Die Krise ist da

5. Oktober 2012. Für die Neue Zürcher Zeitung (5.10.2012) berichtet Dirk Pilz über den Saisonauftakt an Berliner Bühnen und befindet: "Die Krise ist angekommen im Berliner Stadttheaterleben." Katrin Wichmann als aufbegehrende Antigone (in Stefan Kimmigs Inszenierung "Ödipus Stadt"), Stefan Stern, der in Thomas Ostermeiers "Volksfeind"-Inszenierung vom kommenden Aufstand predigt, und Michael Klammer als ein Karl Moor, der in der "Räuber"-Inszenierung von Antú Romero Nunes gegen das "schlappe Kastratenjahrhundert" wettert, sind seine Hauptgewährsleute für diese These. "Lauter Figuren, die von Verlust und Verrat sprechen, vom schwindenden Vertrauen auf eine gelingende Gesellschaftszukunft, von der Notwendigkeit einer Revolution der Verhältnisse, die mehr ist als das bloße Reformieren des Bestehenden."

Die aktuelle Krise betreffe nicht nur die "europäischen Finanzen", sondern "die Identität Europas und jedes Europäers selbst". Sie werfe "die Frage nach den Herkunfts- und, daran geknüpft, den Zukunftserzählungen auf. Also erforscht das Theater den Spannungs- und Konfliktbogen zwischen Woher und Wohin." Typisch für die "Auseinandersetzung mit der Krise in diesem Berliner Herbst" sei dabei ein "Verlangen danach, die unübersichtlichen Verhältnisse mit einem Schlag zu entwirren".

(chr)

Kommentar schreiben