Eingeborene im Topfstauden-Urwald

von Matthias Weigel

München, 7. Mai 2010. Theaterregisseur, jung, erfolgreich und mit hohem Drang zu politischen Aussagen, sucht devotes Drama zum Benutzen, gerne urheberrechtsfrei, mit der Bereitschaft, sich entsprechende Stellen operieren zu lassen. Eine Jungfrau meldete sich bei Simon Solberg; klar, dass er da nicht zimperlich ist und so richtig zulangt.

Dabei meint er es ja nur gut: So eine Jungfrau kann man ja noch erziehen, muss sie vor dem Bösen schützen und ihr die Abgründe aufzeigen. Also die echten, von heute, nicht die alten "Im-Wald-wimmelt-es-vor-Engelländern"-Märchen. Sondern: Die Kolonialisten, die Konquistadoren, also Amerikaner, NATO, Westen, UN, und wie sie alle heißen.

Die Bösen, die Hilflosen und die Liebliche
Solberg nutzt Schillers "Jungfrau von Orleans" als Vehikel für eine generelle Kolonialismuskritik, oder auch einfach als Action-Melodram-Show. An Stelle von Schillers Engländern in Frankreich jagen erstmal spanische Konquistadoren arme Ureinwohner durch den Bambus-Topfstauden-Wald auf der Bühne, später dann Europa die Afrikaner, der Westen den Orient, die Militärs die Guerillas oder einfach nur die Bösen die Hilflosen.

Und das so richtig voll krass und gefährlich und so: da wird gefochten, geprügelt, gestockkämpft, geschlachtet, getreten. Wobei sich dummerweise gelegentlich die langen Haare im Knopf vom gegnerischen Jackett verfangen: Moment, aaah, gleich, aaaaaah, ok. Weiter wird gerauft, getreten, geschossen und gemordet. Alles fast durchgängig unterlegt von Philipp Stangls Hollywood-Musik: Jungfrau Johannas (Kristina Pauls) liebliches Gitarren-Thema wird mal jäh unterbrochen von unheilverkündendem Donner, der wohl Dutzende, nicht vorhandene Übergänge glätten soll. Dann werden bei Bongo-Samba schnell die im Weg stehenden Bambus-Stauden aus dem Weg geräumt. Wofür? Na klar: die böse westliche Tschu-Tschu-Bahn braucht Platz.

Zwischen Gaudi und Drama
Viele Rollen (Johanna ist die einzig verbliebene Frauenfigur) und Textseiten wurden wegoperiert, die Handlung sehr beschleunigt. Immer wieder zoomt Solberg dann aber doch in den Text hinein: beispielsweise, als durch Johannas Überzeugungskunst der Verräter Burgund (Robin Sondermann) voller Reue zu seinem König Karl (Jean-Luc Bubert) zurückkehrt, und sich dabei auch mit seinem Erzfeind DuChatel (Pascal Fligg) vertragen muss. Kurz meint man, etwas über Männerfreundschaften erzählt zu bekommen. Doch dann ist die Szene schon wieder verworfen und es gibt Beatbox-Rap oder Besoffenen-Slapstick.

Die herausgepickten Vergrößerungen sind dramaturgisch nicht unbedingt einleuchtend, doch immerhin findet die Spielfreude des Ensembles hier Gelegenheit, aufzublitzen. Denn bei den sonstigen zusammengekürzten Textpflasterfahrten wirken die Schauspieler haltungslos, hin- und hergerissen zwischen ironischem Deklamieren und ernsthafter Psychologisierung, zwischen Gaudi und Drama.

Kristina Pauls als einsame Titelheldin macht zwar akrobatische Kampfeinlagen, weiß aber nicht so recht wie sie ihre Liebe zur Heimat in ihr Mikroport flüstern soll, scheint sich die Verzweiflung ob ihrer Rache-Bluttat am Gegner selbst nicht so recht abzunehmen. Die Männer flüchten sich meist sofort ins Gebrülle. Nur wer so abgebrüht ist wie Jean-Luc Bubert, fährt halt seine eigene charmant-entwaffnende, selbstironische Art.

