Zuhause nicht darüber gesprochen

5. Mai 2012. Für die tageszeitung hat Elise Graton ein Gespräch mit Nancy Nkusi geführt, die, 1986 geboren, als Kind aus Ruanda fliehen musste, in Lüttich Schauspiel studierte, in Bern lebt und jetzt in Milo Raus zum Theatertreffen eingeladener Produktion Hate Radio eine Täterin des Völkermords spielt.

Nkusi erzählt, dass sie, bis sie das Angebot der Rolle in "Hate Radio" bekam, sich bewusst nicht mit dem Völkermord in ihrem Geburtsland auseinandergesetzt habe. Zuhause wurde nicht darüber gesprochen, Filme zum Thema habe sie nie anschauen wollen, weil sie das Gefühl gehabt habe, "die Leute würden mit dem Unglück anderer Menschen Geld machen".

Von den Grausamkeiten des Völkermords habe sie so erst aus dem Text des Stückes erfahren. Bei der ersten Lektüre habe sie der Moment "durcheinandergebracht" wenn Bemeriki von "toten Föten, Kindern, Körpern", erzähle, "die ganze Seen überfüllen. Ich dachte, sie spinnt, musste aber erfahren, dass es diese Flüsse voller Leichen in Wirklichkeit gegeben hat."

Die Zuschauer aller Altersgruppen bei den Aufführungen in Ruanda hätten die Schauspieler ermuntert. "Es sei notwendig, dass man nicht vergisst, was passiert ist, dass man erfährt, wie sie damals vorgegangen sind und wie die Medien als Instrument der Propaganda genutzt wurden."

(jnm)

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