Presseschau vom 1. Juli 2013 - Gerhard Stadelmaier liest die Uraufführungspläne der kommenden Saison
Beabeiteritis und Projekteritis
1. Juli 2013. Gerhard Stadelmaier hat für die Frankfurter Allgemeine Zeitung (1.7.2013) mal wieder, wie er es jeden Sommer zu tun pflegt, in die Spielpläne der Theater geblickt und dabei insbesondere sein Augenmerk auf die Uraufführungen der kommenden Saison gelegt. Er hat bedenkliche Tendenzen ausgemacht: "Es herrscht offensichtlich hektischer Betrieb tagespolitischer Wilderei in Problemzonen, in denen jeder, der will und gerade greifbar ist (ob Polizist, Nutte, Richter, Demenzkranker oder NSU-Betroffener) vom Theater ge- und verbraucht wird, das jedwede Sein- und Schein-Schranke niederreißt und dem Laien gern Tür und Tor öffnet – außer dass bei solchen Projekten selbstverständlich die Regisseure auf ihren Profi-Lohn pochen. Das Theater magert ab. Es wird zur Dokumentarstation. Und treibt sich das Spiel aus."
Zugleich verkämen die Theaterverlage, die sich nicht zuletzt im Auftrag der Dramaturgen um die Besorgung von Film- oder Romanrechten kümmern sollen, "in dem Maße zur reinen Agentur, in dem die Theater episch verfetten. Aber dramatisch abmagern. Das Nachsehen hat der Stückeschreiber. Er wird förmlich zermahlen. Zwischen zwei Seuchenmühlsteinen. Seit vielen Spielzeiten schon. Einerseits zwischen der Bearbeiteritis, andererseits der Projekteritis der Theater." (wb)
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