Meint er das alles ernst?
Und irgendwie ist man selbst auch hin- und hergerissen, im Programmheft wird ja sogar mit Zahlen und Fakten belegt, wie Shell in Nigeria die Umwelt verseucht. Und dann schaut man auf die Bühne und sieht Jan Viethen, der mit schwarzer Lockenperücke und Hawaii-Bastrock ohne was darunter den Bongo-Tanz aufführt. Hm, vielleicht ist irgendwo noch ein Einlegezettel mit Zahlen und Fakten über Klischees über Ureinwohner. Fehlanzeige.

Oder meint er das alles gar nicht ernst? Aber warum dann der Jungfrau den Kolonialismus überstülpen? Für eine Action-Revue hätte der "Original"-Schiller doch genug hergegeben. Oder ist in Wirklichkeit Johanna die Böse, eine religiöse Fanatikerin, wie Jan Viethen nebenbei andeutet: "Ohne dich gäb's hier schon lange Demokratie."

Nein, die Antwort gibt's zum Schluss: Der letzte Kampf, die letzte Schlacht, die letzte Handgranate gilt: natürlich uns im Parkett. Theaterregisseur, jung, sucht devotes Publikum...


Die Jungfrau von Orleans
von Friedrich Schiller
Regie und Bühne: Simon Solberg, Kostüme: Katja Strohschneider, Musik: Philipp Stangl, Dramaturgie: Kilian Engels, Licht: Günther E. Weiss.
Mit: Jean-Luc Bubert, Pascal Fligg, Justin Mühlenhardt, Kristina Pauls, Stefan Ruppe, Robin Sondermann, Jan Viethen.

www.muenchner-volkstheater.de

 

Mehr zu Simon Solberg im nachtkritik-Glossar.

 

Kritikenrundschau

Manchmal gelinge es Simon Solberg ein ganzes Stück "auf seine ganz eigene Art zu erzählen", schreibt Egbert Tholl in der Süddeutschen Zeitung (10.5.2010); "manchmal indes, wie (...) nun bei der 'Johanna', inszeniert er eine Essenz. Seine Essenz. Und die muss nicht unbedingt mit dem übereinstimmen, was man gemeinhin als den Kern des jeweiligen Dramas erachtet." Bei Johanna fehlten: "ihre Religiosität und die Liebe zu Lionel. Johanna ohne Glaube, das ist wie - wie was auch immer, jedenfalls fehlt das Entscheidende." Allerdings schaue man "dem Rätsel Kristina Pauls sehr gerne zu". Eine gute halbe Stunde lang komme "die Aufführung nicht vom Fleck, die Schauspieler leihen sich Schillerverse (...) und machen ein bisschen Unsinn." Dann aber explodiere der Abend. "In einem kühnen und furiosen Parforce-Ritt jagt Solberg durch den Bilderfundus des Kolonialismus". Das sei "1a-Aktiontheater, großes, dröhnendes Hollywood - und ungefähr genauso intellektuell. Aber die perfekte Überrumpelung, die einen zumindest kurzfristig jede Möglichkeit eines Einwandes raubt".

Solbergs Jungfrau sei eine "Johann-Attaca, ein inszeniertes Pamphlet gegen Ungerechtigkeit und Ausbeutung", meint Michael Schleicher im Münchner Merkur (10.5.2010). Die Inszenierung habe "zwar über weite Strecken kaum mit der Vorlage zu tun. Doch das stört nicht. Denn es ist ein kraftvoller, bildgewaltiger und temporeicher Abend, dessen Konzept zum großen Teil aufgeht und über dessen vereinzelte Längen ein spielfreudiges Ensemble trägt." Solberg zeige sich "verdammt gewitzt beim Sampeln und Kompilieren: Er nutzt Zitate und Stile aus vielen Bereichen der Popkultur (inklusive Fußball-Fangesänge), um seine Geschichte zu erzählen". Es liege nahe, "dass der Regisseur Ensemble - und Zuschauern - keine Zeit gönnen kann, um die Figuren psychologisch auszuloten. Denn darum geht es Solberg nicht. Seine Inszenierung soll Aufschrei gegen die Zustände sein. Es ist ein Aufschrei, der knallt."

