Presseschau vom 13. April 2013 - Sibylle Berg frustrandaliert wegen grassierender Theater-Langeweile
Das Ende des Staatstheaters
13. April 2013. In einer Kolumne auf Spiegel Online benennt Sibylle Berg heute das wahre Unglück des Theaters: "Theater im deutschsprachigen Raum heißt: Sprechtheater. Seltsamer Begriff, der bedeutet, dass Schauspieler herumstehen und Figuren darstellen, die Texte aufsagen. Der Text muss textgetreu sein, mit Betonung und Stütze vorgetragen." In den Theatern liefen "immer noch erstaunlich wenig neue Stücke, neue Ideen, die Revolution bleibt aus, weil sie vielleicht nicht funktionieren kann. Sie sehen mich ratlos. Frustrandale."
Sibylle Berg kann nicht verstehen, "wie selbstreferentiell viele Theaterschaffende um sich kreisen und alle anderen Kunstformen ausblenden". Es kämen auf "zweihundert verzweifelt langweilige Theaterabende ungefähr fünf, die mich für all das Elend entschädigen".
Und: "Wenn es nur darum geht, den klassischen Geschmack eines kleiner werdenden Bildungsbürgertums zu erfreuen, dann droht Stagnation und das Ende, und zwar nicht des Theaters, sondern des Staatstheaters, das es in anderen Ländern so nie gegeben hat. Spielpläne, die sich vornehmlich aus einem heteronormativen Weltbild zusammensetzen, werden einen Großteil der Kunstinteressierten bald nicht mehr erreichen", hofft sie und träumt von "Geschwindigkeit, Bildern, Tempo, Mut, so wie Generationen vor mir, die alles ändern wollten."
(wb)
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Und "die Frau" soll dann auch bittschön immer nur das demütig liebende Opfer sein, nie der gefallene Engel, welcher auch und zugleich etwas Dämonisches an sich hat. Toll wäre es also, wenn sich auf der Bühne auch mal "die Männer" ausziehen und/oder aufopfern würden, wie z.B. gerade bei Jan Fabre am HAU gesehen. Der göttlichen Gnade bedürftig sind wir sowieso alle. Und damit kann und muss man/frau spielen dürfen. Soll heissen: "Wir Frauen" fürchten nicht den Tod, vielmehr fürchten wir die medial/politisch/theatral inszenierte Scham.
frauen und männern in praxis(als kriterium der realität gegenüber
jeglichen theorien) in unserer "wirklichkeit"?
zu lange und vergebens hat mann darauf gewartet!
@ elias: Wenn ich mich zwischen der aktuellen Frau im Kanzleramt und Frauen in Friedrichshainer Cafés entscheiden müsste, würde ich die Frauen in den Friedrichshainer Cafés wählen. Oder anders formuliert: Nichts zu tun ist immer noch besser, als das für die Gesellschaft bzw. politische Gemeinschaft Falsche zu tun. Sie stehen also auf Größe und Titel? Sie erkennen nur die Leistung von Nobelpreisträgerinnen an? Was haben Sie gegen die Genderforschung? Wollen Sie das Mutterkreuz zurück? Ein Theater zu leiten und für große Zeitungen Texte zu schreiben, das bleibt vielen nicht so privilegierten bzw. schicksalshaft benachteiligten Frauen in dieser Gesellschaft leider verwehrt, auch wenn sie es gern wollten. Bücher kann man auch nur verfassen, wenn man den entsprechenden, finanziellen Background hat. Sie stehen auf hübsche Pilotinnen? Sie stehen auf volatile (Geld-)Werte? Warum sind die meisten Möbelpacker Männer? Und wieviele Frauen wohnen in Dachgeschosswohungen? Sie wollen stöhnende, schreiende, schwitzende Frauen? Sie wollen Frauen, die sich aufopfern und leiden? Nein, danke. So nicht.
hier ein paar zahlen und fakten:
von 111 theatern in deutschland werden 14 von intendantinnen geleitet (stand: 2011/12, quelle: spielplan deutschland).
das durchschnittliche jahreseinkommen von frauen im bereich darstellende kunst sind im durchschnitt um ein drittel niedriger als das der männer (quelle: ksk - gilt für selbständige, zahlen für angestellte an theatern suche ich leider vergeblich).
