Das Ende des Staatstheaters

13. April 2013. In einer Kolumne auf Spiegel Online benennt Sibylle Berg heute das wahre Unglück des Theaters: "Theater im deutschsprachigen Raum heißt: Sprechtheater. Seltsamer Begriff, der bedeutet, dass Schauspieler herumstehen und Figuren darstellen, die Texte aufsagen. Der Text muss textgetreu sein, mit Betonung und Stütze vorgetragen." In den Theatern liefen "immer noch erstaunlich wenig neue Stücke, neue Ideen, die Revolution bleibt aus, weil sie vielleicht nicht funktionieren kann. Sie sehen mich ratlos. Frustrandale."

Sibylle Berg kann nicht verstehen, "wie selbstreferentiell viele Theaterschaffende um sich kreisen und alle anderen Kunstformen ausblenden". Es kämen auf "zweihundert verzweifelt langweilige Theaterabende ungefähr fünf, die mich für all das Elend entschädigen".

Und: "Wenn es nur darum geht, den klassischen Geschmack eines kleiner werdenden Bildungsbürgertums zu erfreuen, dann droht Stagnation und das Ende, und zwar nicht des Theaters, sondern des Staatstheaters, das es in anderen Ländern so nie gegeben hat. Spielpläne, die sich vornehmlich aus einem heteronormativen Weltbild zusammensetzen, werden einen Großteil der Kunstinteressierten bald nicht mehr erreichen", hofft sie und träumt von "Geschwindigkeit, Bildern, Tempo, Mut, so wie Generationen vor mir, die alles ändern wollten."

(wb)

Kommentare  
Sibylle Bergs Frustrandale: "Wir Männer" und "die Frau"
"Die Frauen sind Opfer, sie leiden und sind gern halbnackt." (Sibylle Berg) Ja ja. "Wir Männer" haben "die Frau" doch immer noch am Liebsten, wenn wir sie als Opfer, als universalisierte Schwäche, darstellen und unsere eigene Verführbarkeit auf sie projizieren dürfen.

