Aus anderer Perspektive

19. August 2013. In der taz (19.8.2013) berichtet Rudolf Balmer über dem Kampf für mehr Gleichberechtigung der Geschlechter im französischen Kulturbetrieb. Ein Senatsbericht habe jüngst belegt, dass fast 90 Prozent der Staatsbühnen und 97 Prozent der Konzertsäle von Männern geleitet würden. "Beim letzten Theaterfestival in Avignon hatte der Berufsverband der KomponistInnen und AutorInnen auf den bedauernswerten Zustand aufmerksam gemacht", so Balmer, und eine Delegation für Frauenrechte im Senat habe an die Aktion anknüpfend argumentiert, dass in dem bestehenden Missverhältnis eine "Form von Zensur" vorliege: "Wer Frauen den Zugang zu Chefposten verwehre, verweigere zugleich dem Publikum den Zugang 'zu einer Kulturproduktion aus anderer Perspektive'".

Gegen das Ungleichgewicht gehe nunmehr Kulturministerin Aurélie Filippetti mit Neuberufungen von Frauen auf Chefposten vor. "Damit statuiert sie zugleich ein Exempel, weil sie die seit 2002 laufenden Verträge der amtierenden Theaterdirektoren in Nizza und Nanterre, Daniel Benoin und Jean-Louis Martinelli, nicht verlängert hat"; am Pariser Musée Guimet sei die ehemalige Louvre-Verantwortliche für Islamische Kunst Sophie Makariou "anstelle des umstrittenen Olivier de Bernon" installiert worden. Diese Aktionen treffen auf Widerstand in den "etablierten Männerbastionen auf den Chefetagen", so Balmer, der u.a. Filippettis Amtsvorgänger Frédéric Mitterrand mit seiner Kritik anführt. Unabhängig von der Geschlechterfrage halte es der Regisseur Patrice Chéreau "aus Gründen der Sozialhygiene für sinnvoll, nach zehn Jahren einen Chefposten freiwillig zu räumen."

(chr)

Kommentare  
Presseschau Frankreich: wenig Ehrgeiz
...die eigentliche Meldung ist, dass 90% der Frauen überhaupt keine Führungspositionen anstreben. Von den wenigen, die es doch tun, kommen da eben weniger ganz oben an, da helfen auch keine Quoten und empörte Frauenrechtlerinnen.
Presseschau Frankreich: Grüne und Quote
@ J.A.
Das gilt vielleicht für die DAX-Unternehmen, aber für die Kultur? Und wenn, sollte deswegen alles so bleiben wie es ist? N.E.I.N.
Fragt sich nur, warum die taz da extra nach Frankreich fährt.
Die Meldung, dass die Grünen Fördergelder an paritätische Teilhabe binden wollen, scheint auch nur in Österreich angekommen zu sein.
http://diestandard.at/1376534232008/Deutsche-Gruene-fuer-Frauenquote-im-Kulturbetrieb
Presseschau Frankreich: Chéreaus Forderung
Kann mich Herrn Chereau's Forderung, Chefposten im Kunstbereich nach zehn Jahren zu Räumen nur anschliessen!
Presseschau Frankreich: Quote egal, Kompetenz nicht
@ J.A.: Die Wahrheit? Was ist die Wahrheit? Ich würde sagen, dass es immer nur um das Zwischen-den-Menschen geht, also darum, wie Menschen in sogenannten "Führungspositionen" mit sogenannten "Teammitgliedern" umgehen. Da ist es dann im Grunde auch egal, ob nun Mann oder Frau. Quote ist meines Erachtens total egal. Hauptsache, die kognitive und emotionale Kompetenz stimmt. Und dass Chefposten keine Wachtürme werden dürfen, ist auch vollkommen klar.
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