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Extremistisches Theater

3. Februar 2012. István Márta war bis Ende Januar Leiter des Neuen Theaters Budapest und wurde nun von György Dörner abgelöst. Im Interview auf Zeit online bangt er um die Zukunft des Hauses.

Auf die Frage, ob Dörners "rechtes" Theater akzeptiert werde - immerhin hätten die Ungarn zu 80 Prozent nationalkonservative und rechtsextreme Parteien ins Parlament gewählt, antwortet Márta: "Ich bin davon überzeugt, dass es kein rechtes oder linkes Theater gibt, nur gutes oder schlechtes. Und genau hier liegt das Problem: Mein Nachfolger verbreitet ausschließlich ideologische Klischees." Ob das Theater seine Zuschauer finden werde, könne er nicht sagen, jedenfalls werde das Theater unter Dörners Leitung sicherlich extremistischer.

Dass Ungarns Theater zu liberal sein soll und zu wenige ungarische Stücke zeige, sei eine falsche Behauptung. "Wir haben in 13 Jahren 89 Stücke gezeigt, von denen 49 ungarisch waren. In Ungarn wurden in den vergangenen zwei Jahren 600 ungarische Stücke gespielt. Einige der Zeitgenössischen haben Preise gewonnen und sind im ganzen Land beliebt. Aber für konservative Interpretationen klassischer Stücke Karten zu verkaufen, ist ausgesprochen schwierig – veraltete Sprache, veraltete Themen."

Márta sagt, dass selbst seine rechts wählenden Freunde und eine Reihe konservativer Intellektuellen über die Entscheidung für Dörner entrüstet gewesen seien. Er selbst hätte gegen seine Absetzung aus dem Intendantenamt protestiert, indem er hoch konzentriert weiter gearbeitet hat und drei Premieren herausbrachte, unter anderem "Don Carlos" von Friedrich Schiller.

(Zeit.de / sik)

 

Mehr zu dem Thema:

17. Januar 2012: Streitraum an der Schaubühne Berlin – Antisemitismus in Ungarn: Was tun?

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