Weg damit!

New York, 18. Mai 2013. Im Zusammenhang mit der Konferenz "Theater und Netz" wurde u.a. gefordert, aus Theatervorstellungen heraus zu twittern. Dass die Idee, den aktiven Gebrauch von Mobiltelefonen und Smartphones in Theatern zu erlauben, entschiedene Gegner hat, dürfte klar sein.

In New York City hat jetzt ein Theaterkritiker von sich reden gemacht, der während der Vorstellung das Handy seiner Sitznachbarin aufgrund anhaltenden Gebrauchs bei laufender Vorstellung Richtung Ausgang geworfen hatte. Auf www.playbill.com schildert der betroffene Kritiker Kevin Williamson den Vorfall folgendermaßen:

"'I asked her politely if she'd put [her cell phone] away because it was distracting, and her response was, 'So don't look.'' After a back-and-forth argument, Williamson grabbed the patron's cell phone and tossed it across the room – aiming for the exit." Kurz nach seinem Eingriff wurde Williams also von der Security aus dem Saal verwiesen: "The angered theatregoer slapped Williamson and 'stormed out', crossing directly in front of the action (...). 'Maybe ten minutes later' Williamson continued, 'the security guy came and got me, and that was that.'"

(www.playbill.com / ape)

Kommentare  
Handys im Theater: thanks
thanx, mister wiiliamson, real good action ...
Handys im Theater: erleuchtete Gesichter
Auf der Bühne kann man sehr gut die erleuchteten Gesichter sehen welche verstohlen auf den Bildschirm schauen. Als Zuschauerin nervt es mich auch wahnsinnig. 100 Minuten nicht auf sein Telefon schauen zu müssen, müsste doch drin sein.
Handys im Theater: Ehren-Tony
Ich bin dafür, Herrn Williamson einen Ehren-Tony zu verleihen!
Handys im Theater: Not zu Tugend
Oder aus Not Tugend machen, siehe werkgruppe2 in Göttingen am DT:

http://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=7923:rotlicht-eine-dokumentarisch-musikalische-milieustudie-im-deutschen-theater-goettingen&catid=332&Itemid=100079
Handys im Theater: paar Vorschläge zur Güte
Der Impuls, aggressiv auf Menschen zu reagieren, die die Konventionen im dunklen Zuschauersaal sprengen, kann ich nachvollziehen. Ich habe oft genug in Repertoirevorstellungen gesessen, um zu wissen, was da alles möglich ist. Allerdings hilft manchmal auch ein kleiner Perspektivwechsel, um sich wieder abzuregen. Wir alle wollen doch, dass nicht nur Bildungsbürgerkinder im Parkett sitzen, oder? Was ist aber, wenn ich in einer Schiller-Inszenierung hocke und es mir fürs Verständnis des Geschehens da oben essentiell erscheint, was eigentlich Kabale heißt oder warum die immer von einer Zeitung reden, aber niemand in einer blättert? Muss ich mir dann wirklich handschriftliche Notizen machen und auf Aufklärung nach Ende der Vorstellung hoffen? Oder wenn ich des Deutschen zwar mächtig bin, es aber nicht perfekt beherrsche: Ist es dann wirklich besser, meinen Mitgeher flüsternd nach einem Wort zu fragen als fix bei leo.org zu schauen? Oder vollkommen den Faden zu verlieren? Ich würde sogar noch weiter gehen: Wenn ich mich in einer Inszenierung langweile und die Lichverhältnisse es hergeben, blättere ich schon mal (geräuscharm, klar) im Programmheft in der Hoffnung auf eine Erklärung für das, was das auf der Bühne da soll. Warum nicht elektronisch ein Literatur- oder Theaterlexikon anzapfen?
Technikfeindlichkeit kann doch nicht der Weg sein. Eher (technische) Lösungen für technische Probleme: abgedunkelte / weiterentwickelte Displays, Handyplätze am Rand, ein generelle Diskussion über gegenseite Rücksichtnahme (berauschtes Sekt-Gekicher nach jedem Satz auf der Bühne ist mitunter anstrengender als jedes Gequatsche).
Handys im Theater: Geltungsdrang per Mobiltelefon
Wer im Vorfeld einer Vorstellung nicht in der Lage (geschweige denn willens) ist, sich zumindest rudimentär über das zu informieren, was ihn erwartet, der möge doch bitte seine Mitmenschen nicht als Theater"zuschauer" belästigen, sondern sich gegebenenfalls eine Inszenierung im Fernsehen ansehen.

Man hat es auf der Bühne mit lebendigen Menschen zu tun und ich halte es für eine Respektlosigkeit, seine Mitmenschen oben wie unten im Theater auf diese Art und Weise zu belästigen.

Eigentlich sollte man erwarten können, dass der deutsche Bildungsapparat in der Lage ist, den Schülern im Zuge der Vermittlung des unabdingbaren Abitur- bzw. Schulwissens beizubringen, was ein veraltetes Wort für Intrige ist. Weiterhin gehe ich nicht davon aus, dass ein Nichtbildungsbürgerkind der aktuellen RTL-Generation freiwillig einen Schiller-Schinken wie "Kabale und Liebe" besuchen wird...

Wer aus freien Stücken in's Theater geht, sollte in der Lage sein, sich 60 bis 600 Minuten mit dem zu konfrontieren, was auf der Bühne vor sich geht. Wem das irgendwann zu langweilig wird, der kann schließlich auch einfach gehen und muss seine Mitmenschen nicht durch seinen, per Mobiltelefon zur Schau gestellten, Geltungsdrang belästigen.
Handys im Theater: erscheint mr unplausibel
Ich würde Ihnen Recht geben - wenn ich denn auch glauben könnte, dass es bei den Handy-Benutern tatsächlich darum geht, tieferes Verständnis für die Aufführung zu "ergoogeln", wie sie suggerieren. Aber warum nur erscheint mir das so unplausibel?
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