"Konkurrenz der Netzwerke
Reinhard Jellen 12.04.2013
Interview mit Günter Buchholz über die Frauenquote, Gender-Mainstreaming und postmoderne Soziologie. Teil 2
Die Frauenquote wurde als politischer Kompensationsmechanismus gegen die Unterrepräsentanz weiblicher Arbeitskräfte in bestimmten Bereichen der Wirtschaft konzipiert. Resultat ist jedoch nach Günter Buchholz kein emanzipatorisches Projekt, sondern ein raffinierter Selektionsmodus, der nicht nur von grundlegenderen Konflikten in der Gesellschaft ablenkt, sondern Frauen aus den gehobenen sozialen Segmenten weiter privilegiert und dabei die Männer massiv benachteiligt."
Quelle: http://www.heise.de/tp/artikel/38/38845/1.html
Lauthals natürlich auch mal wieder SPIEGEL und darin Frau Berg ! Schon eine Sichtung der breit gestreuten Auswahl der bei nachtkritik de. besprochenen Theater-
sachen unterschiedlichster Artung gibt ganz andere Quoten her als die von Frau Berg genannte: Reist sie so viel überhaupt quer durchs Theaterland, derlei Statements fundiert geben zu können ?? Auch scheint ihr entgangen zu sein, daß, wo die Mitte, das Mittelmaß wegfallen, ein ganzes Kontinuum verschwindet, letztlich auch die Höchstleistungen verflachen und irgendwann ganz ausbleiben. Werner Schneyder hat einen solchen Befund einmal sehr schön für die Österreichische Fußballnationalmannschaft aufgemacht. Mir scheint es, daß es in summa fast egal ist, ob ich das Theater betreffend beim SPIEGEL oder beim KICKER vorbeischaue:
eher sogar 0:1 für den Kicker !
Und wissen Sie, was ich mich manchmal frage. Ob der folgende Ausspruch von Alexander Scheer in Castorfs "Meine Schneekönigin" eigentlich der ostdeutschen Realität entsprach/entspricht oder nicht. "Nie mehr minderwertig", das sächselt Scheer am Ende von "Meine Schneekönigin". Woher kommt das jetzt? Henne oder Ei?
Genau. Proll ist ein Wort, mit dem man ausgrenzt. Genauso, wie man mit dem Wort Bildungsbürger ausgrenzt. Die Vorurteile liegen dann wohl auf beiden Seiten. Können wir nicht auch mal vorurteilsfrei aufeinander zugehen? Das heisst ja nicht gleich, dass wir uns sexuell nötigen müssen.
Was meinen Sie mit "Partygedöns"? Und warum dieses "Bin ich aus Fenster jefalln..."? Ich verstehe Sie nicht.
Da unsere Frau Sibylle tatsächlich Frau Sibylle heißt, und zwischen zwei Theaterstücken und ein paar Büchern auch noch Zeit für die Prophetie hat, dürfen wir das nun im Onlinezeitalter wöchentlich lesen, was sie so umtreibt, oder ihr, wie Herr Stadelmaier (auch so eine Art Prophet am Theater) es sagen würden, durch die Rübe rauscht. Vielleicht sollte Frau Sibylle tatsächlich mal was rauchen. Das entspannt ungemein, wenn man mal wieder gerade kurz vor der Frustrandale steht. Oder, auch eine Möglichkeit, Herrn Stadelmaier fragen. Dann werden die Orakelsprüche zwar auch nicht hellsichtiger, aber höchst wahrscheinlich lesbarer. Und so bleiben wir bis dahin ebenso ratlos, wie Frau Sibylle selbst, und schauen in das Grab, das sich da aufgetan hat und alles zu verschlucken droht. Das gute alte Stadttheater samt halbnackten Schreihälsen, die rumstehen, rumlaufen oder gute Texte in guter Betonung aufsagen und natürlich den vielen Textarbeitern, die an ihrem „heteronormativen Weltbild“ meißeln. Und Frau Sibylle, als leidende Frau und hin- und hergerissene Autorin, immer mittendrin im Strudel der schier unendlichen Kunstformen und -begriffe, die doch keiner begreift. Zwischen Skylla und Charybdis, René Pollesch und She She Pop, klassischem Bildungsbürgertum und freier Gruppe.
