Seinen Sinn verloren

12. April 2012. Als in den vergangen Wochen vollkommen realitätsfern über einen angeblichen Infarkt der Kultur diskutiert wurde, sei mächtig pauschalisiert aber nicht richtig hingeschaut worden, schreibt Rüdiger Schaper heute im Berliner Tagesspiegel, und weist auf das von der Insolvenz bedrohte Berliner Grips Theater hin. (siehe auch die Meldung auf nachtkritik.de). Es sei viel von Übersättigung und fetten Staatskunstapparaten die Rede gewesen. Tatsächlich operiere manch staatlich subventioniertes Theater längst am unteren Rand. Das prekär finanzierte Grips Theater zum Beispiel.

Für dieses Theater, so Schaper, "weltweit geschätzt für seine Kinder-, Jugend- und Erwachsenenstücke", sei nun die Grenze erreicht. "Das Grips Theater steht trotz anhaltender Erfolge vor der Pleite."

Die Lage des Hauses sei unverschuldet – "es sei denn, man wollte der Theaterleitung vorwerfen, dass sie jahrelang die kleinen finanziellen Spritzen hingenommen hat, mit denen das Grips Theater am Leben gehalten wurde, ohne dass sich die bedrohliche Situation grundsätzlich geändert hätte." Grips-Gründer Volker Ludwig spreche von einer 'strukturellen Unterfinanzierung' seines kleinen Hauses. "Lange bevor die Idee der kulturellen Bildung schick wurde," schreibt Schaper weiter, "hat das Grips Theater sich darum gekümmert. Wenn es nun aus Geldnot auf Schulvorstellungen und Neuproduktionen verzichten müsste und nur noch abends spielt, hätte das Theater seine Geschichte, seinen Sinn verloren."

Am 4. Mai tage der Hauptausschuss im Abgeordnetenhaus. "Die Rettung des Grips Theaters, dieses einmaligen Berliner Ensembles, muss oben stehen. Es geht um viel. Es geht um 150 000 Euro. Es droht die erste dicke Kulturpleite der Ära Wowereit."

(sle)

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