlin, 21. März 2017. Das Theater o.N., eine der ältesten freien Theatergruppen Berlins, droht nach 20 Jahren seine Spielstätte zu verlieren. Der Mietvertrag soll nicht über Juli 2017 hinaus verlängert werden, hatte die Eigentümer-GbR der Immobilie am vergangenen Donnerstag beschlossen. Das teilt das Theater in einer Presseaussendung mit. Seit längerem gibt es mit den Bewohnern des Hauses, in dessen Souterrain bzw. Erdgeschoss die Spielstätte ihren Sitz hat, Ärger wegen der Lautstärke.

Wie die Berliner Zeitung schreibt, verpflichteten sich die Schauspieler, auf alles zu verzichten, was Lärm erzeugen könnte: "Abends bauten sie die Bühne nicht mehr um, dauerhaft blieben die Fenster geschlossen, sie reduzierten sogar ihr Programm, abends gab es nun weniger Veranstaltungen, und auf gar keinen Fall laute Musik. Die Kunst passte sich dem Ruhebedürfnis der Obermieter an, die Künstler nahmen die Einschränkungen hin. Ab 22 Uhr war es ruhig. Zudem gab das Theater die Zusage, zusätzliche Schallschutzdecken einzubauen, sollte der Mietvertrag verlängert werden."

Die Schauspieler verpflichteten sich, auf alles zu verzichten, was Lärm erzeugen könnte. Abends bauten sie die Bühne nicht mehr um, dauerhaft blieben die Fenster geschlossen. Sie reduzierten sogar ihr Programm, abends gab es nun weniger Veranstaltungen, und auf gar keinen Fall laute Musik. Die Kunst passte sich dem Ruhebedürfnis der Obermieter an, die Künstler nahmen die Einschränkungen hin. Ab 22 Uhr war es ruhig. Zudem gab das Theater die Zusage, zusätzliche Schallschutzdecken einzubauen, sollte der Mietvertrag verlängert werden. – Quelle: http://www.berliner-zeitung.de/26230348 ©2017
Die Schauspieler verpflichteten sich, auf alles zu verzichten, was Lärm erzeugen könnte. Abends bauten sie die Bühne nicht mehr um, dauerhaft blieben die Fenster geschlossen. Sie reduzierten sogar ihr Programm, abends gab es nun weniger Veranstaltungen, und auf gar keinen Fall laute Musik. Die Kunst passte sich dem Ruhebedürfnis der Obermieter an, die Künstler nahmen die Einschränkungen hin. Ab 22 Uhr war es ruhig. Zudem gab das Theater die Zusage, zusätzliche Schallschutzdecken einzubauen, sollte der Mietvertrag verlängert werden. – Quelle: http://www.berliner-zeitung.de/26230348 ©2017
Doch seit längerer Zeit gibt es Ärger mit den Bewohnern der Wohnung über den Räumen des Theaters. – Quelle: http://www.berliner-zeitung.de/26230348 ©2017

Kindertheater im Prenzlauer Berg

Letzter Stand war, dass die Künstler sich mehr Zeit erbaten, um mit einem Zweitgutachter einen neuen Vorschlag für Maßnahmen zum Schallschutz zu erarbeiten. Die Eigentümer beschlossen dennoch, den Mietvertrag nicht über den Juli hinaus zu verlängern. Die Kündigung gefährdet einen Verbund von Künstler*innen, der seit fast 40 Jahren besteht.

Der Senat hatte gefordert, dass in eine Gewerbeeinheit des Hauses eine gemeinnützige Einrichtung ziehen müsse. So kam das Theater zu seinen Räumen. – Quelle: http://www.berliner-zeitung.de/26230348 ©2017
Der Senat hatte gefordert, dass in eine Gewerbeeinheit des Hauses eine gemeinnützige Einrichtung ziehen müsse. So kam das Theater zu seinen Räumen. – Quelle: http://www.berliner-zeitung.de/26230348 ©2017

