"Eine europäische Niederlage"

31. Januar 2014. "Dieser ganze Maidan, diese ganze ukrainische Revolution, auf Fotografien, im Fernsehen und im Netz wirkt sie wie ein Fantasy-Film, vermischt mit einer katastrophischen Erzählung aus der Zukunft", schreibt Andrzej Stasiuk in der Welt (31.1.2014).

Keine Landkarte sei in der Lage, die Einsamkeit zu ermessen und darzustellen, in der sich die Ukraine in diesem Winter befinde.

"Als 2004 auf dem Maidan die Orange Revolution stattfand, herrschte ein Freudenfest, obwohl der Winter ebenso hart war", so Stasiuk. "Heute dagegen, da es wirklich gefährlich ist, da ein echter und nicht nur ein karnevalesker Kampf stattfindet, da Blut fließt und Menschen gefoltert werden, legt sich Stille über den Maidan von Kiew."

Europa wolle nicht zur Kenntnis nehmen, dass die Werte, die es vertritt ("oder vertrat?"), auch jenseits seiner nominalen Grenzen vertreten werden. "Europa zittert geradezu vor solchen Situationen, denn sie bringen nur Ärger. Europa macht sich klein, schrumpft, versteckt sich hinter der Gardine. Wie besessen zählt es Gewinne und Verluste." Europa sterbe aus Angst um seinen Besitzstand. "Aus Angst um seine widerliche Ruhe, seinen obszönen Wohlstand, seine ekelhafte Selbstzufriedenheit."

"Der ukrainische Winter 2014 ist eine europäische Niederlage."

(Welt/sd)

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