Und "die Frau" soll dann auch bittschön immer nur das demütig liebende Opfer sein, nie der gefallene Engel, welcher auch und zugleich etwas Dämonisches an sich hat. Toll wäre es also, wenn sich auf der Bühne auch mal "die Männer" ausziehen und/oder aufopfern würden, wie z.B. gerade bei Jan Fabre am HAU gesehen. Der göttlichen Gnade bedürftig sind wir sowieso alle. Und damit kann und muss man/frau spielen dürfen. Soll heissen: "Wir Frauen" fürchten nicht den Tod, vielmehr fürchten wir die medial/politisch/theatral inszenierte Scham.
Sibylle Bergs Frustrandale: Beitrag zur Misere
Frau Berg trägt ja durch ihre Stücke zu der von ihr beklagten Misere des deutschen Stadttheaters bei (siehe letztes Stück in Stuttgart - einfallslos entsetzlich). (...)
Sibylle Bergs Frustrandale: korrekt
Ich denke lange nach - und habe keine Ahnung. (Sibylle Berg) Korrekt.
Sibylle Bergs Frustrandale: Tempo in Stuttgart
Geschwindigkeit und Tempo hatte Frau Berg ja zumindest in Stuttgart schon mal drauf. Nach etwas mehr als einer Stunde was the game over.
Sibylle Bergs Frustrandale: spricht mir aus der Seele
Das spricht mir sowas von aus der Seele. WIESO GEHT ES NICHT ANDERS? Die Entwicklung im Theater ist sowas von hermetisch abgeschottet zu Entwicklungen in anderen Kunstformen. Man baut immer wieder auf die gleichen Stücke aus Angst (, dass die Bildungsbürger ausbleiben, wenn Sie den Titel nicht erkennen und denken könnten, Sie täten nichts für Ihren Bildungskanon), aus Faulheit(, weil es einfacher ist den Spielplan von anderen Theatern einfach abzuschreiben und Faust, Kabale und Liebe und Hamlet funktioniert ja immer) und aus Mangel an neuen mutigen Stücken, die nicht zum tausenden Mal eine Variante von Virginia Wolf/Kunst/Gott des Gemetzels... sind.
Sibylle Bergs Frustrandale: Unfug
"Früher wurde viel geschrien. Stein, Zadek, alles Schreier, die fest daran glaubten, Kunst ließe sich erzwingen, wenn man nur recht laut wäre." Das mindestens ist kompletter Unfug. Ich denke, niemand, der die sehr gegensätzliche Arbeit der beiden Herren verfolgt hat, kann das unwidersprochen lassen.
Sibylle Bergs Frustrandale: nie Zadek und Stein gesehen?
Steckel hat recht. Offensichtlich hat Sybille Berg nie eine Inszenierung von Zadek und Stein gesehen.
Sibylle Bergs Frustrandale: So wird das nichts
Was mir hier auffällt und mich stört ist, dass die Argumente immer nur polemisch-abwertend vorgetragen werden. Und zwar auf beiden Seiten. Kritisiert eine Frau den männlich-feudalistischen Intendanten- und Regiebetrieb, wird sie sogleich mit abwertenden Begriffen abgekanzelt, sie rede "Unsinn" oder "Unfug". Meine Herren, so wird das nichts mit einem offenen Dialog und der intellektuellen Wertschätzung gegenüber Frauen. Auch ein Peter Weiss hatte übrigens etwas zu kritisieren am "unerträglichen patriarchal.autoritären Muster" der gesellschaftlichen Strukuren. Vergessen Sie das nicht.
Sibylle Bergs Frustrandale: ob Mann, ob Frau, ob Zahnfee
Zu Nr. 8: "Kritisiert eine Frau den männlich-feudalistischen Intendanten- und Regiebetrieb, wird sie sogleich mit abwertenden Begriffen abgekanzelt, sie rede "Unsinn" oder "Unfug"." Frau Berg kritisiert nicht den M.F.I.R., sie wertet die künstlerische Arbeit der Regisseure Stein und Zadek in unvertretbarer Form ab. Ich habe jahrelang mit Stein zusammengearbeitet und die meisten Inszenierungen Zadeks gesehen. Meine Dame, so wird das in der Tat nix mit der intellektuellen Wertschätzung - ganz gleich, ob Mann oder Frau oder Zahnfee.
Sibylle Bergs Frustrandale: vielleicht …
@stade: wo bleiben denn all die anderen benachteiligten frauen? warum stehen sie Ihnen nicht bei? vielleicht weil sie gerade im kanzleramt sitzen und nicht in friedrichshain im café. vielleicht weil sie als nobelpreisträgerin trotzdem weiter für mieseste, männergeleitete theater theatertexte schreiben. vielleicht weil sie, statt genderforschung zu betreiben, kinder großziehen. vielleicht weil sie ein theater zu leiten haben. vielleicht weil sie für die großen zeitungen große texte schreiben. vielleicht weil sie, statt auf jeden blödsinn zu antworten, ganze bücher verfassen. vielleicht weil sie eine boeing 747 von frankfurt nach los angeles fliegen. vielleicht weil sie ihre klaviere, waschmaschinen und sitzgarnituren selber in ihre dachgeschosswohnungen schleppen. vielleicht weil sie stöhnen, schwitzen, schreien, gerade jetzt, wo Sie diese zeilen lesen. vielleicht weil Sie glücklich sind. vielleicht weil sie es einfach machen.
Sibylle Bergs Frustrandale: gegenseitige Wertschätzung
geliebte frauen! wann wird es endlich was mit einem offenen dialog und der gegenseitigen intellektuellen wertschätzung zwischen
frauen und männern in praxis(als kriterium der realität gegenüber
jeglichen theorien) in unserer "wirklichkeit"?
zu lange und vergebens hat mann darauf gewartet!
Sibylle Bergs Frustrandale: echte Schreihälse