1979/80 gegründet als Theater Zinnober war es das erste freie Theater der ehemaligen DDR. Das Kollektiv entwickelte basisdemokratisch organisiert Theater für Kinder und Erwachsene. Heiner Müller, Christa Wolf und Ruth Berghaus unterstützten die Idee eines freien Kinder- und Jugendtheaters. 1996 musste man bereits in eine neue Spielstätte einziehen, nannte sich um in Theater o.N. und sitzt seitdem in der Kollwitzstraße in dem kleinen Theater mit 50 Plätzen. Noch heute gehören Gründungsmitglieder mit zum Ensemble. Der Berliner Senat hatte bei der Sanierung des Gebäudes in dern neunziger Jahren gefordert, dass in eine Gewerbeeinheit des Hauses eine gemeinnützige Einrichtung ziehen müsse. So kam das Theater zu seinen Räumen.

Wie die Berliner Zeitung schreibt, sollen die Gewerberäume neu ausgeschrieben werden, auch das Theater will sich wieder bewerben. Ob es überhaupt noch eine Chance hat, sei zweifelhaft. Die Schauspieler kündigten künstlerische Protestaktionen an, sie wollen weiter im Stadtteil Prenzlauer Berg Theater für Kinder machen.

Die Gewerberäume werden neu ausgeschrieben, auch das Theater will sich wieder bewerben. Ob es überhaupt noch eine Chance hat, ist zweifelhaft. Die Schauspieler kündigen künstlerische Protestaktionen im Kiez an, sie wollen weiter in Prenzlauer Berg Theater für Kinder machen. – Quelle: http://www.berliner-zeitung.de/26230348 ©2017

(berliner-zeitung.de / sik)

 

