Gut fürs Image, gut fürs Vergnügen

Berlin, 4. Dezember 2013. In Berlin hat sich in den 1990ern ein kultureller Reichtum bei relativer finanzieller Armut entwickelt. Das zahlt sich als weicher Standortfaktor längst aus, schreibt Peter Laudenbach in der aktuellen Ausgabe des Berliner Stadtmagazins tip: "Gentrifizierung und steigende Mieten im Innenstadtring, der Kampf um Grundstücke und die von Spekulation, aber auch von echtem Bedarf getriebene Hausse am Immobilienmarkt – all das macht die Kreativen zunehmend nervös."

Die Frage sei nun: "Wie schützt man den Standortfaktor Subkultur? Nicht nur aus Liebe zur Kunst, die in politischen Konflikten im Zweifel wenig durchsetzungsfähig ist, sondern aus harten ökonomischen Gründen. Und wie geht das, bei begrenzten öffentlichen Ressourcen, in einer Stadt, die nicht zuletzt durch die Kultur- und Subkultur-Szene für Investoren so attraktiv ist, dass deren Immobilien-Investments genau dieser ökonomisch labilen Kultur-Szene das Wasser abzugraben drohen?"

Geld von der Stadt sei nicht zu erwarten, aber die Szene sei gut darauf trainiert, neue Überlebenstechniken zu entwickeln. "Das Radialsystem kann sich das teure Gebäude leisten, weil das Geschäft als Dienstleister für Kongresse, zum Beispiel im Auftrag von Ministerien, gut läuft. Dazu kommen neue Mischformen. Schon lange entdeckt das Theater die Clubs, wenn etwa das Staatsballett im Berghain auftritt. Umgekehrt gibt es in der Clubszene Theateraktivisten, die zum Beispiel im Kater Holzig, finanziert von Club-Einnahmen, eigene Theaterreihen auf die Beine stellen – gut fürs Image und gut fürs eigene Vergnügen."

(geka)

 

Kommentare  
Presseschau Freie Szene: Witz des Tages
Das Radialsystem kann sich das leisten ist der Witz des Tages.
Presseschau Freie Szene: Abschied von Subvention
Und der Kater schaut auf das Bier und darauf, was damit zu verdienen ist, nicht auf die Kunst. Solche Gedanken bedeuten, sich von Kultur/Kunst als öffentlich zu subventionierendes Ziel zu verabschieden. Passiert ja auch gerade.
Kommentar schreiben