Geweihte unter Geweihen

von Sophie Diesselhorst

Potsdam, 28. September 2012. Schwarz glänzt der Bühnenboden. Könnte glatt sein. Die Schauspieler bewegen sich aber mit Sicherheit auf ihm. Gefallen wird nicht in Stefan Ottenis Inszenierung von Uwe Tellkamps 2005 erschienenem Debütroman "Der Eisvogel". Höchstens ganz am Ende, aber wie Mauritz seinem Freund Wiggo da aus den Armen rutscht, das hat nichts mit dem Boden zu tun, denn einen Moment vorher hat Wiggo Mauritz erschossen.

Schmerzhaftes Sich-Erinnern

Alles in "Der Eisvogel" drängt in die Rückblende. Denn der Protagonist und die meiste Zeit auch Ich-Erzähler Wiggo Ritter ist mit Beginn des Buches weitestgehend außer Gefecht gesetzt. Auf den tödlichen Schuss auf Mauritz folgte eine Feuersbrunst, durch die hindurch Wiggo sich und Manuela, seine Geliebte und Mauritz' Schwester, nur knapp retten konnte. Was zu Schuss und Feuer geführt hat, das lässt Mauritz auf dem Krankenbett Revue passieren. Er spricht dabei manchmal einen Herrn Verteidiger an, der ihn vielleicht dazu aufgefordert hat, den Tathergang zu schildern. Immer wieder driftet er ab ins Selbstgespräch, in ein oft schmerzhaft redundantes Sich-Erinnern auf der Suche nach – was eigentlich?

Nach der Erlösung von seinem Vaterkomplex und damit von sich selbst – so suggeriert es die Inszenierung von Stefan Otteni, die Tellkamps Text aus der Ich-Erzählung löst (Wiggos Monolog ist im Roman durchsprengselt mit Aussagen von Verwandten und Freunden). Sie verleiht Wiggos Perspektive Autorität, indem seine Erinnerungen und Gedankenschleifen für bare Münze genommen und grob chronologisch geordnet von einem Ensemble mit klaren Figurenzuweisungen ausgespielt werden.

Alexander Finkenwirth legt seinen Wiggo als hochsensiblen jungen Mann im Anzug an, in dem es unkontrolliert brodelt, was bei seiner Umwelt als Charisma ankommt, zumal er auch noch ganz gut aussieht. Seine Existenzängste, die Tellkamps Text mehr als alles andere an seinem Protagonisten eindringlich macht, nimmt man diesem Wiggo nicht so recht ab. Was nicht unbedingt an Alexander Finkenwirth liegen dürfte, sondern eher am Regiekonzept und an der Spielfassung von Ute Scharfenberg, die Tellkamps überbordenden Text angenehm entschnörkelt haben und eben vor allem Wert auf die nach außen gerichtete Frage gelegt haben: Was ist da eigentlich passiert?

eisvogel6 280 hl boehme uBlutsbrüder: Alexander Finkenwirth als Wiggo und Wolfgang Vogler als Mauritz © HL Böhme

Rechtsrevolutionärer Terror

Wiggo hat Philosophie studiert und sich einer Karriere in der Bank seines Vaters verweigert. Was Vater nicht versteht. Um Sohnemanns Ego zu stärken, führt er ihm eine seiner Assistentinnen als Geliebte zu. Wiggo geht dem auf den Leim, und der endgültige Abschied von der Welt seines Vaters fällt ihm umso leichter, nachdem er sich der demütigenden Situation bewusst geworden ist. Wegen einer Auseinandersetzung mit seinem Professor verliert er außerdem seine Anstellung an der Universität und schlägt sich fortan mit einem Hilfsjob durch. In dieser Situation trifft er auf Mauritz und seine Schwester Manuela, die ihn in die Kreise der "Organisation Wiedergeburt" einführen. Als Anführer dieser Vereinigung will Mauritz (dessen Eltern von einer Terrororganisation entführt und getötet worden sind) Angst und Schrecken in der (post)demokratischen Gesellschaft säen, um den Weg für eine neue Ordnung zu bahnen, deren Strukturen sowohl bei Tellkamp als auch bei Otteni nebulös bleiben – klar ist nur, dass sie auf konservativem Gedankengut fußen. Auf den zornigen Philosophen Wiggo setzt Mauritz als Chefideologen.

Denn das Wort Terror schreckt seine Financiers aus Wirtschaft, Politik und Klerus dann doch allzu sehr; sie reagieren unsouverän, als er sie auf dem Landsitz seiner Großtante zusammenruft, um ihnen seine Strategie zu offenbaren. Unter einem mit Jagdtrophäen geschmückten Kronleuchter sitzen sie, Geweihte unter Geweihen. Und Wiggo versagt, weil er sich in Manuela verliebt.

Auf ungefährlichem Terrain

Manuela, die in Uwe Tellkamps Text eine starke Spielmacherin ist, wird in Franziska Melzers Darstellung auf ein blondbezopftes Mädchen mit großen Grübchen reduziert und ein bisschen Grips, mit dem es nicht wirklich etwas anfangen kann. Ein Mädchen, das vor seinem großen Bruder kuscht und im Table-Dance für die alten Säcke der "Organisation Wiedergeburt" Erfüllung findet. Das führt dazu, dass die Eskalation der Dreiecksgeschichte Wiggo-Mauritz-Manuela in Potsdam lahm gerät. Obwohl Wolfgang Vogler Mauritz zu einer beängstigenden Figur, in ihrer Unberechenbarkeit stets an der Grenze zum Irren, gemacht hat. Der Mord an Mauritz, den Wiggo begeht, um Manuela vor einer Laune ihres Bruders zu retten, schockt dann doch nicht.

Die politische Dimension des Stoffs klang sowieso nur leise mit. In Stefan Ottenis Inszenierung befindet sich das Publikum auf ungefährlichem Terrain, so scheingefährlich dunkel der Bühnenboden auch spiegeln und vielleicht den einen oder die andere einen Moment lang einen "Nationalsozialistischen Untergrund" assoziieren lassen mag. Es ist ein Theater, das wohl fest darauf vertraut, dass man geborgen besser denken kann als ausgesetzt wie zum Beispiel Wiggo oder Mauritz. Das macht es über drei Stunden lang unterhaltsam – birgt aber auch die Möglichkeit, dass man schnell vergisst.


Der Eisvogel (UA)
Nach dem Roman von Uwe Tellkamp, Bühnenfassung: Ute Scharfenberg
Regie: Stefan Otteni, Bühne und Kostüme: Anne Neusser, Musik: Christian Deichstetter, Choreografie: Marita Erxleben.
Mit: Alexander Finkenwirth, Wolfgang Vogler, Franziska Melzer, Bernd Geiling, Marianna Linden, Peter Pagel, Elzemarieke de Vos, Dennis Herrmann, Rita Feldmeier, Raphael Rubino, Jon-Kaare Koppe, Philipp Mauritz, Christian Deichstetter (Klavier).
Dauer: 3 Stunden, eine Pause

www.hansottotheater.de

Kritikenrundschau

Volker Trauth schreibt auf der Webseite von Deutschlandradio Kultur (28.9.2012), bei Tellkamps Eisvogel handele es sich um den Roman einer "geplanten und missglückten Revolution von Rechts" und um "die Geschichte einer geistigen Verführung". Deutlicher als im Roman seien in der Bühnenbearbeitung von Ute Scharfenberg die Konfliktpartner zu erkennen. Theatralische Steigerungen gebe es jede Menge. "Martialische Gestalten robben, foltern und marschieren in einer Übungsstunde der Wehrsportgruppe von Mauritz", und das gemeinsame "inbrünstige Singen des Deutschlandlieds" beende die Tagung der "Bewegung Wiedergeburt". Der Theatralisierung seien jedoch Grenzen gesetzt. Viele Textpassagen hätten zu wenig "situatives Potenzial". Herausragende sei Alexander Finkenwirth als Wiggo, der in den besten Momenten der Inszenierung das "auseinander laufende Geschehen" zusammenzuhalten vermöge. Insgesamt eine "engagierte Arbeit", die "jedoch nicht beweisen kann, dass dieser Roman nach weiteren Umsetzungen auf der Bühne schreit".

"Wer bereit ist, sich mit den Gefahren eines elitären Rechtsterrorismus auseinanderzusetzen, kommt beim 'Eisvogel' voll auf seine Kosten", schreibt Frank Dietschreit in der Märkischen Allgemeinen Zeitung (1.10.2012). Die Hauptfigur will sich aus dem Milieu des Banker-Vaters lösen, herausfinden, was die Welt im Innersten zusammenhält und schlittere voller Enttäuschung in gehobene rechtskonservative Kreise. "Die Bühne ist, bis auf einige urdeutsch-gemütliche Hirschgeweihe, weit und offen, die Schauspieler wechseln in Windeseile Rollen und Kostüme. Ort, Zeit und Raum fließen übergangslos ineinander." Die Textfassung sei genauso klar und entlarvend wie die Inszenierung. Zu Recht gab es heftigen Applaus.

In der uninspirierten und angestrengten Inszenierung von Stefan Otteni sieht Tellkamps papierene Gemengelage leider entsprechend aus, findet dagegen Irene Bazinger in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (1.10.2012). "Otteni nämlich übernimmt, vermutlich aus Bequemlichkeit, völlig den Blickwinkel des Autors." Er schildere nichts über die Figuren im Kontext ihrer literarischen Gestaltung hinaus. "All die Phantasie, die sich zwischen Leser und Text entfalten kann, wird hier zugunsten einer monoperspektivischen Aufführung doktrinär ausgeschlossen." Im Bühnenbild sei im Hintergrund "Wovor hast du Angst" in Versalien an eine Wand geschrieben, "und das möchte man sehr gern vom Regisseur wissen, der sich hinter dem diffizilen Romankonstrukt versteckt hat und lieber den darin thematisierten Elitekult des Faschismus ästhetisiert, als dazu mit den Mitteln des Theaters Position zu beziehen."

Christian Rakow in der Berliner Zeitung (4.10.2012) ordnet die Potsdamer Inszenierung in eine Reihe aktueller Demokratiebefragungen in Literatur und Theater. Man habe Uwe Tellkamp schon beim Erscheinen seines Buches 2005 politische Romantik vorgeworfen. Insofern treffe Stefan Ottenis Uraufführung den Geist der Vorlage sehr gut. Auch Otteni führe seine Figuren nicht vor, sondern lasse sie in aller Ernsthaftigkeit das "Hohelied der Geistesaristokratie" predigen. Und spätestens wenn im Hans Otto Theater die Nationalhymne erklinge und ein Teil der Zuschauer leise mitsinge, wisse man, dass die Absicht, ein kontroverses Diskussionsklima zu schaffen, allemal gelungen sei. Ute Scharfenbergs klug dramatisierte Spielfassung konzentriert sich auf die Psychologie des Terroristen. Und diese Vereinfachung der komplizierten Tellkamp'schen Erzählkonstruktion wirke sich entlarvend aus: Es qualme gewaltig, "aber ein Geist will nicht erstehen".