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Kommentare  
Theater o.N. Berlin: zu Hause angekommen
Erst wenn die letzten Künstlerinnen und Künstler, der letzte kleine alteingesessene Buchladen, die letzten Menschen, die hier seit mehr als 25 Jahren leben und wohnen, gegangen sind, werdet Ihr merken, dass Ihr an einem Ort angekommen seid, der dem Ort, den ihr für etwas Neues & Aufregendes verlassen habt, verblüffend gleicht und jetzt genauso bieder und langweilig ist wie Ihr. Langweilt Euch doch in Zukunft bitte mit Euch selbst.
Theater o.N. Berlin: falsche Darstellung
Ich finde es sehr gut, wenn es Zimmer-Theater gibt, die in ihrem Kiez was machen und finde es traurig, wenn die immer mehr beschränkt werden und dann nach Abschaffung vielleicht zwanzig Jahre später neu aufgebaut werden, weil sich irgendwer erinnert, dass es da mal etwas gab (z.B. auch bei Kinos: die Tilsiter Lichtspiele in der Friedrichshainer Richard-Sorge-Straße).
Weniger gut finde ich, wenn Leute genau damit argumentieren, dass es doch das erste und lange einzige ehemalige Freie Theater der DDR sei, das nun bedroht ist von Abwicklung und damit sie als Künstler*innen mit.-
Das ist ja wohl eine höchstens halbe Wahrheit. Weil es nur das ehemalige ehemalig erste und lange einstige Freie Theater usw. war. Nicht das widerständig erhalten gebliebene Original. Es heißt nicht mehr so wie zu DDR-Zeiten als es gegründet wurde. Und es wird schon seit langer Zeit nicht mehr durch die ehemaligen einst widerständige DDR-Bürger bespielt, die da also alteingesessen gewohnt haben. Und zwar weit länger als nur etwas über zwanzig Jahre. Mindestens die Hälfte von Ensemble und Gästen sind nämlich inzwischen alteingesessene ehemalige westdeutsche Bundesbürger, die sich sicher nach nunmehr mehr als 25 Jahren auch im PB alteingesessen fühlen dürfen. Aber doch bitte deshalb nicht gleich als eheamlig widerständige ehemalige DDR-Bürger, die trotz ihrer großen Widerständigkeit nun verdrängt werden wie beinahe Heilig Castorf! Das lässt sich ja prüfen. Schätze, dass viele der alt-alteingesessenen PB-Bewohner sich schon lange woanders lieber mit sich selbst als mit dem Theater o.N. langweilen. Möglicherweise aber ohne langanhaltende Förderung, die sich auf einer vermeintlichen ehemals widerständigen DDR-Vergangenheit ausruhen darf. Selbst wenn sie die gar nicht hat!
Theater o.N. Berlin: Schweigen ist ...
Da haut's dem Fass den Boden raus. Was ein hanebüchener Unfug! Das o.N. ist eine bewußte Entwicklung aus Zinnober, genauer gesagt, durch die Wende und den folgenden Entwicklungen wird konzeptionell entschieden, dass o.N., ausgeschrieben "ohne Namen (nur für den Fall) die folgerichtige Reaktion ist. Struktur als Inszenierung. Ob nun so und so viele mit DDR-Hintergrund oder nicht dort heute spielen ist ungefähr so relevant, wie die Frage ob Hustenbonbons nur wirken, wenn die Schweiz sie erfunden hat, oder ob nur türkisch sprechen darf, wer eine türkischen Opa hat. Was ist das für eine merkwürdige Aufrechnerei von Identität, die so kolossal ignorant an der Sache vorbei geht! Im Pberg ist die, ungefähr 5. Runde von Gentrifizierung angebrochen und wer gestern noch sicher war, ist heute out. Wer immer also auf der Ebene von Marginalisierung (Zimmertheater ist ein echt unpassender Begriff, für das was das o.N. ist und v.a. macht) argumentiert, muss nicht heulen, wenn die 7. Runde plötzlich bei einem selbst reinschaut. Solidarität und profundes Nachdenken liest sich anders. "Langanhaltende Förderung, die sich auf einer vermeintlichen ehemals widerständigen DDR-Vergangenheit ausruhen darf.". #2: recherchieren Sie, bevor Sie losparolen? Wissen Sie, wer da seit Jahren was für wen spielt, und wie hoch dazu im Verhältnis die "Förderung" (ist ja doch noch im Gesellschaftsvertrag drin und keine Almosen)ist?
Theater o.N. Berlin: Gentrifizierung
Wenn die Gentrifizierung so super normal ist, warum regen sich die Leute dann auf, wenn sie plöztzlich ganz normal diesmal dran sind mit "out"-Sein?
Ob und wieviele sehr Alt-Prenzlauer Berg-Leute dort noch mitmachen ist genau dann relevant, wenn das o.N. explizit mit einer DDR-Vergangenheit wirbt, aus der es hervorgegangen ist - Ich bin für weiterbestehende Mitverträge von auch kleinen Theatern, erst recht solchen für die Allerkleinsten. Aber wenn die Künstler*innen da so lange schon arbeiten und inzwischen vor allem Theater für Kinder machen (auch müssen???, wegen der Mitmieter, die sich durch Theaterlärm belästigt fühlen und allenfalls vormittäglichen dulden???), dann brauchen sie bitte nicht mehr mit 40 Jahren beständigem Kollektiv, Heiner Müller, Christa Wolf und Ruth Berghaus argumentieren, wenn es um ihren Weiterbestand geht. Das ist aus meiner Sicht dann auch so relevant für den Weiterbestand wie die Hustenbonbons aus der Schweiz- sehr schöne, treffende Vergleiche übrigens... Ich gönne den Künstler*innen jede Förderung, die möglich ist, aber die werden das doch bitte besser als notwendig begründen mit der Arbeit, die sie ganz real JETZT machen, inerhalb der letzten Gentrifizierungsrunde z.B. - Und nicht unbedingt mit Heiner Müller - Da liest sich nämlich für mich Solidarität und profundes Nachdenken ebenfalls anders - Ich denke, es zeitigt dann eventuell auch mehr Erfolg. Besonders bei dem neuen Kultursenator in Abstimmung mit dem Bildungs- und Jugendsektor. -
Danke für Ihre Aufmerksamkeit, ich weiß sie zu schätzen - diesem Fass schlägt so schnell keiner den Boden aus, es hat vielleicht keinen-
Theater o.N. Berlin: das Original
@Nacht Berlin...
falsch: das Tilsiter Kino wurde nicht neu aufgebaut, sondern BLIEB die ganze ZEIT über am selben Ort ERHALTEN!!!! Und das Theater o.N. BLIEB erhalten!! Es ist nicht eine nostalgische Neuauflage mit falschen Background, es ist das ORIGINAL!! Das wäre so, wie wenn man ein altes Haus, das unter Denkmalschutz steht, einfach abreißt, weil neuen Investoren die Fassade nicht gefällt. Es ist die alte Bausubstanz, und nicht einfach ne Fälschung...hier werden DDR-Geschichten einfach wegen quengelnder Kulturbanausen , die leider Geld haben, weggeschmissen..auf den Müll.. fertig. Das ist kulturgeschichtlich sehr traurig. Sehr traurig.
Theater o.N.: bitte nicht klatschen
Geht es nun um Räume oder Inhalte?
Geht es nun um Bausubstanz oder Theatergeschichte?
Stand das als Theater o.N. lückenlos weitergeführte Zinnober-Theater unter Denkmalschutz? Dann kann es auch ein neuer Investor nicht abreißen, wenn ihm die Fassade missfällt.
Geht es nun um die Künstler*innen, die für ihr Publikum h e u t e dort arbeiten?
Oder um die, die einmal auch dort gearbeitet haben? Für eher ein anderes Publikum? Das Tilsiter Kino war in dem Haus, in dem es einst untergebracht war, sehr sehr lange nicht betrieben worden. Das war originell, dass es so ein kleines Kino gab mitten in der Häuserzeile eines Kiezes und deshalb ist es auch wieder eingerichtet worden. Nicht, weil andernfalls DDR-Geschichten einfach auf den Müll geschmissen worden wären. Was selbstverständlich sehr sehr traurig ist. Und zwar nicht nur kulturgeschichtlich, sondern in Größenordnungen von Personenzahlen vielfach persönlich tragisch. Was nach meiner Erfahrung nicht nur den neuen Investoren, sondern auch denen gleich war, die die alte Bausubstanz eher das Geld hatten zu runderneuern als die DDR-Bürger, die diese auch unter widrigsten Bedingungen belebt und wenigstens so erhalten hatten mit ihren begrenzten Mitteln, dass sie eben nicht abgerissen werden musste...