 

Kommentare  
Schillers Jungfrau in München: verlasse diesen Körper
Herr Solberg, das hört sich ja genauso an wie Schroffenstein, oder nein, wie Don Quichote, oder nein, wie ALLES ANDERE von ihnen. Formalismus, verlasse diesen Körper!
Schillers Jungfrau in München: entnervte Grundstimmung
Die Nachtkritik ist immer wieder ein Beleg dafür, das den armen Schreiberlingen mehr Zeit eingeräumt werden sollte:
mehr Zeit zum Ausruhen VOR einem Theaterabend, damit ihre entnervte Grundstimmung sie nicht um den Genuss eines Theaterabends dieser Qualität bringt, mehr Zeit, die sie sich zum Zuhören, Zuschauen und Aufpassen WÄHREND des Abends nehmen sollten, um ihn zu verstehen, ein Faktor, der den Genuss eines Abend steigern kann, mehr Zeit NACH dem Abend zum Zusammenschmieren ihrer Pflichttexte, in denen der eigene Frust mehr Raum als relevante Informationen bekommt.

Fairerweise sollte man allerdings bemerken: Eine Menge Menschen müssen, können oder wollen zu später Stunde noch arbeiten, die Schreiber der Nachtkritik scheinen Ihrer Tätgkeit allerdings nicht freiwillig nachzukommen.
Anders lässt sich die verbitterte Schreibe, die sich hier immer wieder findet und die unüberlegten Kommentare nicht erklären.
Oder soll bösartiger Weise vermutet werden, das der/die Arme, durch -o je- junges erfolgreiches bejubeltes Theater, um den Schlaf gebracht wurde, da der unqualifizierteste Kollege die "Nachtkritik" aufgedrückt bekommt.

"..hätte der Original-Schiller doch genug hergegeben", legt leider den Schluss nahe, dass bei allen Bemühungen um Verständnis für die frustrierte Schreibselei wohl lediglich der gekränkte Stolz eines ewigen Regie-Assistenten, der dann Kritiker werden musste, zugrunde liegt.

Ein Tip: Eine zeitlang Theaterabstinenz, Karte selber bezahlen, Abend genießen und zuhören und fühlen und dann noch mal Schreiben.
Schillers Jungfrau in München: negative Kritik verhindern
also so einen beitrag kann ich nicht verstehen, da scheint doch wirklich jemand den begriff kritik nicht zu kennen. ihnen, lieber theatergänger aus freien stücken, scheint der abend offensichtlich gefallen zu haben. ist es deshalb für ihren intellekt nicht akzeptabel, dass die meinung des nk-kritikers mit ihrer differiert? das es kritik an kritik gibt, gehört ja irgendwie dazu, aber solche muss doch bitteschön belegt werden. sie kritisieren ja keine inhalte, sondern die kritik an sich, man könnte fast meinen, sie wollen eine irgendwie negative kritik an solbergs abend verhindern.
ich für meinen teil habe inzwischen genug von diesem hippen jungregisseur gesehen und stehe zu meiner negativen haltung ihm gegenüber sowie zum formalismusvorwurf, der in unserer zeit wahrscheinlich schon wieder als innovativ gilt (der formalismus, nicht der vorwurf dessen).
Jungfrau in München: Kritik an der Kritik und Gegengründe
@3
in drei Punkten gebe ich Ihnen uneingeschränkt Recht:
Der Abend hat mir gefallen, meine Kritik richtet sich an Matthias Weigel / Nachtkritik, dazu gleich und Kritik an sich ist und darf, sollte vielleicht sogar kritisch sein.

Widersprechen möchte ich allerdings Ihrem Vorwurf, den Begriff Kritik nicht zu kennen, das ist albern. Einer persönlichen Meinung gebührt der größte Rahmen an Freiheit (Ihr Beitarg ist ja auch kritisch und ich sehe keinen Grund, mich an diesem zu stören..)