Geschwindigkeit, Bilder, Tempo, Mut, alles zu ändern. Wer will das schon, wenn es Texte wie diesen gibt, den man ohne ganz in Rage zu verfallen, zusammenfalten und als Papiertiger zu den Akten legen kann. In die Abteilung für Schriften aus der Grotte. Sie wissen schon, da wo die Sibylle wohnt. Und jetzt? Worum ging es eigentlich? Was war das noch? Stein und Zadek, Nackte und Schreihälse? Inga Stade und IM Lustig? Oder etwa die Revolution am Theater? Sagte ich schon, dass ich ratlos bin? Ich weiß nur eins: Hallimasch macht Heil im Ar… Und jetzt raten Sie mal, wo das der Regelfall ist. Oder fragen Sie Frau Sibylle.
Es gibt Frauen, die haben den Kopf eines Mannes.
z.B. der Relativitätstheorie.
(Albert Einstein)
Die große Frage, die ich trotz meines dreißigjährigen Studiums
der weiblichen Seele nicht zu beantworten vermag, lautet:
"Was will eine Frau eigentlich?"
(Sigmund Freud)
Die meisten Frauen setzen alles daran, einen Mann zu ändern,
und wenn sie ihn dann geändert haben, mögen sie ihn nicht mehr.
(Marlene Dietrich)
Vermutlich hat Gott die Frau erschaffen, um den Mann kleinzukriegen.
(Voltaire)
"Da sagte der Mensch: Diese endlich ist Gebein von meinem Gebein und Fleisch von meinem Fleisch; diese soll Männin heißen, denn vom Mann ist sie genommen. Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhängen, und sie werden zu EINEM Fleisch werden. Und sie waren beide nackt, der Mensch und seine Frau, und sie schämten sich nicht."
Abgesehen davon, dass ich als Frau es komplett daneben finde, dass die Frau nur aus der Rippe des Mannes geschnitzt sein soll, geht es in dieser Textstelle um die Liebe zwischen Mann und Frau und nicht um den Koitus! Also echt jetzt mal, manchmal könnte man/frau wirklich verzweifeln an der Begriffsstutzigkeit der männlichen Spezies. Und sagen Sie mal, merken Sie denn gar nicht, dass da kein Feuer zwischen uns ist?!
Männer: Eine an Liebe arme Gattung.(Henry de Montherlant)
@38: ... was nich boulevard ist, sondern Trivial, bitte der herr, die Dame!
"Produkt seien die Fingerspitzen selbst (nämlich die Evolution), dann die 'Handlichkeit', ergänzte er [Joseph Vogl]. So etwas kommt als Bedürfnis in die Welt, weil es im Alltag sonst keine Handschmeichler und überhaupt wenig Sinnlichkeit gibt. Der Mangel ist der Produzent." (Alexander Kluge)
Und daran erkennen Sie bereits die Perversion des kapitalistischen Systems. Wir kommunizieren nur noch über und mit Maschinen, anstatt mit unseren eigenen Händen etwas herzustellen. Sinnliche Liebe zwischen zwei Menschen ist etwas anderes als der bloß voyeuristische Konsum.
Ich kenne Sie nicht, ich weiss nicht, wer hinter Ihren Worten steckt. Sie könnten sich hier als einen ganz anderen konstruieren, als der, welcher Sie in der Realität sind. Warum also sollte ich Ihnen auf Ihre aufdringliche Annahme antworten, ich wolle mit Ihnen ins Bett? Aus welchem meiner Signale heraus schließen Sie das? Na, sehen Sie, der Computer ersetzt eben doch nicht die menschliche Begegnung.
Frauen als Produktionsinstrumente finde ich auch nicht gut. Frauen, deren Koch-, Kindererziehungs-, Putz- und Sexdienste mann genauso gut outsourcen könnte. In der BRD der 50er Jahre nannte man das "Hausfrauenehe". Aber verschweigen wir mal nicht, dass es auch in der DDR nicht viel anders war. Auch da mussten die Frauen meist noch zusätzlich die Hausarbeit übernehmen, auch wenn sie - aufgrund des besseren Ausbaus der Kinderbetreuungsmöglichkeiten - arbeiten gingen. Stimmt doch, oder?
Und übrigens, was ich lesen sollte, das überlassen Sie mal schön mir selbst. Frauen können eigenständig denken, schon vergessen? (...)