Presseschau vom 16. Juli 2013 - Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung interviewt Michael Thalheimer
"Berlin wäre perfekt"
16. Juli 2013. "Wollen Sie nicht langsam mal Intendant werden?" fragt Volker Corsten zum Schluss des Gesprächs den Regisseur Michael Thalheimer, und der sagt: "Die Frage beginnt langsam für mich interessant zu werden." Allerdings: "Das Theater, die Bedingungen, vor allem der Ort: Alles muss stimmen. Für Kompromisse bin ich als Regisseur und als Mensch nicht geeignet." Da man so eine Intendanz ja für mindestens fünf Jahre unterschreibe und er kleine Kinder habe, die an Kita und Schule gebunden seien…: "Also, wenn ich wählen könnte: Berlin wäre perfekt!"
Ansonsten plaudern Thalheimer und Corsten über die Vorbereitungen zur "Jungfrau von Orleans" für die Salzburger Festspiele im besonderen ("Die entscheidende Frage bleibt für mich: was ist es in sich?") und über das Regie-Führen im Allgemeinen. Thalheimer: "Ich lache herzlich gern. Aber es zieht mich eher zur Tragödie. Und selbst wenn ich ein komisches Stück inszeniere, werde ich wohl immer das Ernste, Tragische und Verzweifelte darin suchen."
Doch er nehme auch Veränderungen an sich wahr: "Die Melancholie hält mich am Denken, das ist immer noch so. Aber (…) ich merke beim Proben, dass ich nicht mehr nur an einer eiskalten Setzung meinerseits interessiert bin, sondern den Schauspielern mehr Luft lasse und damit auch dem Publikum. Das liegt an meinem gestiegenen Interesse an Menschen, vielleicht aber auch nur daran, dass ich älter geworden bin."
Dazu, dass er die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Theater erst einmal auf Eis legt und gen Schaubühne zieht, sagt Thalheimer: "Ich möchte und muss einen neuen Eros finden."
(sd)
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eine Intendanz von thalheimer in altenburg, darmstadt oder senftenberg hätte ich spannend und antizyklisch gefunden.
das was sich thalheimer aber so wünscht und denkt, finde ich enttäuschend bei aller liebe zum regisseur thalheimer.
vielleicht auch erstmal leitung paar jahre üben, bevor ich dt-intendant werde?
Er sollte sich vielleicht lieber mal mit dem "Unwissenden Lehrmeister" von Jacques Rancière beschäftigen, anstatt SchülerInnen bzw. SchauspielerInnen seinen "Eros" aufzudrängen.