Ich würde mich gerne differenziert darüber auseinandersetzen, warum mir der Abend gefallen hat und durchaus auch darüber, welche Aspekte auch aus meiner -grundlegend positiven Sicht- kritikwürdig sind, aber mir stieß es nun zum unzählig wiederholten Male auf, eine solch schlechte Kritik zu lesen.
Schlecht im Sinne von schlecht durchdacht, Form mangelhaft, lückenhaft (Bühne, Technik - durchaus erwähnenswert an einem solchen Abend) etc.
Ich habe weder Geisteswissenschaften studiert, noch bin ich "Professionell" in irgendeinem der den Kulturjournalismus prägenden Disziplinen, aber Matthias Weigel ist entweder unbegabt oder müde. Und die Redaktion der NK bietet die Plattform, bzw. nimmt sie einer Kritik, mit dessen Auseinandersetzung Sie und ich mich beschäftigen könnten.

Ich gebe Ihnen Recht, dass hier aber der Sache Platz gelassen werden sollte.
In Zukunft werde ich Weigel weiter üben lassen, ich hoffe aber, das die NK-Redaktion auf solch schlechte Qualität reagiert.

Nun aber endlich zur Sache:
Ihren Formalismusvorwurf kann ich nachvollziehen, Plakativität per se wohnt ja nicht gerade Tiefgang inne.
Aber: Inszenierungsstile können einen verrückt machen, wenn man sie nicht mag (persönlicher Geschmack ist da ja so eine Sache) und verschließen dadurch die Kanäle beim Zuschauer, der eben diesen Stil nicht leiden kann.
Sie öffnen aber Kanäle bei Zuschauern, die eine andere Ästhetik, einen anderen "drive" mögen, bzw. unbewusst davon eingefangen werden.
Und das ist für mich Solberg: Cineastisch (aber warum denn nicht?), athletisch, plakativ, undifferenziert, leidenschaftlich
Was passiert bei mir, wenn ich Dinge der Welt mitbekomme, die mit zusetzen: ich empfinde undifferenziert, leidenschaftlich, blabla usw..
Ich fühle mich also von Solberg verstanden.
Und einen Schritt weiter: Die Clownsstrategie - die Leute zum Lachen bekommen, Kanäle öffnen, um dann plakativ den Finger in die Wunde zu legen. Und das nicht durch aufgesetzt intellektuelle Attitüden.
Das gefällt mir, aber das bietet natürlich eine große Fläche an nachvollziehbarer Kritik.

Jetzt blieb ich doch wieder Allgemein, Konkretes zur Jungfrau:
Die Adaptation empfand ich stimmig, die Bühne und Technik spektakulär.
Der Humor erwischt mich in meinem Bedürfnis -Übersprungshandlung- bei großer Betroffenheit durch Lachen mich nicht abwenden zu müssen.
Die Filmästhetik, untermauert von Stangels Musik finde ich eine großartige Herangehensweise, auch wenn die große Begeisterung von jungem (nicht Oberschichts-) Publikum mit Sicherheit Revierangst bei einigen Theaterbegeisterten auslöst.
Etwas weniger überzeugt war ich von einigen schauspielerischen Leistungen, speziell der Johanna weshalb ich mir das Ganze aber nach einigen Vorstellungen noch mal anschauen werde, wenn sie "warm" sind und wenn auch nur, um Viethens Sarkozy-Parodie formvollendet zu erleben.
Schillers Jungfrau in München: bestätigtes Muster
fantastischer beitrag, und das meine ich vollkommen ernst. diese plattform hat soeben ihren sinn für mich erfüllt.
auch ihre haltung lässt sich, natürlich auch aufgrund der darlegung ihrer gründe, durchaus nachvollziehen.