 

Kommentare  
Eisvogel, Potsdam: klar die Lage des Landes erörtert
ich weiß nicht ob ich den selben Abend wie die Rezensentin gesehen habe, aber daß die Inszenierung Politik nur am Rande streift, kann man nun wirklich nicht behaupten. Selten habe ich ein Stück gesehen, was so klar die Lage des Landes erörtert - und dann den Weg nach rechts als Lösung anbietet. Und wenn Sie geborgen waren an dem Abend, Frau Disselhorst, schön für Sie, ich war es nicht. Spätestens als meine Mitbürger im Parkett bei der Nationalhymne mitgesungen haben, dachte ich, vielleicht sitzt der Abend bei uns in Potsdam genau richtig.
Eisvogel, Potsdam: demokratiefeindliche Frechheit
Der ganze Abend war eine Frechheit. Man wird stundenlang mit elitärem demokratiefeindlichen Gedankengut überschüttet und die Rechten werden als gebildet, schön und sportlich dargestellt. Ich schäme mich für das Absingen der Nationalhymne in meinem Theater!
Eisvogel, Potsdam: lachhaft
ja, lieber brandemburger, das war doch bestimmt das ziel dieses abends die rechten als gebildet, schön und sportlich darzustellen. haha!
Eisvogel, Potsdam: keine Positionierung
Der ganze Abend gibt dem Zuschauer keinen Hinweis darauf, wo der Regisseur, wo das Theater politisch steht. Wer sich in seiner Kunst von solchem Gedankengut nicht klar abgrenzt, sollte nicht in einer öffentlichen Einrichtung wie dem Theater einer Stadt arbeiten dürfen. Ich zahle dafür auch Steuern.
Eisvogel, Potsdam: Verführungskraft rechten Denkens
Das sehe ich ein bischen anders, lieber Brandenburger. Wir sehen die Geschichte eines jungen Mannes, der unter anderem verführt von rechtem Denken zum Mörder wird, mit schweren Verbrennungen im Krankenhaus landet und einen hohen Preis für das Abrutschen in eine rechte Terrorzelle bezahlt hat.
Der Abend ist natürlich streitbar und das ist auch gut so.
Verwunderlich zunächst auch , dass man ausgerechnet den Eisvogel auf die Bühne hievt, da der ja nun angesichts der doch etwas platten Figuren wirklich nicht zu Tellkamps besten Werken zählt. Aber: Dass man man die Ermüdung der Menschen gegenüber der Politik und der Demokratie an sich zum Thema macht, die Verführungskraft rechten Denkens sichtbar macht und so sagt: "überlasst das Feld nicht den Falschen", ist lobenswert und toll.
Davon abgesehen gibt es auch feine schauspielerische Leistungen zu beobachten...
Eisvogel, Potsdam: Demokratie hat abgewirtschaftet
Mein lieber Brandenburger,
was Sie da quatschen geht auf keine Kuhhaut: Wenn Sie DEM Abend nicht ansehen, wo er sich positioniert, dann ist Ihnen nicht zu helfen: Ich war in der Premiere auch erstaunt, daß die Potsdamer mit Szenenapplaus auf die Nationalhymne reagieren, aber endlich geht jemand diese Themen an, daß die Demokratie selbst unter den Demokraten abgewirtschaftet hat. Das ist besser, als zum x-ten Mal Ibsens "Volksfeind" wieder aufzuwärmen Und daß man "die Bösen" am verführerischsten darstellt und mit den besten Schauspielern besetzt, um den Zuschauer zu locken, das ist schon seit Schillers "Räubern" so. Aber muß man jetzt den Regisseur, oder den so überzeugend spielenden Wolfgang Vogler nötigen, sich von dem Gezeigten als Künstler zu distanzieren? Das ist doch albern!
Eisvogel, Potsdam: Verführbarkeit von Ideologien thematisieren
Die Verführbarkeit von Ideologien durch Sprache auf dem Theater zu thematisieren ist meiner Meinung nach extrem wichtig. In Berlin lässt man in den beiden Volksfeindinszenierung den Badearzt Stockmann aus dem "Kommenden Aufstand" und aus Briefen Gudrun Ensslins zitieren. Das gab zumindest im Gorki auch Szenenapplaus, wenn über Lügen, die Verdummung und Denkfaulheit der Massen gesprochen wird. Es geht natürlich auch anders herum. Adolf Hitler hat sich ja auch bei Ibsens „Volksfeind" bedient. Der Jude als Bazillus etc. Wenn man Passagen aus „Mein Kampf" liest, in denen er über das Elend im Wien nach dem 1. Weltkrieg räsoniert, und man mal die expliziten Passagen über die Juden weglässt, würden aber nicht Wenige das auch heute noch sofort unterschreiben. Wenn ich überhaupt zitieren darf, hier ein Beispiel: „Wie mußte und wie muß dies einst werden, wenn aus diesen Elendshöhlen der Strom losgelassener Sklaven über die andere, so gedankenlose Mitwelt und Mitmenschheit sich ergießt! Denn gedankenlos ist diese andere Welt. (...) Schon damals ersah ich, daß mir nur ein doppelter Weg zum Ziele einer Besserung dieser Zustände führen könne: Tiefstes soziales Verantwortungsgefühl zur Herstellung besserer Grundlagen unserer Entwicklung, gepaart mit brutaler Entschlossenheit in der Niederbrechung unverbesserlicher Auswüchslinge.“ Das Publikum mit seiner eigenen Denkfaulheit und dem Abfeiern von wohlfeilen wie auch demagogischen Parolen zu konfrontieren, ist daher im besten Sinne aufklärerisch, da wir ja auch immer alles schon zu wissen glauben. In diesem Kontext sehe ich auch Milo Raus Versuch den Anders-Breivik-Text auf die Bühne zu bringen.
Eisvogel, Potsdam: Hitler zur sozialen Frage
So, jetzt habe ich doch noch einen Fehler eingebaut und keiner hat es gemerkt. Wenn wir schon Hitler zitieren müssen, dann auch korrekt. Hitler reflektiert natürlich seine Zeit vor dem 1. Weltkrieg in Wien. Georg Tabori hat das in seiner "Mein Kampf"-Groteske verarbeitet. Wenn man Hitlers Gedanken und Thesen zur "sozialen Frage" so liest, erinnert einen das durchaus auch an heutige rechtskonservative bis neoliberale Ideen. Da spannt er den Bogen von der Überfremdung ("Völkerbrei") zur Sozialhygiene und von der Kritik am Wohlfahrtsstaat bis zum denkfaulen Kleinbürgertum. Das sollten die Leute lesen, bevor sie "Deutschland schafft sich ab" gedankenlos beklatschen.
Eisvogel, Potsdam: rechts ohne Hitler
Lieber Stefan, Lieber Brandenburger,
das Geniale an Tellkamps Gedankenspiel im Eisvogel besteht eben darin, daß er jede Anklänge an Hitler meidet und die rechtskonservativen Figuren dort weder antisemitisch noch rassistisch sein läßt: Im Gegnteil, es findet sich dort eine Passage, in der die Hauptfigur eine Gruppe Skinheads in der S-Bahn regelrecht hinrichtet, weil sie eine türkische Frau bedrohen. Und man selbst erwischt sich in der Aufführung dabei, bei vielem, was die Rechten sagen, zustimmend zu nicken.
Eisvogel, Potsdam: gut zitiert ist halb gewonnen
@ B. Lange
Genau das meine ich doch auch. Heute wird natürlich keiner mehr plump Hitler zitieren, wenn er auf der rechten Überholspur fährt und mit seinen Aussagen punkten will. Aber es lässt sich vieles darauf zurückführen, wenn man die Texte kennt und keine Scheu hat sich damit auseinander zu setzen. Gut zitiert ist halb gewonnen. Es ist alles irgendwo schon mal gesagt worden. Man muss es nur in einen aktuellen Kontext stellen, um die Massen zu verunsichern oder zu manipulieren. Literatur und Theater kann die Möglichkeit nutzen, die Menschen auch mal unkommentiert mit diesen Aussagen zu konfrontieren. Danach muss dann das eigene kritische Nachdenken beginnen.
Eisvogel, Potsdam: Politik höhlt aus
Warum soll man Theaterabende über den Niedergang der Demokratie spielen, oder den Neusprech der neuen Rechten mit oder ohne Hitler zum Thema machen, wie @stefan es wichtig findet - haben wir keine wichtigeren Probleme in Deutschland? Die Demokratie ist eh schon ausgehölt, aber nicht durch die NSU sondern durch die Politiker selbst - wozu dann Tellkamp-Romane auf die Bühne stemmen?
Eisvogel, Potsdam: nicht nachvollziehbar
unprätentiöse, klare Bühne, politisch hochaktuell, fordernd. und mit wolfgang vogler und finkenwirth zwei tolle hauptdarsteller!
was hansdampf da schreibt kann ich nicht nachvollziehen.
Eisvogel, Potsdam: Feststellung
Was für eine peinliche Debatte.
Eisvogel, Potsdam: klug
kann mich 12. nur anschließen: kluger abend. aber warum eine dramatisierung und kein stück zum thema? gibts da keins?
Eisvogel, Potsdam: Sprengkraft
@Baucks: Nach Ihrer Meese-Debatte mit Inga ist nach unten gar kein Raum mehr in punkto Peinlichkeit. (...)