Ich nehme jetzt mal die Chance wahr Herrn Steckel Recht zu geben. Hab ich ja nicht so oft. Aber Peter Stein ist ja nun der, der sich über die echten Schreihälse im Theater beschwert und nicht umgekehrt.
Sibylle Bergs Frustrandale: Frauenrollen
Zitat: "Minna von Barnhelm,--- Ibsen, Tschechow. .... wir sehen verdammt wenig interessante Rollen für Frauen." Äh? Minna, ist das eine Rolle für ein Mann? Haben Sie Ibsen und Tschechov überhaupt gelesen, Frau Berg?
Sibylle Bergs Frustrandale: Kritik lobt Mittelmaß
Selbst wenn Frau Berg an dem ein oder anderem gewaltigen Skrotum zieht, hat sie doch Recht mit dem beklagenswerten Trend der Anbiederung. Kritiker schreiben mittlerweile gern: Der Regisseur verzichtete auf unnötige Beifügungen oder Modernisierungen, folgte dem Text, legt den Text offen, lässt Schauspieler den Text sprechen..Bloß gut, niemand hat mehr gewollt als den Text zum Vortrag zu bringen. Der Regisseur schwingt sich nicht auf, irgendwas zu wollen .. er unterwirft sich und das ist auch gut so, er kann eh nicht besser sein, als sein klassischer Autor und die Idee des Intendanten, das Haus damit zu füllen...Die von Frau Berg genannten Alternative leuchten doch ein - das sind Gruppen, die nach Ausdruck suchen, um Relevanz ringen, sie sind eine berechtigte Farbe..Stadttheater ist oftmals verwässert und unmutig..und die Kritik lobt Mittelmaß..das ist auch nicht neu.
Sibylle Bergs Frustrandale: Frauen, die leiden? Nein, danke
@ Frank-Patrick Steckel: Mit Ihrer Differenzierung bin ich einverstanden.
@ elias: Wenn ich mich zwischen der aktuellen Frau im Kanzleramt und Frauen in Friedrichshainer Cafés entscheiden müsste, würde ich die Frauen in den Friedrichshainer Cafés wählen. Oder anders formuliert: Nichts zu tun ist immer noch besser, als das für die Gesellschaft bzw. politische Gemeinschaft Falsche zu tun. Sie stehen also auf Größe und Titel? Sie erkennen nur die Leistung von Nobelpreisträgerinnen an? Was haben Sie gegen die Genderforschung? Wollen Sie das Mutterkreuz zurück? Ein Theater zu leiten und für große Zeitungen Texte zu schreiben, das bleibt vielen nicht so privilegierten bzw. schicksalshaft benachteiligten Frauen in dieser Gesellschaft leider verwehrt, auch wenn sie es gern wollten. Bücher kann man auch nur verfassen, wenn man den entsprechenden, finanziellen Background hat. Sie stehen auf hübsche Pilotinnen? Sie stehen auf volatile (Geld-)Werte? Warum sind die meisten Möbelpacker Männer? Und wieviele Frauen wohnen in Dachgeschosswohungen? Sie wollen stöhnende, schreiende, schwitzende Frauen? Sie wollen Frauen, die sich aufopfern und leiden? Nein, danke. So nicht.
Sibylle Bergs Frustrandale: Männer als Randexistenz
Na ja, die Zahlen sprechen eine andere Sprache: Der Beschäftigungsanteil liegt im Kultursektor bei weit mehr als 50% Frauen. Verglichen mit den Männern haben Sie auch den Großteil an sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen, Männer hangeln sich über Jahre als Randexistenzen durch. Berücksichtigt man die frühe Sterblichkeit der Männer, liegt eher der Schluß nahe, dass Männer im Kultursektor strukturell diskriminiert werden. Stellt sich die Frage, ob das Feministenmantra der 70er Jahre (häusliche Diskriminierung der Frau, geringerer Verdienst, gläserne Decke usw.) sich nicht längst zu einem ad-hoc-Diskursbeitrag zum Zwecke von Aufmerksamkeitsgewinn, Geldeinwerbung und Verteidigung der eigenen Netzwerke gewendet hat, denn die Faktenlage entspricht schon lange nicht mehr dem Stand der 70er jahre. Auffällig ist dabei, dass sehr selten ausländische Frauen von deutschen Männern eingang in diese Netzwerke finden. Zweitens bleibt offen, ob nicht ein Zusammenhang zwischen "ausbleibender Revolution" (S. Berg) und hohem weiblichen Beschäftigungsanteil zu suchen ist. Die Religionswissenschaft hat ja nachgewiesen, dass Frauen für den Erhalt der Gruppe "systemrelevant" sind. In diesem Sinne hätte die strukturelle Ausgrenzung der Männer auch ihre soziale Funktion. Ein bloß repräsentativer "Kommandoposten" als Intendant bedeutet dabei nicht gleichzeitig handlungsfreiheit.
Sibylle Bergs Frustrandale: ein paar Zahlen
@im lustig:
hier ein paar zahlen und fakten:
von 111 theatern in deutschland werden 14 von intendantinnen geleitet (stand: 2011/12, quelle: spielplan deutschland).
das durchschnittliche jahreseinkommen von frauen im bereich darstellende kunst sind im durchschnitt um ein drittel niedriger als das der männer (quelle: ksk - gilt für selbständige, zahlen für angestellte an theatern suche ich leider vergeblich).
Sibylle Bergs Frustrandale: zwei Herren
@6 herr steckel verteidigt doch wieder nur zwei herren.
Sibylle Bergs Frustrandale: Einstiegslektüre
@17: Es lohnt, die Kulturwirtschaftsberichte und angrenzende AutorInnen zu durchforsten. Zur Rolle der Netzwerke und ihrer Klientelpolitik empfehle ich als Einstiegslektüre:

"Konkurrenz der Netzwerke
Reinhard Jellen 12.04.2013
Interview mit Günter Buchholz über die Frauenquote, Gender-Mainstreaming und postmoderne Soziologie. Teil 2

Die Frauenquote wurde als politischer Kompensationsmechanismus gegen die Unterrepräsentanz weiblicher Arbeitskräfte in bestimmten Bereichen der Wirtschaft konzipiert. Resultat ist jedoch nach Günter Buchholz kein emanzipatorisches Projekt, sondern ein raffinierter Selektionsmodus, der nicht nur von grundlegenderen Konflikten in der Gesellschaft ablenkt, sondern Frauen aus den gehobenen sozialen Segmenten weiter privilegiert und dabei die Männer massiv benachteiligt."

Quelle: http://www.heise.de/tp/artikel/38/38845/1.html
Sibylle Bergs Frustrandale: P.S.
P.S.: Das Argument "Intendant"/"Intendantin" hatte ich im Übrigen schon bedient. Allerdings stellt sich hierzu grundsetzlich die Frage, ob Theater als Gefechtsstände mit Kommandobunker gedacht werden sollten. Dem möchte ich widersprechen. Allerdings bleibe ich bei meiner Anhängerschaft der reliogionssoziologischen Linie, dass Frauen "systemerhaltend" sind und deshalb im Theater weniger "Revolution" wie S. Berg das nennt, statt findet. Dabei geht es ja um ästhetische Praxis, worin sich Frauen unter Beweis stellen sollten wie auch in der wissenschaftlichen Praxis, und da ist im Zuge der Bolognareform irgendwie noch nichts so lesenswertes bei rausgekommen. Ganz zu schweigen von der sozialen Ausgrenzung von Frauen, die nicht aus diesem langweiligen Bürgertum kommen. Die würden mich nun wieder interessieren. Aber dazu würde eine Frauenquote aölein nicht ausreichen, sondern einige Brücken auch zu den Männern notwendig werden.
Sibylle Bergs Frustrandale: kein Brülltheater
Nein, Herr Steckel verteidigt nicht zwei Herren, sondern er macht darauf aufmerksam, dass Frau Berg mit ihrem Urteil über Stein und Zadek unrecht hat, denn die beiden machten, bzw. machen kein Brülltheater.
Sibylle Bergs Frustrandale: das Kontinuum verschwindet
Naja, Herr Baucks, so wie Sie das formulieren, läßt sich das schnell so verstehen, daß die echten Schreihälse am und/oder im Theater nicht umgekehrt gerade auch Anstoß an Herrn Stein nehmen würden; der Witz ist ua., daß sie es ja lauthals tun und er immer irgendwie im Gespräch bleibt, selbst wenn er wenig inszeniert.
Lauthals natürlich auch mal wieder SPIEGEL und darin Frau Berg ! Schon eine Sichtung der breit gestreuten Auswahl der bei nachtkritik de. besprochenen Theater-
sachen unterschiedlichster Artung gibt ganz andere Quoten her als die von Frau Berg genannte: Reist sie so viel überhaupt quer durchs Theaterland, derlei Statements fundiert geben zu können ?? Auch scheint ihr entgangen zu sein, daß, wo die Mitte, das Mittelmaß wegfallen, ein ganzes Kontinuum verschwindet, letztlich auch die Höchstleistungen verflachen und irgendwann ganz ausbleiben. Werner Schneyder hat einen solchen Befund einmal sehr schön für die Österreichische Fußballnationalmannschaft aufgemacht. Mir scheint es, daß es in summa fast egal ist, ob ich das Theater betreffend beim SPIEGEL oder beim KICKER vorbeischaue:
eher sogar 0:1 für den Kicker !
Sibylle Bergs Frustrandale: Pauschales hilft nicht weiter
@ IM Lustig: Och nö, nicht immer und ewig und bei jedem Thema dieses "Bürgertum-Bashing". Pauschale Vorurteile helfen niemandem weiter. Im Gegenteil, damit verfestigen Sie nur die zwischenmenschlichen Grenzen und Mauern. Und sonst rede ich hier mal von Prollweibern. Die gibt's so pauschal bestimmt auch nicht.
Sibylle Bergs Frustrandale: Geschlechter-Verhältnisse
PPS: Ansonsten reicht ein bisschen Umschauen. Nehmen Sie das Beispiel Heidelberger Stückemarkt 2013. Von 7 zum Autorenwettbewerb zugelassenen NachwüchslerInnen sind nur zwei Männer (und nur eine Person, natürlich eine Frau, aus dem Gebiet der DDR), was im Umkehrschluss die Frage aufwirft, ob ostdeutsche Männer komplett debil sind und ihr bester Representant Dirk Laucke, der so grandiose Texte abliefert wie Alter Ford Escort usw. - na ja, bleibt Tucholsky als Trostflaster für die Männer: Deutschland kann nich unterjen!
Sibylle Bergs Frustrandale: das sind so Fragen
@ bye bye birdie: Was für ein seltsam verdrehtes Argument. Warum warten Sie denn jetzt? Warum gehen Sie nicht selbst auf Ihre "geliebten Frauen!" zu und klären ein paar Dinge? Manche Männer haben offenbar einen ewigen Minderwertigkeitskomplex. Anders kann ich mir Ihr Verhalten ansonsten nicht erklären. Oder können Sie es mir erklären?
Sibylle Bergs Frustrandale: man nennt es Klassenkampf
@ liebe inga, die "zwischenmenschlichen Grenzen und Mauern" "verfestigigen" sich nicht, weil die finanziell sich nicht über wasser halten koennenden Frauen (und Männer) so gerne sich einbunkern, sie "verfestigen" sich durch ganz reale Verdrängungsprozesse, die sich ergeben, wenn diejenigen die Plätze besetzen, die sich finanziell länger im praktikantenkarussel, partygedöns usw. aufhalten können. das fachwort dafür heisst Klassenkampf, der, dass wurde leider zum Ende der DDr vergessen, in der regel von den besitzenden geführt wird. Die Daumenschrauben zieht sich deroderdie Daumenhabende ja nicht selber an, für gewöhnlich. und "Proll" ist auch so ein Wort, mit dem man ausgrenzt, pars pro toto. In diesem Sinne: Bin ich aus Fenster jefalln...
Sibylle Bergs Frustrandale: Was meinen Sie mit ...?
@ IM Lustig: Haben Sie eigentlich eine Lese-Rechtschreibschwäche oder sind das Schludrigkeitsfehler? Sie würden besser rüberkommen, wenn Sie Ihre Texte, selbst oder durch andere, vorher korrigieren (lassen) würden, bevor sie sie absenden. Das nur mal als kleiner Tipp.