meine themenbezogene frage wäre jetzt, ob nicht Solberg durch ein nun wirklich erkennbares und von ihnen auch bestätigtes muster in seinen regiearbeiten (sogenannte "urbane" phänomene wie breakdance, capoeira, parkour, hip-hop etc.) den inhalt und (meiner meinung natürlich) dadurch den literarischen wert der stücke vermindert.
dem text wird, wie ich finde, zwischen all der akrobatik nicht mehr wirklich beachtung geschenkt.
Jungfrau in München: Kritiker-Kritiker ist selbst respektlos
Hallo "Theatergänger aus freien Stücken",
ihre beiden Kommentare sind kindisch und einfältig, nicht die Kritik von Herrn Weigel und nicht das NK-Portal, das diesen bösen bösen Kritiker beschäftigt. Dieser hat seinen Job ordentlich gemacht. Der Vorwurf z.B. der lückenhaftigkeit, ist falsch, ihre Kritik an seiner Kritik ist lückenhaft. Die Form sei mangelhaft- das ist jetzt fast lustig -bevor ich ihnen diesen Vorwurf abkaufe, streichen Sie ihre Passagen, über vemeintliche Intellektuelle Ansprüche eines Publikumsteils oder über Revierängste. Streichen Sie überhaupt ihren ersten Kommentar, wenn sie sich aufrichtig mit einer Kritik auseinanderseten wollen. In jenem Kommentar sind Verbalattacken aneinandergereiht, die eher nach ihrer eigenen bitteren Frustabbaumaßnahme klingen, als sie es gerne in der Kritik von Hr.W. gelesen hätten. Zur Erinnerung: die armen Schreiberlinge, deren entnervte Grundstimmung, die hören gar nicht richtig zu, schmieren Pflichttexte zusammen, um ihren eigen Frust abzubauen, deren verbitterte Schreibe, der unqualifizierte Schreiber bekommt eine Kritik aufgedrückt, in seinem Stolz gekränkter Regie Assistent--fällt ihnen neben ihrer entsetzlichen Unsachlichkeit eigentlich auf ,wie Respektlos Sie über die "NK" Macher und Hr.W. denken? Wenn sie schimpfen wollen , tun Sie es aufrichtig und tun Sie nicht so als ob Sie für irgendeinen "Wert" eintreten, der an die Verantwortung eines Kritikers mahnt oder sich Respekt für einen cineastischen Zugriff ausbittet. So sind Ihre Kommentare in der Sache heuchlerisch, in der Form schäbig und in der Motivation beleidigt.
Grüße, M.L.
Jungfrau in München: kläglicher Film-Versuch
Als junger (20 jähriger) Theatergänger, der seinen Horizont nicht auf das Volkstheater beschränkt, kann ich Herrn Weigel in vielen Punkten zustimmen. Das ganze zu wiederholen liegt mir fern, da Herr Weigel meiner Kritikpunkte bereits ausführlich darlegte.

Zusätzlich dazu muss ich allerdings etwas loswerden: ich wehre mich gegen Theater, welches rein auf Aktion beruht. Die schauspielerische Leistung wird dabei vernachlässigt; Grundlagen wie Sprachlautstärke und Artikulation, welche ich von den meisten Darstellern des Stückes aus anderen Aufführungen kenne, war (zumindest bei der Premiere) katastrophal. Dies ist natürlich formabhänging, weshalb dies kein Kritikpunkt an der Inszenierung, sondern explizit der Premiere darstellt.
Aber zurück zum "Eventtheater": es ist mittlerweile keine Seltenheit mehr, Darsteller expositioniert auf der Bühne stripen zu lassen. Grundsätzlich kann dies natürlich die Verletzbarkeit des Schauspielers unterstreichen (Jens Harzer in "Woyzeck", Residenz) oder eine ästhetische Wirkung erzielen ("Romeo und Julia", Residenztheater), aber in dieser Situation war es - meiner Meinung/Geschmack nach - unpassend.
Ich bin bei Solberg aber nichts anderes gewohnt. Ich finde keine Verbindung zu diesem Regisseur und fühle mich nicht verstanden, sondern - mit Verlaub gesagt - verarscht. Ich gehe ins Theater, weil ich ein Schauspiel sehen möchte und keinen Film. Dies ist im Volkstheater sehr oft möglich ("Michael Kohlhaas"), aber "Die Jungfrau von Orlean" hat eher den Charakter eines hauseigenes Blockbusters auf Privatfernsehniveau.

Um es zusammenzufassen: Theater soll sich nicht an Film orientieren. Ob ich 6 Euro für eine Theaterkarte oder eine Kinokarte ausgebe, ist gleich; aber wenn ich mich fürs Theater entscheide, möchte ich nicht den kläglichen, eskapistischen Versuch eines Regisseurs sehen, einen Film auf die Bühne zu bringen.
Jungfrau im Volkstheater: älterer Redebeitrag
Ein kleiner, nicht ganz ernstgemeinter Kommentar zu diesem Thema und der Diskussion, die sich hier entfachte.

http://www.youtube.com/watch?v=qHF1i-oFdu8
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