"Thomas ist der Schnellste"

Berlin, 18. März 2010. Am Donnerstagabend wurde der Regisseur Thomas Langhoff mit dem Kunstpreis Berlin ausgezeichnet. Der Regierende Bürgermeister Berlins, Klaus Wowereit, überreichte die mit 15.000 Euro dotierte Auszeichnung im Plenarsaal der Akademie der Künste am Pariser Platz.

In seiner Laudatio lobte der Theaterkritiker Friedrich Dieckmann den 1938 geborenen Thomas Langhoff als "Regisseur, der die Mittel, die er sich einfallen lässt, nach der Eigenart der dramatischen Vorlage bemisst". Auch sei er einer, der daran festhalte, "dass das Theater Geschichten zu erzählen hat – Geschichten von Menschen, die sich mit sich selbst, ihren Umständen, ihren Mitmenschen herumschlagen". Als Künstler wie auch als Theaterleiter (des Deutschen Theaters Berlin zwischen 1991 und 2001) zeichne sich Thomas Langhoff durch eine "Balanciertheit" aus – "wenn man den Begriff der Balance, also des Gleichgewichts, als dynamischen versteht."

Vor der Laudatio hatte die Schauspielerin Cornelia Froboess, die den Abend moderierte, Thomas Langhoff an die bisherige Zusammenarbeit erinnert – ein Ost-West Brückenschlag, der durch gemeinsame Berliner Wurzeln gelungen sei. Seit 1981, als Langhoff als DDR-Gastregisseur an den Münchner Kammerspielen "Platonow" inszenierte, spielte Cornelia Froboess in elf Inszenierungen Langhoffs. "Der einzige Mensch, dem er kritiklos gegenübersteht, ist seine Enkelin", sagte sie. Und: "Thomas ist schnell. Thomas ist der Schnellste. Alle haben Mühe, Schritt zu halten."

Thomas Langhoff, der auch Direktor der Sektion Darstellende Kunst der Akademie der Künste ist, bedankte sich mit den Worten: "Was soll ich tun? Ich werde nach Hause gehen, mich vor den großen Spiegel stellen und mich tief vor mir verbeugen. Und morgen weiter." Wobei es gleich unmittelbar im Anschluss "weiter" ging, als er die Gelegenheit nutzte, die versammelten Politiker eindringlich darum zu bitten, den Musikunterricht an Berliner Schulen nicht, wie diskutiert, zur Disposition zu stellen. Denn: "Wer geigt, schägt nicht."

Auch Akademiepräsident Klaus Staeck hatte die offizielle Situation in seiner Begrüßungsrede zu einer "ketzerischen Bemerkung" genutzt: "Was hätten die Märzgefallenen zum Wiederaufbau des Berliner Schlosses gesagt?" Eine Frage, die der Regierende Bürgermeister mit der Vermutung beantwortete, dass sie gegen das Humboldtforum gewiss nichts einzuwenden gehabt hätten und es neben der äußeren Form einer Einrichtung ja doch auch auf den Inhalt ankomme.

Der Kunstpreis Berlin wird seit 1948 im Gedenken an die deutsche Revolution von 1848 von der Akademie der Künste im Auftrag des Landes Berlins vergeben. Die Preisverleihung ist jedes Jahr am 18. März, dem Tag des Barrikadenaufstandes während der Märzrevolution 1848.

Die (mit je 5.000 Euro dotierten) sechs Förderungspreise der Akademiesektionen wurden an den Künstler Jan Köchermann (Hamburg), die Architekten Elisabeth Lesche und Christian Henke (Berlin/München), den Komponisten Andreas Dohmen (Essen), den Lyriker Steffen Popp (Berlin), die Regisseurin Annett Wöhlert (Neustrelitz) und den Fotografen Sascha Weidner (Berlin) vergeben. Der Herausgeber der in Berlin ansässigen Zeitschrift Lettre International, Frank Berberich, erhielt den Will-Grohmann Preis.

(peko)

 

 

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