... dann ist eben eine Art Quote nötig

15. März 2012. In der taz berichtet Barbara Behrendt über den Dramatikerwettbewerb In Zukunft des Westfälischen Landestheaters Castrop-Rauxel. Zusammen mit der Exile-Kulturkoordination e. V. in Essen habe der vom Land NRW geförderte Wettbewerb nur "Menschen mit Migrationshintergrund" zum Stückeschreiben zugelassen.

Ausgewählt worden seien "neun Autoren, die seit September an monatlichen Schreibworkshops teilnehmen dürfen; im Mai entscheidet eine Jury über das beste Stück, das dann in der nächsten Spielzeit am Landestheater uraufgeführt wird. Der Wettbewerb packt das Problem grundsätzlich an: Wenn auf der Bühne Geschichten von Migranten erzählt werden, kommen dabei sicher auch mehr Migranten am Theater zum Zug – seien es Schauspieler, Dramaturgen oder Regisseure."

Unbestreitbar ist für Barbara Behrendt die gute Absicht des Wettbewerbs. "Aber braucht es," fragt sie, "wirklich eine gesonderte Ausschreibung für Menschen mit Migrationshintergrund? Ist es nicht geradezu stigmatisierend, diese (teils längst etablierten) Schauspieler, Künstler, Journalisten, Filmemacher nur deshalb zu fördern, weil sie die 'richtige' Herkunft mitbringen."

"Wenn es auf anderem Weg nicht funktioniert, diese Menschen und ihre Geschichten auf die Bühne zu holen, dann ist eben eine Art Quote nötig," zitiert Behrendt den Dramaturgen Christian Scholze vom Landestheater, der die Idee für den Wettbewerb hatte. Seit zehn Jahren setze er sich für Interkulturalität an seinem Theater ein. "Hier entsteht nun jedes Jahr eine Inszenierung zum Thema. Außerdem haben drei der sechs Schauspieler im Abendensemble eine Migrationsbiografie." Man müsse, so Scholze, einfach nach vielen Wegen suchen – dieser Wettbewerb sei sicher nur einer davon.

Die Jury ist, wie zu lesen ist, u.a. mit Mark Terkessidis prominent besetzt. Im Mai werde die Entscheidung für das beste Stück bekannt gegeben. Im Juni seien dann Lesungen an verschiedenen Orten geplant.

(sle)

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