Sebastian Hartmann stellt Strafanzeige gegen Enrico Lübbe und den Leipziger OB
Vorwurf Verleumdung
Leipzig, 8. Januar 2014. Sebastian Hartmann, bis Ende der vergangenen Spielzeit Intendant des Schauspiel Leipzig, hat Strafanzeige gegen seinen Nachfolger Enrico Lübbe, Oberbürgermeister Burkhard Jung und gegen Unbekannt gestellt. Das meldet das Leipziger Stadtmagazin Kreuzer auf seiner Internetseite.
Es sei zutreffend, wird Oberstaatsanwalt Ricardo Schulz, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Leipzig, in der Meldung des Kreuzer zitiert, "dass durch den ehemaligen Intendanten des Schauspiels Leipzig Sebastian Hartmann ein Strafantrag wegen des Vorwurfs der Verleumdung zum Nachteil des Sebastian Hartmann gegen den derzeitigen Intendanten des Schauspiels Leipzig Enrico Lübbe und den Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung gestellt worden ist." Anlass der Anzeige Hartmanns seien die Äußerungen Lübbes und Jungs über die angebliche Verantwortung Hartmanns für ein Defizit am Schauspiel Leipzig. Lübbe und Jung haben dem ehemaligen Intendanten vorgeworfen, bei seinem Abschied im Juli 2013 ein Minus von rund 400.000 Euro hinterlassen zu haben.
Darüber hinaus habe Hartmann Anzeige gegen Unbekannt erstattet, wird der Sprecher der Staatsanwaltschaft in der Kreuzer-Meldung weiter zitiert: und zwar mit dem Vorwurf, "dass die Daten zum wirtschaftlichen Ergebnis der Intendanz Hartmann im Jahr 2013 [...] bewusst zu dessen Nachteil manipuliert worden sein müssen, da sie die nach Auffassung des Anzeigeerstatters tatsächlichen Ergebnisse nicht zutreffend wiedergeben würden." Die Staatsanwaltschaft ist laut Kreuzer derzeit mit der strafrechtlichen Prüfung beschäftigt.
(Kreuzer / sle)
Mehr zum Thema auf nachtkritik.de:
Leipziger Defizit soll extern geprüft werden – Meldung vom 20. Dezember 2013
Zu den Umständen des 400.000-Euro-Defizits am Theater Leipzig – Report von Matthias Weigel
Wir halten Sie auf dem Laufenden
Wir sichten täglich, was in Zeitungen, Onlinemedien, Pressemitteilungen und auf Social Media zum Theater erscheint, wählen aus, recherchieren nach und fassen zusammen. Unterstützen Sie unsere Arbeit mit Ihrem finanziellen Beitrag.
mehr meldungen
meldungen >
- 17. April 2024 Autor und Regisseur René Pollesch in Berlin beigesetzt
- 17. April 2024 London: Die Sieger der Olivier Awards 2024
- 17. April 2024 Dresden: Mäzen Bernhard von Loeffelholz verstorben
- 15. April 2024 Würzburg: Intendant Markus Trabusch geht
- 15. April 2024 Französischer Kulturorden für Elfriede Jelinek
- 13. April 2024 Braunschweig: LOT-Theater stellt Betrieb ein
- 13. April 2024 Theater Hagen: Neuer Intendant ernannt
- 12. April 2024 Landesbühnentage 2024 erstmals dezentral
neueste kommentare >
-
Wasserschäden durch Brandschutz Rechnung
-
Medienschau Dt-Defizit Mitarbeiterrücken
-
ja nichts ist ok, Berlin Danke, Fabian!
-
Medienschau Hallervorden Stereotyp und einseitig
-
Olivier Awards 2024 Wunsch
-
Wasserschäden durch Brandschutz Es dauert
-
Wasserschäden durch Brandschutz Fragen eines lesenden Laien
-
TheatreIST-Festival Türkei Toller Bericht
-
Rücktritt Würzburg Nachtrag
-
Leser*innenkritik Anne-Marie die Schönheit, Berlin
nachtkritikcharts
dertheaterpodcast
nachtkritikvorschau
Endlich!!!!!
Ich finde es richtig, dass Sebastian Hertmann sich wehrt. Dennoch: alles so peinlich!
Die ganze Geschichte ist
Bemerkung: Einen schlechteren Start für eine Intendanz hat wahrscheinlich noch niemand hinbekommen. (Gibts dafür einen Preis?) Lübbe könnte einem fast leid tun, aber natürlich nur fast. Er wollte den Job, er hat ihn bekommen, jetzt muss er ihn machen.
Mutmaßung: Vielleicht hat sich das Theater auch einfach nur bei den Kosten des Intendantenwechsels verschätzt. Waren die zu zahlenden Abfindungen kalkuliert? Waren die Kosten für vorzeitige Engagements kalkuliert (Vorproben / Vorbereitungszeit)? Waren die Kosten für das Marketing kalkuliert, die sicherlich im Vergleich zur Spielzeit davor deutlich gestiegen sind?
(P.S.: Und hängt Euch jetzt bitte nicht "am großen Künstler" auf. Hartmann hat tolle Abende gemacht, für die wir ihm dankbar sein sollen. Dieses Niveau soll Leipzig erstmal halten, eh es Töne spuckt. Aber keine Frage: es gibt sicher größere Künstler.)
weiß eigentlich jemand, wie es mit hartmann weitergeht, ob und wo und wann er hoffentlich bald weiterinszeniert? ob er auf dem niveau von "krieg und frieden" bleibt oder das sogar nochmal toppt?
