Fremdes vertraut machen

Hannover, 1. Juli 2013. Von 2015 an wird das Festival Theaterformen, dessen 14. Ausgabe gerade in Hannover zu Ende ging, unter neuer Leitung stehen. Anja Dirks, die 2008 zur künstlerischen Leiterin der Theaterformen berufen worden war, wird nach Ablauf ihres Vertrags aus persönlichen Gründen nicht weiter zur Verfügung stehen und stattdessen in Basel als freie Dramaturgin und Kuratorin tätig sein, wie das Festival heute mitteilte. Die nächste Ausgabe der Theaterformen, die 2014 in Braunschweig stattfindet, wird jedoch noch von Anja Dirks kuratiert.

dennewald dirks fototheaterformenMartine Dennewald (links) und Anja Dirks
© Theaterformen
Ihre Nachfolge wird 2015 Martine Dennewald antreten, die derzeit gemeinsam mit Marcus Droß und Martina Leitner das Frankfurter Künstlerhaus Mousonturm interimistisch leitet. Die gebürtige Luxemburgerin studierte Dramaturgie in Leipzig und Kulturmanagement in London und arbeitete für verschiedene Theater und Festivals, ehe sie von 2007 bis 2011 als Schauspielreferentin der Salzburger Festspiele, bei denen sie u.a. für die Einladungen zum Young Directors Project verantwortlich war.

Die künftige Leiterin ließ sich mit folgenden Worten zitieren: "Seit über zwanzig Jahren gelingt es den Theaterformen, uns Fremdes vertraut zu machen, ohne es mit uns gleichzuschalten, und das Vertraute im Kontext des Fremden zu hinterfragen. Das Festival ist weltoffen und doch fest mit seinen Heimatstädten verbunden, in seinen ästhetischen und inhaltlichen Fragestellungen global orientiert und verliert das gesellschaftliche Potential künstlerischer Arbeit nie aus den Augen. In ihrer zeitlichen und räumlichen Dichte setzen Festivals besondere Kräfte frei: Alles ist denkbar, alles scheint möglich. Dieser Zustand fasziniert mich, und ich freue mich, die Theaterformen gemeinsam mit Team und Künstlern in diesem Sinn weiter zu entwickeln und unser Publikum ab Sommer 2015 zu überraschen."

(wb / Theaterformen)

mehr meldungen

Kommentare  
Dennewald übernimmt Theaterformen: eingeflüstert
Der Mehdorn-Effekt: Wer anderswo schon Mist gebaut hat, bietet sich für eine neue Führungsposition an. Da die Verantwortlichen nichts und niemand kennen und von der Sache nichts verstehen, greifen sie stets auf die "Namen" zurück, die ihnen von den Szene-Beobachtern und von den Seilschaften eingeflüstert werden. Und so wird das Elend perpetuiert. "Alles ist denkbar, alles scheint möglich." Das klingt nach Offenheit und verrät in Wirklichkeit Konzeptlosigkeit. Nicht alles, was denkbar und möglich ist, muss man tun. Aber warum sollte es in der Kultur anders zugehen als bei der Deutschen Bahn, bei Air Berlin oder am Flughafen Berlin-Brandenburg. Es wäre ja alles so gleichgültig, wenn das, was geringen Talenten denkbar und möglich erscheint, dem Notwendigen und Wünschenswerten nicht im Wege stünde.
Dennewald übernimmt Theaterformen: erst mal gucken
Dieser Kommentar zeugt ja auch nicht gerade von besonders tiefgehender Kenntnis der Sache. Martine Dennewald ist kundig und engagiert und hatte bisher schon aufgrund ihres Alters noch gar keine Gelegenheit, viel Schaden anzurichten. Insofern würde ich doch sagen: Erst mal angucken, wie es wird.
Dennewald übernimmt Theaterformen: immer erfolgreich
Der Mehdorn-Vergleich zeugt auch von überragender Sachkenntnis. Man klann von Hartmut Mehdorn halten, was man will, aber er war bislang in all seinen CEO-Stationen erfolgreich, ob bei Heidelberger Druckmaschinen, der Bahn oder Air Berlin. wenn Martine Dennevald die Hartmut Mehdorn der Kulturbranche (witziges Konzept :-)) ist, dann ist ja alles gut. Aber es ist ja nicht nur hier beliebter Volkssport, alles schon in grund un Boden zu reden, bevor überhaupt irgendwas begonnen wurde. Ist auch einfacher, schließlich muss man sich vor dem vorliegen von Fakten nicht mit selbigen herumärgern.
Dennewald übernimmt Theaterformen: weiter so
Hallo Martine !
Super ! Mach weiter so !
Gruß
Dennewald übernimmt Theaterformen: in aller Bescheidenheit
Immer erfolgreich? Ich habe schon geguckt, lieber Anderer, Jahr für Jahr in Salzburg, wo Dennewalds Alter kein Nachteil war. Und ich denke in aller Bescheidenheit: Reinhard Kriechbaum hatte ja so etwas von recht! Lesen Sie bitte nach: http://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=7171:young-directors-award-2012-an-gisele-vienne-ein-kommentar-anlaesslich-der-preisverleihung&catid=53:Profile&Itemid=83
Dennewald übernimmt Theaterformen: genauer recherchieren
Verehrter Herr Thomas Rothschild, mit Ihrem Verweis auf den Beitrag auf Nachtkritik (siehe unter 5.) liegen Sie falsch. Geposteter Beitrag äußert sich zu einem von Herrn Bechtolf verantworteten Young Directors Project Jahrgang.
Mit dem Abgang von Herrn Schauspieldirektor Oberender nach Berlin hat auch Frau Dennewald Salzburg verlassen, gen Frankfurt.
Was auch immer Ihnen an ihrer Nominierung nicht gefällt, Sie müssen schon genau recherchieren!
Dennewald übernimmt Theaterformen: Korrektur
Lieber Observer, Sie haben recht. Es lag nicht an fehlender Recherche, sondern an schlechter Erinnerung. In ihr flossen die Jahre des YDP, die Frau Dennewald zu verantworten hatte, mit dem vergangenen Jahr zusammen, das Bechtolf zu vertreten hatte. Mein Fehler also, dessen Korrektur mein Urteil über Dennewalds Arbeit unter Oberender leider nicht aufhebt.
Leitung Theaterformen: Chapeau
Chapeau, Martine! Ich wünsche Dir viel Erfolg!
Kommentar schreiben