@Hansdampf: Sie finden der Niedergang der Demokratie ist kein Theaterabend wert? Lieber Hansdampf, was dann? Was schlagen Sie vor? Der Roman und noch stärker die Aufführung riskieren, einen gedankenlastigen Abend, aber WAS da gedacht und auf der Bühne ausgesprochen wird, das hat Sprengkraft. Habe selten so gespannt zugehört im Theater.
Der Eisvogel, Potsdam: Meese-Debatte
@ Atze

Sie könne sich gar nicht vorstellen, wie abgefuckt ich solche Kommentare empfinde. Sie hätten sich doch an der Meese Debatte beteiligen können. Aber dazzu fehlt ihnen etwas.
Der Eisvogel, Potsdam: zündeln?
Brandenburger hat recht: Wenn in allen Innenstädten Brandenburgs Neofaschisten demonstrieren und von demokratischen Polizisten geschützt ihre Parolen plärren dürfen, sollte man das nicht unkommentiert im Theater auch noch machen. Sind die denn verrückt in Potsdam? An was zündeln die da?
Der Eisvogel, Potsdam: Beißreflexe
Ich verstehe dies Debatte nicht und beim Lesen der Kommentare die Welt nicht mehr: Wer immer die Aufführung in Potsdam gesehen hat, kommt doch nicht im Mindesten darauf, daß hier rechtes Gedankengut verherrlicht wird. Wenn der Autor und Regisseur Figuren auftreten läßt, die faschistische Gedanken äußern, ist er doch nicht selbst rechts - bitte, jetzt nicht wieder auf das Niveau der alten Fassbinder-Debatten bei "Stadt/Müll/Tod" abrutschen. Und vor allem: Die Aufführung spricht für sich, oder haben alle, die hier posten den Abend noch gar nicht gesehen? Also wenn Tellkamp/Otteni mit dem EISVOGEL solche Beißreflexe auslösen, dann haben sie scheinbar was richtig gemacht...
Eisvogel, Potsdam: Wer nicht Position bezieht ...
Ich wollte mich hier eigentlich nicht mehr äußern, aber einmal doch. Ich bleibe dabei: Wer in der Kunst keine Position bezieht, hat Kunst nicht verstanden. Wer in einem subventionierten Kulturbetrieb menschenverachtendes Gegankengut streut, gehört von diesem Betrieb ausgeschlossen.
Eisvogel, Potsdam: Waren Sie schon mal im Kino?
lieber brandenburger, was dürfte man denn dann überhaupt noch spielen? waren sie schon mal im theater, im kino? menschenverachtendes gedankengut, wie sie es nennen, gibt es ja ab und an in der literatur, im film...
Eisvogel, Potsdam: kein politischer Skandal
Leute, Brandenburger und Co, jetzt mal eine Nummer kleiner: Der EISVOGEL ist kein politischer Skandal auch wenn manche Leute in Potsdam das scheinbar gerne hätten. Das ist ein intelligenter, gut gespielter Abend über ein längst überfälliges Thema. Man kann dem Hans-Otto-Theater dazu nur gratulieren: Mutig!
Eisvogel, Potsdam: aufhören mit den Provinz-Anspielungen
Es geht einem wirklich auf den Geist, wie alles, was hier an unserem Theater passiert, unter Anspielungen auf eine irgenwie verspießte Provinz kommentiert wird. Gewöhnt euch dran, Berliner, Brandenburger und B.Lange: In Potsdam gibts ein famoses Ensemble und das macht intelligentes, streitbares Theater. Ottenis "Eisvogel" ist nur ein Beispiel dafür. Und wenn ein Idiot dann die Nationalhymne mitsingt, dann könnte das genausogut in München, Köln und Bremerhaven passieren, oder sogar im schönen Berlin.
Eisvogel, Potsdam: Wohltat an Klarheit und Intelligenz
Der Abend ist eine Wohltat an Klarheit und Intelligenz. Daß er spaltet, finde ich eher positiv. Interessant, daß die einen Kritiker ihn "unpolitisch" finden, die anderen "eindeutig rechts". Meiner Meinung nach vertraut er einfach darauf, daß der Zuschauer - noch - selbst erkennt, wo die Gefahren für unser System liegen.
Eisvogel, Potsdam: kluger, mutiger Abend
Die Gedanken der Kritikerin können wir nicht nachvollziehen: Die Produktion - jedenfalls die Vorstellung, die wir sahen - bleibt nicht im Geborgenen, im Gegenteil. Wir fanden es gefährlich, wie sehr die Figuren, denen wir durchs Stück folgen, sich immer weiter radikalisieren. Das macht ständiges Umdenken auf der Zuschauerseite nötig. Dazu gehört übrigens insbesondere die Darstellung der Manuela durch Frau Melzer, die wir geradezu verleumdend beschrieben finden in der Rezension von Frau Diesselhorst. Sie ist am Abend eine kluge Spielmacherin, manchmal deutet sich sogar leise an, daß sie die Männer steuert und nicht umgekehrt. Generell finden wir die Vorstellung, wie sie sich uns darbietet, in der Kritik in keinster Weise wieder - das sollte aber unserer Auffassung nach eine Aufgabe von Theaterkritik sein: das Stück beschreiben, nicht verleumden. Es ist ein kluger, mutiger Abend, der den Roman sehr zu seinem Recht kommen läßt.
Eisvogel, Potsdam: weit getriebenes Gedankenexperiment
Ich fand den Abend nicht "eindeutig rechts", aber weit getrieben ist das Gedankenexperiment doch - wie schnell rechte Ideologie konsensfähig wird, wenn man den Antisemitismus und Ausländerhaß wegläßt. Scheinbar sind in Deutschland die Minderheitenrechte tiefer verankert im Bürger als das Bekenntnis zur Demokratie.
Eisvogel, Potsdam: Nerv getroffen
Der Abend - und die Diskussion mit dem Team - zeigt, wie wirksam politisch waches, mutiges Theater immer noch sein kann. So heftig diskutierend habe ich die Potsdamer noch nie erlebt. Nerv getroffen!
Eisvogel, Potsdam: bestätigt Ängste
Habe mir den Abend inszwischen angesehen - und muß sagen: @Brandenburger hat recht: Der Abend distanziert sich in keiner Weise vom ideologischen Inhalt der Figuren. Ich finde das in der heutigen Zeit gefährlich. Auch in der Vorstellung die ich sah, hat jemand bei der Nationalhymne geklatscht. Das bestätigt Ängste.
Eisvogel, Potsdam: kommt es auf korrekte Gesinnung an?
@Sabine
Wenn Sie Beweise für die "korrekte" Gesinnung der Beteiligten brauchen, um Ihre Ängste zu beruhigen, dann wären Sie mal zur Diskussion am Wochendende gegangen, da konnte man eindrucksvoll sehen, was für ein glühender Demokrat Otteni zB ist. Aber finden Sie wirklich, daß es darauf ankommt? Wären die Schauspieler nicht automatisch schlechter, wenn sie ich politisch korrekt weigerten, sich in ihre Figuren einzufühlen? Und dümmer sowieso?
Eisvogel, Potsdam: so einfach ist es
lieber herr brandenburger, dem theater, den schauspielern und dem ganzen team rechtes gedankengut zu unterstellen, ist ja sehr perfide.
damit haben sie sich zumindest ins aus gestellt.
mit diesem abend zeigt das theater einmal mehr, mit welch wenigen mitteln man den kleingeist einiger zuschauer herausfordern und entlarven kann, wie wenig es braucht, um das scheinbar so aufgeklärte bürgertum dazu zu bewegen, die nationalhymne mitzusingen und zu applaudieren danach...schon sehr entlarvend und bedenklich...nach dcen thesen, die vorher verkündet werden im stück...man sieht, es braucht nur den richtigen führer und schon singen, marschieren und klatschen welche mit...
Eisvogel, Potsdam: Haltung auf die Bühne
lieber 123
So einfach ist es nicht: Sie haben mich völlig mißverstanden: Ich plädiere ja gerade für eigenständiges Denken. Aber trotzdem gehört Haltung auf die Bühne, statt flirten mit rechten Thesen. Und wenn Sie mir Kleingeist unterstellen, stellen vielmehr SIE sich ins Aus, so unfair wie sie diskutieren.
Eisvogel, Potsdam: keine Gesinnungs-Verherrlichung
Übrigens die Menschen im Publikum, die die Naionalhymne mitgesungen haben waren Statisten.. Aufmerksame Theaterbesucher haben das spätestens festgestellt, als diese kurze Zeit später auf die Bühne gelaufen sind... Und ich denke doch dass der Szenenapplaus in dieser Szene wohl darauf zurück zu führen ist, dass einer der Schauspieler scheinbar ausversehen die falsche Strophe singt und sich dann selbst dabei ertappt und diese kleine Sequenz ist sehr unterhaltsam inszeniert und daher meiner Meinung nach der Szenenapplaus!!
Die Mitarbeiter des Hans Otto Theaters als rechts zu bezeichnen ist ja wohl eine Frechheit, man muss doch im Theater auch Problemthemen ansprechen können.. und am Ende ist der von rechts verführte junge Mann am Ende und verzweifelter als vorher.. Also finde ich keineswegs, dass die rechten Gesinnungen verherrlicht wurden ganz im Gegenteil!!
Ein wahnsinnig toller Theaterabend!!
Eisvogel, Potsdam: absurd
lieber brandenburger,amüsiert lese ich ihre zeilen, denn SIE diskutieren nicht,sondern unterstellen dem theater, daß es rechts sei; SIE setzen sich nicht mit dem theaterabend auseinander, sondern (ver)urteilen pauschal,meinen aber, daß andere, die nicht IHRER meinung sind, unfair diskutieren....schon sehr absurd...
Eisvogel, Potsdam: hin und weg
Ich habe das Stück gestern als Gastspiel in Frankfurt (Oder) gesehen.Bin hin und weg, ganz starkes Theater. Thematisch genau passend in dieser Stadt.
Eisvogel, Potsdam: relevant
@33
Dem kann ich nur zustimmen: Schon lange nicht mehr so relevantes Theater gesehen: Vieles, was in der Gesellschaft gärt wird hier ausgesprochen: Bravo!
Eisvogel, Potsdam: Flirt mit rechts
Lieber 123,
dass ich mich nicht mit dem Abend auseinandergesetzt habe, ist jetzt IHRE Unterstellung. Mindestens die drei langen Stunden habe ich mich mit ihm auseinandergesetzt, schon zu lang. Ich bin mit meiner Forderung nach Haltung nicht alleine: Auch z.B. die Kritikerin der FAZ beschreibt wie gefährlich es ist in diesen Zeiten einfach mit rechts zu flirten und dazu Bach und Schumann zu spielen.
