Schablonenhaft

18. Mai 2011: Die Jury des Stückemarktes beim Theatertreffen absolviere Jahr für Jahr "eine Gratwanderung zwischen der Unterstützung von Experimenten oder von sicheren Nummern, zwischen abgeschlossen-ausgefeilten Texten oder solchen, die noch skizzenhaft-unfertige Elemente enthalten", schreibt Irene Bazinger (FAZ, 18.5.2011).

Dass vier der fünf auserkorenen Werke plakativ politisch sind, sei laut Jury-Mitglied Martin Heckmanns keine Absicht, "sondern schlichtweg ein Spiegel des diesjährigen Jahrgangs". Das Interesse an sprachlicher Durchdringung und Gestaltung scheine ihm derzeit unter den jungen Autoren "nicht recht ausgeprägt zu sein". Als Ausnahme möge "Der Bürgermeister" von Malgorzata Sikorska-Miszczuk gelten: "In einer sowohl inhaltlich wie formal gelungenen Mischung behandelt die gebürtige Warschauerin die Frage der polnischen Beteiligung an Verbrechen der Nazis in kleinen, ironisch gebrochenen Szenen und mokiert sich gekonnt über landestypische Klischees." Leider viel weniger behende sei der Umgang, den Dmitrij Gawrisch mit Themen wie "Soziale Umbrüche im ehemaligen Ostblock" und "Illegale Ausländer" in seinem Dreipersonenstück "Brachland" pflege. Nicht minder konstruiert und schablonenhaft stelle sich "Der Penner ist jetzt schon wieder woanders" von Juri Sternburg dar. Auch Konradin Kunzes "Foreign Angst" zeige, dass sich das Theater vergeblich "um direkte Aktualität und gesellschaftspolitische Relevanz" bemühe. (dip)

 

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