Konkrete Fusionspläne, vertagter Neubau

Rostock, 28. November 2012. Die Theater- und Musiklandschaft Mecklenburg-Vorpommerns soll seit Längerem restrukturiert werden. Die Landesregierung beauftragte ein Wirtschaftsberatungsunternehmen mit der Ausarbeitung von neun möglichen Szenarien. Der NDR sowie die Ostseezeitung berichtet nun, dass sich die Regierungskoalition auf folgende Modelle geeinigt habe: Das Musiktheater von Schwerin und Rostock soll fusionieren, genauso wie die Opernstandorte in Stralsund/Greifswald sowie Neubrandenburg/Neustrelitz zusammengelegt werden sollen. "Pro Jahr sollen laut dem Entwurf der Beratungsfirma etwa zehn Millionen Euro gespart werden - etwa 162 Arbeitsplätze würden wegfallen", so der NDR. Nach dem zweiten Modell sollen analog auch die Schauspielsparten fusionieren. Resultat laut NDR: Einsparungen von rund 14 Million Euro, 220 Jobs weniger. Die Regierung beginne nun, mit den kommunalen Trägern der Theater über die beiden Modelle zu verhandeln.

 Neubau mal wieder ungewiss

In der Frankfurter Rundschau/Berliner Zeitung wird derweil der Geschäftsführer des Rostocker Theaters Stefan Rosinski zu den Vorhaben befragt. Das Theater kann nach der Installation einer Sprinkleranlage zwar wieder im alten Haus spielen, marode sei es aber nach wie vor. Ein Neubau ist seit langem im Gespräch. "Es gibt unendlich viele Entwürfe, jedes Jahrzehnt einen. Den letzten habe ich im Juni selbst eingebracht, die Bürgerschaft nahm ihn fast einstimmig an. Doch dann verband sich die Neubaudiskussion wie immer mit der Frage, ob Rostock überhaupt ein Theater braucht", so Rosinski im Interview. Rostock solle mit Schwerin fusionieren, trotz der 100 Kilometer Entfernung. "Dazu soll es Entlassungen geben, um Geld zu sparen. Die sozialdemokratische Kulturpolitik hierzulande ist längst eine reine Fiskalpolitik. Offensichtlich geht es nicht um Inhalte, sondern immer nur um Einsparungen."

(mw / NDR / Ostseezeitung / Frankfurter Rundschau / Berliner Zeitung)

 

Mehr zur Never-Ending-Story in Rostock:

6/2012 genehmigte die Bürgerschaft einen Theater-Neubau

2/2012 packte der Oberbürgermeister nach dem Wahlsieg den Sparhammer aus

6/2011 wurde schon berichtet, wie das Theater kaputtgespart wird

2/2011 musste das große Haus wegen erheblicher Mängel geschlossen werden

6/2007 war eine Fusion der Theater in Rostock und Schwerin eigentlich vom Tisch

Kommentare  
Presseschau MV-Pläne: Achtung!
Gut paßt zur ganzen Konfusion, die Stellenausschreibung für einen neuen Intendanten in Rostock in der ZEIT von dieser Woche. Achtung! Bewerbungsschluß 20.12.!
Presseschau MV-Pläne: Hobby für Consulter
Mit Unternehmensberatern aus München, Köln, Frankfurt und Hamburg haben die Rostocker in mehrfacher Hinsicht die allerbesten Erfahrungen sammeln können. Vielleicht sollte der Roland Berger oder Carsten Maschmeyer die Leitung des Hauses gleich selber übernehmen, nebenbei, als Hobby. Wie schön ließen sich die gut geölten Gattinnen unterbringen, wie gut wäre das für das eigene Image. Und als Programm nur noch Musical und Lustspiel und etwas Göthe für die Bildung
Presseschau MV-Pläne: Realitätsverlust?
@ 2.: Stimme zu. Unternehmensberater bzw. Managerintendanten haben im Theaterbereich nichts zu suchen, ebenso wenig wie in der Politik. Die Realität sieht anders aus. Und wer hat hier jetzt einen sogenannten "Realitätsverlust"? Genau. "Was ist die Befindlichkeit des Landes" (Einstürzende Neubauten)
Presseschau MV-Pläne: Resignation
lasst sie doch einfach machen, die landespolitik hat es in den letzten 20 jahren geschafft die theaterlandschaft in mv zu ruinieren, daran wird sich nichts mehr ändern, die häuser sind nicht mehr arbeitsfähig und ausgeblutet,sodass sie auch intern in katastrophalem zustand sind. man sollte einige gleich ganz schließen,eine relevanz für das land haben sie schon lange nicht mehr
Presseschau MV-Pläne: Kultur des Desinteresses
Es ist tatsächlich besser, das Haus in Rostock bald zu schließen. Runiniert wurde es im Übrigen nicht nur durch die Politik, worüber sich scheinbar alle einig sind, sondern vor allem durch eine in breiten Teilen der Bevölkerung gelebte Kultur des Desinteresses, die unter anderem durch das Theater selbst gefördert wurde.
Presseschau MV-Pläne: Endzeittheater
@ inga
da kann ich dir nur recht geben, zumal es in Greifswald und bei Bordels Endzeittheater nicht besser aussieht.
Kommentar schreiben