Und wissen Sie, was ich mich manchmal frage. Ob der folgende Ausspruch von Alexander Scheer in Castorfs "Meine Schneekönigin" eigentlich der ostdeutschen Realität entsprach/entspricht oder nicht. "Nie mehr minderwertig", das sächselt Scheer am Ende von "Meine Schneekönigin". Woher kommt das jetzt? Henne oder Ei?

Genau. Proll ist ein Wort, mit dem man ausgrenzt. Genauso, wie man mit dem Wort Bildungsbürger ausgrenzt. Die Vorurteile liegen dann wohl auf beiden Seiten. Können wir nicht auch mal vorurteilsfrei aufeinander zugehen? Das heisst ja nicht gleich, dass wir uns sexuell nötigen müssen.

Was meinen Sie mit "Partygedöns"? Und warum dieses "Bin ich aus Fenster jefalln..."? Ich verstehe Sie nicht.
Sibylle Bergs Frustrandale: ein leicht betrunkener Herr
@ Inga 27: aus fenster jefalln... das ist aus Tucholsky, ein älterer aber leicht betrunkener herr ... wozu ick ma entschuldgn muss, wejen die meengel inner schreibe, dat is keene legostamie oder wat, ick war nur blau, sehens ma nach ... ach und det wort "proll" hat sich auch kein Prolet ausgedacht, "Bildungsbürger" übrigens auch nicht, dass sind alles abschreckgrenzungskategorien nach unten, wa, spatz! Schauen se ma, ick bin schon widder blau, als osdeutscher mann bleibt eenem ja jar nischt andres übrig, wa, die elbe ist der grenzfluss zwischen asien und europa, hier ist russland, det sacht ihnen eener, der det leben kennt!
Sibylle Bergs Frustrandale: kenne das Leben auch!
@ IM Lustig: Meinetwegen dürfen Sie gern auch weiterhin blau sein. Ich hoffe nur, Sie werden nicht zum Weibersauf, wenn Sie so blau sind. Ich möchte nämlich nicht so gern Fleisch von Ihrem Fleisch sein, in so einem Fall, wenn Sie verstehen, was ich meine. Ich kenn das Leben auch, täuschen Sie sich da mal nicht.
Sibylle Bergs Frustrandale: Beruf Sibylle
Das ist das Komische an Kolumnen wie „Fragen Sie Frau Sibylle“. Obwohl niemand gefragt hat, bekommt jeder eine Antwort. Aber so isses eben immer gewesen, die Sibylle hat nie wirklich einer gefragt. Trotzdem hat sie unermüdlich geunkt, von der Antike bis in die heutige Zeit. Irgendwann hat sich das verselbständigt, und die Sibyllen schossen wie Hallimasch aus dem Boden. Vermutlich jedes zweite Kräuterfräulein, das zu viel vom eigenen Gesammelten und Gebrutzelten genascht hatte, hielt sich für eine gottgegebene Prophetin. Die Sibylle entwickelte sich bereits in der Antike schnell zu einer Art Berufsbezeichnung. Und es waren meist Männer, die in einsamen Nächten, in ihren Klosterzellen anfingen, den ganzen Unsinn aufzuschreiben. Viele Seiten füllen die verschiedensten sibyllinischen Schriften. Jeder Kult, jede Religion, jede Epoche kennt diese weibliche Form der ekstatisch kryptischen Prophetie. Die aus rasendem Munde Ungelachtes und Ungeschminktes und Ungesalbtes redet und mit ihrer Stimme durch tausend Jahre reicht. So hat Heraklit die Sibylle beschrieben. Und es dürften mittlerweile weit über zweitausend Jahre sein. Schlauer ist daraus leider bisher noch keiner geworden.