(Werte/r User, Sebastian Hartmann inszeniert zum Beispiel im Februar "Der Löwe im Winter" am Deutschen Theater Berlin. mw)
wäre der unterhaltungs- u. spannungswert DIESER posse auch mal auf hartmanns und lübbes bühne IM theater zu erleben...
aber nein...das größte theater machen beide nur privat, außerhalb der bühne... (...)
Der "Trinker" mit Finzi am Gorki-Theater Berlin war auch sagenhaft gut: wie der langsam die Kontrolle über sich verliert. Hab nie wieder sowas Existenzielles gesehen.
Der "Große Marsch" in Leipzig (!) IST immer noch gut.
Das einzige Hartmann-Stück, das von Lübbe übernommen wurde.
Läuft Sonntag Abend wieder. Äußerst empfehlenswert!
Ich glaube dieser Vorgang hat gar nichts singuläres. So, oder so ähnlich hat es sich in einigen deutschen Städten abgespielt. Das soll es jetzt nicht klein machen aber Intrigen, Manipulationen, das Stadtblättchen das kräftig mit mischt, der Kulturausschuss, ach eben das ganze Programm. Die Empörung ist halt groß, zum Glück.
Ansonsten, wenn sich so eine Stadt mal entschieden hat einen Intendanten fertig zu machen, machen sie es doch sehr ähnlich.
Als "Neu Leipziger" scheinen Sie sich an die Zustände in Leipzig erst gewöhnen zu müssen. Ihr Idealismus (oder ist es Naivität?) in Ehren, aber ich schätze, in spätestens einem halben Jahr denken und schreiben Sie anders über die Schilda, sein selbsternanntes Bürgertum, seine Politik und seine Presselandschaft.
Es darf doch wundern, dass ein Journalist der Welt, so wie vorher schon einer der Süddeutschen Zeitung, keine Probleme dabei hat, den Sachverhalt um die jetzige Strafanzeige lückenlos und dabei nicht einmal tendenziös zu recherchieren und für seine LeserInnen aufzubereiten - und dass andererseits die Leipziger Volkszeitung nicht über kurze, nebulöse Wasserstandsmeldungen hinauskommt, die dazu noch den Eindruck erwecken, als gehe hier jemand (Hartmann) unverhältnismäßig vor, so als wolle er "nur" seine Haut retten. Es ist ein Grauen um dieses Blatt. Ich würde mir wünschen, dass besagte überregionale Zeitungen eine Causa LVZ, die es in dieser Angelegenheit irgendwie auch gibt, auch einmal recherchieren. Oder hackt da eine Krähe der anderen ......?
Du bringst unser Dilemma hier fein zum Ausdruck: Wir, die Freie Szene, jaulen immer über zu wenig Geld. Du brichst jetzt hier in Angstschweiß aus beim Gedanken an zukünftige Budgetverhandlungen. Aber genau das ist doch unser Problem! Wir wollen von denen, die uns verarschen, gefüttert werden, um uns dann, mit wie viel Zuschuss auch immer, weiter als "frei" und autonom zu bezeichnen. Wir sind UNABHÄNGIG? Das ist, wenn man dem Sublogo glauben darf, die BILD auch. Ich will sagen: Unser Selbstbild von Freier Szene bedient doch auch nur das Klischee von Freier Szene. Wir sind der zahnloseste Wolf in der Kulturlandschaft von Leipzig. Wir sacken ein paar erbärmliche Euros aus dem Rathaus ein - und halten dann wieder schön die Fresse. So ist das doch! Machen wir uns da doch nicht größer als wir sind! Wir spielen das Spiel, das Zustände wie die jetzigen zulässt, doch selber mit. Wir lassen doch mit uns machen, was DIE wollen. Sind wir also wirklich "frei"? Wenn wir so frei sind, warum gehen wir gegen die jetzigen Zustände nicht auf die Barrikaden, wenn wir doch so frei und sowieso unterversorgt sind? Wir schon halt kein Reißzahn, wir sind ein Zahn im Rad dieser schmierigen Maschinerie. Also hör´ auf zu heulen! Fang an zu schreien!
Vielleicht könnte man auch mal recherchieren bzw. darstellen (bekannt ist es eigentlich), warum die Leipziger Oper so bedeutungslos vor sich hin dümpelt und warum ein Provinzdirigent (Schirmer) dort eine teure Belanglosigkeit nach der anderen verzapfen muss, obwohl man doch einen sehr sehr teuren Weltklassedirigenten (Chailly) als Gewandhauskapellmeister in der Stadt hat, dessen Arbeit überregional kein Mensch wahrnimmt.
«Der amtierende Burgtheater-Direktor Hartmann sagt, er habe schon ein Defizit vom vorherigen Direktor geerbt. (...)
Darauf der vorherige Burgtheater-Direktor Nikolaus (Klaus) Bachler schäumend: Ja wie kommt denn der Herr Hartmann dazu? Dass Herr Hartmann ein Defizit geerbt hat, das muss er mir erstmal beweisen, das wird ein böses Nachspiel haben." ...
(auf der nachtkritik-Presseschau zu den jüngsten Umtrieben zur Entlassung der Kaufmännischen Direktorin am Wiener Burgtheater)