Eisvogel, Potsdam: zu wenig subtil
Einfach Bach und Schumann ? Und: nur flirten ?? Das ist der FAZ vermutlich zu wenig
subtil und/oder es ist ihr zu banal. Wahrscheinlich kann Sie es einfach besser !.
Eisvogel, Potsdam: Schumann
Stimmt, Herr oder Frau Waage: Mit rechts flirten konnte die FAZ schon immer am Besten. Aber was kann der arme Schumann dafür, dass ihn auch Rechte hören? Müssen die im Theater dann automatisch Böhse Onkelz hören, damit das Weltbild des @Brandenburgers wieder stimmt?
Eisvogel, Potsdam: wenig aufmerksam
nun,herr brandenburger, dass sie sich 3 stunden auseinandergesetzt haben mag ja sein,aber hier geben sie pauschale plattitüden und unterstellungen von sich. DAS finde ich unerträglich.lesen sie sich doch nochmal ihre kommentare durch,dann werden sie,wenn ise genau lesen, feststellen,daß sie sich inhaltlich mit dem abend in keinster weise auseinandersetzen,sondern nur dem theater unterstellen,es sei rechter gesinnung. na holla, da waren sie in ihren drei stunden auseinandersetzung aber wenig aufmerksam
Eisvogel, Potsdam: nicht unkommentiert
Nur mal so nebenbei,Herr Brandenburger,menschenverachtendes Gedankengut wird an diesem Abend eben NICHT unkommentiert gestreut, sondern sehr wohl in Bezug gesetzt. Da scheint Ihnen etwas entgangen zu sein (wohl auch Frau Bazinger, die sie zitieren).
Eisvogel, Potsdam: man muss Verwerfliches schildern
Wie auch in der Breivik-Debatte in Weimar wird hier in diesem thread ein Gutmenschentum ans Theater angelegt, mit dem wir nicht weiter kommen. Ganz grundsätzlich gesprochen: Man muß unmoralisches, böses, verwerfliches - egal wie Sie´s nennen wollen - Verhalten auf der Bühne schildern, um sich dazu überhaupt verhalten zu können, als Schauspieler/Regisseur und als Zuschauer. Den Breivik-Monolog hat noch keiner gesehen, schon finden ihn alle falsch. In Potsdam gibt es rechte Figuren auf der Bühne, schon braucht ein Brandenburger die Gesinnungspolizei. Dabei ist die Produktion gerade in der Hinsicht brilliant, daß sie den Antidemokraten so gefährlich an uns heranholt.
Eisvogel, Potsdam: öffnen Sie die Augen
Ich stimme Nummer 40 ohne Wenn und Aber zu.Lieber Brandenburger, öffnen Sie doch die Augen und erkennen, was in Ihrer schönen Stadt im rechten Spektrum passiert oder auch im nahen Berlin an rechter oder sonstiger Gewalt.Eine der wenigen mutigen Inszenierungen am sonst eher biederen HOT.
Eisvogel, Potsdam: voll gelohnt
Ein unglaublicher Abend: Provokant, mutig, gut gespielt. Ein Bühnenbild, das endlich mal nicht bebildert. Die Fahrt aus Berlin hat sich voll gelohnt.
Eisvogel, Potsdam: Blindheit & Gleichgültigkeit
zu Nummer 40.
Danke, daß Sie das auch so sehen. Nicht das Theater ist in Gefahr in Potsdam durch zu wenig Haltung, sondern die Gesellschaft dort - und anderswo in Brandenburg - durch Gleichgültigkeit gegenüber der Demokratie bei gleichzeitiger Blindheit, den inzwischen wirklich massiven Rechten gegenüber. Das aufzuzeigen ist ein Verdienst der Inszenierung.
Eisvogel, Potsdam: forderndes Thema
Zum ersten mal in diesem architektonisch so extravaganten Theater. Gespannt, was es mit dem "rechten Stück" auf sich hat. Ein komplizierter Text, aber Hochachtung vor dem Potsdamer Ensemble: Schauspiel auf höchstem Niveau - und das sogar bei so einem fordernden Thema. Zurecht wurde der Einsatz belohnt mit Jubel des ganzen Hauses
Eisvogel, Potsdam: lasst euch nicht irreführen
zu Schwarzgesicht und Ken,
ich finde, Sie übertreiben maßlos. Wenn unsere Demokratie gefährdet ist, dann von den Zersetzern von links und der unglaublichen Gleichgültigkeit aus der Mitte der Gesellschaft. Wenn es einen Breivik nicht gäbe, müßten ihn die Regierungen erfinden, so gut funktioniert er im Ablenken von den wirklichen Problemen. Selbst im Theater funktioniert es: Sein "Manifest" wird verlesen und alle diskutieren: Lasst euch nicht irreführen!
Eisvogel, Potsdam: rechtes Denken wird salonfähig
soll das ein schlechter scherz sein, lieber wertkonservativer?
ist ihr wahrnehmung wirklich so verkürzt?
das kann man so nicht stehen lassen.
milo rau mit dem breivik text und eben auch der eisvogel zeigen ganz klar wie sehr rechtes, faschistoides Denken salonfähig geworden ist, dass leute wie sarrazin, roland koch, stoiber nicht weit von entfernt sind.
Der Eisvogel, Potsdam: emotionale Spannung
Ich war mit meinem Mann in der gestrigen Vorstellung und möchte, in der Hoffnung, dass es die Beteiligten auch erreicht, ein Kompliment ausssprechen: ein toller aktueller Theaterabend.
Wir waren sehr beeindruckt von der emotionalen Spannung, die sich durch das Spiel der Schauspieler hergestellt hat.
Eisvogel, Potsdam: verführerisch gut
ein beängstigender, wichtiger, verführerisch guter Abend!
Eisvogel, Potsdam: Sturm im Wasserglas
Also, ehrlich gesagt, so gut ich das Ensemble in Potsdam und beispielsweise die Inszenierung des Tellkamp-Romans "Der Turm"
auch finde, weiß ich nicht, was ich jetzt beängstigender finden
soll, die inhaltliche Ebene aus dem Stück heraus oder die Rückschlüsse aus dem Schwarz und Weiß der Pro- und Contra-Eisvogel-
Fraktionen. Ich fand den Abend ungemein bemüht und angestrengt,
die sogenannte Terrorzelle zB. so klischiert und abziehbildhaft,
böse Zungen müßten von einer "Verharmlosung" und einer großen Naivität künden, wie man sich so eine Organisation vorstellt, noch dazu, daß man sich den Übergang eines Post-George-Kreises zur Terrorzelle überhaupt so einbilden kann - mit der NSU hat das nichts zu tun, die allgemeinen Statements zur politischen Großwetterlage so auf dem Aktualisierungsstand der "Lindenstraße", daß ich ihn eigentlich für ziemlich belanglos halten würde, gäbe es nicht die Zweifel von meinem Eingangssatz her. Der immer aufrechte Philosophiestudent, der seinen Abschluß macht, um dann seinem Professor die Leviten zu lesen; und eine Doktorarbeit, die sein Programm doch enthält und seinen Professor aus allen Wolken fallen läßt, wo sie noch einmal verbalisiert wird, überhaupt: Philosophieabsolventen, die einen Knick in der Optik bekommen, wenn sie plötzlich arbeitslos sein sollten: Menno, daß die wenigsten von "uns" (gut, ich habe abgebrochen) nicht als Philosophen werden arbeiten können, war den meisten von uns ein offenes Geheimnis. Tellkamp skizziert im Beiheft den "Terroristen":
Wiggo ist bis zum Schluß eigentlich keiner und wird von den Ereignissen überrannt- sein "Mord" ist mehr ein Unfall , bis zu letzt kann er naiv fragen "Würdest Du töten", aber Wiggos Biographie wird durch die Inszenierung klammheimlich Kaltmeister untergejubelt, von dessen Unterdrückungsgeschichte wir doch eigentlich nichts erfahren: die Aufteilung "des" Terroristen auf zwei Charaktere, die eigentlich aber mehr nebeneinander herlaufen als wirklich einander beeinflussen, ist hier völlig rätselhaft :
die Reize der Schwester Kaltmeister sollen das wohl überbrücken. Armer Philosoph ! Ein regelrechter Schatz, diese Inszenierung, von
"Rate das erst-, zweit- oder drittbekannteste Zitat des Prominenten XYZ": "Mit freiem Volke ..., Philosohen haben die Welt nur unterschiedlich ..., magst Du meine Füße, meine Fesseln, meine Beine, meinen Po"- mit anderen Worten von Schiller über Marx bis zur "Verachtung" Godards - es ist ja auch verlockend, Frau de Voß
hier mal die Sätze Brigitte Bardots in den Mund zu legen, nein,
als so furchtbar Mutiges, irgendetwas zum NSU-Komplex Beisteuerndes vermag ich dem nicht abzugewinnen: umso merkwürdiger weiterhin dieser "Sturm im Wasserglas" von Links und Abermalslinks zu dieser Sache..
Eisvogel, Potsdam: Zitate-Raten wichtiger
Also lieber Herr Zarthäuser,
Sie scheinen ja viel ins Theater zu gehen, aber wenn Sie den Abend mit Zitate-Raten verbracht haben, ist Ihnen vielleicht das Schlaumeier-Gucken wichtiger als dem Hauptstrang zu folgen. Habe den Abend jetzt zum zweiten Mal gesehen und halte es für ein großes Mißverständnis, wenn einem das Klischeehafte in den Wortmeldungen der Terrorgruppe als Mangel des Autors oder der Regie angelastet wird, weil der Regisseur nach solchen Ergüssen doch regelmäßig Figuren selbst sagen läßt, wie stammtischhaft etwas formuliert war. Es scheint also um etwas anderes zu gehen, vielleicht ja, daß die Leute trotzdem auf so platte Argumentation hereinfallen, was ja, siehe Sarazin, auch stimmt.
Auch ist es ein (philosophischer?) Kurzschluß, zu denken, Tellkamp würde hier die NSU thematisieren wollen. Das macht den Abend ja so erschreckend, daß er im Gegenteil verdeutlicht, wie weit das Gedankengut in der Mitte und der sog. Elite der Gesellschaft angekommen ist, auf dem Bundespresseball, sozusagen. Also nehmen Sie bitte Ihre eigenen Verkürzungen und Scheuklappen nicht für die der Potsdamer Akteure.
Eisvogel, Potsdam: nichts zu meckern
Verstehe die Aufregung nicht: Der Abend ist toll, gibts nichts zu meckern.
Eisvogel, Potsdam: elf Erläuterungen
@ 50