Da unsere Frau Sibylle tatsächlich Frau Sibylle heißt, und zwischen zwei Theaterstücken und ein paar Büchern auch noch Zeit für die Prophetie hat, dürfen wir das nun im Onlinezeitalter wöchentlich lesen, was sie so umtreibt, oder ihr, wie Herr Stadelmaier (auch so eine Art Prophet am Theater) es sagen würden, durch die Rübe rauscht. Vielleicht sollte Frau Sibylle tatsächlich mal was rauchen. Das entspannt ungemein, wenn man mal wieder gerade kurz vor der Frustrandale steht. Oder, auch eine Möglichkeit, Herrn Stadelmaier fragen. Dann werden die Orakelsprüche zwar auch nicht hellsichtiger, aber höchst wahrscheinlich lesbarer. Und so bleiben wir bis dahin ebenso ratlos, wie Frau Sibylle selbst, und schauen in das Grab, das sich da aufgetan hat und alles zu verschlucken droht. Das gute alte Stadttheater samt halbnackten Schreihälsen, die rumstehen, rumlaufen oder gute Texte in guter Betonung aufsagen und natürlich den vielen Textarbeitern, die an ihrem „heteronormativen Weltbild“ meißeln. Und Frau Sibylle, als leidende Frau und hin- und hergerissene Autorin, immer mittendrin im Strudel der schier unendlichen Kunstformen und -begriffe, die doch keiner begreift. Zwischen Skylla und Charybdis, René Pollesch und She She Pop, klassischem Bildungsbürgertum und freier Gruppe.

Geschwindigkeit, Bilder, Tempo, Mut, alles zu ändern. Wer will das schon, wenn es Texte wie diesen gibt, den man ohne ganz in Rage zu verfallen, zusammenfalten und als Papiertiger zu den Akten legen kann. In die Abteilung für Schriften aus der Grotte. Sie wissen schon, da wo die Sibylle wohnt. Und jetzt? Worum ging es eigentlich? Was war das noch? Stein und Zadek, Nackte und Schreihälse? Inga Stade und IM Lustig? Oder etwa die Revolution am Theater? Sagte ich schon, dass ich ratlos bin? Ich weiß nur eins: Hallimasch macht Heil im Ar… Und jetzt raten Sie mal, wo das der Regelfall ist. Oder fragen Sie Frau Sibylle.
Sibylle Bergs Frustrandale: Rummelplatz des kleinen Mannes
@Inga: wat meinen se mit Weibersauf? Versteh ick nischt hier, meinense dat ick ma die Mädels hübsch saufen tu? Oder meinense dat ick ihnen zu sehr uff de pelle jerückt war? Mensch, det mit dem Fleische von ihrem Fleische haste aber jut jesacht, allerhand! Aber willste denn unbedingt mein kind sein? Ma janz im ernst, wenne uf den koitus anjespielt hast, denn sollteste mich erstma sehen und kennen lernen, so janz privat, keene angst, als selbständijer gemüseladen wees ick was sich jehörcht, werd se nischt tun, wees ja, det mit die männliche energie behagt euch Mädels nich rund um die uhr, bin da aber nich so jezähmt wie die kerls hier rundum, spatz! Det Internetforum hier is der Rummelplatz des kleinen mannes, eenmal, allejubeltage tun ma so als ob ma könnten... Also ganz im Ernst: Liebe Inga, ich würde Sie gerne einmal kennen lernen! haben Sie lust dazu?
Sibylle Bergs Frustrandale: Kopfsache
25. Der Mann liebt mit dem Kopf, die Frau denkt mit dem Herzen (Dänemark)