Wie das Tilsiter Kino inzwischen läuft, weiß ich nicht. Vielleicht hat es auch Mit-Mieter, die es ruhig haben wollen und muss sich um Schallschutz und Rückbau von Vorstellungszeiten kümmern, bis es den Namen Kino gar nicht mehr tragen kann. Es hat dann den Namen Kino wegen der bestehenden Besitzverhältnisse verloren. Ein zweites Mal.
Und für mich hört sich das alles an, als würde das Theater o.N. jetzt nicht einen Spielort verlieren, sondern an dem Spielort, an dem es sich erfreulicherweise bisher halten konnte, seinen Namen "Theater".
Man kann ja als Theatergruppe sich in Leisesein üben und auf Pantomime ausweichen zur Not, man kann die Musik weglassen und um 16.30 Uhr den Spielbetrieb einstellen oder dergleichen, damit es die Mitmieter nicht stört - Aber man kann sehr schlecht das Publikum bitten, möglichst nicht zu klatschen, zu lachen und auf jeden Fall bitte die Theaterräume nur auf Strümpfen zu betreten, um es den Vermietern recht zu machen - Vielleicht sollte man dann doch lieber umziehen und dem Original an einem neuen Ort damit eventuell besser treu bleiben???
Viele Leute, die Geld haben, sind auch keine Kulturbanausen. Viele von denen verstehen unter Kultur aber anderes, als Künstler und Künstlerinnen darunter verstehen. Man müsste miteinander sprechen. Und dafür muss man erst einmal selbst wissen: Ob man nun unter Denkmalschutz oder Bestandsschutz steht oder nicht? Ob man jetzt gerade für ein jetztiges Publikum weiterarbeiten möchte, weil man seine Arbeit mag und das Publikum für das man arbeitet? Oder ob man vor allem dort weiterarbeiten möchte an dem Ort, weil es über lange Zeit "immer" so war und man schließlich auf eine bis in die DDR zurückreichende Geschichte verweisen kann?
Ich wünsche ja jedem, dass sich Investoren, die seine Kunst-Kultur-Kreise stören, für seine Geschichte interessieren und seine Existenzbedingungen - Nur die Verhältnisse - die sind nicht so.
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