1. Nein, das Zitate-Raten war weder mein Anliegen noch ist es meine hauptsächliche Beschäftigung beim Zusehen und Zuhören gewesen, ein
solches anzustrengen; auch deutete ich schon an, daß ich/man da nicht lange raten mußte.

2. Es gibt auch "Schlaumeierinszenierungen", die einen durchaus
lohnenden Stoff in derlei Zitatenreigen geradezu ersticken;
diese ist nahe dran, aber das ist nicht mein Haupteinwand gegen
sie gewesen.

3. Es ist tatsächlich schlaumeierhaft und inszenatorisch geradezu
unendlich ermüdend, wenn Figuren das von Ihnen Gesagte sogleich
wieder als "stammtischhaft" relativieren und/oder zurücknehmen.

4. Kommen solche Selbstzurücknahmen häufiger vor, ensteht eher der
Eindruck einer Krücke, derer sich der Inszenierende immer dann
bedient, wenn er nicht weiter weiß (das machen auch andere
und bekanntere Regisseure nur allzuoft: siehe , wenn Sie Zeit
haben, den Thalia-"Platonow" in dieser Spielzeit !).So auch mein
Eindruck bei dieser Inszenierung.

5. Nein, ich halte den "Eisvogel" für kein Stück zur aktuellen NSU-
Problematik, und mache demzufolge auch Herrn Tellkamp nicht den
Vorwurf, hier das Thema verfehlt zu haben; das würde meinen
Einwand mißverstehen.

6. Daß es zu diesem Mißverständnis aber leicht kommen kann, laste
ich der Inszenierung an, welche nämlich -sensationalistisch im An-
satz- den Tellkamp-Roman in die Richtung "Terrorismus" bürstet.
Dies geschieht sowohl bei solchen Anspielungen wie "Schreddern",
zu dem das Publikum verschwörerisch-wissend zu großen Teilen
lachte als auch qua Voraussendung des Terrorismus-Interviews
im Stückheft.

7. Sie gehen auf meinen Haupteinwand zur Splittung der "Terroristen-Figur" garnicht erst ein; ich finde allerdings gut, daß wir zumindestens die gleiche Szene für die stärkste der Inszenierung zu halten scheinen (die U-Bahn-Szene).

8. Kurzschlüsse zu dieser Inszenierung kamen haufenweise vor, ich nenne nur die Verwirrung bei manchem Kritiker bezüglich des Mitsingens der Nationalhymne. Diese Szene hatte eigentlich so überhaupt nichts Verführerisches, ich finde, daß hätte entweder bei der Premiere auffallen müssen oder es war bei der Premiere deutlich anders als gestern.

9. Tut mir leid, wenn wenigstens Grundzüge einer rechten Politik entwickelt worden wären (wo sehen Sie Sarrazin ??), ruhig, sachlich, gespenstisch, und wenn wenigstens diese Klischee-Gruppe
als irgendwie verschworener Haufen sichtbar geworden wäre (gemeinsame Leiche im Keller ? - viele "Proben" erst machen so eine Gruppe, diese aber wird bei der kleinsten Unstimmigkeit erschüttert, ja : gesprengt, ein lächerliches Häufchen, das kaum etwas mit wirklichen "Zusammenkünften" gemein haben dürfte und also keinen Mehrwert abwirft (wie ich mir soetwas vorstellen kann/soll)), dann hätte ich den Reiz der Veranstaltung (samt Streit um sie) verstehen können.

10. So aber, wie die Inszenierung ist, läßt sie einfach eine Litanei von mehr oder weniger Mißständen aufzählen und anprangern (Szenenapplaus für den Mainstream aus dieser Aufzählung), die noch keineswegs rechts ist (!), tut aber fast schon so, als sei das schon der Schlüssel der Rechten; aus jeder Lektüre der Schönhubereien der Vergangenheit (und da kann man sich sogar auf Westdeutschland beschränken, denn bei der Europawahl 1989 gingen 6 Sitze aus der BRD an Schönhuber, Schlee und Konsorten), aus jeder aufmerksamen Lektüre eines rechten "Blattes" gewinnen Sie mehr Erkenntnisse als durch diesen Abend, der beinahe die Hoheit über den Stammtischdiskurs über obige Mißstände versucht zu gewinnen, so wie er rüberkommt.

11. Verführung durch Sprache, Strategien der propagandistischen
Fähren ins Bewußtsein: das wäre es gewesen. Stattdessen wurde
auch noch "Terrorismus" thematisch aufgesattelt; weniger wäre
mehr gewesen und hätte dann vielleicht die atmosphätische und
auch lyrisch-bildliche Dichte der "Turm"-Inszenierung erreicht.
Eisvogel, Potsdam: der Hund auch
Drei Antworten:

1. Es ist tatsächlich geradezu unendlich ermüdend, wenn unkonventionelle Inszenierungen nur noch von Leuten kommentiert werden, die nichts als eine Litanei von Mißständen aufzählen und anprangern, statt sich am Abend mal auf was Neues einzulassen (Szenenapplaus).

2. Es gibt nur jeweils eine richtige Art ein Stück anzusehen und deshalb finde ich auch, es hätte spätestens jedem bei der Premiere auffallen müssen, daß diese und jene Szene eigentlich so überhaupt nichts Verführerisches hatte.

3. Wer seine Beiträge professoral durchnummeriert hat immer recht.

Der Hund war auch toll.
Eisvogel, Potsdam: Konzept verteidigt
@ 53

Lieber Philosoph, Sie also glauben ernsthaft, daß in der Szene mit der Nationalhymne jemand (von dem "Kampftrupp" abgesehen) verführt gewesen sein könnte mitzusingen ?

Natürlich hat jeder seine Sicht von so einer Inszenierung, und ich habe mich auf die jeweils neue Erfahrung positiver Kritiken (ich weiß, daß es mehrere gibt) ebenso eingelassen wie auf die erste Bühnenadaption des Romanes und die -ebenfalls gibt es mehrere- negativ gehalteneren Kritiken, dennoch habe ich versucht, meine Meinung zur Inszenierung darzustellen und -womöglich- argumentativ zu stützen. Zudem habe ich bereits im Vorfeld der Inszenierung das, was ich vom Konzept her vorentworfen gefunden habe, gegen die, nennen wir sie so, Zensurfraktion verteidigt; von diesen Worten habe ich nichts zurückzunehmen.

Wer seine Beiträge professoral durchnummeriert, hat leider nicht immer recht, aber Ihre Version, nach der wir es dann beide haben, gefällt mir letztlich ganz gut. Ich habe eigentlich durchnummeriert, um mich ein wenig zu disziplinieren, nur kurz in Punkten zu antworten (ich neige leider zu Abschweifungen und Klammern).

Der Hund ist übrigens ein Weimaraner (Vorstehhund) in der kurzhaarigen Version. lg aus Hamburg
Eisvogel, Potsdam: im besten Sinn provokant
So einen provozierenden Theaterabend muß man erstmal hinkriegen, Der Roman ist ja nicht leicht und voller inhaltlicher Schwächen. Wenn jetzt hier manche schäumen und geifern: Das scheint der Abend ja anzulegen. Ist doch wunderbar.
Der Eisvogel, Potsdam: verführt wie die Hauptfigur
@52
Ich muß mich doch noch einmal äußern: A. Zarthäusers ausführliche Thesen tun so analytisch und objektiv - da hat "Philosoph" wirklich recht - und sind, wenn man das Buch kennt, nichts als subjektiv hingehunzte Meinungen und aus Text und Aufführung nicht belegbare Anschuldigungen.
Zum Beispiel, die seltsame Behauptung, die Inszenierung würde Wiggos Biographie der von Kaltmeister unterjubeln. Das tut die Aufführung gar nicht. Wenn ich mich recht erinnere ist Kaltmeister über seine Biografie genauso wortkarg wie im Buch, nur daß seine Eltern bei einem Terroranschlag ums Leben kamen, erwähnt er.
Auch daß die Inszenierung schlaumeierlich tut: Wo? Wann? Daß eine Romanadaption auf dem Theater Motive und Figuren verkürzt, ist doch normal.
Die Hinwendung vom George-Kreis zur Gewalt ist übrigends schon im Roman überraschend - vielleicht sollten Sie den doch mal lesen, bevor Sie so auf die Inszenierung eindreschen.
Aber auch Ihre anderen Behauptungen ärgern mich sehr, der ich den Abend sehr gelungen finde: Ein Roman, der vor allem von Rechtsterrorismus handelt, kann man in der Aufführung gar nicht "auf Terrorismus bürsten". Was ist denn Ihrer Meinung sonst das Thema des Buches wenn nicht Terrorismus?
Der Terror-Text im Programmheft. Ich habe ihn erst nach dem ersten Besuch der Aufführung gelesen - er ist gar keine Voraussetzung um den Abend zu verstehen.
Die Grundzüge des rechten Denkens, sie werden sehr wohl entwickelt in der Grundsatzrede von Kaltmeister nach der Pause ( übrigens auch "ruhig, sachlich gespenstisch", wie Sie ja fordern, toll gespielt von Herrn Vogler).
Das ist übigens auch die Verbindung zu Sarrazin, die ich meinte: Die demokratiefeindlichen Kräfte im Stück bedienen sich der Politikmüdigkeit des Mainstreams, benutzen die Kritik, auf die sich alle einigen können, um sie dann mit nach rechts mitzunehmen, wie Sarrazin in seinen Schriften, wie zB die NPD bei ihrem Europa-Bashing. Da genau holt einem das Stück ab. Das was Sie "Stammtisch" nennen, ist meiner Meinung nach beabsichigt, daß der Zuschauer mitnickt - oder applaudiert - um später, wenn die Hauptfigur sich radikalisiert, dann ein Gewissensproblem zu bekommen. Mir ist das so gegangen beim ersten Mal, daß man mich sozusagen genauso verführt hat wie die Hauptfigur, und ich fands genial.

