Baustelle ohne Architekt

18. Oktober 2012. "Im Großen Haus wird wieder gespielt, gesungen und musiziert, doch das Volkstheater Rostock bleibt eine Baustelle", berichtet die Thomas Niebuhr in der Ostseezeitung vom 11.Oktober 2012. "Eine Baustelle, für die es derzeit offenbar weder Pläne gibt, die auch umgesetzt werden, noch einen verantwortlichen Architekten." Auf der letzten Bürgerschaftssitzung sei lediglich beschlossen worden, "dass das Volkstheater eine GmbH bleibt und nicht wieder zum städtischen Amt wird."

Linke und Grüne setzten für das Volkstheater auf einen Haustarifvertrag, um beim Personal zu sparen, so Niebuhr. Volktheater-Geschäftsführer Stefan Rosinski habe darauf verwiesen, dass er bereits Personalkosten sparen konnte. "So wurden 60 neue Mitarbeiter nicht mehr nach Tarifvertrag eingestellt und auch beim Orchester habe es seit 2009 keine Steigerungen gegeben." Das Allheilmittel sei der Haustarif aus Rosinskis Sicht jedoch nicht. "Das bleibe der Theaterneubau."

Daran ist nach Thomas Niebuhrs Einschätzung gegenwärtig nicht zu denken. Oberbürgermeister Roland Methling (parteilos) mache kein Hehl daraus, dass er in den kommenden Jahren deutliche Kürzungen des städtischen Zuschusses für das Volkstheater haben möchte. Methling habe durchblicken lassen, dass er für die Zukunft kein Vier-Sparten-Theater in Rostock sehe.

Wegen der durch die Schließung des Großen Hauses von Februar 2011 bis September 2012 bedingten niedrigeren Besucherzahlen flössen weniger Zuschüsse vom Land, außerdem stiegen die Personalkosten, so Niebuhr: "Daher fehlen im nächsten Jahr 1,3 Millionen Euro." Die Bürgerschaft habe die Entscheidung darüber, dieses Geld im Haushalt 2013 bereitzustellen, um eine Insolvenz der Volkstheater GmbH abzuwenden, aber vertagt. Für den Fall, dass die Stadt die Lücke nicht schließt, habe Volkstheater-Geschäftsführer Stefan Rosinski "die teilweise Stilllegung des Spielbetriebs" nicht ausgeschlossen.

(sd)

Mehr zu: Ende Juni hat die Rostocker Bürgerschaft die Pläne für einen Theaterneubau durchgewinkt, der jetzt wieder zu wackeln scheint – schon vorher allerdings hatte der neu gewählte Oberbürgermeister das Theater zum Sparen aufgefordert. Der amtierende Intendant Peter Leonard gab im Mai bekannt, dass er seinen Vertrag über die Spielzeit 2013/14 hinaus nicht verlängert.

Kommentare  
Krise in Rostock: neue Entwicklungen
die ostsee-zeitung vom 19.10. berichtet
Rostock (OZ) - Die künstlerische Leitung des Rostocker Volkstheaters hat mehreren Angestellten mitgeteilt, dass ihre Arbeitsverträge nicht verlängert werden. Die Kündigungen im Schauspielbereich werden mit „konzeptionellen Überlegungen“ begründet, denn die Schauspieldirektorin will mit neuem Personal arbeiten.
Dem Theater droht so die nächste Zerreißprobe. Denn nach Einschätzung von Stefan Rosinski, Geschäftsführer des Volkstheaters, ist eine Neubesetzung der Stellen unmöglich. Sie könnten wegen des Finanzloches von einer Million Euro nicht neu besetzt werden. Außerdem scheint Intendant Peter Leonard nun doch weitermachen zu wollen.
Krise in Rostock: Seher mit düsteren Visionen
"Methling habe durchblicken lassen, dass er für die Zukunft kein Vier-Sparten-Theater in Rostock sehe." ja, mit solchen Visionisten ist die Zukunft des Theater in Rostock als schwarz zu bezeichnen. Ist der Herr eigentlich staatlich anerkannter Seher - ich sehe ihn nicht in der Zukunft..hat das etwas zu bedeuten?!?
Krise in Rostock: Tanz-Chef geht
Der Leiter des Tanztheaters am Volkstheater Rostock Bronislav Roznos geht - aus persönlichen Gründen, so steht es in der Zeitung. Und Methling sieht kein Vierspartentheater in der Zukunft? Bin ich ein Schelm, wenn ich arges denke?
Online ist der Artikel der Ostseezeitung über die Nichtverlängerungen übrigens nur stark verkürzt zu lesen. Der ausführliche Artikel verblieb im Abobereich und ist mir nicht zugänglich. Falls jemand da Zugriff hat, ihn posten oder als Zusatzinformation behandeln möchte - ich würde mich freuen.
Krise in Rostock: Choreograf verlässt Rostock
http://www.rostock-heute.de/bronislav-roznos-ballettdirektor-chefchoreograf-verlaesst-volkstheater-rostock/55867
Krise in Rostock: Haustarifvertrag ist eine Beschönigung
die bezeichnung "haustarifvertrag" ist nichts anderes als ein beschönigungswort, das davon ablenken soll, dass die angestellten unterhalb des tarifes für den öffentlichen dienst bezahlt werden. von dieser außertariflichen bezahlung sind vor allem die unteren und mittleren lohngruppen des theaters betroffen. die verträge für den intendanten, den geschäftsführer und die spartenleiter werden frei verhandelt. die ergebnisse der verhandlungen widersprechen regelmäßig jeder krisen-rhetorik
Krise in Rostock: Stars-Gehälter und Überlebenskämpfe
genau darum ging es ja in dem ttt-beitrag, der gleich nebenan in einem thread debattiert wird... nur leider hat er es nicht ganz auf diesen punkt gebracht. während in rostock und anklam und an den vielen anderen ums überleben kämpfenden häusern personal und schauspieler unter tarif bezahlt werden, erhalten die chefdirigenten, stars, sagt man ja, an den großen häusern für, mit verlaub, weniger arbeit gagen und gehälter wie die chefs von, sagen wir: porsche.
Krise in Rostock: und in Lübeck
http://www.ln-online.de/nachrichten/3587338/hiobsbotschaft-land-gibt-kein-extra-geld-fuer-luebecks-theater
Krise in Rostock: Hinweis
http://www.nnn.de/nachrichten/home/top-thema/artikel/es-geht-um-die-kunst.html
Krise in Rostock: Hinweis
http://www.kultur-port.de/index.php/kunst-kultur-news/5842-resolution-theater-und-orchesterfoerderung-in-mecklenburg-vorpommern-staerken.html
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