Eine Große unter den Tragödinnen

München, 5. Mai 2009. Wie das Bayrische Staatsschauspiel mitteilt, ist die Theaterschauspielerin Gisela Stein am Montag in ihrem Heimatort Mohrkirch in Schleswig-Holstein gestorben. Neunzehn Jahre lang war sie im Ensemble der Staatlichen Schauspielbühnen Berlin, danach hat sie als eine der letzten großen Tragödinnen und bestimmendes Mitglied in den Ensembles von Dieter Dorn, zunächst zwanzig Jahre lang an den Münchner Kammerspielen, zuletzt acht Jahre lang am Bayerischen Staatsschauspiel, die Münchner Theaterlandschaft geprägt.

Gisela Stein, am 2. Oktober 1934 in Swinemünde (Pommern) geboren hatte ihre ersten Engagements in Koblenz, Krefeld und Essen. An den Staatlichen Schauspielbühnen Berlins (Schiller Theater) begegnete sie ihrem ersten Mentor Hans Lietzau, in dessen Inszenierungen von Max Frischs "Graf Öderland" und Anton Tschechows "Iwanow" und "Der Kirschgarten" sie zentrale Rollen spielte. Sie arbeitete mit Erwin Piscator und Fritz Kortner, bevor sie 1979 mit Dieter Dorn an die Münchner Kammerspiele wechselte und dort zu einer der ganz großen Damen des deutschen Theaters aufstieg.

Der Theaterkritiker Peter Michalzik schreibt auf FR-online.de (5.5.2009) über Gisela Stein: "Gisela Stein konnte den hohen Ton wie keine andere ... Zwei Jahrzehnte lang füllte Gisela Stein die Rolle einer der ganz großen und letzten Tragödinnen des deutschen Theaters mit ihrer Strenge, ihrer Selbst-, Sprach- und Rollenbeherrschung und ihrer Würde aus. Sie war es, der Dieter Dorn immer wieder die großen tragischen Rollen angetragen hat, sie war der zentrale Bezugspunkt seines ebenso klassizistischen wie ausdrucksmächtigen Theaters."

Dieter Dorn schreibt über Gisela Stein, wir zitieren aus Welt Online (5.5.2009): "Gisela Stein war in ihrer langen Zeit an den Münchner Kammerspielen und am Bayerischen Staatsschauspiel eine zentrale Figur der Ensembles und verstand sich immer als Ensembleschauspielerin im Dienst des Theaters, dem sie ihr Leben und all ihre viele Kraft gewidmet hat. Wir haben uns in einem ununterbrochenen künstlerischen Streit befunden, positiv und von gegenseitigem Respekt und Zuneigung geprägt. Aus ihm sind alle unsere Versuche entstanden, klassischer und moderner Theaterliteratur gerecht zu werden. Gisela Steins sprachliche Ausdrucksfähigkeit war unvergleichlich, ob in der Versrede der antiken Tragödie oder der wirklichkeitsnahen Sprache zeitgenössischer Autoren. Was die Sprache angeht, sind wir gemeinsam bis zum Äußersten gegangen. Wir haben ein ganzes Leben auf der Bühne verbracht und uns dabei immer aufeinander verlassen können – es fällt schwer, nach einer solchen lebenslangen gemeinsamen Arbeit einzelne Stücke und Rollen hervorzuheben. Die Begegnung mit Gisela Stein war eine der wichtigsten meines Theaterlebens."

(Welt Online/ FR-online.de/ jnm)

Der Nachruf von Christopher Schmidt auf Gisela Stein auf süddeutsche.de

Peter Michalziks Nachruf auf Gisela Stein auf FR-online.de

Zum Nachruf von Manuel Brug auf Welt Online

 

 

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