Das scheint mir ihr Hauptproblem zu sein: Sie saßen in einem Abend, den das Publikum augenscheinlich mochte, Sie aber nicht, und jetzt wettern Sie gegen den "Mainstream" und versuchen sich "objektive" Listen herbeizuschreiben, warum er so schlecht ist. So wie Sie sich auch verraten im Punkt der Nationalhymne. "Jedem hätte bei der Premiere auffallen müssen, daß die Szene so nichts Verführerisches hatte" - können Sie sich nicht einfach vorstellen, daß sie für Andere was verführerisches HAT? Oder, daß der von Ihnen scheinbar so verachtete Mainstream einfach Szenenapplaus gibt, weil der Schauspieler Alexander Finkenwirth seine Szene mit der Liste der Probleme so brilliant spielt?
Und: Lesen Sie den Roman - dann hören Sie vielleicht auf, den Potsdamern anzulasten, was schon bei Tellkamp streitbar ist. Da war ja selbst die FAZ fairer. Grüße.
Der Eisvogel, Potsdam: noch und nöcher
@ 56

Werter Herr Lange, ehrlich, so geht es nicht; Sie arbeiten hier mit Unterstellungen noch und nöcher. Ich versuche angeblich, hier objektive Listen herbeizuschreiben (warum ich die Punkte als Punkte aufführe, habe ich geschrieben, aber das interessiert Sie nicht, Sie versuchen mich nahezu zu zwingen, diesen Abend zu mögen, und Ihre Argumente dafür sind für mich immernoch nicht überzeugend), nur weil ich hier versuche, meine andere Auffassung des Abends zu umreißen: Anstatt sich zu freuen, daß sich hier jemand ernsthaft und mit Herzen dabei versucht, sich öffentlich mit diesem Abend auseinanderzusetzen, so daß Konträres hier überhaupt zur Sprache kommen kann, sprechen Sie von "verhunzt" und schieben nach, ich hätte ein Problem damit, wenn ein überwiegender Teil des Publikums einen Abend goutiert. Ich kann Ihnen versichern, daß Sie sich da gehörig in mir täuschen. Es ist doch durchaus weiterführend, wenn wir auf die Differenzen und auch die Nicht-Differenzen (ich habe mich im Vorfeld mit dem Roman beschäftigt, gebe aber zu, ihn nicht vollständig gelesen zu haben) von Roman und Romanadaption zu sprechen kommen. Wenn beispielsweise schon die Hinwendung des "George-"-Kreises zur Gewalt im Roman -das beispielsweise habe ich in einer SPIEGEL-KRITIK zum Roman bereits gelesen- eher überraschend, wo nicht befremdlich und untermotiviert ist, stellt sich immernoch die Frage, warum man in einer Inszenierung, in der man notwendigerweise so viele Dinge verkürzen muß, ausgerechnet dieses Detail stehenläßt und damit inszenatorisch notwendig verstärkt bzw. überhöht. Genau dieser Vorwurf ist Otteni zuweilen ja auch von der Kritik gemacht worden, sich in derlei Details gerade nicht von Tellkamp abzusetzen, so daß Teile der Inszenierung einen anbindungslosen, disparaten
Charakter haben. Dieser Meinung schließe ich mich an. Was sagt das über mein Verhältnis zum sonstigen Publikum ? Nichts. Klar, Herr Finkenwerth macht seine Sache bei der Aufzählung wirklich gut (woher haben Sie, daß ich die ganze Sache in Bausch und Bogen niederwettern will ?, es gibt wahrlich ganz andere Abende, im Gegenteil, gerade die Qualität, die ich in Potsdam schon erlebt habe, konnte sich hier nicht vollends, aber freilich gelegentlich, entfalten), nur bleibt dann andererseits in der Tat auch ziemlich ununterscheidbar, ob er Szenenapplaus für das "Technische" bekommt und/oder für die Liste, die er vorträgt. Nun gut, ich erlebte es so, daß beides der Fall war. Aber, in der Kaltmeister-Analogszene zu dieser "Litanei" (aus Allgemeinplätzen, die ich alle Nase lang in irgendwelchen Inszenierungen um die Ohren gehauen bekomme, vielleicht nicht zu unrecht, weil ja an der Schilderung der "Mißstände" durchaus etwas dran ist) erlebte ich das durchaus ganz anders, und ich schätze es schon so ein, daß hier die meisten halt nicht versucht waren, erneut zu klatschen beziehungsweise dann bei der "Nationalhymne" mitzusingen, und insofern sagen mir die Publikumsreaktionen auch ziemlich wenig über Verführbarkeit im Allgemeinen der politischen Großwetterlage oder im Speziellen bestimmter und vertiefter Einzelaspekte. Ich hätte es begrüßt, wäre dann tatsächlich mehr zB. von der EURO-Skepsis und von Sarraziniaden gekommen, stattdessen mußten sich die diversen Redner immer wieder selbst und gegenseitig zurücknehmen. Am ehesten scheint da die These durch, daß die Agonie der Mehrheit sich ganz ähnlich auch als Agonie der Radikalen spiegelt. Wer dann weiter zum Durchdringen der Gewalt fortschreitet, wird vermutlich vor dem Gewaltpotential aus der "Mitte" der Gesellschaft mehr erschrecken als über ein solches aus derlei müden Zirkeln, und wenn Sie mit all jenen Unterstellungen über meine Motive daherkommen, scheint es mir so, ein recht ordentliches Beispiel für diesen "Jack-Wolfskin-Konformismus" gerade am eigenen Leibe zu erfahren, was mich schon kaum noch ärgert, weil es leider so alltäglich ist, sich irgendwann damit auf Lebbares hin einrichten zu müssen. Ich schrieb auch, daß ich den Komplex "Verführbarkeit durch Sprache" wesentlicher fand (siehe Ihr kleiner Dialog mit Stefan) als eine Zuspitzung des Terrorismus-Themas. Meine Formulierung "auf Terrorismus bürsten" ist diesbezüglich recht unglücklich, das stimmt, weil das ja tatsächlich im Roman so angelegt ist.
Der Eisvogel, Potsdam: noch und nöcher II
(Fortsetzung)

Was ich meinte, war, daß die Sache nach Maßgabe jenes Terroristen-Profils (das Sie für unerheblich halten) aus dem Stückheft auf eine bestimmte Art, sich dem Terrorismus zu nähern, zugespitzt wurde, die für meine Begriffe (!) schlicht nicht schlüssig ist, und da kommt dann jene Verlagerung von Wiggo auf Kaltmeister, die ich so sehe, ins Spiel (vielleicht sollte man den "neuen" Gedanken erwägen, A und B hier ineins zu denken wie bei Kierkegaard ...). Ich werde den Roman die Tage noch einmal in Gänze lesen , und ich stehe (Ihnen) gerne für eine weitere Sichtung von Roman und Inszenierungsgeschehen rund herum zur Verfügung- aber, ich bitte Sie, sorry, ohne jene offenen und distanzlosen Feindseligkeiten. Ihr AZ
Eisvogel, Potsdam: Themen, die sonst nicht behandelt werden
Ich bin aufgerüttelt und erschüttert aus dem Abend gekommen. An dieser Stelle den Darstellern, dem Regisseur und dem Autor einen herzlichen Dank. Die Diskussionen auf dieser Seite sind mir unverständlich. Diese Themen werden sonst im Theater nicht behandelt. Das allein ist doch schon ein Verdienst.
Eisvogel, Potsdam: Agonie der Mehrheit
@ 58
Gefährlich ist es, wenn hier ein Kommentator eine "Agonie der Radikalen" in Deutschland erkennen will. Die Rechten sind nicht in Agonie, sie sind so aktiv wie nie und nützen "die Agonie der Mehrheit" um weiter in die Mitte der Gesellschaft vorzudringen. Wir quatschen, sie handeln.
Eisvogel, Potsdam: emotionale Pest
@ 60

Bitte lesen Sie das nicht anders, als ich es geschrieben habe. Ich schrieb davon, daß nach Anlage der Inszenierung mir diese These
durchscheint, ob ich sie nun für richtig halte oder nicht. Für so einen "George"-Zirkel trifft es schon irgendwie zu, finde ich, und deshalb sehe ich mitunter auch das Problem einer "Verwässerung" oder "Verharmlosung", mindestens einer ziemlichen Undeutlichkeit
betreffs des realen "rechten Randes". Auch sprechen "wir" oftmals von "Agonie" und spielen damit nur die Bilanzen unseres realen Handelns (!) runter. Die Rückkehr deutscher Soldaten auf allerlei Kriegsschauplätzen, wenn das kein Handeln ist ! Und: mitten aus der Gesellschaft. Ähnlich wie "unsere" Agonie sich zu diesem Krieger-Faktum verhält, verhält sich, denke ich, die "Wertkonservativen"-Agonie zu den rechten Terrorgruppen.
Gleichzeitig herrscht ganz allgemein der Zug vor, vollendete Tatsachen zu schaffen, und sei es "nur" beim Einparken oder sonstwo im öffentlichen Verkehr; auch hierbei droht der Begriff "Agonie" die alltäglichen Idiotien hierzulande eher zu verniedlichen. Der Film "Muxmäuschenstill" zB. war ja gerade so großartig meineserachtens , weil er auf sehr humorvolle Weise diese Verhaltensmiß-
stände en passant erfaßte, indem eine radikale Abwehrreaktion darauf (Muxens Gesellschaft) ironisiert wurde.
Das, was Wilhelm Reich noch "emotionale Pest" nannte, greift aus der Mitte der Gesellschaft um sich, Opfer davon bleiben ungezählt und bevölkern den "Markt der Sinnstiftungszirkel" und womöglich "geschlossene Einrichtungen", ein Markt, der ungeheuer boomt -wie ich sah, in Potsdam keineswegs am wenigsten- und gegen den die Opfer der rechten Gewalt zahlenmäßig zu verschwinden drohen. Ja, und das ist eine reale Drohung und Gefahr, und das ist einer der Gründe, warum ich der generellen Entscheidung, diesen Roman auf die Bühne zu bringen, positiv gegenüber eingestellt war und bleibe und mit einer, ja, Vorfreude nach Potsdam fuhr (die sich nicht ganz einlöste und bei der es fraglich bleibt, ob diese einlösbar wäre; immerhin aber kann ich bei meinen Anmerkungen unmöglich unterschlagen, daß da ein Reiz von der "Eisvogel"-Diskussion auf mich ausging, die nicht plötzlich etwas ganz Anderes sein kann; im übrigen hatte das seinerzeit noch den Vorlauf im "Immernoch-Sturm"-Thread (Nürnberger Inszenierung von Otteni), wo im übrigen die Handke-Versuche (siehe neuen Handke-Thread) auch eine Rolle spielten (mir fällt gerade auf, daß ich heute noch mal "Das weiße Band" von Michael Haneke sah, was auch dort zur Sprache kam; ich konnte dem Film beim zweiten Sehen tatsächlich auch mehr abgewinnen als beim ersten, aber das ginge zu weit, das jetzt zu erläutern : mit Inszenierungen kann das natürlich ganz ähnlich gehen)). Ob die Rechten aktiv wie nie sind (siehe die Wahlerfolge der REP, DVU , NPD noch zu BRD-Zeiten und zu den jeweils zweiten Landtagswahlen in den neuen Bundesländern) , ist für mich noch fraglich, aber die Aktivitäten sind allemal brutaler und häßlicher
geworden- daran gibt es nicht viel zu deuteln.
Der Eisvogel, Potsdam: das Material besser gemacht
@57, 58, 61
Herr Zarthäuser,
ich will Ihnen jetzt doch antworten: Ich BIN froh über die offene Diskussion, die hier zustandekomt, aber genauso bin ich entsetzt über das pauschale Verwerfen dieses komplizierten Abends. Was Sie in Ihren letzten Beiträgen schreiben, klingt schon um einiges differenzierter - so kann eine Diskussion beginnen. Ich bin sehr gespannt über ihre Leseerkenntnisse, wenn Sie den Tellkamp noch mal zur Hand nehmen. Ich bin der Meinung, daß Otteni und die Potsdamer das Material sogar besser gemacht haben - das Spekulative und Reißerische des Romans gedimmt, das Unheimliche durch die Musik und die Jagdtrophäen verstärkt, usw. Freue mich auf die weitere Diskussion. Grüße.
Eisvogel, Potsdam: was will man mehr?
Der Eisvogel: Tolle Vorstellung. Gutes Thema. Gut gespielt. Wußte gar nicht, daß es so einen Stoff gibt. Habe gehört, das Potsdamer Theater ist von Kürzungen bedroht. Verstehe ich nicht: Was will man mehr als solche Abende?
Eisvogel, Potsdam: Schon lange nicht mehr wählen
Ich finde den Eisvogel sehr gut. Ich habe Einiges an der Aufführung nicht verstanden, aber der Verdacht, daß Uwe Tellkamp mit rechten Gedanken spielt, den hatte ich während der Vorstellung auch. Jetzt lese ich hier die vielen Kommentare, die dasselbe vermuten. Trotzdem finde ich das Stück wichtig. In meinem Bekanntenkreis geht schon lange niemand mehr wählen.
Eisvogel, Potsdam: Unverantwortlich
Nicht mehr wählen zu gehen ist das Letzte. Wenn das Stück in Potsdam so etwas nahelegt, ist das unverantwortlich.
Der Eisvogel, Potsdam: Spannungen
@ 65