Es gibt Frauen, die haben den Kopf eines Mannes.
Sibylle Bergs Frustrandale: berühmte Meinungen
Manche Männer bemühen sich lebenslang, das Wesen einer Frau zu verstehen. Andere befassen sich mit weniger schwierigen Dingen
z.B. der Relativitätstheorie.
(Albert Einstein)
Die große Frage, die ich trotz meines dreißigjährigen Studiums
der weiblichen Seele nicht zu beantworten vermag, lautet:
"Was will eine Frau eigentlich?"
(Sigmund Freud)
Die meisten Frauen setzen alles daran, einen Mann zu ändern,
und wenn sie ihn dann geändert haben, mögen sie ihn nicht mehr.
(Marlene Dietrich)
Vermutlich hat Gott die Frau erschaffen, um den Mann kleinzukriegen.
(Voltaire)
Sibylle Bergs Frustrandale: kein Feuer
@ IM Lustig: Schonmal die Bibel gelesen? Die kann man übrigens auch literarisch-textlich bzw. als Bildungsgut interpretieren. Da steht's geschrieben, in der Genesis, bei 1. Mose 2,23-25:

"Da sagte der Mensch: Diese endlich ist Gebein von meinem Gebein und Fleisch von meinem Fleisch; diese soll Männin heißen, denn vom Mann ist sie genommen. Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhängen, und sie werden zu EINEM Fleisch werden. Und sie waren beide nackt, der Mensch und seine Frau, und sie schämten sich nicht."

Abgesehen davon, dass ich als Frau es komplett daneben finde, dass die Frau nur aus der Rippe des Mannes geschnitzt sein soll, geht es in dieser Textstelle um die Liebe zwischen Mann und Frau und nicht um den Koitus! Also echt jetzt mal, manchmal könnte man/frau wirklich verzweifeln an der Begriffsstutzigkeit der männlichen Spezies. Und sagen Sie mal, merken Sie denn gar nicht, dass da kein Feuer zwischen uns ist?!
Sibylle Bergs Frustrandale: aber doch!
@34: Liebe Inga, also ick hab nischt dagegen, wenn se mit mir schlafen wolln. Aber neben dem Internet kennen lernen fänd ich schon wichtig, vorher. Und det mit die bibel hat mich gleech janz und jar ausnüchtern lassen, die hab ick ja noch nie jeleesen! Au Backe! Aber kennen se das Kommunistische Manifest! Also ich schlage vor, spielen sie mir den Camillo, ick mach den Pepone! Feuer ist da jede Menge zwischen uns! Also ick bin hin und weg von Ihrem Ehrgeiz so einen begriffstutzigen Spezie wie mich auf den rechten Pfad der Tugend zu bringen. Also ehrlich, det tut mir leid, wenn ick sie da jetze verletzt haben tu. Ick wollt det nich! Ehrlich! Aber melden se sich ruhig, würd ma freuen!
Sibylle Bergs Frustrandale: noch eine berühmte Meinung
Was sagt uns Inga immer wieder?

Männer: Eine an Liebe arme Gattung.(Henry de Montherlant)
Sibylle Bergs Frustrandale: was Frauen machen
frauen machen uns verrückt
Sibylle Bergs Frustrandale: neue Textform
ist ja toll, wenn das so weiter geht, ist hier ein neues dramatisches textformat in der entstehung begriffen, das auf seine bühnentauglichkeit überprüft zu werden - zumindest im "gehobenen" boulevard - sich durchaus lohnen könnte...
Sibylle Bergs Frustrandale: User als Theaterfiguren
@ IM Lustig: Das Internet ist der Fehler. Denn es besteht nur aus virtuellen Masken, hinter denen jeder User [sic!] sich als Theaterfigur bzw. Rolle selbst entwerfen kann. Eine Art virtueller Ortlosigkeit, ohne Folgen für das öffentliche Leben. Herr Lustig - ich kannte bisher nur Peter Lustig, den mit dem "Löwenzahn", nicht aber den IM aus dem Osten -, Sie haben mich wieder nicht verstanden. Oder nicht verstehen wollen. Ich habe nicht die Absicht, mit jedem gleich ins Bett zu gehen. Das sind Ihre Gelüste, nicht meine. Und dann auch noch das Kommunistische Manifest. Na schön, hab ich auch mal von geträumt. Aber der Kommunismus ist doch heute genauso tot wie der Kapitalismus. Ich halte es lieber mit Brecht: Ab durch die Mitte, der dritte Weg ist es. Und damit auch die dritte Sache, das gemeinsame Engagement zwischen den Geschlechtern.
Sibylle Bergs Frustrandale: Beleidigung aller Männer
@39: Dritter Weg, bah! Sie wollen mit mir ins Bett, das ist alles! Ich, ich lasse mir das nicht bieten! Aufgewacht und nüchtern verabreichen Sie mir mit Ihrem 18h11text jetzt um 5:38 Uhr schon wieder die Schlaftablette, da mache ich nicht mit: "User" - Warum benutzen Sie den Kollektivsingular zur Beleidigung aller Männer der Welt / und die Frauen klammern Sie aus / fein / wollen ja nicht als Objekte benutzt werden / ist man sich zu fein, wohl, was? / "Der Bourgeois sieht in seiner Frau ein bloßes Produktionsinstrument" / steht im Kommunistischen Manifest / dem ältesten Buch der Welt / Deshalb träumst du davon, was? / Deine Ernsthaftigkeit lässt mir die Verse in den Fingern stoppen! mein ganzer Frühsport dahin! - "Nie mehr minderwertig!" - Genau: Enttarnung: IM Lustig ist der Informelle Mitarbeiter ... ja für wen, die Stasi gibts nicht mehr, ... die dunkle Seite / ich finds lustig / Nicht alle ostdeutschen Männer waren im NSU-Wehrsportlager! Hahahaha! - Wahnsinn beiseite: Lesen Sie das Kommunistische Manifest und träumen Sie nicht nur davon. Schauerliteraturelemente sind darin verwurstet, spannend geschrieben, also. Verlassen Sie mit Ihrem Peter Lustig die sicheren Schranken des Westfernsehens, gehen Sie in die dunklen 20er Jahre und erfreuen Sie sich an Kurt Tucholsky, der das deutsche Volk bei die Wahlvorbereitung studierte. Ich tue ihm gleich, weshalb ich tagsüber trinke, ich will erst die Humorschwäche studieren und dann die FDP ...
@38: ... was nich boulevard ist, sondern Trivial, bitte der herr, die Dame!
Sibylle Bergs Frustrandale: die Perversionen des Kapitalismus
@ IM Lustig: 5:12? Haben Sie die senile Bettflucht? Oder sind Sie Schichtarbeiter? Der Begriff des "Users" ist für mich erstmal geschlechtsneutral. Und wer hier wen benutzt und warum, das ist eine offene Frage. Fakt ist jedenfalls, dass das Touchscreen-Modell ein Surrogat ist:

"Produkt seien die Fingerspitzen selbst (nämlich die Evolution), dann die 'Handlichkeit', ergänzte er [Joseph Vogl]. So etwas kommt als Bedürfnis in die Welt, weil es im Alltag sonst keine Handschmeichler und überhaupt wenig Sinnlichkeit gibt. Der Mangel ist der Produzent." (Alexander Kluge)

Und daran erkennen Sie bereits die Perversion des kapitalistischen Systems. Wir kommunizieren nur noch über und mit Maschinen, anstatt mit unseren eigenen Händen etwas herzustellen. Sinnliche Liebe zwischen zwei Menschen ist etwas anderes als der bloß voyeuristische Konsum.

Ich kenne Sie nicht, ich weiss nicht, wer hinter Ihren Worten steckt. Sie könnten sich hier als einen ganz anderen konstruieren, als der, welcher Sie in der Realität sind. Warum also sollte ich Ihnen auf Ihre aufdringliche Annahme antworten, ich wolle mit Ihnen ins Bett? Aus welchem meiner Signale heraus schließen Sie das? Na, sehen Sie, der Computer ersetzt eben doch nicht die menschliche Begegnung.

Frauen als Produktionsinstrumente finde ich auch nicht gut. Frauen, deren Koch-, Kindererziehungs-, Putz- und Sexdienste mann genauso gut outsourcen könnte. In der BRD der 50er Jahre nannte man das "Hausfrauenehe". Aber verschweigen wir mal nicht, dass es auch in der DDR nicht viel anders war. Auch da mussten die Frauen meist noch zusätzlich die Hausarbeit übernehmen, auch wenn sie - aufgrund des besseren Ausbaus der Kinderbetreuungsmöglichkeiten - arbeiten gingen. Stimmt doch, oder?

Und übrigens, was ich lesen sollte, das überlassen Sie mal schön mir selbst. Frauen können eigenständig denken, schon vergessen? (...)
Sibylle Bergs Frustrandale: Mahnung
inga, wollen sie wirklich mit diesem rabauken . . .
Sibylle Bergs Frustrandale: außerdem ist Frühling
Ich möchte bitte auch meine persönliche Plapperecke auf Nachtkritik. Kann Frau Sibylle nicht noch mal eben schnell was Belangloses schreiben, worüber man dann prima vom Hölzchen aufs Stöckchen kommen kann. Ich hätte da noch so ein paar Ideen auf Lager. Und ich fände es auch toll, wenn IM Lustig mal mit Inga ausgeht, sie dann zusammenziehn und Inga ihm den verlotterten Junggesellenhaushalt auf Vordermann bringt. Da kommt sie dann auch mal auf andere Gedanken. Ach ja, das sind so Geschichten die das Leben schreibt und außerdem ist Frühling, usw. usw.
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