Das legt das Stück in Potsdam natürlich nicht nahe !
Ob es das Letzte ist, aus "Protest" NPD, DVU , REP und Konsorten zu wählen,
aus "Bequemlichkeit und Konformismus" eine der "etablierten" Parteien oder aus
"Protest, Bequemlichkeit und wiederum Konformismus (der Art "Politik ist ein schmutziges Geschäft") garnicht, ist für meine Begriffe ein weites Feld. Filme, Romane, Romanadaptionen und Filmadaptionen wie "Die fetten Jahre sind vorbei" oder "Der Eisvogel" werfen einen kritischen Blick auf "Alternativen", auf Formen der außerparlamentarischen Opposition gewaltgeprägter Artung, die in vollständige Desaster münden. Nein, es kann keine Rede davon sein, daß hier der Parlamentarismus entsorgt werden soll; es regiert vielmehr die Sorge um einen solchen, wenn er es nicht mehr vermag, Spannungen in der Gesellschaft wahrzunehmen, zu "integrieren" , zu kanalisieren..
Der Eisvogel, Potsdam: legitime Entscheidung
Die Entscheidung, an einer Wahl nicht teilzuhaben, ist legitim. Unsere Ordnung sieht die Möglichkeit dazu ausdrücklich vor. Dieses unterscheidet sie von anderen Ordnungen, durch die Menschen entweder von vornherein von Entscheidungen ausgeschlossen- oder zu bestimmten Entscheidungen genötigt werden
Der Eisvogel, Potsdam: auch keine Lösung
@ Sonja: Nicht wählen zu gehen, ist auch keine Lösung. Denken Sie doch mal ein wenig weiter als nur bis zum nächsten Gartenzaun. So manch ein Weltbürger wäre froh, wenn er demokratisch und frei wählen dürfte.

Mit Ihrer Wahlstimme können Sie doch auch deutlich machen, dass es Ihnen wirklich um die Demokratie als Volkssouveränität und nicht als von Europa ausgehender Markenname geht, mit welchem die Begriffe "Frieden, Gerechtigkeit und vor allem Demokratie" nur verkauft werden.
Der Eisvogel, Potsdam: in keiner Zeile
lieber demokrat, haben sie das stück gesehen? es wird in keiner zeile nahegelegt, nicht mehr wählen zu gehen.
Der Eisvogel, Potsdam: naiv
Liebe Inga,
glauben Sie wirklich, daß man in Deutschland mit Wahlen etwas bewirken kann? Sind nicht die Parteien meistens schon längst von Wirtschaftsbossen gelenkt, wie es die Aufführung in Potsdam ja auch nahelegt? Vieles von dem, was im Stück an der Demokratie kritisiert wird stimmt ja. Ich finde, da sind Sie naiv.
Eisvogel, Potsdam: die eigentliche Frage
@ Sonja: Naiv bin ich sicher nicht, ich weiss selbst genauso gut wie Sie, wie Politik heute so funktioniert. Bloß, wie wollen Sie sonst etwas verändern, ausser über Wahlen? Und vor allem, wem würde es nützen, wenn Sie nicht wählen würden? Das ist hier dann wohl die eigentliche Frage. Abgesehen davon, dass auch in diesem Jahr wohl wieder eine Mehrheit wählen wird, kann bzw. ab welcher Wahlbeteiligung ist eine Wahl als ungültig zu werten? Gibt es da eine Klausel? Oder ist eine Wahl selbst dann gültig, wenn sie nur von einer Minderheit der Bürger einer Gesellschaft mitgetragen wird? Sind so weiterführende Fragen.
Eisvogel, Potsdam: muss was dran sein
@123
ich habe das Stück nicht gesehen. Aber wenn so viele Kommentare die antidemokratiche Richtung des Abends kritisieren, muß ja was dran sein. Selbst wenn es das Stück nicht zitierfähig nahe legt, es ist schon eine Sauerei, wenn man es so verstehen kann.
Eisvogel, Potsdam: Denk-Raum zugestehen
hat jemand der dem Potsdamer Theater rechte Gesinnungen unterstellt, sich eigentlich schon mal mit dem Spielplan vertraut gemacht? Ingmar Bergmanns Schlangenei, Tellkamps Der Turm, Alexander Solschenyzins Krebstation, Horváths Jugend ohne Gott...? Warum sollen wir die Botschaft schon vorverdaut bekommen? "Geht nicht wählen": glaubt jemand das ernsthaft? Es liegt doch an mir als Zuschauer welche Haltung ich zu einem Stück, einer Figur entwickle - dass ich diesen Denk-Raum von der Regie zugestanden bekomme, dafür bin ich dankbar. Sonst fühle ich mich als Zuschauer entmündigt.
Eisvogel, Potsdam: wollen Sie den Sturm?
Liebe Inga
Sie haben schon recht. Aber ist wählen gehn, wenn es eine Farce ist, nicht Heuchelei? Beruhigt man da nicht sich und die Politiker, tut so, als würde die Demokratie funktionieren, und dabei ist es nur noch die Hülle ? Ich glaube, es ist schon so, wie der Herr Kaltmeier im Stück sagt: "Die Demokraie ist müde. Die Menschen sind müde." Aber den Sturm, den Schock, den er herbeiführen will den will ja auch keiner. Oder wollen Sie den?
Eisvogel, Potsdam: sprechende Namen
"Kaltmeister", liebe Sonja, das sind schon sogenannte sprechende Namen bei Tellkamp. So auch "Ritter"..
Eisvogel, Potsdam: der Sturm, der wirkliche
74.
Den Sturm hält ja eh keiner aus, den wirklichen. Nur ein paar wenige,
die Radikalen, zu denen zählen wir nicht.
Der Eisvogel, Potsdam: Gleichgeschaltetes Denken
@ Sonja: Wählen zu gehen, das ist immer noch das Beste, was Sie tun können, auch um einem schleichenden Rechtskonservativismus innerhalb einer offenen Gesellschaft entgegenzuwirken. Wer irgendwelche geistig-aristokratischen "Säuberungsideen" hat, der hat über seiner Hybris vergessen, dass wir alle schwach bzw. nur Menschen sind.

Und vor allem, Demokratie ist ja eben gerade keine leere Hülle, die von verschiedenen politischen Akteuren benutzt werden kann - auch Hitler kam ja, durch mehr oder weniger freie, demokratische Wahlen an die Macht. Nein, es geht vor allem darum, dass in diese leere Hülle nach Rosa Luxemburg ein "Klassenvorurteil" eingeschrieben ist. Freiheit ist immer auch die Freiheit des Andersdenkenden. Gleichgeschaltetes Denken dagegen ist schon Diktatur.
Eisvogel, Potsdam: rechts oder nicht rechts?
zu 77:
Was Sie über gleichgeschaltetes Denken schreiben, stimmt. Ich habe mir jetzt erst die ganze Diskussion zu diesem Stück durchgelesen und da wundere ich mich gewaltig. Wer da in seinen Beiträgen Arbeitsverbote für den Regisseur fordert - das ist Gleichschaltung im Denken. Nur: Ist Tellkamp mit seinen sprechenden Namen rechts? Oder beschreibt er rechte Figuren lediglich?
Der Eisvogel, Potsdam: Reflektionsraum
@ JK: Der Autor eines Textes ist für mich zunächst einmal nicht identisch mit seinen Figuren. Von daher empfinde ich es als wichtig, über den Rahmen der Kunst/des Theaters auf die Gefahr einer "konservativen Revolution" allererst aufmerksam zu machen bzw. jedem einzelnen Zuschauer die Möglichkeit zur Reflektion der eigenen Wahrnehmung zu eröffnen. Dabei kommt es meines Erachtens weniger auf den Autor eines Stücktexts, sondern vielmehr auf den Regisseur an, das heisst darauf, welche Form er wählt, um zu verdeutlichen, dass nicht der Autor, sondern der Text bzw. die konstruierten Figuren sich selbst entlarven.
Eisvogel, Potsdam: Demokratie leere Hülle
Liebe Inga (zu 77)
Ich glaube, Demokratie ist schon lange eine leere Hülle und die Leute hier regen sich über das Stück in Potsdam so auf, weil es ihnen das so deutlich zeigt.
Eisvogel, Potsdam: die Sammler von rechts
@ Sonja: Ja. Und was können wir dagegen tun, dass mittlerweile auch rechtskonservative und/oder rechtspopulistische und/oder rechtsextreme Akteure mit gesellschafts- und globalisierungskritischen Themen auftreten und AnhängerInnen um sich sammeln? Das ist dann wohl die eigentliche Frage dieser Inszenierung, oder nicht?
Eisvogel, Potsdam: Nachfrage
@81:
"mittlerweile"?
Hat nicht auch Hitler eine "sozialistische deutsche Arbeiterpartei" geführt?
Eisvogel, Potsdam: fürs Lexikon
Sicher richtig. Trotzdem sollten Sie bei den Begrifflichkeiten schon genau bleiben:

1) NSDAP = Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) war eine in der Weimarer Republik entstandene politische Partei, deren Programm beziehungsweise Ideologie (der Nationalsozialismus) von radikalem Antisemitismus und Nationalismus sowie der Ablehnung von Demokratie und Marxismus bestimmt war.

2) SAPD/SAP = Die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD, häufig auch Sozialistische Arbeiterpartei, SAP genannt) war eine linkssozialistische, marxistische Partei, welche von 1931 bis 1945 bestand und eine wichtige Rolle im Widerstand gegen den Nationalsozialismus spielte.
Der Eisvogel, Postdam: es geht um die Elite
Liebe Inga,
ich glaube nicht, dass das die Frage der Inszenierung ist. Ich glaube der Tellkamp und vielleicht noch mehr Herr Otteni wollten über Elite reden: Die, die Schumann hören, Hölderlin noch auswendig können - wieso sehnen die sich nach Kampf gegen die Demokratie ?
Eisvogel, Potsdam: kriminelle Neigung
@ Sonja: Erstmal, es kann aber auch sein, dass ich Sie da missverstehe, ich mag kein Schubladendenken. Was ist nun, wenn ich auch mal Schumann höre oder Hölderlin lese und trotzdem nicht elitär denke und handle? Aber ich verstehe schon, was Sie meinen könnten: "Die Wiederkehr des guten Hirten" (Daniel Bensaid). Zitat: "Schon wurden wieder die Erbfolge und der von Gott auserwählte Adel gegenüber einer auf einem gemeinsamen Boden errichteten bürgerlichen Gleichheit gerühmt. Bereits vernahm man wieder Lobgesänge auf die ausgewogene Weisheit einer pastoralen Regierung gegenüber der Unordnung und 'kriminellen Neigung der Demokratie'."
Eisvogel, Potsdam: Arbeit an der Abschaffung des Parlamentarismus
Ihr lieben Frauen - und Arkadij,
während ihr noch an der Interpretation des Eisvogels in Potsdam noch herumdeutelt, arbeiten andere schon längst an der abschaffung des Parlamentarismus. Ich weiß nicht, ob Otteni mit seiner Fassung dazu gehört. Tellkamp gehört sicher dazu: Lest den Roman!
Eisvogel, Potsdam: si tacuisses …
@philosoph philosophen pflegen zu denken, bevor sie sich äußern.
Eisvogel, Potsdam: Sokrates-Weisheit
87.
bekannter noch ist:
ich weiß dass ich nichts weiß
von sokrates
Eisvogel, Potsdam: erläutern und enthüllen Sie!
@ 86

Lieber philosoph !

Wenn Uwe Tellkamp sicher dazu gehört, dann erläutern Sie das doch bitte ein wenig anhand des Romanes, für viele LeserInnen sicherlich ein Kandidat für die feuilletonistische Enthüllungs-Sensation des Jahres -und das schon so früh im Januar-. Ja, erläutern Sie - mit oder ohne Hilfe der Frauen..
Eisvogel, Potsdam: Im Roman gelungene Passagen
Lieber Arkadij,
es ist nicht so schwer, das Erläutern: In seinem Roman sind Tellkamp die Passagen besonders gelungen, in denen die Kaltmeister-Crew die Demokratie brilliant in Stücke reißt, und die Stellen besonders schwach, in denen er sie scheinbar verteidigt. Mehr isses nicht. Oder sehen Sie das anders?
Eisvogel, Potsdam: End- und Restszenarien
Lieber philosoph !

Uwe Tellkamp hat einen Roman geschrieben. Der Antrieb dazu war gewiß, so eine Kaltmeister-Crew (wie Sie es nennen) möglichst ernsthaft zu schildern, zu stärken.
Die Fallhöhe zur eigenen Gesinnung mag da aber eher den künstlerischen Reiz, den Bogen spannen, mit dem man nach allerlei schießen kann. Dostojewskij sind zB. in "Die Dämonen" oder "Die Brüder Karamasow" die, nennen wir sie einmal so, die "antichristlichen" Positionen auch leichter, bewegender, ideenreicher von der Hand gegangen als all die Aljoscha-Gebete, Gruschenka-Zwiebeln und Schatow-Vetröstungen auf einen noch kommenden Glauben. Aber das macht Dostojewskij ganz sicher nicht zum Stawrogin. Wie vielen Krimis gelingt der Plot: Tatvorbereitung, Zwischenspiele, Tat, irreversible Folgen, und wie simpel, abfallend in der Spannung und künstlerischen Durchdringung geraten dann die jeweiligen End- und Restszenarien ! Wenn Sie schreiben würden: "Ich bedauere, daß es bei Uwe Tellkamp zu starken Angriffen und schwachen Verteidigungen der Demokratie kommt, so könnte der Anschein entstehen, die Sache der parlamentarischen Demokratie wäre (für Tellkamp und darüberhinaus) obsolet.", dann würde das schon ein wenig anders klingen. Die Demokratie sollte mit starken Gegnern rechnen meineserachtens, und ich denke, daß es hier Uwe Tellkamp und auch Otteni, der doch wahrlich kein Rechter ist, mehr um Schonungslosigkeit geht, einer solchen "Rechnung" in die Augen zu schauen; ähnlich geht es mit "Die Fetten Jahre sind vorbei", dem Baumgartner-Film, darin sehe ich ein sowohl lohnendes als verdienstvolles Unternehmen. Wenn Sie und ich davon ausgehen, daß da die Verteidigung ein wenig Unterstützung verdient, sollten wir uns eher dran machen, dies umzusetzen, denn offenbar halten wir beide den Parlamentarismus hierzulande noch keineswegs für obsolet, anstatt Künstlern eine rechte Gesinnung zu unterstellen, die uns nicht in bessere Verhältnisse hineinlügen.
Eisvogel, Potsdam: unangenehm & verstöhrend
Ich habe das Stück gesehen und finde es unerträglich, wie hier in der Diskussion die Leute nur mutmaßen ob Tellkamp oder Otteni oder der Hauptdarsteller rechts ist oder nicht. Was Herr Zarthäuser schreibt ist viel wichtiger: Diese Künstler lügen uns nicht in bessere Verhältnisse hinein, sondern schaffen einen Abend, der unangenehm und verstörend von Deutschlands (Potsdams?)Gefahren für das demokratische Handeln berichtet - übrigens sehr gut gespielt - und übernehmen damit für uns, die Zuschauer, das gefährliche Denken. Und alles, was hier in den Kommentaren stattfindet, ist heiße Gutmenschenluft. Unfassbar.
Eisvogel, Potsdam: der Abend war nötig
die ganze bescheuerte aufgeheizte diskussion um diesen abend zeigt, dass das stück in potsdam nötig war.
Eisvogel, Potsdam: der Zugriff ist verrutscht
ich fands auch verstörend und unangenehm und heisse gutmenschenluft , was ich da in potsdam ertragen mußte, weil es ein qualitativ schlechter bis mittelmäßiger theaterabend war.
diese unterkomplexe, altbackene, schauspielerisch schwache ästhetische art theater zu machen mit einem heiklen, wichtigen thema sorgt m.e. für all diese mißverständnisse in diesem thread.
den hotlern ist einfach der stoffliche zugriff verrutscht. hans otto dreht sich im grab...
Eisvogel, Potsdam: Erleichterung
Danke, Anne, endlich spricht es eine aus...ich bin erleichtert...
Eisvogel, Potsdam: voller guter Argumente
Wer auch immer Sie sind, Herr Baucks, welchen Abend auch immer Sie gesehen haben Frau Anne (sind Sie verwandt? so einig sie beide sind...)- das werden Sie den Potsdamern nicht einreden können, daß "Der Eisvogel" ein unterkomplexer und schauspielerisch schwacher Abend ist. Welches private Motiv Sie auch immer treibt, der Abend ist leider gut, streitbar, klug - und anders als Ihre Beiträge: Voller guter Argumente zum Thema Demokratie
Eisvogel, Potsdam: Verteidigung
zu 96.
hans otto wurde von den nazis 1933 ermordet. sie können er also nicht sein und werden kaum so heißen. ich wollte hans otto in schutz nehmen, verteidigen gegen diese besagte inszenierung am theater seines andenkens -

sorry, meine kinder kommen grad aus der schule, geht gleich weiter...
Eisvogel, Potsdam: so viel Aufmerksamkeit
als alleinerziehende mutter hab ich leider zu wenig zeit für solche threads.
dass sie sich seinen namen anmaßen, finde ich stillos. aber genau solche stillistische fahrlässigkeit, gedankliche unschärfe, theatrale diffusheit, ist mein problem mit besagter inszenierung.
feuer mit benzin löschen zu wollen, ist gemeingefährlich und eher unklug.
meine kinder würde ich nicht in einen solchen theaterabend lassen, da wird braunen dummheiten viel zu lange, viel zu sehr, viel zu unreflektiert die bühne überlassen, dass das eben zu verwirrung und mißverständnissen führt, und wie ich eben finde künstlerisch schwach.
aber um nicht solch einen fehler wie die hotler, auch zu machen verabschiede ich mich jetzt aus diesem thread, der einer inszenierung, die m.e. gar nicht der rede wert ist und schnell vergessen werden sollte,soviel aufmerksamkeit widmet...
Eisvogel, Potsdam: lieber ins Kino?
Liebe Anne,
dafür, daß Sie den Abend so furchtbar und unwichtig zugleich fanden,regen Sie sich aber mit zemlich viel Energie auf...
Ich nenne mich Hans Otto, weil auch jede anne mal schnell ohne zu denken hinschreiben kann "Hans Otto würde sich im Grabe umdrehen". Da liegt die größere gedankliche Unschärfe wohl bei Ihnen, denn Hans Otto hätte sich über ein so waches politisches Theater wie das in Potsdam sicher gefreut.
Und seine Kinder nicht in Theaterstücke zu lassen, weil da jemand "braune dummheiten" auf der Bühne sagt - oweia. Dürfen die dann auch nicht in "Macbeth"? Da wird auch stundenlang Mördern die Bühne überlassen, relativ unreflektiert, weil Shakespeare sich vor platten Moralzuteilungen immer gehütet hat.
Machen Sie Ihren Kindern gesundes Essen und gehen vielleicht dann lieber ins Kino.
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